Bandscheibenvorfall beim Hund

Hallo Leute,

ich hab mal eine Frage:

Unser kleiner Mischlingsrüde, 10 1/2 Jahre alt, leidet seit gestern abend an einem Bandscheibenvorfall.

Gestern Nacht waren wir beim tierärztlichen Notfalldienst. Der Arzt (sehr freundlich ) schaffte es durch Spritzen ihn bis heute mittag schmerzfrei zu bekommen.

Heute mittag nun ging es ihm so gut, dass wir am Überlegen waren, ob wir den mit unserem Haustierarzt für heute 19.30 Uhr vereinbarten Termin überhaupt wahrnehmen müssen.

Im Laufe des Nachmittags: Wieder dramatische Verschlechterung.

Unser Haustierarzt spritzte heute Abend wieder. Ab morgen soll Sam mit Tabletten behandelt werden.

Unser Tierarzt meinte, er wolle bis zum WOCHENENDE!!! warten, ob er auf Dauer schmerzfrei werde, evtl. auch ohne Medikamente.

Falls nicht soll am nächsten Montag zur diagnostischen Abklärung eine Computertomographie durchgeführt und evtl. operiert werden. Die reine Operation ca. € 1.000,00, ohne Diagnostik, mit einem Behandlungserfolg, den der Tierarzt nicht als berauschend „bei so einer Operation“ bezeichnet.

Habt ihr Erfahrungen beim Bandscheibenvorfall eines kleinen Hundes. Beachtet dabei auch das Alter.

Wie würdet ihr euch verhalten? Die € 1.000,00 + weiterer Behandlungskosten + Computertomographie haben wir einfach nicht.

Würde ein Tierarzt AUF UNSERE BITTE !!! ihn einschläfern??? Auch wenn er selbst der Meinung ist, eine Operation sei möglich ???

Habt ihr da Erfahrung??

Fallt jetzt nicht über mich her. Abgesehen von den Kosten hat das Tier seit gestern - mit Ausnahme der durch Medikamente schmerzfreien Zeit - so unerträgliche Schmerzen, dass wir nicht wissen, wie wir ihn anfassen sollen. Er kann seinen Kopf kaum ablegen; er kann nur Fressen, wenn wir den Napf anheben, weil er den Kopf kaum noch bewegen kann.

Was sollen wir tun???

Gruß0
Gisela

Hallo,

unser Hund (damals 13) hatte eine Schmerztherapie bekommen und lebte noch ganze drei Jahre.

Vielleicht schon mal an Ratenzahlung gedacht? Ist fast immer möglich. Wer einen 10 Jahre lang begleitet hat, den sollte man doch nicht gleich aufgeben, oder?!

Allerdings kann es sein, dass der Arzt auch zum Einschläfern rät…

Kim

Hallo Gisela,
ich möchte dir gerne einmal ganz neutral etwas schildern, was ich erlebt habe, zumindest einen kleinen Auszug davon.
Mir scheint, dass du dir genügend Gedanken machst was dein Tier angeht, du denkst auch über das Unvermeindliche nach.
Ein Tier das Schmerzen hat leidet, der Besitzer, wenn er denn ein besonderes Verhältnis zu seinem Tier hat auch. Für Beide ist es hart! Man steht vor dem Scheidepunkt im Leben wo eine Entscheidung unumgänglich ist.Dein Lebensbegleiter auch Lebenspartner ist an einem Punkt angelangt wo die Entscheidung über sein Leben dir obliegt! Du alleine musst entscheiden was passiert!
Du weißt nicht was das Tier an Schmerzen erträgt, du weißt nicht, wieviel es noch bereit ist zu ertragen! Du weißt gar nicht was es an Schmerz erträgt!
Ich habe das bei einem HUND DURCH GEMACHT UND HEUTE WÜRDE ICH SAGEN; DURCH MEINEN SCHMERZ WIE ICH MICH AN MEIN TIER GEKLAMMERT HABE; HABE ICH IHM MEHR SCHMERZEN GEGEBEN ALS ES NÖTIG GEWESEN WÄRE!
Eine Operation mag sinnvoll sein, es kommt auf den Zustand des Tieres an, will man es ihm zumuten? Manchmal ist es sinnvoll, manchmal nicht. Niemand wird dir die Frage beantworten können was du tun sollst! Das schlimmste im Leben ist es, ein Tier zu verlieren, aber es ist schlimmer es leiden zu lassen.
Wenn dein Lebensgefährte( Hund) einmal nicht mehr richtig Gassi gehen kann was meinst du wie er sich fühlen wird, wenn er dich als „FRauchen“ enttäuscht, weil er gar nicht anders kann? Die Würde gibt es nicht nur bei Menschen, laß dir Zeit bei deiner Entscheidung, ich weiß wie hart das ist.( Verdammte Scheiße, entschuldige den Ausdruck, ich weiß wie das ist, es zerreißt die Seele!!!)
Sowas geht mir auch immer ziemlich nah, vergiß die Kosten im Moment, mit Tierärzten kann man reden, aber vergiß EINES nicht, du entscheidest über Eure Zukunft, egal wie du dich auch immer entscheiden magst.
Auf deine Frage wegen dem „Entscheidenden“ rede mit dem Tierarzt!

KOpf hoch!

Aniko

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Hallo Aniko,

laß dir Zeit bei deiner Entscheidung

ja, gerade da hab ich das Gefühl, dass ich sie nicht habe. Der Hund leidet, dass es einem das Herz umdreht.

Er versteht es halt auch nicht - wie ein Mensch - eine „Schonhaltung“ einzunehmen. Kaum werden die Schmerzen mal erträglich, weil er sich im Moment eben nicht bewegt, springt er von der Couch, landet dann flach auf dem Bauch und schreit wie ein Baby. Da kann ich mir einfach keine Zeit lassen!!

Irgendeine Entscheidung muss ich/wir SPÄTESTENS morgen treffen.

Und: Mittlerweile tauchen der Reihe nach alle meine Kinder - die nicht mehr zuhause wohnen - auf. Es kommt mir vor, als wollten sie Abschied nehmen.

Nun wenigstens sehe ich, dass meine Entscheidung von ihnen mitgetragen wird/würde.

Danke aber für deine Zeilen.

Gisela

Hallo Gisela,

Bandscheibenvorfälle beim Hund unterteilt man in drei Kategorien.

a) Schmerzhaftes Vorstadium:

Die Bauch- und Rückenmuskulatur ist verspannt und stark schmerzhaft. Der Hund kann sich nicht durchschütteln, schreit beim Hochheben, läuft mit „Katzenbuckel“ und tippelt wie auf heißen Herdplatten beim Laufen. Der Stell- und Kneifreflex an Hintergliedmaßen ist nicht verzögert, positiver Paniculusreflex (Hund stöhnt und krampft bei leichter Hautberührung im Wirbelsäulenbereich).

b) Teillähmung (Parese)

Der Hund kommt selbstständig hinten nicht mehr hoch. Er kann sich beim Laufen kaum auf den Beinen halten und kippt seitlich um. Stell- und Kneifreflex sind verzögert, aber vorhanden. Der Hund verliert evtl. kleine Mengen Kot und Urin. Schmerzhaft beim Anfassen.

c) Volllähmung (Paralyse)

Der Hund ist hinten vollständig gelähmt, keine Reflexe an Hintergliedmaßen, kein Analreflex, „Lämmerschwanz“. Er hat eine pralle Blase oder lässt Kot und Urin einfach laufen. Relativ wenig schmerzhaft.

Bei Stadium a) und b) hat man gute bis sehr gute Aussichten die Beschwerden mit einer konservativen Behandlung in den Griff zu bekommen. Gerade wenn dein Hund erst mit über 10 Jahren erstmals Probleme hat, rate ich dir zur medikamentösen Behandlung, die Option auf einen chirurgischen Eingriff läuft einem deshalb nicht davon.

Eine bewährte Methode wäre:

Bis zum Abklingen der stärksten Beschwerden täglich Injektionen mit:

Novalgin, Voren Depot, Vitamin B-Komplex und Pasconeural. Nach Besserung können die Abstände vergrößert werden (alle 2-3 Tage).
Leichte Beschwerden können z.B. mit Phenylbutazon oral nachbehandelt werden. In hartnäckigen Fällen kann sich so eine Behandlung auch mal über 14 Tage hinziehen, meist reichen aber ca. drei Tage mit Injektionen aus.

Als physiologische Zusatztherapie empfehlen sich Rotlichtbestrahlungen mehrmals täglich. Es hat sich auch bewährt dem Futter etwas Sahne oder Öl beizumengen um den Kot geschmeidig zu halten, da die Hunde oftmals Stuhlabsatzprobleme wegen der Rückenschmerzen haben.
Zur Prophylaxe Gewichtsreduktion und viel Schwimmen.
„Bandscheibenhunde“ haben meist immer wieder mal Probleme, aber solange man die Beschwerden immer wieder gut in den Griff bekommt können Hund und Besitzer normalerweise gut damit leben.

Falls trotz Behandlung eine Verschlechterung eintritt oder die Lähmung fortschreitet, kommt leider nur eine OP oder evtl. Euthanasie in Frage.

Beim Stadium c) hat nur ein sofortiger chirurgischer Eingriff Aussicht auf Erfolg. Üblicherweise wird durch eine Myelographie (Kontrastmittelröntgen) der geschädigte Bereich bestimmt und chirurgisch Entlastung geschaffen. Die Aussicht auf vollständige Genesung ist sehr gut.

Im süddeutschen Raum praktiziert der Tierarzt, der bundesweit wahrscheinlich die meisten Wirbelsäulenoperationen gemacht hat. Ich kenne keinen Hund, den er an den Bandscheiben operiert hat, der nicht gut läuft. Falls Interesse näheres per mail.

Alles Gute,

Johnny

Hallo Johnny,

erstmal viiiiiielen Dank für die so ausführliche Info.

Jetzt ha´b ich´s erstmals verstanden, was da überhaupt los ist. Bist du Tierarzt??

Sam leidet wohl an den unter a) beschriebenen Symptomen. Allerdings scheint er nur extrem schmerzhaft zu reagieren wenn man ihn kurz hinter dem Kopf anlangt. Weiter hinten scheint er´s zumindest auszuhalten. Beim Hinlegen weiß er offensichtlich auch nicht, wie er den Kopf am besten halten bzw. legen soll.

Bis zum Abklingen der stärksten Beschwerden täglich
Injektionen mit:

Injektionen hat er jetzt in der 1. Nacht beim Notarzt und am 2. Abend bei unserem Haustierarzt erhalten.

Heute und morgen wird er mit Tabletten versorgt.

Morgen abend will der Tierarzt ihn nochmal sehen.

Im Moment scheint es ihm besser zu gehen. So war´s aber gestern mittag auch und abends fingen die Schmerzen wieder an.

Kann ich mir das vorstellen wie Ischiasbeschwerden beim Menschen ???

Zur Prophylaxe Gewichtsreduktion und viel Schwimmen.

Sam ist absolut untergewichtig. Da geht also nichts mehr und so was von wasserscheu, dass er sogar vermeidet bei Regen raus zu gehen.

Euthanasie in Frage.

Das will ich eigentlich garnicht hören.

Im süddeutschen Raum praktiziert der Tierarzt, der bundesweit
wahrscheinlich die meisten Wirbelsäulenoperationen gemacht
hat. Ich kenne keinen Hund, den er an den Bandscheiben
operiert hat, der nicht gut läuft. Falls Interesse näheres per
mail.

Ja, würde mich interessieren. Kannst du da was über die Kosten sagen???

Nochmals vielen Dank

Gisela