Bankzulassung - tatsächliche Anforderungen

Hallo,

nach ein wenig Recherche auf der Webseite der BaFin

[http://www.bafin.de/cln_109/nn_724050/DE/Unternehmen…](http://www.bafin.de/cln_109/nn_724050/DE/Unternehmen/BankenFinanzdienstleister/Zulassung/zulassung node.html? nnn=true)

wollte ich fragen, wie das mit der Bankzulassung (oder nach BaFin: Zulassung von Banken und Finanzdienstleistern) so ist.

Als Voraussetzungen werden da genannt:

  1. Mindest-Anfangskapitalausstattung
  • Anlageberatern, Anlagevermittlern … 50.000,-
  • Wertpapierhandelsbanken 730.000,-
  • Einlagenkreditinstituten 5.000.000,-
    Das leuchtet noch ein.
  1. Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute
    „mindestens zwei Geschäftsleiter haben, die fachlich geeignet und zuverlässig sein müssen. Bei der fachlichen Eignung kommt es darauf an, dass die betreffende Person in ihrem bisherigen beruflichen Werdegang ausreichende theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen für die neue Tätigkeit gesammelt hat.“

Fachliche Eignung ist wunderbar schwammig, ebenso praktische Erfahrung. Im Informationsblatt wird es deutlicher
[http://www.bafin.de/cln_109/SharedDocs/Downloads/DE/…](http://www.bafin.de/cln_109/SharedDocs/Downloads/DE/Service/Merkblaetter/mb 080609 bankerlaubnis,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/mb_080609_bankerlaubnis.pdf)

Jedoch wenn ich mir die letzten Jahre so anschaue, die Milliarden, die versenkt wurden, lässt an der Eignungsprüfung zweifeln. Das hätte jeder Buchhalter auch gekonnt, es vielleicht sogar besser gemacht. Ist man dann mit einem BWL-Studium auch geeignet?

  1. tragfähigen Geschäftsplan:
    Quasi ein Businessplan … natürlich mit 25% Rendite wie beim Branchenprimus. Wenn das nicht zum Entzug der Zulassung führt, kann man in den Geschäftsplan wohl auch so ziemlich jede phantastische Zahl reinschreiben.

Wäre interessant, ob vielleicht jemand da schon Erfahrungen sammeln konnte. Bis auf das Startkapital erscheint die Zulassung eher auf dem good-will der BaFin den konkreten Kriterien zu beruhen bzw. die bisherigen Kriterien wie „Erfahrungen im Bankensektor“ nicht wirklich was zu bringen.
Entschuldigung, wenn ich gelegentlich meine Zweifel an der Wirkung des Zulassungsverfahrens nicht verbergen konnte. Ich hoffe trotzdem auf Infos über die Bankzulassung und die wirklichen Anforderungen.

Vielen Dank und viele Grüße aus dem gezuckerten Süden.

25% ist eine ganz normale Rendite für Banken.
Ich weiss nicht, wieso sich jetzt plötzlich alle Welt drüber aufregt, wo der ackermann das öffentlich macht.
Man sollte mal bedenken, dass z.B. Sparkassen seit Jahren in einem ähnlichen Bereich liegen bzw. anstreben.
Bei der angegebenen Rendite handelt es sich um Eigenkapital-Rendite.
Aufgrund des relativ geringen Eigenkaptials bei banken und des damit verbundenen Leverage Effektes bei guter Geschäftsentwicklung sind solche EK-Renditen im Banken_Bereich halt nichts ungewöhnliches.
Das Problem ist halt, dass bei schlechter Geschäftsentwichklung die
Banken sehr schnell pleite gehen können (negativer Leverage Effek), siehe aktuelle Bankenkrise.

25% ist eine ganz normale Rendite für Banken.

Das ist, war und bleibt Käse. Renditeanforderungen setzen sich zusammen aus der für risikolose Anlagen und einem Risikoaufschlag. Wer bei 25% als EK-Verzinsung auskommt, hält offensichtlich einen Risikoaufschlag von rd. 20% für notwendig. Das wiederum läßt Rückschlüsse auf das Geschäftsmodell zu. Dazu schrieb ich vor einiger Zeit schon etwas:
/t/ackermaenner-braucht-das-land/2904889/5

Wer 25% EK-Rendite fordert, betreibt ein Geschäftsmodell, daß diese Rendite aufgrund des Risikoprofils erfordert. Und auf einmal ist klar, warum die Welt da steht, wo sie steht.

Gruß
Christian

Guten Morgen,

mit meiner Anfrage wollte ich die Hintergründe und Umstände für eine Bankzulassung kennen lernen. Sieht man sich die Anforderungen der BaFin an, bekommt man - abgesehen vom Startkapital - den Eindruck, eine Bank können wohl nur Fachleute mit einem fundierten und seriösen Plan eröffnen.

Die vergangenen Monate und Jahre liesen mich aber daran zweifeln, den in Produkte zu investieren, die man selbst nicht versteht, dass kann so ziemlich jeder. Und mit 25% EK-Rendite rechnen, weil man den Leverage-Effekt nutzen will (möglichst wenig EK und viel FK), dass erinnert mich an Hedge-Fonds, die machen es ähnlich. Daher habe ich jetzt den Eindruck, die Bankzulassung ist eine Formalie, keine wirkliche Hürde, solange man das nötige Kleingeld hat. Sollte ich genug im Lotto gewinnen, so könnte ich mit kaufmännischen Hintergrund dann auch eine Bank aufmachen?

Von Fachleuten und seriösem Arbeiten erwarte ich was anderes, als was diverse Banken (Landes wie Privat) gezeigt haben. Würden diese Banken die Bankzulassung erneut erhalten?

Vielleicht kann jemand in dieser Richtung Erfahrungen / Wissen beisteuern?

Vielen Dank und viele Grüße

Hallo,

solange man das nötige Kleingeld hat. Sollte ich genug im
Lotto gewinnen, so könnte ich mit kaufmännischen Hintergrund
dann auch eine Bank aufmachen?

für den Anfang zwei Dinge: die Kreditinstitute, die in Schwierigkeiten sind, sind nicht in jüngster Zeit gegründet respektive zugelassen worden. Und: Du wirst fundierte Antworten nur von Leute vom Fach bekommen können. Ob deren Begeisterung geweckt wird, wenn Du ihren Berufsstand ins Lächerliche ziehst und in den Raum stellst, jeder Schimpanse könnte ihre Arbeit besser machen als sie selbst, wage ich zu bezweifeln.

Gruß
Christian

Hallo Christian,
das ist ein spannendes Thema. Ich hatte mir das bisher immer so zurechtgelegt, dass das Eigenkapital der Bank ja nicht dem entspricht, was der aktuelle Aktionär für seinen Anteil an der Bank investiert.
Ich habe das immer so verstanden, dass damit der Nennwert der Aktie gemeint ist. Liege ich da falsch?
Dann würde sich z.B. für den Nennwert von 10 Euro pro Aktie ein Gewinn von 2,50 Euro ergeben.
Beträgt der aktuelle Aktienkurs z.B. 40,- Euro, dann wären wir -stark vereinfacht- bei einer Dividende von 2,5 Euro pro Aktie, also eine Dividendenrendite von 6,25%. Das wäre deutlich weniger spektakulär?

Mache ich da einen Denkfehler?

Gruß vom Money-Schorsch

P.S.: Ich habe Nennwert und aktuellen Kurs der DB-Aktie jetzt nicht überprüft. Sind nur Beispiele.

Die Eigenkapitalrendite als solche
Hallo,

das ist ein spannendes Thema. Ich hatte mir das bisher immer
so zurechtgelegt, dass das Eigenkapital der Bank ja nicht dem
entspricht, was der aktuelle Aktionär für seinen Anteil an der
Bank investiert.
Ich habe das immer so verstanden, dass damit der Nennwert der
Aktie gemeint ist. Liege ich da falsch?

richtig. Die angestrebte Eigenkapitalverzinsung errechnet sich durch Gewinn/Eigenkapital. 25 % können nur erreicht werden, wenn das teure Eigenkapital (teuer wegen des Risikoaufschlages; s. vorheriger Artikel) möglichst klein gehalten wird und man mehr billiges Fremdkapital (Einlagen und Kreditaufnahme am Kapitalmarkt/bei anderen Gläubigern) aufnimmt.

Dann würde sich z.B. für den Nennwert von 10 Euro pro Aktie
ein Gewinn von 2,50 Euro ergeben.
Beträgt der aktuelle Aktienkurs z.B. 40,- Euro, dann wären wir
-stark vereinfacht- bei einer Dividende von 2,5 Euro pro
Aktie, also eine Dividendenrendite von 6,25%. Das wäre
deutlich weniger spektakulär?

Richtig, weil Du die Perspetive gewechselt hast. Das gibt mir die Gelegenheit, einen anderen Grund zu erläutern, warum die Forderung nach 25 % EKR letztlich für den Eimer ist: niemand hat etwas davon. Aktionäre haben die Aktien in den seltensten Fällen zum Nennwert erworben, d.h. die tatsächliche Rendite für einen Aktionär ist viel stärker von seinem persönlichen Kaufkurs abhängig als vom Ergebnis des Unternehmens.

Mit anderen Worten: die 25% sind nicht am Aktionär ausgerichtet (wie vordergründig argumentiert wird), sondern nur dem Umstand geschuldet, daß Unternehmen (gerade der Kreditwirtschaft und im Prinzip ausschließlich börsennotierte) an der EKR gemessen werden.

Die Eigenkapitalrendite ist aber viel interessanter für Familienunternehmen, bei denen sich angesichts der häufig schmalen Margen im Mittelstand die Frage nach dem Alternativinvestment stellt, d.h. die Frage, ob man die Bude nicht lieber zumacht und das Geld besser verzinst anderweitig anlegt. Hier sind Forderungen nach einer angemessenen Eigenkapitalverzinsung viel wesentlicher und auch gesamtwirtschaftlich bedeutsamer als bei einem DAX-Unternehmen, dessen Aktionäre die Aktien vor allem wegen der Kurssteigerungschancen erworben haben.

Mache ich da einen Denkfehler?

Nicht wirklich, Du nimmst - wie gesagt - nur einen Perspektivwechsel vor, der auch richtig ist. Du siehst die Sache nämlich aus der Perspektive desjenigen, den die Rendite eigentlich viel eher etwas angehen sollte als den Vorstand. Wenn man ihn fragte, würde ein Aktionär vermutlich ganz andere Forderungen hinsichtlich der Unternehmensentwicklung stellen.

Um noch einen Schritt weiterzugehen: auch die Dividendenrendite ist das falsche Steuerungsinstrument. Natürlich sind gelegentliche Ausschüttungen eine nette Sache, aber wenn ein Aktionär an das Unternehmen glaubt, sollte er um jeden Euro froh sein, der dem Unternehmen zu Verfügung steht, ihn also weiter investieren kann. Dividenden sind also aus Sicht des Aktionärs mit einem gewissen Anlagehorizont eher weniger wünschenswert.

Gruß
Christian

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Hallo Christian,

danke für Deine Erläuterungen.

Ich kann in gewisser Weise schon verstehen, dass die Alpha-Männchen der Banken nach einem Maßstab suchen mit welchem sie feststellen können, wer von ihnen der „Superalpha“ ist.
Das ist in uns Männern wohl so drin. Liegt vielleicht daran, dass bei vielen Herdentieren nur das Alphamännchen Fortpflanzung betreiben darf… . :wink:

Und da das Eigenkapital als Bezugsgröße stabiler ist, als z.B. die Marktkapitalisierung (wer will schon von den Launen der Hedgefondsmanager abhängig machen, ob er darf?) muss es halt als Divisor herhalten.
Ich glaube, das Problem ist nicht, dass dieser Maßstab gewählt wurde, sondern dass dieser von keinem „normalen“ Menschen und auch den wenigsten Journalisten verstanden und richtig eingeschätzt wird.

Aber zumindest wir sind ja jetzt etwas schlauer!

Gruß und schönes Wochenende wünscht der Money-Schorsch