Auswirkung des Leitzinses auf die Inflation

Hi,

ich versuche gerade, mich in die Zinspolitik der Zentralbanken einzudenken und haenge an einem Punkt fest.

Neben dem Ankurbeln der Wirtschaft ist der zweite Einfluss, den der Leitzins nimmt, ja die Regulierung der Inflation (so hab ichs gelesen und es macht Sinn). Aber wie funktioniert das genau?

Also angenommen die Zentralbank hat einen Zinssatz von 1% festgelegt und stellt fest, dass die Preise steigen. Nun wird der Zinssatz auf 3% angehoben, um die Inflationsrate zu senken. Folgen:

  • die Unternehmen nehmen weniger Kredite auf und die Produktion wird gedrosselt, daher sind weniger Gueter auf dem Markt

  • Privatleute sparen mehr, da die Zinsen attraktiver geworden sind, daher geben sie weniger aus

Aber wieso wirkt das der Inflation entgegen? Es ist doch eine Situation, in der sowohl das Angebot als auch die Nachfrage sinkt. Wie kann man jetzt mit Sicherheit vorhersagen, dass nicht auf Grund des gleichen Verhaeltnissen wie vorher, alles beim Alten bleibt (und somit auch die Inflationsrate).

Oder anders ausgedrueckt: wieso ist bei der Ausgangssituation (mit 1% Zinsen) die Inflation so stark, wenn doch sowohl Angebot und Nachfrage hoch sind.

Hmm… irgendwie ist mir das schleierhaft…

Hallo,

  • die Unternehmen nehmen weniger Kredite auf und die
    Produktion wird gedrosselt, daher sind weniger Gueter auf dem
    Markt

Erst mal nehmen sie weniger Kredite auf. Mit den Krediten hätten sie Güter nachgefragt (z.b. Maschinen). Also verringert sich die Geldmenge und die Nachfrage: die Preise sinken!
In der Tat wirkt sich ein höherer Zinssatz auch auf das Wachstum aus. Das ist ja das Blöde an der Sache (magisches Viereck).
Die Gütermenge wird aber erst mal nicht verringert, sondern bleibt konstant.(in der Theorie)

  • Privatleute sparen mehr, da die Zinsen attraktiver geworden
    sind, daher geben sie weniger aus

Auch hier ist bei gleicher Gütermenge weniger Geld da. Die Preise sollten also sinken.

Aber wieso wirkt das der Inflation entgegen? Es ist doch eine
Situation, in der sowohl das Angebot als auch die Nachfrage
sinkt. Wie kann man jetzt mit Sicherheit vorhersagen, dass
nicht auf Grund des gleichen Verhaeltnissen wie vorher, alles
beim Alten bleibt (und somit auch die Inflationsrate).

Hier ist dein Denkfehler. Das Angebot sinkt erstmal nicht.

Oder anders ausgedrueckt: wieso ist bei der Ausgangssituation
(mit 1% Zinsen) die Inflation so stark, wenn doch sowohl
Angebot und Nachfrage hoch sind.

Hmm… irgendwie ist mir das schleierhaft…

Ich hoffe, etwas geholfen zu haben.

gruß
tycoon

einfache Antwort:
Bei höherem Leitzins wird es erschwert, neues Geld in Umlauf zu bringen und prozentual damit auch ungedecktes Geld. Inflation entsteht ja ausschliesslich durch Inumlaufbringen von ungedecktem Geld.

Gruß

Bei der FED könnte man von ungedecktem Geld reden, weil von der auch riskantere Titel angenommen werden. Bei der EZB ist der Ausdruck aber zumindest irreführend.

Denn gedeckt ist das emittierte Geld schon durch die dadurch bei der EZB hinterlegten Schuldtitel bzw. der dadurch beliehenen Werte. Mein Deckungsbegriff bezieht sich also auf Bestandswerte.

Ursache der Inflation bei Leitzinssenkung ist eher die Angebots- und Nachfragestruktur auf dem Geld- und Gütermarkt unter Berücksichtigung der Kapazitätsauslastung der Unternehmen.

Wenn man unter „Deckung“ das aktuelle Güterangebotspotential versteht, sieht es natürlich anders aus, so gesehen gäbe es dann bei Inflation „ungedecktes“ Geld. Aber etwas virtuelles als Deckung zu bezeichnen, finde ich etwas verwegen.

Grüße
… Michael

Hallo Miachael,

Bei der FED könnte man von ungedecktem Geld reden, weil von
der auch riskantere Titel angenommen werden. Bei der EZB ist
der Ausdruck aber zumindest irreführend.

Denn gedeckt ist das emittierte Geld schon durch die dadurch
bei der EZB hinterlegten Schuldtitel bzw. der dadurch
beliehenen Werte. Mein Deckungsbegriff bezieht sich also auf
Bestandswerte.

…soviel zu dem Unsinn, den man an jeder Uni von Leuten lernt, die auch bloß keine Ahnung haben.

Wie du schon sagst, das Geld ist hinterlegt. Aber es ist nicht gedeckt. Man „investiert“ und hinterlegt das mit Konsumwerten. Es wäre sogar sinnvoller, das ganze stattdessen mit entsprechenden Mengen Whiskey zu hinterlegen, da der mit der Zeit im Wert wenigstens steigt :smile:

Da mit fortlaufender zeit aber Zins eingefordert wird, sich das Geld also produzieren möchte, muß ich auch mehr entsprechende Gegen werte dafür schaffen. Also Produkte.

Ursache der Inflation bei Leitzinssenkung ist eher die
Angebots- und Nachfragestruktur auf dem Geld- und Gütermarkt
unter Berücksichtigung der Kapazitätsauslastung der
Unternehmen.

Nein. Da dadurch eine Teuerung stattfindet, fehlt eindeutig Warendeckung. Du hättest den selben Effekt, wenn du Falschgeld in Umlauf bringen würdest.

Wenn man unter „Deckung“ das aktuelle Güterangebotspotential
versteht, sieht es natürlich anders aus, so gesehen gäbe es
dann bei Inflation „ungedecktes“ Geld. Aber etwas virtuelles
als Deckung zu bezeichnen, finde ich etwas verwegen.

Wieso virtuell? Der Zins wird ja auch erst mit der Zeit fällig, genauso wie Waren erst produziert werden. Daran ist nichts verwegen.

Gruß

Hallo,

ich meine, Deiner Frage entnehmen zu können, daß Du eher an volkswirtschaftlichen als an wirtschaftsesoterischen Erklärungen interessiert bist. Daher schlage ich vor, daß Du Dich eher an der Antwort von tycoon orientierst.

Ansonsten findest Du weitergehende Erklärungen, wenn Du im Internet oder im VWL-Buch Deines Vertrauens nach dem Begriff „Transmission geldpolitischer Impulse“ suchst. Eine schematische Darstellung findest Du u.a. hier:
http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/… (Seite 3 bzw. 103)

Gruß
Christian

Hier ist dein Denkfehler. Das Angebot sinkt erstmal nicht.

Genau, da war er :smile: Danke dir!

Denn gedeckt ist das emittierte Geld schon durch die dadurch
bei der EZB hinterlegten Schuldtitel bzw. der dadurch
beliehenen Werte. Mein Deckungsbegriff bezieht sich also auf
Bestandswerte.

Wie du schon sagst, das Geld ist hinterlegt. Aber es ist
nicht gedeckt.

Das Geld ist nicht hinterlegt, das Geld ist entweder im Umlauf, der Kasse der Geschäftsbanken oder von eben diesen wieder bei der Zentralbank eingelegt (Einlagefazilität).

Die Deckung sind Aktiva derjenigen, die sich für das Zentralbankgeld bei eben dieser verschuldet haben. Also nicht die Schuldtitel - die sind nur Medium - sondern die Vermögen der Schuldner.

Man „investiert“ und hinterlegt das mit Konsumwerten.

Hä?

Da mit fortlaufender zeit aber Zins eingefordert wird, sich
das Geld also produzieren möchte, muß ich auch mehr
entsprechende Gegen werte dafür schaffen. Also Produkte.

Diese Aussage ist wie nasse Seife, nicht zu greifen. Was willst du damit ausdrücken?

Ursache der Inflation bei Leitzinssenkung ist eher die
Angebots- und Nachfragestruktur auf dem Geld- und Gütermarkt
unter Berücksichtigung der Kapazitätsauslastung der
Unternehmen.

Nein. Da dadurch eine Teuerung stattfindet, fehlt eindeutig
Warendeckung. Du hättest den selben Effekt, wenn du Falschgeld
in Umlauf bringen würdest.

Deckung dürfte wohl kaum verbraucht (konsumiert) werden, schon von daher kann das Warenangebot nicht Deckung sein.

Wenn man unter „Deckung“ das aktuelle Güterangebotspotential
versteht, sieht es natürlich anders aus, so gesehen gäbe es
dann bei Inflation „ungedecktes“ Geld. Aber etwas virtuelles
als Deckung zu bezeichnen, finde ich etwas verwegen.

Wieso virtuell? Der Zins wird ja auch erst mit der Zeit
fällig, genauso wie Waren erst produziert werden. Daran ist
nichts verwegen.

Das ist aber keine Deckung, das ist das Warenangebot, was man für das Geld kaufen kann. Deckung sollte gerade NICHT verzehrt werden. Aber genau durch diese Objekte, die eben nicht Deckung sind, entsteht Inflation, wenn es davon zu wenige für die Geldmenge gibt.

Grüße
… Michael

ja, die alte Mähr, nur durch Gold gedecktes Geld ist gutes Geld …

Nur, die meisten Menschen verwenden kaum noch Geld im engeren Sinne, also Bargeld ( das einzige Geld, das gedeckt werden kann ).
Ich bezahle soviel als möglich mit Karte aus Guthaben bzw. Kreditlinie -)

Du kannst ja gerne mal in den Monatsbericht der EZB schauen, welchen unbedeutenden Einfluss Bargeld im Verhältnis zu den Bilanzsummen und der Wirtschaftsleistung hat.

Grüßle

Hab ich irgendwas von Golddeckung geschrieben?

Nein , stimmt, war mein Fehler , sorry.

Hast Du irgendwo geschrieben, wie Du dir eine Deckung vorstellen könntest ?

Hast Du irgendwo geschrieben, wie Du dir eine Deckung
vorstellen könntest ?

Nein. Aber wenn du meinst, dass dir die jetzigen Lichtbringer der Ökonomie zur Erleuchtung verhelfen, tappst du vermutlich im dunklen.

Wenn du mich aber konkret fragst, wie solch eine Ökonomie aussehen könnte, müsste man erstmal reale wissenschaftliche Fakten schaffen. Die werden vermutlich so aussehen, dass Kredite nur noch gegen Warendeckung vergeben werden. Dadurch vermeidet man das entstehen eines sich immer weiter abkoppelnden, eigenständigen Finanzsektors, in welchem Geld nur noch durch Geld gedeckt ist wie z.B. bei Immobilienfinanzierungen aller Art oder Kredit auf Konsum. Dabei finde ich den Gedanken oben gut, die komplette Finanzwirtschaft in Software zu verwandeln. Das spart sicher unheimlich viel unnütze Arbeit.
Nur bezweifle ich, dass da einer der Machthaber mitspielt, da die damit ihre Macht einbüssen.

Gruß