Bassa manelka

Das könnte auch is Mundart- oder Fremdsprachenbrett hinein, aber ich versuche es erst einmal hier:

Ich bin zu Hause mit siebenbürgisch-sächsischem Dialekt aufgewachsen und ein beliebter Kraftausdruck war „Bassama“. Später kam mir dann in der deutschen Literatur des 19. Jhdts. manchmal der Ausdruck „Bassa manelka“ unter, hauptsächlich im Munde fluchender Soldaten. Das gab mir dann doch zu denken. Was bedeutet „Bassa manelka“, könnte das Ungarisch sein? Kann mir jemand eine sprachliche Verbindung zu Bassama bestätigen oder widerlegen? Und wie wurde das im Deutschen bekannt genug, um in der Literatur vorzukommen?

Was bedeutet „Bassa manelka“, könnte das Ungarisch sein?

Bassa ist türkisch, so hat man früher statt „Pascha“ gesagt, siehe etwa bei Mozart: Bassa Selim!

_ Bas|sa : früher in Europa verwendete Form von ­=> Pascha

© Fremdwörter Dudenverlag._

Heißt:

_ Pa|scha türk. der; -s, -s:

  1. (hist.) a) Titel hoher orientalischer Offiziere od. Beamter; b) Träger dieses Titels.
  2. (ugs.) a) rücksichtsloser, herrischer Mensch; b) Mann, der sich gern [von Frauen] bedienen, verwöhnen lässt

© Fremdwörter Dudenverlag._

Jetzt fehlt halt noch „manelka“

Gruß Fritz

… und „Bassa Teremtetem“ flucht doch der preußische Reiter in Kleists „Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege“.
In meiner Kleist-Ausgabe finde ich dazu nur die spärliche Erklärung: „Soldatenflüche, die möglicherweise aus dem Türkenkriegen stammen“, womit wohl ausgedrückt sein soll, dass sie aus dem Türkischen kommen.
Vielleicht hat jemand eine Ausgabe dieser Anekdote mit einer genaueren Erklärung? Schulausgabe? Materialienband? Lehrerkommentar?

Gruß
H.

manelka und Teremtemtem
Hallo, Hannes,

das teremtemtem könnte eine lautmalende Parodie des Ungarischen sein;
außer im Falle, dass „manelka“ aus dem Ungarischen stammt, könnte „manelka“ eine Verballhornung von Menelik sein.
Der Fluch hieße dann; Verdammter Pascha Menelik!

Vielleicht hat jemand eine Ausgabe dieser Anekdote mit einer
genaueren Erklärung? Schulausgabe? Materialienband?
Lehrerkommentar?

Die altern Ausgaben des Aufbau-Verlags haben immer gute Anmerkungen!

Fritz

das teremtemtem könnte eine lautmalende Parodie des
Ungarischen sein;

ich glaube fast eher, daß es eine lautmalende imitation einer trommel ist… oder irgendwelcher militärischen marsch- oder fanfarenrhythmen…

dass „manelka“ aus dem Ungarischen stammt

ich wüßte nicht, ich kenne zumindest kein entsprechendes/ähnliches wort, das in frage käme.

ich glaube, die ungarische herkunft wird vor allem wegen dem „bassa“ kolportiert. auf ungarisch fangen tatsächlich einige flücke mit „bassza“ an, aber die gegen anders weiter (und vor allem beinhalten sie alle ein diesem imperativ nachgestelltes verbalpräfix).

Hallo.
In meiner Jugend sangen wir ein Lied, dessen Text ich nicht mehr vollständig kenne. Woran ich mich erinnere ist der Anfang und der Refrain.
Es begann. „Da drunt im schönen Ungarland, Dort wo einst meine Wiege stand…“
Dann kam etwas von Husaren und Honvet-Offizieren.
Der Refrain begann so (phonetisch!) :„Dunja, Dunja, Dunja, dissa bassa remtem cordia, teteremtete, teteremtete als Frankensteinhusar!“
Wir haben die schmissige Melodie mit Begeisterung gesungen.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

In meiner Jugend sangen wir ein Lied, dessen Text ich nicht
mehr vollständig kenne.

hilft das?
http://www.musicanet.org/robokopp/Lieder/dortdrun.html
da ist aber wirklich kaum was ungarisches drin. eigentlich nix außer „magyar“ (alles andere, was auf ungarisch so heißt, also „husar“, „tisa“ und „tokayer“, ist falsch geschrieben, und dunja ist definitiv nicht ungarisch für donau).

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Hallo.
Ich habe das Lied zwar nicht gesucht, aber trotzdem Danke für die Mühe!
Bezüglich Schreibfehler: Es ist auch nur ‚mündisch‘ überliefert!
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Bezüglich Schreibfehler: Es ist auch nur ‚mündisch‘
überliefert!

ist schon klar - aber offensichtlich nicht von ungarn :wink:
wobei ja in ungarn auch vieles von den türken kommt, die 150 jahre lang ein gutes drittel (wenn nicht mehr) des landes unter ihrer kontrolle gehabt und damit auch das tägliche leben in den restlichen gebieten geprägt haben.

das teremtemtem könnte eine lautmalende Parodie des
Ungarischen sein;

ich glaube fast eher, daß es eine lautmalende imitation einer
trommel ist… oder irgendwelcher militärischen marsch- oder
fanfarenrhythmen…

Das könnte auch sein. Aber es gibt viele Wörter im Ungearischen, die auf -em enden. Ist das nicht die Personalendung für die erste Person?

dass „manelka“ aus dem Ungarischen stammt

ich wüßte nicht, ich kenne zumindest kein
entsprechendes/ähnliches wort, das in frage käme.

Also müsste man genauer im Türkischen nachschauen oder in einer der Dutzend (reicht das?) Sprachen, die auf der Balkanhalbinsel gesprochen werden.

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gefunden!

Das könnte auch sein. Aber es gibt viele Wörter im
Ungearischen, die auf -em enden. Ist das nicht die
Personalendung für die erste Person?

ja, zumindest bei der bestimmten konjugation.

hmm, jetzt ist mir was eingefallen… das wort „teremtette“ (wörtlich: er hat [es] geschaffen) kommt tatsächlich in flüchen vor, klarerweise in verbindung mit gott. und dann hab ich auf „bassza teremtette“ gesucht und folgendes gefunden: http://bureau.comandantina.com/archivos/2004/02/hard…

„Die schweren Kanonen „teremtette“, gar „bassza teremtette“ - „der Kreator“, das heißt Gott, „soll seine Kreatur ficken“ sind ausgestorben.“

wobei mich die erklärung nicht ganz befriedigt, weil das grammatikalisch nicht viel sinn ergibt, aber es wird wohl einfach darum gehen, daß man zwei an sich schon ziemlich derbe flüche („bassza [meg]“ und „teremtette“) kombiniert hat…

dass „manelka“ aus dem Ungarischen stammt

ich wüßte nicht, ich kenne zumindest kein
entsprechendes/ähnliches wort, das in frage käme.

Also müsste man genauer im Türkischen nachschauen oder in
einer der Dutzend (reicht das?) Sprachen, die auf der
Balkanhalbinsel gesprochen werden.

naja, wenn ich schon google, dann auch gleich das, und siehe da… ich habs gefunden!
http://www.c3.hu/scripta/lettre/lettre29/16fold.htm -> runterscrollen bis herder jóslata, ist aber auf ungarisch… und da steht:

„basszam a lelkét!“

das ergibt wörtlich auch nicht so viel sinn, es sei denn, man kann eine seele sexuell mißbrauchen, aber es ist schon ein relativ kräftiger fluch…

ihr hattet also doch recht, ungarisch ist schuld. :wink:

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Glückwunsch! (owT)
FR

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Vielen Dank
Mit der Information bin ich ja schon gleich viel weiter! Für Siebenbürgen lag mir näher, eine ungarische Herkunft für Bassama zu vermuten, aber der türkische Bezug wäre historisch wohl auch möglich. Es interessiert mich einfach, in welcher Sprache meine Familie denn nun schon seit Generationen geflucht hat. Vielleicht kommt die definitive Antwort noch, aber im Moment vielen Dank an alle, die so weit geholfen haben. :smile:

die antwort steht schon etwas weiter oben mit dem betreff „gefunden!“ :wink:

die antwort steht schon etwas weiter oben mit dem betreff
„gefunden!“ :wink:

Oh, OK. Ich dachte, du schlägst basszam a lelkét als mögliche Herkunft von Bassama vor. Aber du meinst wohl, daß Bassa manelka sich daraus herleitet, oder habe ich das auch falsch verstanden?? Kann halt Deine ungarische Webseite nicht lesen. Jedenfalls sei nochmal bedankt.

Aber du meinst wohl, daß Bassa
manelka sich daraus herleitet, oder habe ich das auch falsch
verstanden??

ja, bzw. nicht ich meine das, sondern die von mir zitierte seite - aber ich sehe im moment nichts, was dem widerspräche.

bassama kommt dann wohl einfach von „basszam a …“, also dem unvollständigen und in gedanken zu ergänzenden fluch…

Bassama = basszameg! Ganz alltäglicher Ausruf, oft auch, wenn ein Deutscher nur Scheiße sagen würde. Ungarisch betont die erste Silbe, da kann schon vorkommen, das Nichtungarn nicht alle konsonanten am Ende hören.
Bassza teremtette: habe ich so eh nur bei Kleist gelesen. Adta teremtette gibt es noch. Gott offen zu beschimpfen gilt nicht, daher mischt man den hinein, der den anderen erschaffen (teremtette) hat.
Basszam a lelkét: wurde schon erklärt.

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