Ausstellungsorganisation

Hallo Wissende,
ich werde demnächst eine Arbeit antreten, wo ich u.A. die Aufgabe
haben werde die großzügigen Räumlichkeiten eines Cafés als
Ausstellungsort für lokale freischaffende Künstler zu etablieren.

Wer kann mir Anregungen zum Ablauf geben, gerne auch Literaturtips:
Wie verhält es sich üblicherweise mit der Finanzierung? Ich möchte
eigentlich nicht eine Provision von Verkäufen haben und ein Teil der
Werbung kann über die ohnehin geschalteten Anzeigen und auf der
Website ohne zusätzliche Kosten veröffentlicht werden. Aber wie
verhält es sich bei der Vernissage - wer zahlt Essen, Getränke,
Einladungen und eventuell Live Musik? Ist es dem Künstler zuzumuten
dies zu übernehmen, teilt man sich das?
Wie sind die Bilder gegen Diebstahl oder Beschädigung versichert?

Für Antworten und Anregungen wäre ich sehr dankbar!
Viele Grüße
Chili

Hallo Chili,

ich werde demnächst eine Arbeit antreten, wo ich u.A. die
Aufgabe
haben werde die großzügigen Räumlichkeiten eines Cafés als
Ausstellungsort für lokale freischaffende Künstler zu
etablieren.

schöne Aufgabe, aber nervenaufreibend

Wer kann mir Anregungen zum Ablauf geben, gerne auch
Literaturtips:

Literatur dazu weiß ich nicht.
Kann nur aus eigener Erfahrung als Ausstellende sprechen. Also sozusagen die Gegenseite, mit der Du künftig arbeiten wirst

Wie verhält es sich üblicherweise mit der Finanzierung? Ich
möchte
eigentlich nicht eine Provision von Verkäufen haben und ein
Teil der
Werbung kann über die ohnehin geschalteten Anzeigen und auf
der
Website ohne zusätzliche Kosten veröffentlicht werden.

wenn Du keine Provision nehmen möchtest, ist das Deine Sache (was denkt Dein Arbeitgeber???)
Üblich sind zwischen 20% und 30% Prozent

Aber
wie
verhält es sich bei der Vernissage - wer zahlt Essen,
Getränke,
Einladungen und eventuell Live Musik?

in einem Café ist es im Normalbetriebh allgemein üblich, dass die Gäste zahlen. Wie bitte willst Du denn den zufällig hereinschneienden Normalbürgern erklären, dass sie heute nicht zahlen müssen. Oder nur sie zahlen müssen; bzw. dass nur bestimmte Angebote (Sekt, O-Saft, Wasser - keine Snacks, kein Kuchen) zur Verfügung stehen.

Deshalb sind Vernisagen in Gaststätten gerne geschlossene Veranstaltungen, nur für geladene Gäste und finden in der Regel außerhalb der normalen Öffnungszeiten statt.

Kannst Du das nicht so halten, gilt: ein Café ist ein Café ist ein Café.
Ihr bietet Euer Normalangebot an. Wer was will, zahlt.

Auch hier noch: was will Dein Arbeitgeber???

Soll die Vernisage nur für geladene Gäste gelten, kannst Du/der Cafébetreiber mit dem Künstler die Übernahme bestimmter Kosten vereinbaren.
So in etwa wie: Sektempfang für 60 Gäste kostet Summe X. Würde ich aber schriftlich machen und vorher, zur Vermeidung von Mißverständnissen hinterher.

Ist es dem Künstler
zuzumuten
dies zu übernehmen, teilt man sich das?

natürlich teilt man das mit!
Ich frage sogar freiwillig vorher - ich will schließlich wissen, ob ich mir die Ausstellung überhaupt leisten kann. Künstler haben meist auch noch Transportkosten, Anreisekosten usw.
Und die wenigstens leben von der Kunst.
Sind sie allerdings so berühmt/dick im Geschäft, mach Dich darauf gefasst, dass der Künstler für seine Ausstellung/seine Anwesenheit bei der Vernisage ein ordentliches Honorar von Dir will.
Und dass so ein bisschen Billig-Werbung, wie von Dir angedacht, ihm kaum genügen wird.

Wie sind die Bilder gegen Diebstahl oder Beschädigung
versichert?

der Künstler kann es selbst tun - was er in der Regel ablehnen wird. Solche Versicherungen sind ziemlich happig.
Der Veranstalter sollte vorher seinen Rechtsberater konsultieren, der ihm zweifellos raten wird, jede Haftung für Beschädigung/Diebstahl/Zweckentfremdung im Ausstellungsvertrag mit dem Künstler von vornherein auszuschließen.

Ein Vertrag zwischen Veranstalter und Aussteller sollte ohnehin von einem Juristen formuliert werden. Kostet einmal und spart mit Glück mehrmals Ärger.

Überdies: Verkäufe aus dem Ausstellungsgut sollten von Dir höchstens vermittelt, keinesfalls abgewickelt, vorfinanziert oder sonst wie gedeichselt werden.
Hüte dich! Nichts schlimmeres, als Kunden, die das Erworbene dann doch nicht, nicht mehr oder anders haben wollen. Damit belaste den Künstler, nicht Dich!

Für Antworten und Anregungen wäre ich sehr dankbar!

kauf Dir ein Buch über Entspannungstechniken, bzw. belege einen VHS-Kurs.
Vernisagen und Künstler kosten Nerven

viele Grüße
Geli

Viele Grüße
Chili

Hallo Geli,
Obwohl ich nichts mit Ausstellungsorganisation zu tun habe, habe ich höchstinteressiert Deinen Beitrag gelesen. Und weil es mir so gut gefiel, hast Du ein Sternchen von mir erhalten.
Liebe Grüße und Danke!
Helena *die vom Vornerein ein gesteigertes Interesse hat an alles was sich mit Kunst befasst*

Helena *die vom Vornerein ein gesteigertes Interesse hat an
alles was sich mit Kunst befasst*

leider schließt das wohl die deutsche sprache aus. ansonsten gebe ich dir aber recht und geli ein sternchen.

a.

Hallo
und vielen Dank für Deine ausfühliche und hilfreiche Antwort - hatte
schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass sich hier jemand äußert!

Noch eine Anmerkung / Frage zur Vernissage:
Die Räumlichkeiten sind groß genug, dass man für geladene Gäste einen
Bereich vom normalen Betrieb abtrennen könnte um ihnen ein Glas
Prosecco und Snacks anbieten zu können. Also könnte man sich hier die
Kosten mit dem Künstler teilen.

Die Gaststätte hat selber etwas von der Austellung, da Besucher
kommen ,die sonst nicht da wären und es stärkt das Image eines
Kulturbetriebes.
Wenn es allerdings üblich ist, dass man 20-30 % Provision verlangt,
wäre es natürlich dumm (auch anderen Austellungsbetreiber gegenüber)
darauf zu verzichten. Eine individuelle Aushandlung ist doch auch
möglich?

Vielen Dank noch mal und viele Grüße

Helena *die vom Vornerein ein gesteigertes Interesse hat an
alles was sich mit Kunst befasst*

leider schließt das wohl die deutsche sprache aus. ansonsten
gebe ich dir aber recht und geli ein sternchen.

Nachdem ich mir überlegt was diese Aussage soll, muß ich folgendes mitteilen:

Daß man in einer Fremdsprache Fehler macht ist noch lange kein Zeichen von wenig Interesse an diese.

Ich finde -um es diplomatisch und mild auszudrücken- zumindest ungerecht und unverschämt solch eine Äußerung, zumal wenn ich kein oder wenig Interesse an diese doch schöne aber auch schwere Sprache hätte, würde ich:

  1. nicht so weit sein mit meinen Kenntnissen darüber
  2. mich nicht schriftlich äußern
  3. mich in diesem Land nicht aufhalten
  4. auf solche Unverschämtheiten gar nicht reagieren
  5. absolut kein Interesse an Kulturelles haben
  6. nicht dauernd versuchen mein Sprachniveau zu erweitern
  7. kein Wert darauf legen, daß mein eigener Sohn diese Sprache lernt und schätzt
  8. diese Sprache gar nicht lernen wollen
  9. das Kulturangebot gar nicht in Anspruch nehmen: Von der Bibliothek angefangen bis hin zu Kino, über Theater, öffentliche Vorlesungen oder Ausstellungen, uwm…

Allerdings es ist doch sonnenklar, wenn nur Leute mit solchen Äusserungen hier leben und diese Sprache verwenden würden, würde ich so viel Deutsch können wie zB. Tagalo. Und das deshalb weil mein Interesse ja wirklich null wäre. Und meine Einstellung zu den Menschen hier auch.

H.

7 „Gefällt mir“

Hi Chili,

ich werde demnächst eine Arbeit antreten, wo ich u.A. die
Aufgabe haben werde die großzügigen Räumlichkeiten eines Cafés als
Ausstellungsort für lokale freischaffende Künstler zu
etablieren.

Da kommt was auf Dich zu - gerade bei „lokalen freischaffenden Künstlern“ - hoffe, Du hast Dir Gedanken darüber gemacht, welche Qualitätsstandards Du ansetzen willst? Die Menge der „brauchbaren“ Künstler auf begrenztem Raum ist in der Regel sehr gering und die Konkurrenzkämpfe der Künstler untereinander gerade auf „lokaler“ (hier sogar im doppelten Sinne des Wortes) Ebene nicht zu unterschätzen - was häufig zum Nachteil des Ausstellers gereicht.

Wer kann mir Anregungen zum Ablauf geben, gerne auch
Literaturtips:

Man könnte sich zum Kulturmanager ausbilden lassen … aber hier geht es ja wohl mehr um kommerzielle Interessen, also weiter …

Wie verhält es sich üblicherweise mit der Finanzierung? Ich
möchte eigentlich nicht eine Provision von Verkäufen haben

Warum nicht?

…und ein Teil der Werbung kann über die ohnehin geschalteten Anzeigen und auf der Website ohne zusätzliche Kosten veröffentlicht werden.

Mh - genau hier stellt sich nämlich wieder die Frage nach einem Konzept. Wenn es nur darum geht, die Gaststätte zu dekorieren, ist das natürlich nicht notwendig und die Öffentlichkeitsarbeit kann unter „ferner liefen“ abgearbeitet werden.

Aber wie verhält es sich bei der Vernissage - wer zahlt Essen,
Getränke, Einladungen und eventuell Live Musik?

Diese Punkte dienen allein der Imagepflege des Ausstellers - damit hat der Künstler in der Regel nichts zu tun (es sei denn, er äußert ein eigenes Interesse daran) - Ausnahme: Einladungen - aber dazu später noch was.

Ist es dem Künstler zuzumuten dies zu übernehmen, teilt man sich das?

Gewöhnlich ist es so, dass der Prozentsatz aus den Verkäufen für den Aussteller davon abhängig ist, in wieweit sich der Künstler an den Kosten beteiligen muss. Also: Hoher Prozentsatz für den Aussteller = geringe Kostenbeteiligung des Künstlers, niedriger Prozentsatz = höhere Kostenbeteiligung des Künstlers. Ist auch eine Risikofrage - für den Aussteller.

Alles ist eine Frage der Vereinbarung (wie schon von anderen Postern gesagt). Die Regel bei kommerziellen Ausstellungen ist: Eigenbeteiligung des Künstlers bei der Gestaltung & Herstellung der Einladung, ggf. auch Plakate. Die Transportkosten trägt der Künstler, ebenso die Aufwendungen für die Einrichtung der Ausstellung.

Wie sind die Bilder gegen Diebstahl oder Beschädigung
versichert?

Der Künstler übernimmt die Versicherung für den Transport, der Aussteller die für die Zeit der Ausstellung - was auch sinnvoll ist. Denn was kann der Künstler dafür, wenn im Territorium des Ausstellers Gäste verrückt spielen?

Ich hab’ Dir mal einen Link für einen Mustervertrag vom BBK rausgesucht:
http://64.233.183.104/search?q=cache:cb7HQSb3gfwJ:ww…
Alles ist Verhandlungssache.
Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit obliegt dem Veranstalter (ist auch besser so, lass’ Dir da nicht von den Künstlern reinpfuschen).

Zu Deiner weiter unten ergänzenden Frage:

Noch eine Anmerkung / Frage zur Vernissage:
Die Räumlichkeiten sind groß genug, dass man für geladene Gäste einen
Bereich vom normalen Betrieb abtrennen könnte um ihnen ein Glas
Prosecco und Snacks anbieten zu können.

Die Frage ist: Wo hängen die Bilder, stehen die Skulpturen? Während einer Ausstellungseröffnung sollten alle Bereiche zugänglich sein. Auch halte ich es nicht für sinnvoll, zwei „Betriebe“ - hier: öffentliches Café - da „geschlossene Gesellschaft“ nebeneinander herlaufen zu lassen.

Also könnte man sich hier die Kosten mit dem Künstler teilen.

Nee, nochmal: die „Bewirtung“ ist Sache des „Gastgebers“, des Ausstellers, das kann man vom Künstler nicht verlangen.

Sicher fällt mir noch mehr ein… aber jetzt …

naja, kannst ja noch zurückfragen.

Gruß,
Anja