Babys und Rhythmus

Hallo allerseits,

es geht um meinen kleinen Neffen, der jetzt fünf Monate alt ist. Seine Eltern wohnen in Mittelamerika, wo das Leben natürlich etwas anders aussieht.
Jedenfalls sieht der „Rhythmus“ des Kleinen mittlerweile etwa so aus, daß er gegen neun aufwacht, ein bißchen trinkt (wird gestillt und kriegt nur in Ausnahmefällen abgepumpte Milch aus der Flasche), ein bißchen wach ist, gegen Mittag eine ausführliche Siesta macht und dann ist er lange wach (mit Schläfchen zwischendurch). Die Eltern gehen gegen 23 Uhr schlafen, bis dahin ist der Kleine auch noch nicht im Bett, er wird eigentlich überall hin mitgenommen (im Tragetuch bei Mama oder Papa). Er schläft dann im allgemeinen die ganze Nacht durch.
Zu seiner Entwicklung: er ist völlig altersgerecht entwickelt, motorisch sogar sehr frühreif. Er ist überhaupt sehr aktiv und lebendig.
Heute kamen wir darauf zu sprechen, ob dieser „Rhythmus“ denn gut sei oder schlecht oder ob es nichts macht, daß er so ein Langschläfer ist und eben keine richtige Struktur hat (vorgelebt bekommt).
Ich gab zu bedenken, daß die Struktur wichtig dafür ist, daß das Kind sich sicher fühlt, und daß es ohne Sicherheit nichts neues lernen kann. Diesen Bereich habe ich eben angesprochen. Ebenso, daß er evtl. im Kindergarten und in der Schule Schwierigkeiten bekommen könnte, weil er nicht gelernt hat, sich einzuordnen.
Was meint ihr dazu?

Interessierte Grüße,
Corinna

Hallo Corinna,

Heute kamen wir darauf zu sprechen, ob dieser „Rhythmus“ denn
gut sei oder schlecht oder ob es nichts macht, daß er so ein
Langschläfer ist und eben keine richtige Struktur hat
(vorgelebt bekommt).

wo fehlt hier die Struktur? Du hast oben sogar Zeiten benennen können - dies wirkt mir nicht nach einem unstrukturierten Tagesablauf.

Oder beziehst du dich aufs Mitnehmen?
Auch ein Kind, das nicht überallhin mitgenommen wird, wird keinen Tag „einen wie den anderen“ erleben, und andersrum: Auch beim Mitnehmen kann es genug Struktur geben (Essenszeiten, Liedchen etc.).

Ich finde auch die Schlafenszeiten nicht lang oder ungewöhnlich.

Viele Grüße,
Nina

Hallo Nina,
danke für deine Antwort.

wo fehlt hier die Struktur? Du hast oben sogar Zeiten benennen
können - dies wirkt mir nicht nach einem unstrukturierten Tagesablauf.

Die Tage sehen nie gleich aus, bis aufs Aufstehen und Schlafengehen (immer etwa die gleiche Zeit).

Oder beziehst du dich aufs Mitnehmen?
Auch ein Kind, das nicht überallhin mitgenommen wird, wird
keinen Tag „einen wie den anderen“ erleben, und andersrum:
Auch beim Mitnehmen kann es genug Struktur geben (Essenszeiten, Liedchen etc.).

Also die Struktur gibt es eigentlich nicht, abgesehen von – wie gesagt – Aufstehen und Schlafengehen. Kein spezielles Liedchen zum Einschlafen, überhaupt wenig Rituale.
Ich wollte diese Art von Erziehung auch nicht kritisieren, sondern einfach fragen, was andere dazu sagen. Die Kinder, mit denen ich mich auskenne, sind zwei Jahre alt oder älter und allesamt behindert oder psychisch nicht in Ordnung. Drum hab ich so wenig Ahnung davon, was „normale“ Kinder vertragen.

Ich finde auch die Schlafenszeiten nicht lang oder ungewöhnlich.

Diesbzgl. kenne ich mich eben auch nicht aus!
Hierzulande werden kleine Kinder eben meistens zu einer bestimmten Zeit ins Bett gesteckt, es gibt Schlafengehrituale, es gibt Mittagsschläfchen um eine bestimmte Zeit, die meisten Babys, die ich so erlebt habe, wachen früher auf usw.
Ich denk mir halt, es wird schon einen Grund haben, daß es in Europa so viele Rituale und so feste Strukturen gibt – da überleg ich mir einfach, ob sowas unbedingt notwendig ist oder eher nicht.

Auf weitere Antworten hoffend :smile:
Corinna

Hallo Corinna,

also ich bin der Meinung dass gerade in den ersten Monaten keine „Struktur“ notwendig ist. Lieber das Kind überall im Tragetuch mit hin nehmen als es zwanghaft zu einer bestimmten Zeit ins Bett zu legen. Ich hab mein Kind die ersten fünf, sechs Monate auch dauernd bei mir gehabt. Seit er ca ein halbes Jahr alt ist, geht er (fast) jeden Abend um acht Uhr ins Bett. Nähe und Wärme verschafft Geborgenheit, und nicht spezielle Strukturen schon in den ersten Lebensmonaten. Also von daher denke ich die machen das schon richtig.

LG Blümchen

Hallo Corinna,

Die Tage sehen nie gleich aus, bis aufs Aufstehen und
Schlafengehen (immer etwa die gleiche Zeit).

das war bei mir, als ich klein war (bin aber in Deutschland aufgewachsen) nicht anders:
Jeder Tag war irgendwie anders - den einen Tag ging’s mit zu Freunden meiner Eltern, den anderen Tag wurde dieses im Garten gearbeitet, den anderen Tag jenes im Garten gearbeitet, ich wurde mal zum Bäcker mitgenommen, mal zum Nachbarn…

Ich bin trotzdem ein sehr strukturierter Mensch geworden; hauptsächliche Struktur waren die festen Schlafenszeiten (wennauch nicht exakt mittags und nach dem Abendessen) sowie, dass (so um das Alter rum) immer die Mama da war, wenn ich sie brauchte. Und bestimmte Dinge, die ich mochte (mein Kuscheltier, meinen Schlafsack…)

Also die Struktur gibt es eigentlich nicht, abgesehen von –
wie gesagt – Aufstehen und Schlafengehen. Kein spezielles
Liedchen zum Einschlafen, überhaupt wenig Rituale.

So „ritualvoll“ war meine Kleinkindzeit, nach Berichten meiner Mutter, auch nicht.
Wie viel man da braucht, mag auch vom Kind abhängen - mehr Rituale können schon beruhigend wirken, wenn ein Kind das braucht.

Ich wollte diese Art von Erziehung auch nicht kritisieren,
sondern einfach fragen, was andere dazu sagen. Die Kinder, mit
denen ich mich auskenne, sind zwei Jahre alt oder älter und
allesamt behindert oder psychisch nicht in Ordnung. Drum hab
ich so wenig Ahnung davon, was „normale“ Kinder vertragen.

Auf jeden Fall finde ich vielfältige Eindrücke - solange sie dem Kind nicht aufgezwungen werden und „es sich wegdrehen und pennen kann“ wenn es mag - nicht schlecht.
Eigentlich ist es - biologisch - ja auch normal, dass eine Mutter ihr Kind dabei hat und es dabei eine Vielzahl an Eindrücken mitbekommt.

Viele Grüße,
Nina

Hallo Corinna,

meiner Meinung nach kannst Du ganz glücklich / beruhigt sein, die Eltern scheinen ganz unverkrampft sich am Kind und Leben zu erfreuen. Der Kleine wird gestillt, ich nehme an, nach Bedarf - da Du Struktur vermißt, was besseres gibts nicht für Mutter und Kind. Die Stillabstände variieren bei vielen Kindern und die hier in Dt. leider immmer noch verbreitete 4-Std Regel führt eher zu vorschnellem Abstillen, als dasein Kind dadurch Struktur bekommt. Das Stillen, die beste und natürlichste Methode ist, ein Kind zu ernähren, führe ich nur der Vollständigkeit halber an.

Du schreibst, das Kind ist motorisch sehr fit - nun eine überzeugte Tragetuch-Mutter wundert das nicht. Der Gleichgewichtssinn der Kinder wird im Tuch enorm geschult. Alle anderen Vorteile des Tragens (bauchmassage, konstante Nähe, Wärme, arme frei fürden Träger) will ich nur kurz anreißen. Literatur zu diesen Behauptungen gibts gern auf Anfrage.

Vermutlich haben die beiden das Kind auch in ihrem Bett - die entspannten Schlafzeiten sind doch ein Traum aller Eltern.

Ohne meine Aussage beweisen zu können, führe ich viele Auffälligkeiten bei Kindern hierzulande auf mangelnde Nähe und Liebe im Umgang zurück. Hier in gibt es geradezu perfektionierte Foltermethoden um Kinder zum Schlafen zu bringen (Stichwort Knast-Zahn Jedes Kind kann schlafen). Sie schlafen natürlich allein im eigenen Kinderzimmer.

Hier werde Kinder schon frühzeitig mit minderwertiger Nahrung großgezogen. (jaja alles bio in den Gläschen und so gut fürs Kind) und die gute Folgemilch macht unsere Nachkommen so gewichtig.

Ich kenne mehrere Kinder, die unter ähnlichen Umständen ihr erstes (und weitere Lebensjahre) verbrachten - mit Struktur in der Kita und später in der Schule gab es selten Probleme. und wenn, haben sich die Eltern gefragt, ob z.B. ein festgelegter Mittagschlaf in der Kita sein muß oder ob es da nicht andere Wege gibt.

FS

Hallo Corinna

Hierzulande werden kleine Kinder eben meistens zu einer bestimmten Zeit ins Bett gesteckt, es gibt Schlafengehrituale, …

Diese Rituale sind wahrscheinlich notwendig, um dem Kind die innere Sicherheit zu geben, da es dann (oft) anschließend alleine gelassen wird. Wenn das nicht der Fall ist, benötigt es diese Rituale nicht. Es heißt ja z. B. auch, Waisenkinder brauchen ganz dringend Rituale und feste Strukturen.

Regelmäßig wiederkehrende Rituale und feste Strukturen können eine Stütze sein, die innere Sicherheit verleiht, aber wer sich auch ohnedem sicher fühlt, braucht das nicht. Und ein Baby, das alles mit seinen Eltern zusammen machen darf, fühlt sich sehr sicher, denke ich.

Viele Grüße
Simsy

1 Like

Dem ist nichts hinzuzufügen… :wink:

zuzufügen

Dem ist nichts hinzuzufügen… :wink:

doch.

http://www.amazon.de/verlorenen-Zerst%C3%B6rung-unse…

das hat mich damals sehr beeindruckt.
keine ahnung, ob es überholt ist?

tilli

Hallo Corinna

Hierzulande werden kleine Kinder eben meistens zu einer bestimmten Zeit ins Bett gesteckt, es gibt Schlafengehrituale, …

Diese Rituale sind wahrscheinlich notwendig, um dem Kind die
innere Sicherheit zu geben, da es dann (oft) anschließend
alleine gelassen wird.

na, ich weiß nicht. grad eben haben wir einen faden durch, in dem es wieder darum ging, dass mama als feste bezugsperson rund um die uhr zumindest erreichbar sein solle. alleine lassen? oder meinst du: ohne körperkontakt schlafen? das ist auch möglich und hindert am gedeihen nicht.
ein weites feld.

Regelmäßig wiederkehrende Rituale und feste Strukturen können
eine Stütze sein, die innere Sicherheit verleiht, aber wer
sich auch ohnedem sicher fühlt, braucht das nicht.

das sagst du so. je älter die kinder werden, desto ritual. das ist mein eindruck. ein baby und kleinkind kann man überall mit hinnehmen. muß man ja sogar. die ältern (bis in die pubertät hinein) sind verstört, wenn es mal sonntagmorgen keine laugenbrötchen gibt.

Und ein
Baby, das alles mit seinen Eltern zusammen machen darf, fühlt
sich sehr sicher, denke ich.

jep. das habe ich ausnahmslos beobachtet. je immer-dabei, desto ruhiger-kind.

lg
tilli