Aussterben am Ende der Eiszeit

Hallo,

am Ende der letzten Eiszeit starben große Wildtiere wie Mammut, Wollhaarnashorn, Säbelzahnkatzen und Höhlenbär aus.
Bestimmt nicht alle gleichzeitig, aber doch in kosmischen Dimensionen berechnet wohl gleichzeitig und plötzlich.

Jetzt stelle ich mir die Frage, warum starben diese vielen Tierarten nicht am Beginn einer Eiszeit aus, sondern am Ende?

Am Beginn wurde es kalt, es gab weniger Futter, am Ende jedoch plötzlich viel bessere Bedingungen.

Warum konnten sich diese Tierarten nicht an bessere Bedingungen gewöhnen, konnten aber Vereisungen über Jahrmillionen überleben?

Gruß
Lawrence

Es ist ein (weitverbreiteter) irrglaube, daß es wärend der Eiszeiten kein Futter für die Großtiere gab. Es gab genug. Wärend der Eiszeiten war es keineswegs ständig Kalt, wir müssen und das Klima eher so wie heute in Skandinavien oder Sibirien vorstellen. Im langjährigen Mittel zwar Kälter als zur Zeit, aber es gab im Sommer sehr wohl auch warme Tage, die Sommer waren sogar weitgehend Frostfrei, und Tagsüber war es oft zwischen 20 und 25 Grad warm. Also nicht so ungemütlich.
Allerings reichte die Sommerwärme nicht aus um den Boden komplett aufzutauen. Der Boden taute nur bis in eine Tiefe von 50cm auf, darunter war der Boden ganzjährig gefrohren. Und genau das war der Punkt. Nährstoffe die aus der Humusschicht durch Regen ec. ausgewaschen wurden, konnten nicht mit dem Regen versickern, sondern blieben in den ersten 50cm Boden gespeichert. Der Boden war also sehr viel Nährstoffreicher als heute.
Bäume konnten wegen der Frostschicht tiefer unten nicht wurzeln, daher blieb es bei einem eher Krautigen bewuchs. So wie heute noch in nder Tundra. Allerdings war dieser Bewuchs sehr üppig, weil es genug Wasser und Nährstoffe gab. Daher war mehr als genug Futter für die großen Wildtiere da.
Gegen Ende der Eiszeit wandelte sich das Bild. Der Boden taute auf, die Nährstoffe versickerten immer weiter, und der Bewuchs wurde spärlicher. Außerdem breiteten sich jetzt Wälder aus, die ebenfalls weniger Nahrung boten als der Bodenbewuchs vorher. Damit hatten die Großtiere ein Problem.
Zusätzlich gab es durch die höheren Temperaturen mehr Regen. Das Fell der Kälteresitenten Tiere konnte mit Regen nicht gut umgehen (Eiszeiten sind zwar Kalt aber auch mit wenig Niederschlag). Das Fell sog sich mit Wasser voll, und bei einem Temperatursturz konnte das Nasse Fell die Tiere jetzt nicht mehr schützen.

Alles zusammen gab es schon genug Gründe für Mammuts und Wollnashörner auszusterben.

hi

ausser dem schon erwähnten gab es einen weiteren faktor: das raubtier mensch. überall, wo der mensch nach seiner auswanderung aus afrika neu hin kam, ging erst mal das grosse sterben los (vorzugsweise von grossen tieren, die feinde nicht allzu gewohnt waren)

es gibt die weitverbreitete theorie, das die grossen tiere mammut, wollnashorn und riesenhirsch schlicht und einfach ausgerottet wurden.

entgegen der allgemeinen auffassung, das ur-und frühmenschen respektvoll mit der umwelt umgingen (und sog „naturvölker“ angeblich immer noch tun), haben menschen schon immer rausgeholt was mit ihren jeweiligen mitteln rauszuholen war - eindrückliches beispiel sind die riesigen pferdeherden, die über felsklippen gehetzt wurden, das konnte von den relativ kleinen sippen wirklich nicht alles getrocknet und gegessen werden…

gruss, sama

Hi,

es gibt die weitverbreitete theorie, das die grossen tiere
mammut, wollnashorn und riesenhirsch schlicht und einfach
ausgerottet wurden.

und die Theorie stammt von Paul Martin, seines Zeichens Paläoökologe, falls es jemand nachschlagen will. :smile:

Gruß
Cess

Die Behauptung von der Ausrottung durch Menschen ist keineswegs sicher. Es gibt mehr als genug Argumente dagegen:

  1. Es gab damals einfach zu wenige Menschen. Die Verbreitungsgebiete waren riesig, die Anzahl der Tiere extrem hoch. Mit den einfach Speeren konnte der Mensch die Tiere nicht signifikant dezimieren. Menschen haben nicht mehr Tiere getötet als etwa Löwen oder andere Raubtiere. Und Löwen rotten ihre Futtertiere auch nicht aus.
  2. Der Zeitliche Zusammenfall mit Auftauchen des Menschen und aussterben der Tiere gilt bestenfalls für Nordamerika. Und selbst da ist er nicht sicher. Zwar fällt das aussterben der Nordamerikanischen Großtiere etwa in die Zeit der ersten bekannten Menschenkultur, aber das heißt nicht, daß das auch die ersten Menschen dort waren. Menschen gab es auch da wohl schon einige Zeit früher. Nur haben die da kaum Spuren hinterlassen.
    In Europa passt es ohnehin nicht, da hier Menschen zehntausende von Jahren mit den Großtieren zeitgleich gelebt haben, ohne daß diese ausgestorben wären.
  3. Die Jagdmethode Herden über Klippen zu treiben, klappt nur dort wo es solche Klippen gab, und die Wanderwege der Tiere dort vorbeiführten. Das ist nur in wenigen Regionen der Fall. Das hätte bestenfalls Lokal zu einer Dezimierung der Tiere führen können, aber nicht zum völligen Aussterben.
  4. Es gibt bisher keinen Wissenschaftlich haltbaren Beweis, daß Großtiere wie Mammuts überhaupt gejagt wurden. Sicher hat man Mammuts genutzt, und das Fleisch gegessen, wenn man zufällig ein frisch verendetes Mammut gefunden hat, gejagt hat man diese aber wohl nicht. Eine Sippe konnte von einem Getöteten Tier nur etwa 400kg Fleisch verwerten. Der Rest war verdorben, bevor er gegessen werden konnte. Ein Tier mit einem Lebendgewicht von 800 bis 1000kg gibt ziemlich genau diese Menge Nutzfleisch. Und ein Pferd oder ein Wildrind gibt ziemlich genau diese Menge Fleisch. Warum also ein wesentlich größeres (und damit gefährlicheres) Tier wie ein Mammut jagen, wenn man denselben Nutzen, von einem kleineren Tier auch haben kann.
    Tatsächlich gibt es bis heute nur ein einziges Mammutskelett, in dessen Nähe ein Speer gefunden wurde. Und der Speer war kaputt, und der Fund war an einer Flußbiegung. Mammut und Speer könnten unabhängig voneinander dort angeschwemmt worden sein. Als Beweis für Aktive Jagd auf mammuts reicht das nicht. Die Gefundenen Knochenreste an Lagerplätzen stammen fast ausschließlich von Wildpferden, Rindern, Hirschen etc. Alles Tiere zwischen 800 und 1000kg Lebendgewicht.

Möglicherweise waren Menschen für einige Tierarten zusätzlich belastende Faktoren. Ausschlaggebend für das Aussterben waren sie wohl nicht. Dafür gab es einfach zu viele Tiere, zu wenige Menschen und keine wirklich wirksamen Waffen.

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Hallo Sama,

zuerst danke für die Antwort.

Die Theorie von der Ausrottung durch den Menschen habe ich auch schon gehört.

Sie ist für mich aber nicht schlüssig, denn es gab eine große Anzahl von Wildtieren und sehr viel weniger Menschen als heute, die zudem keine modernen Jagdmethoden hatten.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein paar Horden „Neandertaler“ mit Speeren ganze große Tierpopulationen ausrotten könnten.
Außerdem müsste dann doch zuerst das Großwild in Afrika, als Urheimat des Menschen, ausgerottet worden sein. Das ist aber seltsamerweise der Kontinent, wo es bis heute die größten Wildtierbestände gibt.

Eventuell weil das afrikanische Wild den Menschen schon kannte und deswegen einen Fluchtinstinkt entwickelt hatte?
Aber der fehlende Fluchtinstinkt reicht meines Erachtens auch nicht für eine Ausrottung aus.

Was ist mit den abermillionen Büffeln in Nordamerika? Erst als der weiße Mann mit Feuerwaffen diese Tier nur zum Spaß abknallte dezimierte sich ihre Zahl dramatisch.
Die Indianer mit Pfeil und Bogen waren zu einer Ausrottung nicht in der Lage.

Gruß
Lawrence

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Hallo,

Jetzt stelle ich mir die Frage, warum starben diese vielen
Tierarten nicht am Beginn einer Eiszeit aus, sondern am Ende?

ich bin da kein Fachmann, aber ich denke, das ist eine unbegründete Behauptung. Auch durch den Klimaumsturz/ Beginn der Eiszeit sind sicher eine Menge Tier- und Pflanzenarten dahingegangen. Diese sind nur nicht so populär, wie das Mammut. Am Ende des Neogen starben AFAIK insbesondere viele Meerestiere aus, aber auch viele wärmeliebende Säugerarten. Aussterbeereignisse durch einschneidende Änderungen der Umweltbedingungen sind ja überhaupt erst die Voraussetzung dafür, dass sich innerhalb kurzer Zeit so viele neue Arten etablieren können, wie das im Eozän der Fall war…

Die sechsteilige BBC-Reihe ‚Erben der Saurier‘ demonstriert ganz gut, was sich so in den jüngeren Erdzeitaltern alles auf der Welt herumgetrieben hat, das heute nicht mehr ist: http://www.bbcgermany.de/GERMANY/dokumentationen/gen…

Gruß, Jesse

hallo,
ich habe da vor kurzen etwas drüber gelesen, aus den buch:„die welt ohne uns“.
es beschreibt das problem kurz und knapp und ebenso auch die gegentheorie.
die mammuts und anderes großwild in europa, bzw anderen ortes,
haben am rand des eisschildes im permafrostboden gelebt.

  1. theorie -zu schnelle erwärmung der erde und damit vegetationverlust womit der beginn der nahrrungskette fehlt,
    -anpassungsfähigkeit der tiere war zu langsam -->geologisch fällt diese in die wahrscheinlichkeit von fast 15%
  2. theorie - abwechelnde kälte- und wärmeeiszeiten waren zu ende des pleistozäns relativ kurzfristig (geologisch und auch evolotionsmäßig gesehen) und so hat es im wahrsten sinne viele tiere eiskalt erwischt „over-chill“ theorie
  3. auf amerika sind mit den eintreffen der menschen (clovis-kultur) der megafauna verschwunden, die tiere kannten sie als feind nicht und ebenso auch die neuen krankheiten… theorie „blitzkrieg“ von martins, ebenso wurden haben sie im wald lichtungen gerotet und schneißen in die wälder zur einfacheren jagd–> problem kaum beweise/archälogische funde, das der mensch dort so viele tiere so schnell abgeschlachtet hat

es gibt bestimmt auch noch mehr theorien aber das sind die die ich kenne…
aber nur so als erinnerung nicht alle megafaunen sind ausgestorben, in afrika ist ein kontinent wo durch die moderne(rückkehr der europäer als kolonienherrscher) die megafauna ins wanken riet jahrmillionen hatten dort die menschen und tiere eine funktionierende simbjose aber durch die abzäunung und der zentraliesierungen (keine normaden mehr mit vieh) ist diese geschädigt. zur erklärung: rinder essen wiesen und verteilen und düngen den zukünftigen baumwuchs elefanten essen diese und schaffen wieder wiesen… das erkannten selbst gnus und zogen mit den menschen und hatten so nochmehr schutz
in australien gibt es auch noch wehige überbleibsel, strauße, kängerus

naja ist ziemlich viel und trotzdem noch oberflächlich gehalten, hoffe konnte dir etwas weiterhelfen
ich denke das die faktoren mensch (schwach) und umwelt(stärker) zusehr auf die megafauna geschlagen hat, also eher ein mix von den theorien
mfg saupi

Hallo Lawrence

am Ende der letzten Eiszeit starben große Wildtiere wie
Mammut, Wollhaarnashorn, Säbelzahnkatzen und Höhlenbär aus.
Bestimmt nicht alle gleichzeitig, aber doch in kosmischen
Dimensionen berechnet wohl gleichzeitig und plötzlich.

Das ist nicht ganz richtig. Sprechen wir von Eurasien, gelten ca. folgende Jahres-Daten des letzten Nachweises:
Mammut 4.000
Wollhaarnashorn 12.000
Säbelzahnkatzen 225.000
Höhlenbär 27.000

Im biologischen und klimatologischen Sinne ist das alles andere als gleichzeitig. Trotzdem muß man vorsichtig sein; das Fehlen einer Tierart im Fossilbericht beweist NICHT sein wirkliches fehlen.Schönes Beispiel dafür sind die bronzezeitlichen Mammuts von der Wrangel-Insel.

Jetzt stelle ich mir die Frage, warum starben diese vielen
Tierarten nicht am Beginn einer Eiszeit aus, sondern am Ende?

Von Beginn der Weichseleiszeit vor 115.000 Jahren in Mitteleuropa bis in historische Zeit nicht mehr nachgewiesen:
Kleinbär
evtl Leopard
Waldelefant
Waldnashorn
Steppennashorn
Equus taubachensis
Flußpferd
Damhirsch
Breitstirnelch
Wasserbüffel

Stattdessen tauchten andere Tierarten auf, die es zuvor nicht gab, wie Mammut, Wollnashorn, Rentier oder Moschusochse.

Als bei uns die Temperaturen nach den letzten eiszeitlichen Schwankungen sich wieder beruhigten und ein Klima wie das des heutigen Norditalien annahmen, kamen die wärmeliebenden Arten zurück oder besiedelten neu, wie Wildschwein, Riesenhirsch, Auerochse, Wiesent, Braunbär.

Am Beginn wurde es kalt, es gab weniger Futter, am Ende jedoch
plötzlich viel bessere Bedingungen.

Warum konnten sich diese Tierarten nicht an bessere
Bedingungen gewöhnen, konnten aber Vereisungen über
Jahrmillionen überleben?

Ganz so einfach ist es halt nicht. Wir haben extrem starke Klimaschwankungen in der Zeit, damit sehr unterschiedliche Nahrungsgrundlagen, unter Umständen im Bereich von einigen hundert bis dutzend Jahren. Was „bessere Bedingungen“ anbelangt: Diese sind überaus relativ. Was für das Flußpferd eine gute Bedingung ist, ist für den Moschusochsen die Katastrophe.

Die verschiedenen Gründe zu erläutern, haben andere schon gemacht. Das Fazit dürfte lauten: man weiß es nicht - noch nicht mal, ob sie alle am Ende (relativ) gleichzeitig ausstarben. Einen einzigen Grund gab es meiner Meinung nach nicht.

Gruß
Andreas