bei Focus.de lese ich;
„Im Angebot hat Inka Bause diesmal den tätowierten Teilzeitbauern, den herzlichen Hobbybauer, den munteren Milchbauer“.
Wieso heisst es mal „Bauern“, mal „Bauer“, obwohl es sich jedes Mal um ein Akkusativkomplement handelt? Hätten Sie selbst das auch so gesagt?
Bauer gehört - und zwar schon sehr lange - zu den Worten mit schwankender Flexion:
der Bauer des Bauern dem Bauern den Bauern
der Bauer des Bauers dem Bauer den Bauer
Im Wörtebuch der Gebrüder Grimm liest man dazu:
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bauer, m. agricola, colonus, rusticus, mit schwankender flexion, die sich auf zwei oder drei ältere gestalten zurückzieht, nemlich bauer, gen. bauern und pl. bauern ist das ahd. gipûro, pl. gipûron (Graff 3, 19); bauer gen. bauers, sowol das ahd. gipûr, pl. gipûrâ, als pûari pl. pûarrâ, mhd. bûwære, buwære (Ben. 1, 290), doch den pl. bilden wir für diesen starken sg. dennoch schwach bauern. man würde, weil dem heutigen bauer meistentheils der vorsatz ge mangelt (einzelne fälle werden unter gebauer aufgezählt), es überall von pûari, bûære ableiten, wo nicht die vorherschende schwache flexion des sg. und pl. entgegenstände. den gen. sg. sichert Fischart recht entschieden, indem er bei den spielen unter no 320 auch eins namhaft macht ‚des bauren‘. Keiner dieser formen bedient sich die altn. mundart, sie setzt entweder bûi = ahd. pûwo, oder bôndi, schw. dän. bonde = ahd. pûanti.
Es wäre sicher eine spannende Frage, zur erforschen, warum Sprecher in einer Aufzählung die Deklination wechseln. So ganz ohne (unbewussten) Grund passiert in der Sprache nichts. Ich vermute mal, es sind phonetische Gründe.
Hier handelt es sich nicht um einen Sprecher, sondern um einen schriftlichen Text.
Ich vermute eher die mittlerweile übliche Sprachschlampigkeit der Journalisten (eher „Textschreiber“), seitdem das „Korrekturlesen“ in den Printmedien durch den PC erfolgt…
Hallo, früher hat es geholfen, Zeitung zulesen, um richtiges Deutsch zu lernen. Focus und viele andere Zeitungen kennen nur noch den Nominativ (wahrscheinlich weil die Textverarbeitungsprogramme alle aus dem englischen Sprachraum kommen).
Es beweist, das diese Eigentümlichkeit des Wortes Bauer in der deutschen Sprache schon sehr lange existiert. Und nichts mit irgendwelchen Textverarbeitungsprogrammen aus dem Englischen zu tun hat.
vielen Dank für Eure Antworten. Anscheinend verhält es sich mit dem Wort „Nachbar“ ähnlich. Ich habe gegoogelt und fand in einer Frauenzeitschrift „Affäre mit dem Nachbar“. Ist es im Sprachgebrauch seltener als „mit dem Bauer“? Empfindet ihr das spontan als „falsch“, auch wenn das in einem Grammatikbuch belegt ist?