Auswanderung aus der DDR

Guten Tag,

ich muss einen Kurzvortrag über die "Auswanderung aus der DDR " in Geschichte halten. 10-20 min.

Nun ist es so das ich nur noch sehr wenig über die DDR weiß.

Könntet Ihr mir ein paar Tips oder Anregungen geben über was ich dort reden könnte?

Das Thema ist so umfangreich. Ich möchte nicht in die falsche Richtung gehen / Thema verfehlen.

Meine Ideen:

  • Warum wollten die Menschen aus der DDR?
  • Wellen der Auswanderung
  • Formen der Auswanderung (legal, illigal)
  • Ausreiseantrag?
  • Folgen eines Fluchtversuches

Hausarbeiten erledigen *Seufz*
Hallo Bruno,

schreibs halt einfach ab, in Dreigottesnamen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ausreiseantrag

@ Awful Annie zuuu geil, dafür geb ich dir einen Stern…

Hallo

Das Thema ist so umfangreich. Ich möchte nicht in die falsche
Richtung gehen / Thema verfehlen.

Zunächst mal ist die Formulierung des Themas verfehlt. Da die DDR de iure nie Ausland war, jedenfalls aus offizieller bundesdeutscher Sicht, ist es jedenfalls bei Übersiedelung oder Flucht von Bewohnern der DDR nach dem Hauptziel Westdeutschland verfehlt, von „Ausreise“ oder gar „Auswanderung“ zu sprechen. Sollte die Aufgabe von einer Lehrperson so formuliert worden sein, braucht wohl eher die mal etwas Unterricht.

Gruß
smalbop

Hallo Bruno,

Ein Link zum Einstieg:
http://www.bpb.de/themen/90NHIE,0,0,Nicht_mehr_mitma…

Aber wenn du dir mehr Mühe machen willst, dann frage bei der Bundeszentrale für politische Bildung nach. Die helfen gern und umfassend.

Gruß
Hardey

Hallo

Meine Ideen:

  • Warum wollten die Menschen aus der DDR?
  • Wellen der Auswanderung
  • Formen der Auswanderung (legal, illigal)
  • Ausreiseantrag?
  • Folgen eines Fluchtversuches

Das Problem ist, das eigentlich jeder Grund für die Auswanderung in irgendeiner Form Freiheitsrechte tangierte und dennoch objektiv gesehen, nur die wenigsten wirklich Politisch motiviert waren. Ich selbst hatte 5 Fälle in meinem direkten Umfeld von denen kein einziger politisch motiviert war.

Bsp.:
_Ein Rentnerehepaar, das nach Eintritt der Rente, einfach den Rest ihrer Tage bei ihren Kinder auf der „anderen Seite“ leben wollte.

Eine Familie, welche für die Krankheit der Frau nicht die neuesten Medikamente für die Heilung erhalten konnte. (Deviesenkanppheit)

Eine Freundin die sich im Urlaub in einen Bundesbürger verliebt hatte und ihn 2 Jahre später heiratete.

Ein Fotograf und Historiker, der in seinem Lebenstraum das Bereisen aller Weltwunder der Antike hatte und dies verwirklichen wollte._

In einem waren sich jedoch alle gleich. Der Spießrutenlauf den ein Antragsteller zu bewältigen hatte bis er seine Ausreisegenehmigung erhalten konnte war von Schikanen gekennzeichnet. Obgleich diese natürlich auch lokal unterschiedliche waren. Abhänging war dies wohl sicher von der Motivation der Auswanderer (dem Warum?) und von der menschlichen „Qualität“ der Behörden vor Ort. Besonders parteitreue Kader konnten einen Ausreiseantrag bestimmt auch persönlich nehmen und dem Antragsteller die Wartezeit zur Hölle machen. (Berufsverbot, soziale Ausgrenzung durch Einschüchterung von Freunden und Bekannte etc.)

Darüber hinaus ist nur noch der „Verkauf“ von Häftlingen der DDR über Unterhändler an die BRD als „legale Auswanderung“ zu betrachten. Hier kam der bekannte Anwalt Wolfang Volgel zu trauriger Berühmtheit. http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Vogel_(Rechtsa…
Hier wurden zumeist wegen „Versuchter Republiksflucht“ inhaftierte DDR-Bürger oder aus politischen Motiven inhaftierte Bürger gegen harte D-Mark verkauft. Eine völlig neue Form des Menschenhandels im 20 Jh. und sollte der Devisenknappheit im Lande entgegenwirken. Die Bundesregierung hatte für dergleichen Fälle sogar einen eigene Fond eingerichtet.

Und illegal war jedes Verlassen der DDR unter umgehen der Behörden. Auch hier gab es einige Möglichkeiten. Hier gab es im wesendlichen 3 Arten der Flucht. Der direkte Versuch die Mauer zu überwinden an grüner oder grauer Grenze, ausbleibende Rückkehr bei einer Reise in den Westen oder der Weg über eine westliche diplomatische Vertretung.

Wobei erstes durch das Wissen um den Schießbefehl einem enormen Risiko unterlag und dem Weg über eine diplomatische Vertretung des Westens (je nach Ansehen der Person oder der politischen Lage) auch oft eine Auslieferung an die DDR folgte.

Das Thema ist sehr Facettenreich und dennoch sehr individuell, obgleich zweifelsfrei die Beschränktheit der Politik in der DDR und der Rückgang des Lebensstandart in den 80ern wie ein Katalysator auf den Ausreisewunsch wirkten . Dies wird auch deutlich daran, das die beginnenden Montagsdemos eng mit dem Motto „Wir bleiben hier!“ verknüpft sind, was den Willen zu gesellschaftlichen Veränderungen zum Ausdruck brachte.

Doch in dieser Zeit wurde schon in einem fast unübersehbarem Maße „mit den Füßen abgestimmt“ und die Fluchtwellen über Ungarn und die CSSR schufen neue und ganz eigene Fakten.

Gruß Parzival

Auch wenn ich weiß, dass ich mich mit dieser Meinung sehr unbeliebt mache, die meisten die in den Botschaften saßen, waren aus Herdentrieb dort. Es gab die Möglichkeit, Ausreiseanträge zu stellen. Diese wurden auch im allgemeinen, wenn auch oft erst nach Jahren, akzeptiert, da man keine unzufriedenen Bürger im Land haben wollte.
Wenn ich im Fernsehen die Bilder von damals sehe, bekomme ich manchmal schon das kalte Grausen. Da heben manche Kleinstkinder über einen mehrere Meter hohen Zaun an der Botschaft in Prag. Also ehrlich: es gab Mängel in der DDR (ich bin dort aufgewachsen und auch nicht mit allem einverstanden gewesen). Aber so dreckig, dass man die Gesundheit seiner Kinder riskieren musste, um rauszukommen, ging es niemanden.
Die ersten Menschen, die in Leipzig und Plauen auf die Straßen gegangen sind, waren für mich Helden. Sie mussten Nachteile für sich selbst befürchten. Die dann später dazu kamen,als eigentlich keine Geafhr mehr bestand, wollten sich meist nur noch wichtig tun, und hatten den Sinn der Montagsdemos nie verstanden. Die Botschaftsflüchtlinge waren für mich nur publicitysüchtig.

Moin Grußloser,

Die Botschaftsflüchtlinge waren für mich nur
publicitysüchtig.

Du magst zwar in der DDR groß geworden sein, aber solch ein Satz spricht nicht unbedingt dafür, daß Du die Dinge damals richtig eingeschätzt hast.
Ich bin zwar Wessi, war aber fast jedes Jahr mehrere Wochen in der DDR, weil wir dort Verwandte hatten. Durch meine häufigen Aufenhalte hatte ich auch einen Freundes- und Bekanntenkreis.
Und ich hab den Stimmungsumschwung in den (späten) 80ern sehr genau mitbekommen, genauso wie die Verschärfung der Versorgungslage.
Zudem gärte es immer mehr, weil Arbeitskraft und Produktionsmittel für den Export in den Westen reserviert wurde (um Valuta zu erhalten), die eigentlich dringender benötigt wurden, um die eigene Bevölkerung zu versorgen.
Eine Freundin z.B. hat als Werkstudentin in einer Fabrik gearbeitet, die Textilien für ein BRD-Versandhaus herstellten. Einmal erzählte sie, das eine Reklamationssendung aus der BRD unter den ‚besseren‘ Chargen verkauft wurde. Sie war verbittert und verärgert und meinte, das was für euch im Westen nicht gut genug ist, wird hier immer noch so hoch gehandelt, das die, die es herstellen nichts davon abkriegen.

In den 60ern und 70ern war die komplette Stimmung anders, in den 80ern resignierten sogar die früher linientreuen mehr und mehr.

Menschen, die in ihrer Verzweiflung solch einen Schritt machen wie die Besetzung der prager Botschaft publicitysüchtig zu nennen, ist m.E. ziemlich daneben.
Sie waren sich darüber im klaren, daß sie in hoher Gefahr standen, als Republikflüchtlinge bestraft zu werden; und was das bedeutete, solltest Du als DDRler ziemlich genau wissen!

Gandalf

3 Like

Es geht hier nicht um die wirtschaftliche Situation in der DDR. Die war unbestritten kritisch. Auch dass Demoratie nur im Staatsnamen aber nicht in der Realität existierte, habe ich nicht abgestritten. Aber: Rauskommen aus dem Land war nicht so unmöglich, dass man sich in Botschaften verschanzen musste. Das hätte man auch ganz legal auf die Reihe bekommen. Denn wie ich schon sagte, nichts war den Machthabern wichtiger als „zufriedene“ Bürger.
Was ich meine ist dass die wenigsten „Botschaftsflüchtlinge“ wirklich irgendwelchen Represalien ausgesetzt waren. Die meisten wollten raus, weil sie dachten, dort würde das große Geld auf sie warten. Sonst hätten die nämlich Ausreiseanträge gestellt.
Genauso ist es unbestritten, dass die Leute, die „Deutschland- einig Vaterland“ geschrien haben, auf den fahrenden Zug aufgsprungen sind. Die haben die Montagasdemos nicht vor dem 40. Geburtstag garantiert nicht mitgemacht. Auch wenn der Vergleich vielleicht etwas hinkt. Ab dem 9. Oktober 1989 hat es plötzlich nur noch Widerstandskämpfer gegeben. Wer waren die fast 3 Millionen Mitglieder in den diversen Parteien? Es gab nämlich 5, nicht nur eine. Genaus hat es ab dem 9. Mai 1945 nie Nazis gegeben.
Es gab über die gesamten 40 Jahre Stasi-Akten von etwa 2,5 Millionen Bürgern. Allein zum Zeitpunkt ihrer Auflösung hatte die DDR fast 18 Millionen Einwohner. Und von denen behauptet bis heute jeder, er hätte eine besonders lange Akte gehabt.
Ich habe mich oft genug kritisch gegenüber meinen Lehrern und anderen Funktionären geäußert, obwohl mich das fast meinen Platz in der EOS gekostet hätte. Ich weine diesem Staat ganz sicher keine Träne nach. Aber was in den letzten Tagen über die Medien zum 20 Jahrestags der Maueröffnung gesagt wurde war zu einseitig und oftmals auch nur halbrichtig. Kati Witt, Henry Maske oder Eberhard Cohrs (übringens Wachsoldat im KZ Sachsenhausen) waren keine Systemgegner. Das waren Leute wie Tamara Danz, Toni Krahl, O.F. Weidling oder Walter Janka.

Moin,

Aber: Rauskommen aus dem Land war nicht so
unmöglich, dass man sich in Botschaften verschanzen musste.
Das hätte man auch ganz legal auf die Reihe bekommen. Denn wie
ich schon sagte, nichts war den Machthabern wichtiger als
„zufriedene“ Bürger.

das hab ich aber mehrfach anders mitgekriegt.
Sicher gab es Fälle, die mehr oder weniger problemlos und schnell abgehandelt wurden.
Es gab aber auch viele Fälle, in denen Antragsteller zum Teil jahrelangen Repressalien ausgesetzt waren incl. Sippenhaftung.
Man konnte sich nie sicher sein, wie der Verlauf eines Antrags war.
Und je mehr Anträge gestellt wurden (was im Verlauf der 80er passierte), desto häufiger waren die negativen Verläufe.
Zudem wurden eher besser ausgebildete Menschen weniger gerne ziehen gelassen.

In Anbetracht dessen ist Deine Behauptung schon fast zynisch.

Gandalf

Hallo marc-man,

Rauskommen aus dem Land war nicht so
unmöglich, dass man sich in Botschaften verschanzen musste.
Das hätte man auch ganz legal auf die Reihe bekommen.

Nein, es wurde nicht jeder „einfach so rausgelassen“. Auch mit Ausreiseantrag war es sehr vom Willen der Behörden abhängig, ob man einigermassen unbehelligt über die Wartezeit kam oder z.B. ins Gefängnis wanderte. Ganz abgesehen davon, daß es Personenkreise gab, die kaum eine Chance hatten, legal auszureisen. Da genügte es schon, wenn man als sogenannter „Geheimnisträger“ galt, um die Ausreisechancen gegen Null sinken zu lassen. Und „Geheimnisträger“ wurde man schneller, als man das Wort aussprechen kann. Da genügte schon die Tätigkeit als Ingenieur in der Forschungsabteilung eines Betriebes.

nichts war den Machthabern wichtiger als
„zufriedene“ Bürger.

Nein, nichts war den Machthabern wichtiger als die Erhaltung ihrer Macht.

Was ich meine ist dass die wenigsten „Botschaftsflüchtlinge“
wirklich irgendwelchen Represalien ausgesetzt waren. Die
meisten wollten raus, weil sie dachten, dort würde das große
Geld auf sie warten. Sonst hätten die nämlich Ausreiseanträge
gestellt.

Solche Pauschalisierungen sind selten hilfreich. Es ist schwierig, über die Beweggründe von tausenden Botschaftsflüchtlingen zu urteilen.
Aber selbst wenn Du Recht hast, ich kann das Problem nicht sehen. Täglich wandern viele Menschen aus Deutschland aus, nach Spanien, in die USA usw. Und warum? Die meisten sicher auch, weil sie denken, daß es ihnen dort besser geht, auch und vielleicht vor allem, finanziell. Soll ich die einen als initiativreich loben und jene als gierig verdammen?
Schon die Tatsache, einen Ausreiseantrag stellen zu müssen, um das ganz normale Recht, von Dresden nach Hamburg zu kommen, eventuell wahrnehmen zu können, war eine Perversität. In jedem normalen Rechtsstaat sollte dazu das Lösen einer Fahrkarte am Schalter genügen.

Genauso ist es unbestritten, dass die Leute, die „Deutschland-
einig Vaterland“ geschrien haben, auf den fahrenden Zug
aufgsprungen sind. Die haben die Montagasdemos nicht vor dem
40. Geburtstag garantiert nicht mitgemacht.

Auch das sind Pauschalisierungen. Woher weisst Du das denn?

Ab dem 9. Oktober 1989 hat
es plötzlich nur noch Widerstandskämpfer gegeben. Wer waren
die fast 3 Millionen Mitglieder in den diversen Parteien? Es
gab nämlich 5, nicht nur eine. Genaus hat es ab dem 9. Mai
1945 nie Nazis gegeben.

Da ist schon ein Körnchen Wahrheit drin, aber gleichzeitig schiesst Du auch weit übers Ziel hinaus. Ich habe nie den Eindruck gehabt, daß sich plötzlich alle als „Widerstandskämpfer“ dargestellt haben. Vielmehr sehe ich es so, daß plötzlich der Deckel runter war vom engen DDR-Topf und man nun ungestraft und unbesorgt seinen angestauten Frust auch öffentlich äußern konnte, nach Jahren der erzwungenen Heuchelei, hinter der sicher auch immer wieder Opportunismus steckte, wie wahr. Aber wer wollte das verurteilen, in einem Land, in dem schon das gemeinsame Lesen eines „falschen“ Buches einen Gefängnisaufenthalt bedeuten konnte? Brecht lässt Galilei sagen „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“ Dies trifft ziemlich genau die Verhältnisse in der DDR, in der viele irgendwann vor der Entscheidung standen, dieses ständig eingeforderte Bekenntnis zum Staat, das oft nur Lippenbekenntnis war, nicht mehr mitzumachen und entweder zum „Helden“ zu werden und sich eventuell durch Gefängnis und Stasi-Repressalien brechen zu lassen oder eben den „bequemeren“ Weg zu wählen und auf irgendeine Weise diese DDR zu verlassen.
Das Leben in der DDR und das Verhältnis zu diesem Staat war eben nicht nur schwarz-weiss, nicht nur „Widerständler“ und Repressalien ausgesetzt und auf der anderen Seite „Westgeld-gierig“ und opportunistisches (Block-)Parteimitglied.

Allein zum Zeitpunkt ihrer Auflösung hatte
die DDR fast 18 Millionen Einwohner. Und von denen behauptet
bis heute jeder, er hätte eine besonders lange Akte gehabt.

Ich weiss nicht, wo Du das her hast, aber unter meinen Bekannten aus der DDR kenne ich diesen verbalen Wettkampf um die Länge der Stasi-Akte jedenfalls nicht.

Viele Grüße
Marvin

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Ich sagte ja, dass ich mich damit unbeliebt mache. Aber in einer Demokratie wird ja wohl eine Meinung, die nicht der Mehrheit entspricht, erlaubt sein. Davon abgesehen, weiß ich, was ich erlebt habe, während du dein Wissen wahrscheinlich aus den Medien hast. Wenn du einigermaßen unvoreingenommen an die Geschichte rangehst, musst du zugeben, dass bei euch alles kritiklos gedruckt wurde, bei dem der Osten schlecht dasteht. Was Springer so druckt, würde ich gar nicht erst lesen. Mit dem Vorwurf de3s Zynismus kann ich leben.

Moin Grußloser,

Davon abgesehen, weiß ich,
was ich erlebt habe, während du dein Wissen wahrscheinlich aus
den Medien hast.

nein, wie ich schon schrieb, war ich regelmäßig in der DDR und hatte dort Verwandte, Freunde und Bekannte.
Mein Wissen hab ich aus erster Hand, von Leuten, die selber in dieser Situation steckten.

Gandalf

Ich bedanke mich für die vielen Antworten. Einige Antworten und Links haben mir sehr weitergeholfen.

PS: Und ja, das Thema „Auswanderung aus der DDR“ wurde von unserer Lehrerin vorgeschlagen.