Bakterien: Frage zur Stickstoffassimilation

Hallo Experten,

habe ich es richtig verstanden, dass jedes Bakterium für seinen Zellaufbau, d.h. für das Wachstum und die Vermehrung, anorganische Stickstoffverbindungen aufnehmen und in körpereigene Stoffe (Aminosäuren) umwandeln muss (neben z. B. auch Phosphat)?

Wenn ja, dann geschieht dies sicher auch bei aquatischen Bakterien? Und sowohl Nitrat als auch Ammonium im Wasser kann hierfür verwendet werden. Korrekt? Weiter habe ich irgendwo gelesen, dass Ammonium leichter umgewandelt werden kann und daher bevorzugt wird?

Hat jemand einen Link, wo dies einigermaßen ausführlich beschrieben wird? Ich bitte um eine für mich als Laie verständliche Antwort.

Danke und viele Grüße
Susanne

Hallo Susanne,

einen Link habe ich nicht aber die Bücher:
–>Hans. G. Schlegel „Allgemeine Mikrobiologie“ Thieme Verlag, 7. Aufl.
–>Brock, „Mikrobiologie“ Spektrum Verlag (20012)

kann ich empfehlen.

Deine Vermutungen:

hierfür verwendet werden. Korrekt? Weiter habe ich irgendwo
gelesen, dass Ammonium leichter umgewandelt werden kann und
daher bevorzugt wird?

werden dort bestätigt und genauer ausgeführt.

Viel Erfolg

watergolf

Hallo Watergolf,

vielen Dank. Ich möchte da nämlich jemanden in einer Streitfrage widerlegen, aber das muss ich schon mit fachlichen Quellen untermauern können…

Welches Buch wäre denn besser geeignet? Der Brock scheint besser verständlich zu sein als der Schlegel, was ich gelesen habe, ist aber in einer neuen Ausgabe auch wahnsinnig teuer.

Ich bin jetzt noch über ein interessantes Buch über Bakterien gestolpert, das sich an den interessierten Laien richtet: Welt der Bakterien von Gerhard Gottschalk.

Kennt das vielleicht zufällig jemand und kann mir sagen, ob das da auch drin steht?

Gruß
Susanne

Hallo Susanne,

unser Dozent ging damals nach dem Brock vor. Verstanden habe ich es eigentlich erst beim Schlegel, weil der Brock für einen Anfänger zu detailliert ist.
Für deinen Zweck der: „Streitfragen Widerlegung oder Anerkennung“ reicht der Schlegel aus.

Bei „Amazon“ liegen die günstigsten Angebote des gebrauchten Schlegel von 1992 ab etwa € 8.-
Die „Welt der Bakterien“ von Gerhard Gottschalk kenne ich leider nicht.

Wenn das deine erwähnten Streitfragen sein sollen:

a) „habe ich es richtig verstanden, dass jedes Bakterium für seinen Zellaufbau, d.h. für das Wachstum und die Vermehrung, anorganische Stickstoffverbindungen aufnehmen und in körpereigene Stoffe (Aminosäuren) umwandeln muss (neben z. B. auch Phosphat)?“
Antwort: „Ja“

b) „Wenn ja, dann geschieht dies sicher auch bei aquatischen Bakterien?“
Antwort: „Ja“
c) „Und sowohl Nitrat als auch Ammonium im Wasser kann hierfür verwendet werden. Korrekt?“
Antwort: „Ja“

d) „Weiter habe ich irgendwo gelesen, dass Ammonium leichter umgewandelt werden kann und daher bevorzugt wird?“
Antwort: „Ja“

Schlegel zu d): „Allgemeine Mikrobiologie“ (1992) Kapitel „7.6 Biosynthese einiger niedermolekularer Bausteine“ auf Seite 274 :
„Die Überführung von anorganischem Stickstoff in organische Bindung verläuft immer über Ammonium.
Nitrat, Nitrit und molekularer Stickstoff werden zunächst assimilatorisch zu Ammonium reduziert und dann erst in organische Verbindungen überführt (Abb. 7.17, Ziffern 1, 2 u. 3)“

Nun der Text zur " Abb. 7.17: Die wichtigsten Wege der Assimilation von Stickstoff.
Im Nährmedium enthaltene
Ammonium-Ionen werden direkt in die Zelle aufgenommen (1).
Nitrat-Ionen werden auf dem Wege der assimilatorischen Nitratreduktion (2) und
molekularer Stickstoff (Distickstoff) durch Stickstoffixierung (3)
zu Ammonium-Ionen reduziert.

In organische Bindung wird Ammonium-Stickstoff entweder unter Beteiligung von ATP über Glutaminbildung oder
ohne Aufwand von ATP durch direkte reduktive Aminierung von
2-Oxoglutarat oder Pyruvat übergeführt.“

Vielleicht könnt ihr euch auf diese „fachliche Quelle“ einigen und der Gelehrtenstreit ist beendet.

Gruß

watergolf

Hallo Watergolf,

oha, vielen Dank für Deine Mühe! Ich habe auch schon ein Gebrauchtexemplar ins Auge gefasst, und werde mir dieses vermutlich dennoch kaufen. Der Brock liegt bei uns in der staatlichen Präsenzbibliothek im Leihsaal aus - ist mir erst danach eingefallen, da zu gucken. Könnt ich also auch noch hinpilgern.

Vielleicht könnt ihr euch auf diese „fachliche Quelle“ einigen
und der Gelehrtenstreit ist beendet.

Gruß

watergolf

hehe, Gelehrtenstreit, genau. Wobei der Andere schon irgendwas in der Richtung studiert haben muss. Ich brauche diese Fakten allerdings zur Untermauerung meiner Argumentation, dass bei Trübungen im Aquarium verursacht durch Bakterien, die die organischen Reststoffe zu Ammonium in der 1. Nitrifiktationsstufe oxidieren („Bakterienblüte“), durchaus das Einbringen von mehr Pflanzen als direkte Konkurrenz nützlich ist. Weil er gesagt hat, dass die Bakterien nicht zu den Pflanzen in Ammoniumkonkurrenz stehen. Aber wenn sie Ammonium für ihren Zelleinbau auch brauchen, würde es also schon etwas bringen, das verfügbare Ammonium durch Pflanzen zu verringern und somit, so schlussfolgere ich zumindest, die Wachstums-/Vermehrungsrate der Bakterien.

Gruß
Susanne

Trübungen im Aquarium verursacht durch Bakterien, die die
organischen Reststoffe zu Ammonium in der 1.
Nitrifiktationsstufe oxidieren („Bakterienblüte“),

ups, hab mich vertan, aber hier kann man nicht editieren. Es ist natürlich nicht die 1. Nitrifikationsstufe (Ammonium --> Nitrit) gemeint, sondern Bakterien, die das „organische Material veratmen“.

Hallo

hier z.B.

http://www.strecker24.de/infos/das_aquarium/wasser_u…

Und ja. Ammonium wird auch von Wasserpfanzen verfrühstückt.

Grüße