Hallo Stefan,
Na klar, der kleine Mitarbeiter macht demnächst die großen
Geschäfte.
Schön wenn man auf die Leute hauen kann die maßgeblich die
Geschicke
der gesamten Company (Bank) leiten.
genau das eben nicht. Es besteht ein Unterschied in der Aufgabenstellung zwischen „kleinem Mitarbeiter“ und Vorstand. Der Vorstand trifft geschäftpolitische Entscheidungen, gibt Strategien vor und pflegt Kontakte auf internationaler Ebene. Der Mitarbeiter wurde (nicht zuletzt mit bankinternen Schulungen) mit dem notwendigen Rüstzeug ausgestattet, Kreditentscheidungen zu treffen bzw. -empfehlungen abzugeben.
Wenn der Vorstand diese Empfehlungen ignoriert, stellt er die von ihm selbst vorgegebene Ablauf- und Aufbauorganisation in Frage. Wenn er den Mitarbeitern nicht zutraut, die richtigen Entscheidungen zu treffen, darf er sie nicht mit solchen Aufgaben betrauen.
Ich habe ja nun inzwischen den ein oder anderen kleinen Einblick in die ein ode andere deutsche Bank gewonnen. Es gab in der Vergangenheit mehrere Institute, die zumindest in erheblichen Schwierigkeiten waren. Diese Schwierigkeiten wurden nie durch massenhafte Ausfälle kleiner Kredite verursacht sondern waren immer die Folge von großen Ausfällen, bei denen die zugrundeliegenden Kredite vom Vorstand entschieden wurden und eben meist entgegen der Empfehlungen der nachgeordneten Stellen.
Diese großen Ausfälle nennt man auch den „long fat tail“, bezeichnet nach der graphischen Darstellung von Ausfallwahrscheinlichkeit und Kreditvolumen im Koordninatensystem. Vor diesem langen fetten Schwanz hat jeder, der sich mit Risikosteuerung beschäftigt, eine Heidenangst. Diese Ausfälle treten mit einer geringen Wahrscheinlichkeit ein, können dann aber die Existenz des Institutes gefährden. Genau diese Kredite werden aber oftmals nicht aus kreditmäßigen Erwägungen vergeben, sondern weil sie Vorstand A mit Vorstand B gut versteht oder man sich erhofft, auch die nächste Finanzierung des südamerikanischen Grubenprojektes an Land zu ziehen, an der man dann auch wieder nicht risikoadäquat verdient.
Wenn der Vorstand etliche Mios macht, dann ist das sein Job,
geht mal
was schief dann ist er der Böse, tolle Wurst.
Kein Vorstand einer nennenswert großen Bank beschäftigt sich mit einigen Millionen. Entscheidungen dieser Größenordung werden auf unterster Ebene getroffen und damit nicht zuletzt auch von mir.
Wir reden hier von Krediten in dreistelliger Millionengröße und darüber. In diesen Fällen werden von den nachgeordneten Stellen Analysen erstellt und Empfehlungen abgegeben, die dann über mehrere Kompetenzträger und -gremien schließlich zum Vorstand gelangen. Wenn diese Vorlagen dann mit mehreren negativen Kommentaren vom Vorstand genehmigt werden, muß man sich schon fragen, warum sich ein Vorstand einen derartigen Apparat leistet, wenn er dessen Arbeit komplett ignoriert.
Das ändert nichts daran, daß die weitaus größte Zahl der
Kredite nach den intern und extern vorgegeben Regeln
abgewickelt werden und dazu gehört eben auch, daß man sich
einen Eindruck von den wirtschaftlichen Verhältnissen des
Kreditnehmers verschafft.
Entweder stimmt das nicht oder die Regeln variiren je nach
Berater.
Die Regel bei selbständigen 10.000% Sicherheit und bei
privaten
etwa 90% ist nicht überall so.
Ich muß hier leider feststellen, daß Dir dafür zwangsläufig der Überblick fehlt.
Natürlich fallen Entscheidungen unterschiedlich aus, wenn sie von verschiedenen Personen oder gar in verschiedenen Abteilungen oder Banken getroffen werden.
Die Beurteilung eines Kredites an einen Selbständigen findet allerdings ebenso zwangsläufig auf beiden Ebenen statt, d.h. auf Ebene des privaten Einkommens sowie auf der Ebene der selbständigen Tätigkeit (d.h. des Unternehmens). Dies, weil beide Ebenen schlicht und ergreifend miteinander verquickt sind.
Natürlich gibt es auch Projektfinanzierungen, bei denen man
auf die aus dem finanzierten Objekt kommenden Zahlungsströme
abstellt. Bei derartigen Finanzierungen, die es beispielsweise
bei Großinvestitionen gibt, wird aber in der Regel ein Heer
von Fachleuten diverser Disziplinen beschäftigt, die das
Geschäftsmodell, die Planungsrechnungen und die rechtlichen
Rahmenbedingen abklopfen.
Das ist ja nun gänzlicher Unsinn (T’schuldigung mußte mal
sein).
Nein, mußte nicht sein.
Es gibt ein EEG (Eneuerbare Energien Gesetz) und ein guter
Bänker
sollte das auswendig aufsagen können.
Wieso das?
Es gibt kein Risiko
außer
die Gesetzgebung ändert im nachhinein bestehende Verträge. OK,
das
hat es schon gegeben aber doch in hömeopatischen Mengen.
Siehe dazu den Hinweis auf die Änderung in Sachen steuerlicher Begünstigung von Windkraftfonds & Konsorten. Das kommt vor und das ist Teil der Risikoeinschätzung.
Das ist in Deinem Fall weder möglich noch nötig. Die Förderung
alternativer Energieerzeugung ist wie dargestellt ein
Politikum und damit nur eingeschränkt planbar.
Glaubst du nicht an unsere Gesetze?
Das kommt auf das Gesetz an. Der Gesetzgeber hat in den vergangenen acht Jahren oft genug bewiesen, daß ihn Bestandsschutz nicht wirklich interessiert, auch wenn das BVerfG ihn dabei oft genug zurückpfiffen hat. Wenn sich ein Geschäftsmodell nur deshalb rechnet, weil ein bestimmtes Gesetz den Umsatz sichert, sollte man zumindest kritisch sein.
Christian, es geht sich doch nicht über das Risiko eine
Photovoltaik Anlage für ca. 30k€ zu finanzieren, sondern darum
das ein Selbstständiger dies nur bei wenigen Banken mit viel
hantier
schaft und ein Angestellter locker zur Bank geht, einen Kredit
bekommt
und den dann nicht bedienen kann.
Diesen Allgemeinplatz kann ich schlicht und ergreifend nicht bestätigen.
Wenn man sich mit diesen Dingen beschäftigen würde, dann wüßte
der
Bänker das Photovoltaik nahezu kein Risiko birgt. Es gibt
übrigens
Banken die das verstanden haben und die verdienen genauso wie
der
gesamte Bereich Solar Kohle ohne Ende.
Echt? Dann muß ich da mal mit meinen Kollegen sprechen, die sich mit der Intensivbetreuung von derartigen Engagements beschäftigen. Die scheinen da irgendetwas verpaßt zu haben.
Aber unsere renomierten Banken beschäftigen sich lieber damit
Leasingangebote für PKWs abgeben zu wollen (Herr schmeiß Hirn
vom
Himmel).
Keine Ahnung, wovon Du sprichst. Ich habe noch nie eine KFZ-Leasingfinanzierung gesehen.
Dieser letzte Satz hatte vor allem einen Sinn: Er sollte verdeutlichen, daß es eben nicht die Banken gibt, sondern unterschiedliche Tochtergesellschaften, Bereiche und Abteilungen, die sich mit verschiedenen Arten von Geschäften beschäftigen.
Wer den Auftrag hat, Leasingfinanzierungen zu vertreiben, der macht das auch. Wer den Auftrag hat, Leverage-finance-Produkte auf den Markt zu werfen, der wird das erledigen und wer Immobilienfinanzierungen im Produktbauchladen hat, wird auch diese unter diese unter das Volk bringen.
Jeweils beide anderen Bereiche mögen den Kopf darüber schütteln, was der andere Bereich für einen Schund macht, aber es hilft nun einmal nichts: Jeder macht das, was er als Auftrag bekommen hat.
Für Außenstehende mag das inkonsequent erscheinen, aber es ist die Folge der Arbeitsteilung und Spezialisierung.
Gruß,
Christian