'Bauchweh' nachgeben?

Hallo liebe wwwler,

mein Sohn (7 J., erste Klasse) hat ein Problem mit „neuen/anderen“ Situationen. Dies sind z. B. der Wechsel von Kindergarten zur Schule (was ja ein relativ großer Schritt ist), aber auch Ausflüge in Kiga/Schule bereiten ihm schon Tage vorher Bauchschmerzen. Er ist ein Kind, dass „zu seinem Glück gezwungen werden muss“, denn z. B. wollte er auch nicht ins Kino gehen (was er jetzt sehr gerne macht, weil er weiß was ihn erwartet).

Gestern war es so, dass ein Ausflug der Schule zur Eisbahn anstand (darüber, ob Eislaufen mit Erstklässlern eine so gute Idee ist, lässt sich streiten, aber das steht nicht zur Debatte). Morgens beim Aufstehen hatte er Bauchweh (hat sich dann mit Kirschkernkissen zu mir ins Bett gelegt [war/bin selbst krank mit Erkältung]). Ich bin nochmal kurz eingenickt und er meinte dann, dass er kein Bauchweh mehr hätte und ist aufgestanden. Als es dann zur Schule losgehen sollte, bekam er wieder Tränen in den Augen und klagte wieder über Bauchschmerzen. Ich hab ihn sich dann wieder ins Bett legen lassen und habe ihn abgemeldet.

Danach ist mir selbst erst der Eisbahn-Ausflug eingefallen! Und wie erwartet war aller Bauchschmerz verflogen als er wusste, dass er zu Hause bleiben darf.

Ich habe nun schon viele solcher Sitautaionen mit ihm erlebt (Waldtag, Zahnarztbesuch im KiGa, Bäckerbesuch, Kino, Theater, usw.).
Bei gewissen Dingen („Schnuppertag“ in der Grundschule) habe ich ihn quasi gezwungen und dann in Richtung Erzieherin weggeschoben (mit der ich das vorher besprochen habe). Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es gut ist, ihm mal nachzugeben und mal (bei wichtigeren Anlässen) hart zu blieben. Versteht mich nicht falsch, ich kann bei meinen Kindern sehr gut ablesen, ob ihnen körperlich etwas fehlt oder ihnen „nur“ etwas auf der Seele liegt.

Wer hat noch so einen kleinen „Verweigerer“ und wie regelt ihr das?

Dank und Gruß
finnie
(Es wird langsam besser mit ihm, z. B. bleibt er jetzt auch mal nachmittags allein zum Spielen bei seinem Freund. Auch ist erst der Terz groß, aber Erzieherin und/oder Lehrerin versichern mir immer, dass 2 min später alles wieder gut ist, trotzdem habe ich Probleme eine Linie zu finden, wisst ihr wie ich meine?)

Hallo,

ich denke, das kennen viele Mütter- zumindest in abgeschwächter Form.
Klar dürfte sein, daß es ein Weg ist um einer unangenehmen Situation aus dem Weg zu gehen, wobei natürlich das Befinden tatsächlich schlecht sein kann.
Und geht es uns denn anders?
Wir fühlen uns vor „grossen Aufgaben“ (wie immer die auch objektiv aussehen mögen) doch auch nicht immer stark sondern schwach oder sogar „krank“- nur übergehen wir solche Gefühle als Erwachsene.

Bei Kindern sollte man als Mutter abwägen lernen, wann man dem nachgibt und wann man hart bleibt.
Man kann gar nicht NUR eine Schiene fahren, denn weder will man ja dem Kind beibringen, daß man aus jeder unangenehmen Situation fliehen kann- noch kann man immer genau einschätzen „wie krank“ nun ein Kind wirklich ist (und niemand möchte ein krankes Kind irgendwohin schicken).

Höre da auf Dein Gefühl!
Wie Du gesehen hast- manchmal brauchts ein wenig Schubsen damit er sich traut- dann würde ich das positive Erlebnis daheim auch ruhig deutlich klarmachen (allerdings kein Wort zu Bauchschmerzen bringen!) und hervorheben, wie schön es doch war.

Wichtig wäre mir in so einem Fall, daß ich das Kind generell stärke- sei es in einen Verein gehen lassen- zuerst noch mitgehen, dann ihn alleine lassen…

Man kann als Mutter ruhig mal nachgeben- es gibt halt schon Situationen, bei denen man das Kind damit sogar stärkt.

alles gute für Euch
kitty

Ein Eiertanz
Hallo!
Ich glaub auch dass es dafür keine allgemeingültige Regel geben kann.

Mit 7 Jahren hat man einerseits noch das Recht, Kind zu sein und umhegt zu werden und gepflegt. Und nicht alle Kinder sind da gleich, manche brauchen in dem Alter mehr Nestwärme, andere weniger. Warum sie also nicht auch gewähren?
Andererseits wird ja die Sache im Ergebnis nicht besser, wenn er allem Unangenehmen ausweichen kann.

Zwei gegensätzliche Möglichkeiten des Lernens sehe ich:

  1. Meine Mama hält zu mir, vor allem wenn es mir mal nicht gut geht.
  2. Wenn ich sage ich habe Bauchschmerzen, kann ich mich vor unangenehmen Dingen drücken.
    Such Dir was aus :wink:

Loben und motivieren sollte die Strategie vielleicht sein. Das hier kann man doch als positives Beispiel hinstellen:

denn z. B. wollte er auch nicht
ins Kino gehen (was er jetzt sehr gerne macht, weil er weiß
was ihn erwartet).

Und Kompromisse machen, Schritte in Richtung Selbständigkeit. Anbieten, bis zu einem gewissen Punkt mitzukommen, zu begleiten. Mit der Ansage, die Begleitung mit jedem Male etwas zurückzufahren.

Die Empfehlungen könnten gegensätzlicher nicht sein: Manchmal ist es vielleicht sinnvoll, die Ängste zu erfragen und drüber zu sprechen. Ein anderes mal ist ein „Augen zu und durch“ vielleicht gar nicht so verkehrt.

Was mir auch noch durch den Kopf geht: Kontrolliere Dich mal selber, ob Du solche Situationen unbewusst schon erwartest und denkst:„Oje, da bekommt er bestimmt wieder Bauchschmerzen“ und versuche selber, das Thema mal in den Hintergrund zu stellen (ist sicher schwer). Kinder neigen dazu, solche „Erwartungen“ zu erfüllen, solche elterlichen Vorausdeutungen übertragen sich ganz schnell auf die Kinder, die dann nur das Gefühl verstehen, dass irgendwas nicht in Ordnung ist mit z.B. dem Ausflug. Das macht die Sache noch schlimmer.

Ich habe nun schon viele solcher Sitautaionen mit ihm erlebt
(Waldtag, Zahnarztbesuch im KiGa, Bäckerbesuch, Kino, Theater,
usw.).

Das bestätigt meine obige Vermutung. Du hast das alles präsent im Kopf und „wartest“ schon unterschwellig auf die Reaktion Deines Sohnes.

Versteht mich nicht falsch, ich kann bei meinen
Kindern sehr gut ablesen, ob ihnen körperlich etwas fehlt oder
ihnen „nur“ etwas auf der Seele liegt.

Das „nur“ halte ich für völlig unangebracht.

Im Übrigen macht Übung den Meister. Ein Schritt nach dem anderen, aber keine zu harten Einschnitte, um ihn nicht abzuschrecken.

Ich habe ein eher gegenteiliges Kind und kämpfe manchmal damit, dass er zu selbstständig ist. Wenn ich mich noch verabschieden möchte für einen längeren Zeitraum und er hat gar keinen Sinn dafür z.B.

Dass die Kinder auch nichts richtig machen können :smile: Nie sind die Eltern zufrieden.

Grüße
kernig

Hallo,

es ist ja schon viel Gutes geschrieben worden.

Ich wollte nur eine Idee einbringen, die eventuell praktisch weiterhelfen kann. Außerschulige Aktivitäten, Sprechen vor der Klasse o.ä. wird zunehmen. Dein Kind hat anscheinend Angst vor diesen „Ungewissen“ Situationen. Du kannst, in dem Du Dich mit den Lehrern absprichst, diese Angst nehmen. Wenn z.B. einen Ausflug zur Eisbahn geplant ist, dann besuche vorher mit ihm alleine die Eisbahn. Er weiss dann, was auf ihn zukommt, wie es dort ist und wie man sich am besten verhält - der Ort ist nicht neu und er hat den Ablauf ein Mal erlebt. Das Gleiche gilt für alle anderen Dinge auch: üben!

Viele Grüße

Hallo,

mein Sohn hatte so in der 9. Klasse Bauchweh, natürlich nur morgens. Beim ersten Mal habe ich ihn halt daheim bleiben lassen.

Beim zweiten Mal, zwei Wochen später, habe ich ihn, weil ja krank, zum Arzt geschleppt - leider hat der Arzt nicht geschnallt worum es ging und fühlte sich wohl etwas veräppelt oder nutzlos bemüht, aber geholfen hats trotzdem.
Die morgendlichen Bauchschmerzen traten nach dem Arztbesuch nicht mehr auf.

Ich weiß nicht, ob mein Sohn wirklich Bauchschmerzen hatte und das: „ist alles ganz normal“ vom Arzt ihn so beruhigt hat, dass er aus kleinem Zwicken keinen Schmerz mehr machte (solche Effekte gibt es ja wohl) oder ob er nur nicht zur Schule wollte und es dann doof fand, statt dessen beim Arzt rumsitzen zu müssen (1,5 Std. Wartezimmer war da üblich).
Gewirkt hat es jedenfalls besser als erwartet.

Gruß, Paran

Hallo,

ich weiß nicht recht, wie ich das, wir mir (auch aufgrund der bisherigen Antworten) dazu durch den Kopf geht, rüberbringen soll… Mir ist auch nicht klar, ob das mit einem 7-jährigen Kind überhaupt schon machbar ist.Von daher ist es vielleicht noch kein Tipp für jetzt gleich, aber man sollte m. E. unbedingt ins Auge fassen, über solche Ängste (in Verbindung mit Bauchschmerzen) ganz konkret zu reden.

Und geht es uns denn anders?
Wir fühlen uns vor „grossen Aufgaben“ (wie immer die auch
objektiv aussehen mögen) doch auch nicht immer stark sondern
schwach oder sogar „krank“- nur übergehen wir solche Gefühle
als Erwachsene.

Ich überlege, ob man nicht auch schon einem Kind in dem Alter versuchen kann zu erklären, dass es Bauchschmerzen gibt, die von der Angst kommen und nicht, weil ich Bauch was nicht stimmt. Ich würde die Situationen ganz konkret ansprechen, ihn fragen, ob er sich erinnert, dass er vor dem ersten Kinobesuch, der Eislaufbahn ect. Angst hatte. Ich halte es für wichtig, dass Kinder lernen, solche Gefühle zu erkennen, zu unterscheiden etc.

Wie Du gesehen hast- manchmal brauchts ein wenig Schubsen
damit er sich traut- dann würde ich das positive Erlebnis
daheim auch ruhig deutlich klarmachen (allerdings kein Wort zu
Bauchschmerzen bringen!) und hervorheben, wie schön es doch
war.

Das positive Erlebnis nochmal hervorheben, find ich auch ganz ganz wichtig! Die Erfahrung „Ich hatte Angst, aber ich habs gepackt!“ prägt sich dann besser ein und je öfter man so ein Erlebnis hat, desto mehr traut man sich nach und nach zu. Mir ist allerdings nicht ganz klar, warum nicht auch die vorhergehende Angst, die Bauchschmerzen, nochmal thematisiert werden sollen. (Okay, wie gesagt, vielleicht aufgrund des Alters.) Aber Grundsätzlich halte ich es schon für wichtig, nicht nur auf das Positive hinzuweisen (Hey, der Kinobesuch war toll, oder?), sondern auch die Angst nochmal anzusprechen. (Du hattest soviel Angst davor und hast es ganz toll gemeistert!) Natürlich nicht im Sinne von „Ich habs dir doch gleich gesagt.“, sondern als Bestärkung, wie gut sich das anfühlt, solche Ängste zu überwinden.

Wenn man das ein paar mal im nachhinein so gemacht hat, kann man sicherlich auch mal bei wieder auftretenden „Angstbauchschmerzen“ darauf zurückkommen und fragen, ob es sein kann, dass diese Bauchschmerzen wieder von der Angst kommen. (Wobei es da sicher wichtig ist, dass er nicht zu sehr befürchten muss, bei einem „Ja“ dazu gezwungen zu werden.) Mit ihm dann über diese Angst reden, ihn erzählen lassen und dann nochmal an Situationen erinnern, wo er diese Angst überwunden hat.

Liebe Grüße
M.

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Danke euch (mwT)
Vielen Dank für die Antworten,

im Grunde bestätigen sie unseren Umgang mit ihm :wink:
Um das Thema „Erwartungshaltung“ hab ich mir auch schon Gedanken gemacht und ich versuche bewusst mir irgendwelche „Gefühlsregungen“ dahingehend zu verkneifen. Auch bestätigen wir ihn darin, wenn er etwas gemeistert hat.

Ich wollte sozusagen nur mal „abklopfen“, ob jetzt jemand „aufschreit“. Manchmal ist man ja betriebsblind und sollte mal ein kurzes Feedback bekommen. :wink:

Vielen Dank euch, ich werde weiterhin spontan und situationsbedingt entscheiden, ob er damit „durchkommt“ oder nicht. Sein kleiner Bruder ist übrigens das genaue Gegenteil, der ist auch eher „zu“ selbständig :wink:

Viele Grüß
finnie

Hallo,

kennst Du das diesen Satz „denk jetzt mal NICHT an einen blauen Elefanten“??
Und nun- hast Du einen vor Deinem inneren Auge- stimmts??

Genau das ist das Phänomen, mit welchem man dann eben bewusst arbeiten sollte- oder eben nicht.

Ein Kind in diesem Alter ist schlicht noch viel zu klein um mit sich und der Umwelt zu reflektieren.
Umso besser, wenn die Mutter das tut und dann - frei von einem „denkenden Kind“- Symptome erkennen und danach handeln kann.

Natürlich kann man einem Kind den Zusammenhang von sich-nicht-gut-fühlen und Situationen nahe bringen.
Aber das würde absolut losgelöst von diesen Situationen tun.
zB bei einer Sache, die mir was Bauchweh macht zum Kind dann erzählendn sagen „oje…ich will da gar nicht hin und merke das richtig in meinem Bauch- aber ich muss und möchte das tun…also mach ich das nun“.
Sowas- gibt dem Kind die Möglichkeit ganz von alleine darauf zu kommen, daß es bei ihm auch so sein könnte.

Man darf es dem Kind also schon nahebringen, aber es sollte nicht EIN Thema direkt dazu sein.
Je mehr man das negative thematisiert, desto grösser wird es-- siehe blauer Elefant.

Den Focus auf das Positive richten- kein Wort über das Negative verlieren…sowas stärkt in die richtige Richtung.
Und das Wort „Angst“ auch nicht nur verwenden- lieber dann beschreibende andere Wörter nehmen, die es auch erklären, wie „allein gelassen“, „unsicher“ usw- damit werden die Gefühle auch fassbarer und man könnte wiederum mit ihnen arbeiten und sie so entschärfen.

Das Kind darf ja all diese Gefühle haben- das sollte man sagen und kann dann genauso dagegensteuern.

Ich würde ein direktes Thema dazu nur als Nebenbei behandeln und lieber in die Richtung arbeiten, daß ich aufbaue, stärke und dem Kind immer wieder das Gefühl gebe, daß es Dinge kann und jede geschaffte Herausforderung SUPER geschafft hat.

kitty

Hallo,

toll, wenn Euer kleineres Kind da ganz anders ist!!
So kann sich der Grosse gut was abschauen und wird dann mit der Zeit auch mutiger werden können- Geschwisterkinder sind bei sowas echt eine grosse Hilfe (ohne, daß man ein Wort dazu verlieren muss!)

kitty

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