Auswirkungen der sozialen Rahmenbedingungen der PL
Liebe Rosinas!
Calvinistische Prädestinationslehre …
Dies könnte doch eigentlich auch
gerade der Grund für einen überzeugten Fatalismus sein.
Meines Erachtens hätte diese Frage in den ‚Sozialwissenschaften‘ bleiben sollen, da hätte sie auch hingehört, weil es hier in erster Linie um die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Prädestinationslehre geht, nicht um ihren reinen religiösen Gehalt.
Diese Prädestinationslehre umfasst ja (zumindest in seiner Popularwirkung) weit mehr als nur den Gedanken der Prädestination (auf den man in der Tat rein logisch und psychologisch auch mit Fatalismus reagieren könnte.)
Sie umfasste v.a. eben auch den Gedanken, dass man an innerweltlichen Zeichen, wie dem Berufserfolg, ablesen könne, ob man denn auserwählt sei oder nicht.
Zudem konnte sie im Europa/Nordamerika dieser Zeit auf Werthaltungen und Mentalitäten aufbauen (z.B. den Wert der Askese und auch den der Arbeit als solcher), die anderen und tiefreichenderen Quellen entstammen als nur der Prädestinationslehre selbst.
Zum dritten fiel die die erfragte Form der Prädestinationslehre historisch auf eine wirtschaftliche Produktionsweise, die man als Proto-Kapitalismus bezeichnen muss, in der die Menschen bereits freigesetzt waren von festen Bindungen an ihren Stand und Herrn.
btw: aus diesem Grund lehne ich auch Max Webers Erklärungsweise ab; er erklärt mehr oder weniger das, was er schon voraussetzt; der Protestantismus ist bestenfalls ein Katalysator der Entwicklung des Kapitalismus; allerdings lässt sich m.E. Weber durchaus auch schon so verstehen.
So, nun mein logizistischer Erklärungsansatz:
- Ich glaube an die Prädestinationslehre, und damit auch daran, dass ich unter anderem und vor allem an meinem beruflichen Erfolg ablesen kann, ob ich erwählt bin .
- Ich will erwählt sein. Das ist ja der Punkt, dem man bei keiner Prädestinationslehre mit Unentschiedenheit begegnen kann.
Aus 1. und 2. ergibt sich logisch zwingend 3.: Ich kann mich demzufolge nicht erwehren, stets nach Zeichen meiner Erwähltheit zu suchen.
- Da unter (proto)kapitalistischen Konkurrenzbedingungen eine fatalistisch-zurücklehnende Haltung fast notwendig (zumal in dieser Aufbauphase des Kapitalismus!) ganz innerweltlich zu beruflichem Misserfolg führen musste, konnte eine Haltung wie „ich lehne mich ganz entspannt zurück und warte ab, ob ich auserwählt bin“ schlichtweg bereits auf rein logischer Ebene nicht funktionieren, weil sie zwingend zu beruflichem Misserfolg führte, der eben als sicheres Zeichen der Nicht -Auserwähltheit galt … Widerspruch
Anders gesagt: Wenn also durch diese Randbedingungen der Prädestinationslehre der Fatalismus als Haltung bereits ein Zeichen der Nicht-Auserwähltheit ist , dann kann man unmöglich der Prädestinationslehre mit einer fatalistischen Haltung entgegentreten und abwarten, ob man auserwählt sein wird…
Schon aus rein logischen Gründen funktioniert dies nicht, denn wenn Fatalismus als Ausdruck von ‚non-A‘ gilt, kann der Fatalismus nicht mehr ein Audruck von ‚entweder A oder non-A‘ sein.
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