Hallo Kati,
ja, es ist „Platt“; Müllenhoff hatte u.a. Märchen aus der Gegend Schleswig-Holsteins herausgegeben. Insofern gehe ich davon aus, dass das im Märchen Gesagte aus dieser Region stammt.
Münchhausen hat sich nun dieses Märchens zwar bedient, aber er hat daraus ja (nicht zufällig) eine Ballade verfasst.
Im Märchen steht die Brennessel dafür, dass Marleen sich an die Zeit erinnert, in der sie vor Hunger Nesseln aß. Dort sagt sie den Spruch 2 Mal, und sie sagt, sie habe sich an die Zeit erinnert, in der sie sich von Nesseln ernährte. Dieser Spruch führt u.a. dazu, dass der Geliebte sie wieder erkennt und alles wird - eben Märchen - gut.
Anders in der Ballade - da wird es nicht gut.
Münchhausen hat das im Märchen niederdeutsch Gesagte abgeändert: Der König sagt: Brennettelbusch, wo is myn Tyd’ eblewen, un wo is myn Maleen?". Marleen sagt: Brennettelbusch, ik hev de Tyd 'eweten, dar was ik nich alleen!"
Ich denke nicht, dass es in der Ballade „gewartet“ heißt.
„Warten“ könnte man eher mit „wohren“/ „töven“ übersetzen.
Denn Marleen wurde durch den Krieg vertrieben/ musste ihre Heimat verlassen; sie war allein. Es ergibt keinen Sinn, wenn sie sagt, sie habe (die Zeit) gewartet, als sie nicht allein war.
Versteht man es aber so, dass Marleen sagt, sie erinnere sich an die Zeit, in der sie noch glücklich mit dem Geliebten war, dann ergibt sich ein Sinn: Sie weiß um diese Zeit, als sie noch mit dem Geliebten vereint war und nicht allein - und sie erinnert sich daran, dass er ihr seine Liebe schwor, wobei die Brenn-Nesseln ja für das Brennen der Liebe - und dafür stehen, dass er nicht Wort hielt.
Soweit meine Interpretation.
Gruß - iceage