Hallo Huttatta,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Du hast mich damit zu einer weiteren Beschäftigung mit dem Thema angeregt:
- Mit dem Lautsprecher wird dem zweiten Mikro im Korpus also
ein Signal zugeführt, was dann dem Originalsignal zugemischt
wird oder für sich allein in die Abmischung einfließt.
Das wage ich zu bezweifeln. Ich habe das zwar so noch nicht
gesehen, aber man kann grundsätzlich jeden Lautsprecher auch
als Mikro verwenden.
Kenne ich. Reversible Schallwandler; Elektrodynamischer LS als Tauchspulenmikro. Das hatte ich aber bisher nur als netten Versuchsaufbau aus dem Physikunterricht verbucht. Von einem praktischen Einsatz habe ich auch noch nichts gehört; geschweige denn gesehen.
Dafür spricht, dass hier ein Lautsprecher
mit großem Magneten (und großer Spule) verwendet wird, wie es
für Mitteltöner typisch ist. Mitteltöner eignen sich aber nur
bedingt, Bassdrum wiederzugeben, die große Spule macht es
jedoch als Mikro umso geeigneter.
Du meinst, weil die Spule, bei den zu erwartenden Auslenkungen des Konus, im homogenen Magnetfeld bleibt?
Darum vermute ich, dass das
hier tatsächlich als Mikro verwendet wird, welches relativ
unempfindlich für die hohen Frequenzen ist und vermutlich bloß
den trockenen „Bums“ aufnimmt, während die anderen Mikros auch
den „Kick“ und die natürliche Resonanz viel besser aufnehmen.
Das hört sich plausibel an.
Ich sehe wirklich keinen Sinn darin, mit einem so kleinen
Speaker, der dazu noch ohne Gehäuse (!!!) daherkommt, da was
einzutönen. Auch die Tatsache, dass der Speaker genau parallel
zum Resonanzfell ausgerichtet ist und nicht auf eines der
aufnehmenden Mikros zeigt, spricht sehr stark dafür, dass er
wirklich als Mikro fungiert.
Akustischer Kurzschluss ist natürlich ein Argument. Zu hohen Frequenzen hin wird der Schall zwar zunehmend gebündelt. Ob das aber reicht, den Effekt zu umgehen und genügend Wirkleistung zu erzeugen, um gegen die Fußmaschine anzukommen, habe ich mich auch schon gefragt.
Andererseits weist ein Stativ ja ziemlich genau auf den LS … Leider können wir aber nicht mehr auf dem Foto erkennen.
Nebenbei: Wenn der LS hier als Mikro fungiert, arbeitet er dann wie ein Druckgradientenempfänger? Wenn ja: wäre er dann einem Mikro mit Achtercharakteristik vergleichbar oder - mit der Tonne als Laufzeitglied - eher dem mit einer Nierencharakteristik?
So wird beispielsweise bei
E-Gitarren nicht selten ein Mikro am Rand des Speakers, eines
in der Mitte und eines in gewisser Entfernung vom Speaker
platziert.
Interessant. Mir ist - bei Bühnenauftritten jedenfalls - bisher höchstens ein Mikro aufgefallen.
Sogar bei Akustik-Gitarren kann der Steg-Peizo,
das interne Mikro (sofern beides vorhanden) und ein externes
Mikro aufgenommen werden. Das sind bei einem so einfachen
Instrument auch bereits 3 Quellen (bei gesplitteten Piezos
sogar noch mehr) mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften.
Stöhn. Und dazu die Ausrichtung des externen Mikros unter besonderer Berücksichtigung der Klangfärbung durch die Richtwirkung des abgestrahlten Schalls.
Dem Ideenreichtum des Toningenieurs und des Musikers sind
hierbei (fast) keine Grenzen gesetzt. Das kann beliebig
aufwändig betreiben werden, so auch beim Schlagzeug.
Ich ahne schon.
Als Hörer eines
unplugged Schlagzeugs hört man bloß das, das im gewissen
Abstand als Gesamtklang an den Ohren ankommt. Mit mehreren
Mikros kann man jedoch gezielt die Klänge an genau definierten
Orten aufnehmen und diese dann zu einem ganz anderen Sound
zusammenführen.
Und eben das finde ich an diesem Metier besonders spannend und reizvoll. Mit entsprechenden Grundkenntnissen kann dann der Tonmeister/ -ingeneur seine Kreativität einbringen. Da ich eher über theoretisches Wissen verfüge und nie wirklich mit den Feinheiten zu tun hatte, freue ich mich immer darüber, wenn mal jemand den Schleier lüftet. Nochmals Dank dafür.
Grüße von
Thomas