Bauernhaus-Sanierung - welches Heizsystem?

hallo liebe experten!

ich bin frischgebackener besitzer eins 1930 erbauten bauernhofes, den ich gerne eines tages bewohnen möchte.
aktuell mache ich mir hauptsächlich gedanken über ein geeignetes heizsystem, welches natürlich kostengünstig und relativ effizient sein sollte.
da ich bisher, sehr wenig positives über dämmungen gehört und mir eine dämmung mit hinterlüftung möglicherweise zu teuer ist, möchte ich gerne ein paar meinungen über eine erdwärmepumpe (flächenkollektor, ausreichend fläche ist vorhanden) hören.
ist es denkbar ein altes bauernhaus z.b. mit eben einer solchen erdwärmepumpe und ohne dämmung effizient zu heizen?

P.S.: außenwände sind im EG 45cm und im OG 36cm, je teilweise voll- und lochziegel

Vielen Dank im vorraus! :wink:

Hallo!

Falscher Ansatz.

Das Haus hat einen Wärmebedarf bestimmt aus der Bauart und dem verwendeten Material und der Nutzung.
Das gilt es zu ermitteln (macht jeder Architekt oder Energieberater).

Diesen Wärmebedarf kann grundsätzlich jede Heizungsart decken. Die Kosten sind vergleichbar und werden hauptsächlich vom Brennstoff bestimmt. Sie unterscheiden sich nicht wesentlich.

Ob man ohne Zusatzdämmung auskommen wird muss die Berechnung ergeben. Rechne damit es reicht nicht aus. Und wie (und wo) man dämmt wird der Fachmann sagen können.

Eine Wärmepumpe gleich welcher Bauart hat gewisse Vorteile, weil sie aus dem verwendeten „Brennstoff“ mehr Energie herausholt. leider gilt das nicht für alle Jahreszeiten und Betriebszustände. So ist im Sommer bei nur Warmwasserbetrieb die Effizienz eher ungünstig. Hier kann Solarunterstützung helfen.
Erdwärme, also man nutzt die auch im Winter mit Plusgraden verfügbare bare Wärme des Erdreichs in einiger Tiefe. Durch weit ausgelegte Rohrschlangen oder durch Tiefenbohrungen.

Eine Fußbodenheizung bietet sich allgemein an, weil sie mit niedrigeren Temperaturen auskommt.

MfG
duck313

Hallo Maexiko,
1930 hat man sich gar keine Gedanken über Heizkosten gemacht. Ganz ohne Dämmung geht es heutzutage aber nicht mehr, da unbezahlbar. Mindestens das Dach solltest Du Dämmen. Das geht bei diesen Häusern meist einfach und kann sogar selbst erledigt werden. Einfach die Sparren innen mit Dämmwolle ausfüllen und mit Folie und Verbretterung abschließen.
Hohlziegel sind gar nicht mal so schlecht in ihrer Wärmedämmung. Vollziegel schneiden da meist schlechter ab. Aber vor allem die Fenster sind da die größten Sünder.
Aber das hast Du ja nicht gefragt.

  • Wenn Du, Bauernhäuser stehen ja meist in ländlicher Gegend, günstig an Holz ran kommst würde ich das verwenden. Es ist günstig und Du kannst die Technik selber warten. Leider ist ein großer Lagerplatz und einige Arbeitsleistung bei der Holzbereitung nötig. Den Schmutz will ich auch nicht verschweigen.
  • Wärmepumpen sind eine sehr schwierig zu wartenden Technik, wenn Du nicht die richtigen Messgeräte und Werkzeuge hast. Und die hat fast keiner. Bei Störungen muss dann fast immer ein Techniker ran, dessen Kosten Du auch mit in die Heizkosten einrechnen musst. Kompressor und Gasfüllung, die bei Defekten häufig der Hauptgrund sind, sind sehr Kostenintensiv. Auch ist Strom nicht gerade Billig und wird in Zukunft eher noch teurer. Eine Wärmepumpe braucht aber immer noch sehr viel. Die Kennzahl sagt ja aus, um wie viel die Wärmepumpe die Energie potenziert. 4 bedeutet, dass man 1/4 des Stromes benötigt, als wenn man diese Energie allein mit Strom durch Heizstäbe erzeugen würde.
  • Anders sieht es da bei Sonnenkollektoren aus. In den Überganszeiten und im Sommer bringt eine solche Anlage sehr billig die nötige Energie für Warmwasser. Da hat man eher im Sommer das Problem, dass die Anlage überhitzt. Beim Heizen sieht es da schon anders aus. In der Überganszeit reicht es bei großem Speicher gerade noch für das Heizen. Im Winter auf keinen Fall. Da braucht man zusätzlich eine zweite Methode.
  • Bei Öl hat man das Problem, dass man einen Vorratsbehälter braucht. In Hochwassergebieten ist das manchmal nicht erlaubt oder zumindest problematisch. Ölheizungen müssen gewartet werden, was man mit einiger Erfahrung aber auch selber machen könnte.
  • Gas ist ähnlich wie Öl (auch preislich). Jedoch kann man, wenn vorhanden, an eine Gasleitung angeschlossen werden und benötigt keinen Gastank.

Für Deinen Fall ist bei der Wahl folgendes zu bedenken:

  • musst Du das ganze vorfinanzieren oder hast Du das nötige Kleingeld. Im ersten Fall kommen noch die Kredit-Zinsen zur Investition im anderen Fall könntest Du ja das gesparte Geld anlegen und würdest Zinsen bekommen.
  • Willst Du generell einen Vollwärmeschutz. Das Haus sieht danach anders aus und verliert evtl. seinen Charme. Zudem müssen nicht nur die Mauern und das Dach, sondern auch die Fenster gemacht werden. Danach ist dann bei einigen Heizarten (Einzel-Öfen mit Öl bzw. Holz) wiederum einiges zu beachten, da ja die Fenster dann extrem dicht sind und das Feuer seine Sauerstoffzufuhr anders braucht.
    Vollwärmeschutz macht bei Wasserschäden Probleme. Feuchtigkeit kann nämlich auch nicht so leicht aus dem Haus.
  • Welche Wärme-Quellen möchtest Du in den einzelnen Zimmer haben. Nicht alle Heizarten machen bei höheren Vorlauftemperaturen Sinn.
  • Wie viele Leute seid Ihr in Eurer Familie und wie alt bzw. umweltbewusst sind die einzelnen.
  • Wie ist das Wärmeentfinden. Manche frieren eher, manche später. Denk auch daran, dass Ihr mal älter werdet.
  • Berechne mithilfe von Normdaten den ungefähren Energiebedarf Deiner Familie. Daraus kann Du dann bei jeder Heizart ermitteln, was es Dich im Jahr kosten würde. Vergiss dabei nicht Reparaturkosten und sonstige Kosten wie Kaminhehrer (bei einigen Heizarten). Hier würde ich auf 20-25 Jahre rechnen. Die meisten Heizungen werden danach wieder erneuert.
  • Kann ich später auf ein anderes Heiz-System umsteigen. Wenn das gewählte System in den einzelnen Räumen mit höherer Vorlauftemperatur arbeitet, funktioniert es evtl. mit niederer Temperatur nicht. Wärmepumpe verlieren z.B. viel an Effizienz wenn man das Vorlaufwasser höher erwärmen müsste.
  • Schmutz und Komfort. Auch die Möglichkeit evtl. später mal ein Computersystem anschließen zu können. Letzteres aber nur, wenn Du auf so was stehst und in naher Zukunft so was vorhast. Was in 10jahren an Technik gebraucht wird, kann Dir heute noch niemand sagen aber es wird wahrscheinlich Kabellos sein und bedarf keiner Vorbereitung.
    Danach kannst Du eine Berechnung anstellen bei der Du die Anschaffungs-, Finanzierungs-, Wartungs- und Heizkosten ausrechnen kannst.

Du siehst, eine Heizung ist eine sehr individuelle Sache. Heizungsbauer werden Dir hierzu zwar bestimmt vieles sagen können, unterhalt Dich aber mit unterschiedlichen. Jeder unterstreich die Vorteile der Heizungsart, die er am liebsten verbaut. Sei es, weil da der Gewinn am höchsten ist oder aber er diese Technik am besten kennt.
Du musst Dir da selber ein Bild machen, da auch ich ohne bessere Sachkenntnis Deiner individuellen Eckpunkte nichts raten kann. Ich hoffe aber, ich habe Dir den nötigen Denkansatz gegeben.

Viel Glück
Kleiner RAcker

Danke kleiner Racker!
Dazu sollte ich vielleicht noch ein paar weitere dinge nennen, die ich in meiner frage nicht genannt habe:
das dach wird selbstverständlich gedämmt, da dort ebenfalls wohnraum entstehen soll, genauso wie eine isolierung der jeweiligen decken erfolgt.
auch fenster werden erneuert, aktuell sind 3-fach verglaste holzfenster geplant.
zum thema strom, bzw den kosten habe ich mir auch schon gedanken gemacht und würde im falle einer wärmepumpenanschaffung eine selbständige versorgung durch eine pv-anlage in betracht ziehen.
ist das ganze bei einer wohnfläche um die 250 m² deiner meinung nach zu stemmen?

Hallo Maexiko,
ob sich eine PV-Anlage lohnt, hängt nicht von der Wohnfläche ab. Da ist der Energieverbrauch und die Fläche der PV-Anlage eher eine Berechnungsgrundlage. Vergütung, Förderprogramme, Regionale Sonneneinstrahlung, Puffermöglichkeit,… sind da auch noch zu berücksichtigen.
Da kann, und sollte man auch nicht, hier mit den gegeben Informationen eine seriöse Antwort geben.
Das was Du benötigst, ist ein unabhängiger Energieberater, der alles genau aufnimmt und seine Berechnungen anstellt, ohne etwas Verkaufen zu wollen. Die kosten aber Geld, da es sehr aufwendige Abwägungen und verschiedenste Szenarien sind, die da durchgerechnet werden müssen.
Sorry, aber das übersteigt meine Freizeit und auch die Verantwortung, die ich hier übernehmen würde. Bei einer Fehlkalkulation würdest Du da zu viel Geld verlieren.
Drum habe ich nur aufgezeigt, was Du alles in Dein Denken einfließen lassen solltest. Die Entscheidung musst DU leider selber treffen.

Gruß
Kleiner Racker