Balkonkraftwerk vs Wärmepumpe-Komplettpaket

Hallo zusammen,

ich möchte kurzfristig eine Art Balkonkraftwerk in meinem Garten installieren. Je nachdem, wie die Antwort hier ausfällt, würde ich es dimensionieren (Watt, Speicher).

Mittelfristig soll meine Ölheizung gegen eine Wärmepumpe-Solar-Kombi getauscht werden. Dazu dann ggf. ein Stromspeicher mit einer Kapazität, mit der ich möglichst auch ein Elektroauto zumindest sinnvoll betreiben kann.

Jetzt die Frage: sind die Zellen und vielleicht auch der jetzt infragekommende Speicher in das künftige System integrierbar oder kann ich das dann alles entsorgen, wenn ich das „große Paket“ in Angriff nehme?

VG Tobias

2000 Watt Module, 800 Watt Wechselrichter.
Fertig. Mehr Watt darfst du nicht und mehr als 0 kWh Akku ergeben keinen Sinn - zumindest dann, wenn ich die letzten Akkupreise und Akkufunktionen richtig erinnere.

Das Auto sei dein Speicher.
Ein Elektroauto hat wieviel kWh Akku? 40 bis 100 kWh sind ja üblich.
PV-Speicher sind immer noch teuer und üblicherweise in einer Größe zwischen 5 und 20 kWh erhältlich.

Meinst du Wärmepumpe mit Solarthermie?

Da habe ich unterschiedliche Meinungen gehört. Einige sagen, Solarthermie wäre weniger sinnvoll als die Dachfläche durch PV-Module zu belegen.

Oder meinst du Wärmepumpe mit Photovoltaik? Da sage ich meinen Kunden stets, dass sie bitte nicht damit rechnen möchten, nennenswerte Beträge des PV-Ertrages zum Heizen verwenden zu können. Da kommt in den Haupt-Heizmonaten einfach viel zu wenig Ertrag vom Dach (das gilt natürlich ebenso bei Solarthermie).

Die Kontra-Solarthermie-Stimmen sagen: Heizen kannst mit Solarthermie praktisch nicht (stimmt) und im Sommer hast du viel zu viel Wärme, die du gar nicht nutzen kannst, wärend du für eingespeisten PV-Strom ja Geld bekommst (stimmt auch).

Knackpunkt sind die „Übergangsmonate“ - bei beiden Systemen.
Ich nenne als Referenz einen Kunden mit etwa 100m² beheizter Wohnfläche, einer Wärmepumpe mit 7 kW und 12 kWp Ost-West PV.

Die PV Anlage läuft seit September 24.

09/24: 350 kWh Verbrauch, 650 kWh Erzeugung, 93% autark
10/24: 610 / 410 / 57%
11/24: 930 / 190 / 80%
12/24: 1150 / 110 / 8%
01/25: 1430 / 180 / 12%
02/25: 1200 / 360 / 27%
03/25: 1000 / 820 / 52%
04/25: 700 / 560 / 78%
05/25: 560 / 1500 / 93%
(Werte gerundet)
Langzeitwerte bis heute:
8130 kWh Verbrauch, davon 3120 kWh aus PV und 5010 kWh aus dem Netz.
Ein Elektroauto hat er nicht, dann sähe die Autarkie noch viel geringer aus.

Das ist mein eigener PV-Ertrag über ein Jahr:

Vergiss „Heizen mit eigenem Strom“. In den Monaten Dezember und Januar hast du noch nicht einmal genug PV-Strom, um damit den Haushalt zu betreiben.

Zum Akku:
Beim „Balkonkraftwerk“ ist das eine Frage der Regelung. Damit der Akku weiß, wann er laden darf und wann sich entladen soll, muss er eine Datenverbindung zu einem Stromsensor am Zählerschrank haben. Das können einige Systeme schlichtweg gar nicht! Statt dessen bekommst du eine schicke Handy-App, mit der du die Ladung / Entladung nach einem starren Zeitplan einstellen sollst oder bei Bedarf am Handy halt mehr Leistung abrufst. Total unpraktisch - und bedenke: Beim „Balkonkraftwerk“ bekommst du genau 0 Cent für jede eingespeiste kWh. Schlimmstenfalls lässt du also den teuren Akku strom liefern, den du verschenkst.

Bei einer „richtigen“ PV-Anlage hingegen hast du diese Begrenzungen nicht. Du kannst die (Dach)fläche voll ausreizen und soviel Module wie möglich nehmen. Dann ergänzst du das mit einem Akku, sofern sich die Bedingungen dafür ergeben. Bei begrenzten finanziellen Mitteln gilt: Zuerst alles in Module investieren, erst dann in einen Akku.

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Hi XStrom,

Danke für die ausführlichen Erläuterungen und Empfehlungen.

Dann mach ich mich mal auf die Suche nach einem Balkonkraftwerk mit so einem Sensor.
Oder hast du da auch eine Empfehlung?

Für alles andere muss erstmal ein Energieberater her…

Mit freundlichen Grüßen
Tobias

Den brauchst du nur, wenn du einen Akku betreiben willst.
Während die meisten PV-Anlagen bestehende Anlagen - auch anderer Hersteller - berücksichtigen können, klappt das bei Akkus nicht. Ich würde daher keinen Akku in Verbindung mit einem Balkonkraftwerk kaufen, wenn eine richtige PV Anlage bald kommen könnte.

Und wenn keine große PV Anlage geplant ist, dann prüfe zuerst, wie man den Stromsensor im Zählerschrank mit dem Akku / Wechselrichter verbinden kann und vor allem: Wer baut dir das ein?
Wenn du nicht in bemitleidenswerten Gegenden mit Wechselstromversorgung lebst (viele Wohnungen im Bereich der ehemaligen Elektromark), dann muss der Stromsensor für Drehstrom ausgelegt sein.

Aber wie gesagt: Spar dir erstmal den Akku, den wirst du ggf. demnächst sowieso entsorgen. Alternativ könnte ein mobiler Stromspeicher was für dich sein (etwa Ecoflow). Den kann man später auch für andere Zwecke (Camping, Baustelle?) nutzen.

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