Bakterienbelastung in den Zahnfleischtaschen

Hallo,

vor kurzem wurde bei mir eine mikrobiologische Analyse der Inhalte meiner bis zu 6 mm tiefen Zahnfleischtaschen durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass darin eine behandlungsbedürftige Bakterienbelastung vorliege.

Insbesondere fand man

Porphyromonas gingivalis
Tannerella forsythia
Treponema denticola

Prevotella intermedia
Peptostreptococcus micros
Campylibacter rectus

Hoffentlich habe ich das alles richtig geschrieben.

So weit, so gut (oder so schlecht). Nachdem es heute beim Zahnarzt (es ist ein neuer, den ich noch nicht richtig kenne) zum Disput kam, wies er mit die Tür. Nun stehe ich ohne weitere Behandlung im Regen. Was kann ich mit diesem Befund anfangen? Immerhin mache ich mir Sorgen, da mich der Zahnarzt, der mich behandeln wollte und das jetzt nicht mehr tut, mich ob des Befunds sogar abends zuhause anrief.

Danke
Slides-Only

Hallo,

vor kurzem wurde bei mir eine mikrobiologische Analyse der
Inhalte meiner bis zu 6 mm tiefen Zahnfleischtaschen
durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass darin eine
behandlungsbedürftige Bakterienbelastung vorliege.

Ui das ist ja schön tief, geht aber noch mehr, allerdings spielen dann die Zähne im Munde Schaukelpferdchen…

Insbesondere fand man

Porphyromonas gingivalis
Tannerella forsythia
Treponema denticola

Prevotella intermedia
Peptostreptococcus micros
Campylibacter rectus

Hoffentlich habe ich das alles richtig geschrieben.

So weit, so gut (oder so schlecht). Nachdem es heute beim
Zahnarzt (es ist ein neuer, den ich noch nicht richtig kenne)
zum Disput kam, wies er mit die Tür. Nun stehe ich ohne
weitere Behandlung im Regen. Was kann ich mit diesem Befund
anfangen? Immerhin mache ich mir Sorgen, da mich der Zahnarzt,
der mich behandeln wollte und das jetzt nicht mehr tut, mich
ob des Befunds sogar abends zuhause anrief.

Eine Parodontosebehandlung steht in dem Fall an, im Vorfeld eine Besserung der Mundhygiene und der Zahnputztechnik, im Nachhinein eine sehr gute und im angemessenem Zeitabstand durchgeführte professionelle Zahnreinigung.
Wenn man die Beisserchen noch behalten will, sollte man sich einen Zahnarzt suchen und die Behandlung dort durchführen lassen, bei der genannten Taschentiefe, zahlt sogar die Kasse, allerdings würde es mich nicht wundern wenn es sogar zu eine offenen Kürretage kommen würde.

Mal als Anmerkung, der Alte Zahnarzt hatte wohl kein Auge mehr oder einfach keinen Bock mehr seine Patienten diesbezüglich zu behandeln, wenn es wirklich so war wie sie geschildert haben das sie regelmäßig zur Vorsorge waren. Traurig aber so etwas finden wir immer wieder gerade bei den sehr älteren Zahnärtzen/innen die bald in Ruhestand gehen.

Danke
Slides-Only

Gruß

Hallo Lucia,
vielen Dank für Ihre (Deine) Antwort.

Mir scheint, sie sind sehr kompetent. Daher suche ich weiter das Gespräch mit Ihnen.

Das mit der Mundhygiene beobachte ich selbst. Mit einer normalen Zahnbürste komme ich insbesondere nicht in die Zahnzwischenräume, was mich sehr nervt. Mit Zahnseide kann ich die Schneidezahn-Zwischenräume gut reinigen, nicht aber die Zwischenräume zwischen den Backenzähnen. Dafür hatte ich mir dann extra eine „Interdentalzahnbürste“ (also so nen „Flaschenputzer“) gekauft, mit dem ich aber gar nicht klar komme. Meist knickt er ab und ich stech mir mit dem Draht ins Zahnfleisch.

Seit gestern habe ich eine neue Zahnbürste mit längeren Borsten zwischen den normalen Borsten. Damit habe ich erstmals ein gutes Gefühl und auch den Eindruck, dass ich die damit die Zwischenräume einigermaßen sauber krieg.

Die Mundspülungen, die ich bisher benutzt habe, sorgen nämlich nur für einen extrem ausgetrockneten Mund und sonst bringen sie mir gar nicht.

Ich habe jetzt per Internet einen neuen Zahnarzt gesucht, bei dem ich Ende Mai einen Termin habe. Ich hoffe, die Zähne halten die nächsten zwei Wochen noch (bisher haben Sie ja auch gehalten).

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort. Was, außer mit meiner neuen Zusatzborsten-Zahnbürste putzen können Sie mir für die zwei Wochen noch empfehlen? Gibt es noch was optimaleres, wenn man mit Zahnseide und Interdentalbürsten im Backenzahnbereich einfach nicht klar kommt?

Danke
Slides-Only

Hallo Lucia,
vielen Dank für Ihre (Deine) Antwort.

Deine reicht :wink:

Mir scheint, sie sind sehr kompetent. Daher suche ich weiter
das Gespräch mit Ihnen.

Das mit der Mundhygiene beobachte ich selbst. Mit einer
normalen Zahnbürste komme ich insbesondere nicht in die
Zahnzwischenräume, was mich sehr nervt. Mit Zahnseide kann ich
die Schneidezahn-Zwischenräume gut reinigen, nicht aber die
Zwischenräume zwischen den Backenzähnen. Dafür hatte ich mir
dann extra eine „Interdentalzahnbürste“ (also so nen
„Flaschenputzer“) gekauft, mit dem ich aber gar nicht klar
komme. Meist knickt er ab und ich stech mir mit dem Draht ins
Zahnfleisch.

Ja es treten vermehrt Verletzungen dadurch auf.

Seit gestern habe ich eine neue Zahnbürste mit längeren
Borsten zwischen den normalen Borsten. Damit habe ich erstmals
ein gutes Gefühl und auch den Eindruck, dass ich die damit die
Zwischenräume einigermaßen sauber krieg.

Das ist schon mal ein Anfang.
In Kombination mit dieser Zahnputztechnik
http://www.zahnarzt-empfehlung.de/artikel/id/7692

Die Mundspülungen, die ich bisher benutzt habe, sorgen nämlich
nur für einen extrem ausgetrockneten Mund und sonst bringen
sie mir gar nicht.

Sollte dennoch zusätzlich angewandt werden, ihnen würde ich Chlorhexamed empfehlen für das Zahnfleisch, unbedingt dem Apotheker angeben, nicht das sie das andere für „nach chirurgischen Eingriffen“ bekommen.

Ich habe jetzt per Internet einen neuen Zahnarzt gesucht, bei
dem ich Ende Mai einen Termin habe. Ich hoffe, die Zähne
halten die nächsten zwei Wochen noch (bisher haben Sie ja auch
gehalten).

Keine Angst von Heut auf Morgen fallen diese auch nicht aus…

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort. Was, außer mit meiner
neuen Zusatzborsten-Zahnbürste putzen können Sie mir für die
zwei Wochen noch empfehlen? Gibt es noch was optimaleres, wenn
man mit Zahnseide und Interdentalbürsten im Backenzahnbereich
einfach nicht klar kommt?

Da sie ja mit der Normalen Zahnseide im hinterem Bereich nicht hinkommen so etwas:
http://www.medfuehrer.de/cms/getimage.php?u553

gibt es entweder zum selber bespannen oder aber bereits bespannt als so genannte Zahnpicks, bitte nur die Seide benutzen.

Danke
Slides-Only

Bitte und viel Erfolg

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Jetzt komm’ wieder runter, Slides.

Hier ein kurzer Blick in die Fakten:

http://www.joponline.org/doi/abs/10.1902/jop.2008.07…

Das Schlüsselwort in dem Abstract ist „Biofilm“. Den zu beseitigen und seinen Neuaufbau hintanzuhalten ist der Stein der Weisen in der Parodontologie. Das geht in drei Wochen genauso gut.

Noch ein paar Worte zu Deinem speziellen Patient/Arzt/Verhältnis:

Gerade weil Du zwanzig Jahre bei demselben ZA warst, bist Du halt den neuen Betreuungs- und Beratungsformen noch nicht ausgesetzt gewesen :wink:)

Es kann Dir durchaus passieren, dass auch ein weiterer Zahnarzt Dich mit Diagnosen und Therapievorschlägen konfrontiert, die neu für Dich sind (und die Du möglicherweise nicht magst). Deshalb müssen sie nicht per se schlecht sein. Vielleicht war Dein bisheriger ZA eher ein bisschen auf der ‚defensiven‘ Seite.

Jetzt kommt es erst einmal darauf an, dass Du realisierst, dass Du mit Deinen Zähnen die nächsten Wochen unbeschadet überleben wirst. In der Parodontologie gibt es einen Krankheitstyp, wo es schnell schlimmer wird: das ist die ‚rapid progressing juvenile periodontitis‘. Aus der Altersgruppe bist Du raus.

Also, lass Dir Zeit mit der Suche nach einer neuen Praxis und trink’ beim Neu-Termin vorher nicht zuviel Kaffee :wink:

Alles Gute dazu

Kai Müller

Ein kleiner Hinweis noch an den Lehrer ‚slides-only‘ und an Gero: Hippokrates war nicht ‚hypo‘, der war eher ‚hyper‘

Besserwissermodus OFF

http://de.wikipedia.org/wiki/Hippokrates_von_Kos

Hippo kenne ich aber ganz anders.
http://www.google.de/search?q=Hippo&hl=de&client=fir…

Und zum Zahnarzt-Verhältnis:
Ich war vor kurzem auch bei einem Implantat-Reinsetzer. Das war auch neu für mich, aber dem konnte man von Anfang an vertrauen. Ich mag einfach nicht, wenn ich mich über den Tisch gezogen fühle und den Eindruck hatte ich bei dem Yuppie-Zahnarzt.

Als Lehrer bin ich auch grundsätzlich auf Deeskalation aus, doch heute war das Fass voll.
Gruß
Slides

Hallo,

Wenn man die Vorkommnisse, die Du in deinem anderen Posting schilderst, mit in Betracht ziehst, dann hast Du mit aller Wahrscheinlichkeit eine chronische Parodontitis, eine Erkrankung, die ab 50 recht viele Menschen betrifft und eher in Zeiträumen von Jahren als Wochen abläuft. Sie ist in aller Regel gut behandelbar, sofern der Knochenabbau noch nicht zu weit fortgeschritten ist (dies kann man im Röntgenbild beurteilen)

6 mm Tasche sind schon behandlungsbedürtig, aber auch nicht so wild. Man kann die Beurteilung einer Parodontitis nicht an einem einzelnen Taschenwert festmachen.

Die Bakterien die du uns gepostet hast, wirst Du so auch bei den meisten Menschen im Mund finden. Es kommt hier auf die relative Menge an, die gefunden wurde. Die Bakterientests sind allerdings nicht wirkliche quantitativ und können nur eine zusätzliche Information zur Beurteilung der Erkrankung liefern. Ein Bakterientest allein ist nicht aussagekräftig. Schaust Du dazu hier:
http://www.dgzmk.de/zahnaerzte/wissenschaft-forschun…
(Von der DGZMK, dem wissenschaftlichen Dachverband der Zahnmediziner)

Viele Grüße Christian

Hallo Christian,
das ist ja interessant, dass anscheinend nicht nur ich diese Bakterien habe. Umso mehr frage ich mich, weshalb mich der „Nachfolge“-Zahnarzt abends zuhause anruft und mir Panik macht, wenn die Menge der Bakterien bei dem Test anscheinend gar nicht ermittelt wurde.

Ich habe mich Ende Mai bei einem Paradontologen (heißt das so?) angemeldet, mal sehen, was der sagt.

Soll heißen, dass ich nicht gegen die Behandlung bin, wenn sie erforderlich ist, ich mag nur nicht, wenn ich das Gefühl habe, dass mich irgendjemand (aufgrund meiner Unwissenheit) „über den Tisch ziehen“ will. Deshalb bin ich für alle Anmerkungen hier sehr sehr dankbar.

Hallo

Hallo Christian,
das ist ja interessant, dass anscheinend nicht nur ich diese
Bakterien habe. Umso mehr frage ich mich, weshalb mich der
„Nachfolge“-Zahnarzt abends zuhause anruft und mir Panik
macht, wenn die Menge der Bakterien bei dem Test anscheinend
gar nicht ermittelt wurde.

Doch die Menge lässt sich durch die Tests schon grob abschätzen. Man muss es sich so vorstellen:

Unter den Bedingungen, die in der Zahnfleischtasche herschen, vermehren sich bestimmte Bakterien besonders gut, die allerdings auch bei vielen „Gesunden“ vorkommen. Ein paar davon, die als „repräsentativ“ gelten, können mittels eines sog. DNA-Sondentests (das wurde wahrscheinlich bei Dir gemacht, eine Kultivierung der Bakterien ist viiiiel zu teuer) semi-quantitativ nachgewiesen werden.

Diese Bakterien halten gleichzeitig den Entzüngsprozess der Parodontitis am Laufen. Sie sind also sowohl Nutznieser als auch Verursacher. Was davon das Überwiegende ist, darüber streiten die Wissenschaftler noch.

Die Anwesenheit und die Menge der Bakterien ist also ein Indikator für eine bestehende Parodontitis. Deshalb ist der Nachweis der Bakterien bei einem an Parodontitis Erkrankten auch nicht unbedingt verblüffend.

Ganz nutzlos ist es allerdings nicht. Man kann eventuell abschätzen, ob die Erkrankung gerade unter Kontrolle ist, oder nicht. Und falls man zur Behandlung eine Antibiotikatherapie macht (ist manchmal indiziert), dann hat man einen Anhaltspunkt zur Auswahl der richtigen Antibiotika.

Grüße Christian