Autismus oder doch etwas anderes?

Hallo,
ich bräuchte da Hilfe bei meiner Selbstdiagnose und/ oder ein Rat.
Ich versuche mich kurz zu fassen aber auch nichts wichtiges auszulassen.
Ich leide an Zwangsgedanken aber keinen Zwangsgedanken wie man es üblicherweise bei solch einer Störung kennt.
Ich kann meine Zwangsgedanken nicht Kategorisieren, also ich habe kein zwang für Sauberkeit oder Symmetrie oder Ordnung etc.
Ich vermute eine Störung z.B Borderline oder Schizoide oder vielleicht auch Autismus, aber Autismus möchte ich ausschließen und brauche da die Meinung anderer, vielleicht sogar von einem Experten.
Es handelt sich bei meinen Zwangsgedanken immer um Planung, was ich tun muss/werde, was mir wichtig ist/ sein sollte, was ich sagen soll/werde/ hätte sollen, wie ich mich verhalten werde/ möchte/ muss.
Wenn ich etwas tue dann plane ich vorher alles bis ins kleinste Detail und wenn dann etwas anders läuft dann macht mich das fertig. Ein Autist plant ja auch alles voraus. Ich plane aber nur weil ich mich dazu gezwungen fühle, ein Autist plant weil es ihm Freude bereitet, richtig? Außerdem habe ich große Angst etwas zu vergessen deswegen wiederhole ich sehr vieles in meinem Kopf ständig immer wieder und wieder.
Meine Zwangsgedanken verlieren Farbe und verblassen irgendwann nachdem ich sie nun gefühlt unendlich mal wiederholt habe und das ist nicht gut. Diese Gedanken drehen sich dann wie ein Rat Automatisch, Routinemäßig. Damit ich dann diese Gedanken überhaupt noch verstehen kann muss ich mir die Gedanken wie ein Film im Kopf abspielen lassen, und das nimmt noch mehr Zeit in Anspruch.
Richtig angefangen hat das mit 15 Jahren, zwischen 17 und 22 Jahren hatte ich diese Gedanken permanent egal was ich tat, sogar während der Gespräche, es ging soweit das ich davon Nachts sogar aufgeweckt wurde, das besonders komische daran, die Gedanken waren bereits im vollen Gange, ich wurde dann nur eingeweiht.
Diesbezüglich hat sich mein Zustand wesentlich und plötzlich verbessert als ich mich komplett aus der Gesellschaft zurückgezogen habe.
Heute mit 34 Jahren habe ich nur noch durchschnittlich 1 Stunde Zwangsgedanken täglich. Sobald ich mich wieder in Gesellschaft befinde, verschlechtert sich mein Zustand wieder rapide.
Ich erkenne viele Muster/ Züge an mir die Typisch für Autisten sind aber dann wieder ein paar sehr schlagkräftige Gegenargumente und die möchte ich nun nennen, eure Meinung dazu wäre mir sehr sehr wichtig.
Typisch Autistische Züge:

  • Ich bin sehr gern alleine. Mein Bruder sagte mir (keiner ist gern allein) aber ich muss immer wieder feststellen das ich sehr glücklich bin wenn ich allein bin. Details sind sehr wichtig für mich, wenn ich etwas mache dann tue ich es am liebsten alleine, so kann ich mehr ins Detail gehen und in aller ruhe das perfekte Ergebnis erreichen. Ich lasse auch nicht vorher los bis das Ergebnis restlos perfekt ist. Wenn mir aber dann doch jemand hilft dann ist das für mich sehr Chaotisch, sowohl die Zusammenarbeit als auch das Ergebnis und das macht mich fertig.

  • Wenn ich etwas tue dann konzentriere ich mich so sehr auf die eine Sache dass ich alles andere vergesse. Ich muss nicht mal etwas tun, ich kann mich generell immer nur auf einige wenige Sachen gleichzeitig konzentrieren, alles andere wird einfach ausgeblendet.

  • Ich habe das dringende verlangen mich ständig zu wiederholen weil ich oft das Gefühl habe, mein gegenüber hat es entweder nicht verstanden oder er hat nicht zugehört.

  • Ich muss öfter wiederholend überprüfen ob alles in Ordnung ist.

  • Ich KÖNNTE reden wie ein Wasserfall, habe aber Probleme ein Gespräch zu folgen oder ein Gespräch aufrecht zu halten, in Gruppe wird es noch schlimmer. Sinnlos daher reden macht mir überhaupt keinen Spaß. Ich hasse es wenn sich das Thema plötzlich ändert.

  • Ich lache nie wenn andere lachen.

  • Smaltalk ist für mich unmöglich, mein Smaltalk besteht nur aus Antworten und pausen.

  • Ich zeige sehr selten und extrem ungern Emotionen

  • Wenn ich etwas tue, bevorzuge ich immer die Selbe Art und Weise

  • Ich habe keine Freunde und bin damit auch sehr zufrieden

  • Ich hasse Veränderungen in meinem Alltag und generell auch

  • Spontan sein ist für mich völlig fremd

  • Wenn ich mich auf etwas vorbereite dann mache ich dies sehr sehr gründlich, manchmal lasse ich mir mein vorhaben wie ein Film durch den Kopf abspielen.

  • Unbekannte möglichen Geschehnisse oder Sachen möchte ich ausweichen.

  • Mit Kindern komme ich überhaupt nicht klar, besonders dann nicht wenn sie Rollenspiele spielen.

  • Augenkontakt ist für mich schwierig, wenn ich mich zum Augenkontakt zwinge dann kriege ich ganz Trockene Augen, ich erwische mich immer wieder wie ich eher das Gesicht meines gegenüber erforsche anstatt in die Augen zu schauen.

  • Ich freue mich nicht wenn sich andere freuen

  • Ich war schon immer ein Außenseiter sehr verträumt, lebe in meiner Welt

  • Ich habe gar kein Orientierungssinn

  • Körperkontakt wie Händeschütteln oder zu nahe neben jemanden sitzen ist für mich unangenehm.

  • Ich nutze nie irgendwelche Sprichwörter z.B. jemand tritt ins Fettnäpfchen.

Sehr Untypisch für Autismus:

  • Bis zum 5 Lebensjahr sehr sehr viel geschrien, meine Mutter sagte mir, sie wusste den Grund nicht, es war eigentlich alles in Ordnung, anscheinend habe ich nach einer Bezugsperson gesucht.

  • Angefangen zu laufen mit 15 Monaten

  • Angefangen zu reden mit 2,5 Jahren

  • Ich habe keine ausgefallenen Interessen denen ich energisch und mit viel Einsatz nachgehe

  • Ich habe generell sehr wenig Interessen

  • Erkenne ca. 75% Gesichtsmimik

  • Ich war recht gut in der Schule

  • Ich empfinde Trauer mit anderen

  • Obwohl ich die Absichten anderer oft nicht sofort erkenne, kann ich mich, so schätze ich, recht gut in andere versetzen

  • Das ist ein sehr wichtiger Punkt was gegen Autismus bei mir sprechen könnte. Bis zum 14 Lebensjahr war ich sehr offen, spontan, lautstark, sehr lebendig. Ich war zwar die meiste Zeit ein Außenseiter, aber ich freute mich immer sehr auf Gesellschaft. Ich bevorzugte immer einen eher kleineren Freundeskreis. Ich habe neulich etwas gelesen was mich dann wieder zum nachdenken gebracht hat. Quelle Wikipedia.

(Autist kann durch soziales Umfeld kein Autismus diagnostiziert werden)
Ich wurde zum sozialen Umfeld gezwungen, ich habe 6 Geschwister, wir lebten teils eher auf engen Raum. In meiner Kindheit war es immer sehr laut und lebendig zuhause.
Nun stellen sich mir die Fragen, kann ich Autismus vollkommen gewissenlos bei mir ausschließen und es ist eher eine Störung? Oder ist Autismus bei mir durchaus denkbar trotz meiner Gegenargumente?

[MOD] Titel geändert

Autismus ist kein genau definierter Begriff.

Wenn du 5 Fachleute befragst, wirst du wahrscheinlich 6 verschiedene antworten bekommen.

Selbstdiagnose
Hallo!

Du hast Dich eingehend mit Deiner Situation beschäftigt und sie ausführlich reflektiert.

Da in meinen Augen eine Diagnostik auch immer zwingend etwas mit dem persönlichen Gegenüber zu tun hat, wäre mein Rat an Dich, dass Du einen Psychiater aufsuchst.

Grundsätzlich ist exakte Planung ja nicht verkehrt, doch wenn das Ganze in Zwang abgleitet und Dir (wenn ich das richtig aus Deinem Text entnommen habe) auch ein Stück weit die Lebensfreude nimmt, wäre m.E. der Austausch mit einem Fachmann notwendig.

Vielleicht hilft Dir vorübergehend auch der Hinweis auf den „Asperger-Autismus“ weiter, eine weniger stark und anders ausgeprägte Form von Autismus.

Angelika