Baugenehmigung da, was darf ich selber machen?

Kurz der Hintergrund:

Wir haben eine baufällige Scheune. Der Sanierungsträger hat uns angeboten, die abreißen zu lassen, und sie übernehmen 100 % der Kosten. Da konnten wir nicht nein sagen.

Nun ist die Bau bzw. Abrißgenehmigung da, aber der Sanierungsträger sagt jetzt auf einmal, sie könnten nicht alles bezahlen.

Den Abriß selbst schon, aber dann müssen verbleibende 3 m hohe Backsteinmauern (darauf besteht das Denkmalsamt und ist auch in unserem Interesse) durch einen Ringanker gesichert werden, der aus Beton gemacht und oben auf die Backsteinmauer draufgepappt wird. Das ist keine Abrissmaßnahme, sondern das muß der Eigentümer selbst zahlen.

Da wirds wohl keinen Weg drumrum geben, deshalb meine Frage:
Was darf ich eigentlich in Eigenleistung erbringen. Die Baugenehmigung ist sehr strikt, Bauleiter nennen, Baubeginn nennen, Baufortschritt melden usw.

Wenn ich jetzt Teile selbst finanziell übernehmen muß, will ich möglichst kein Unternehmen beauftragen, sondern auch was selbst machen. Aber was darf ich selbst machen?

Entsorgung von Balken, Steinen und Mörtelresten, das kann mir wohl keiner verwehren, selbst zu machen.

Aber wie ist es dann mit fachmännischen Sachen. Habe ich das Recht, einen Ringanker selbst zu gießen, oder wird das Bauamt da querschießen.

Wäre mal interessant zu hören, ob da jemand Erfahrungen hat. Ich möchte mich von den FAchleuten nicht ins Bockshorn jagen lassen („Diese 1 m hohe Steinmauer dürfen Sie nicht selbst abreißen, das muß ein Bauunternehmen machen“), andererseits möchte ich die Behörden auch nicht verärgern, solange sie die Kosten nicht überwiesen haben.

Danke für jeden Tip
Dan

Hallo!

Von diversen Installationen abgesehen, z. B. Gas, darfst Du alles selbst machen.

Bei meinem Bau mache ich mit folgenden Einschränkungen alles selbst:

  • Pläne muß ein Architekt beim Bauamt einreichen
  • den E-Zähler hat ein Elektrikermeister anmontiert (ich darf nur Elektrikermeister ausbilden, aber nicht deren Arbeit machen)
  • Wasseruhr baut der Wasserversorger an
  • die Funktion der Kläranlage muß ich durch einen Gutachter feststellen lassen.
  • die Schornsteinkonstruktion muß ich vom Schornsteinfegermeister absegnen lassen.

Planung einschl. Statik, Bauausführung liegt alles bei mir. Bauleitung auch, ich leite mich selbst :smile: Beton lasse ich samt Betonpumpe vom Mischwerk kommen, weil Selbermachen irrwitzig viel Arbeit mit fragwürdiger Qualität wäre. Das Denkmalamt hat Auflagen gemacht, wobei es sich nur um Selbstgänger handelt, die keiner ignorieren kann, der den Stil alter Substanz erhalten möchte.

Es verbietet Dir keiner, (fast) alles selbst zu machen. Eine andere Frage ist, ob sich damit Geld sparen läßt, wenn es um Schalungsarbeiten für Deinen Ringanker geht. Eine kleine Schalung kann man sich leicht selbst zimmern. Für umfangreichere Arbeiten haben Baufirmen praktische und wiederverwendbare Fertigelemente. Dagegen stinkst Du kostenmäßig mit Selbstbau nicht an. Der Beton braucht gewiß auch eine Stahlbewehrung. Dafür gibts viele fix und fertig gebogene Teile, aber es geht auch noch ein Haufen Kleinkram an Abstandshaltern o. ä. hinein. Da murkst Du Dich schnell fest. Du brauchst einen Betonverdichter (Rüttler), sonst hast Du hinterher nur Lunker und Hohlräume statt sauberer Sichtflächen. Meine Streifenfundamente und großflächigen Sachen kann ich selbst machen, wenn jemand mit der Betonpumpe anrückt. Für einen Ringanker in 3 m Höhe würde ich aber eine Baufirma beauftragen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

danke für Deine Ermunterung.

Andererseits räts Du mir vom Selbermachen des Ringankers ab. Nun handelt es sich dabei um 90 laufende Meter, für die ich 4500 Euro hinblättern müsste.

Als ich 15 war, haben meine Eltern gebaut, und ich habe etliche Fensterstürze selbst geschalt und gegossen. Das steht heute nach 35 Jahren noch wie eine Eins.

Warum hast Du Bedenken, Beton mit einer Mischmaschine herzustellen und selbst in eine Form zu gießen? Waren die Fensterstürze nicht viel kritischer.

Und wir haben damals auch keinen Rüttler benutzt. Oder ich habe es vergessen, jedenfalls habe ich noch nie was von so einer Maschine gehört.

Bei der Schalung dachte ich daran, so eine Art wandernde Schalung zu nehmen die im Laufe von vielleicht 10 Tagen die 90 Meter schafft. Wenn ich mich richtig erinnere, kann man die Schalung nach 2 Tagen abnehmen, die könnte ich dann vorn wieder anbringen.

Es würde mich echt interessieren, warum Du diese Bedenken äußerst, denn einen Ringanker hab ich noch nicht gemacht, vielleicht gibs ja da Besonderheiten.

Danke
Dan

kostenmäßig mit Selbstbau nicht an. Der Beton braucht gewiß
auch eine Stahlbewehrung. Dafür gibts viele fix und fertig
gebogene Teile, aber es geht auch noch ein Haufen Kleinkram an
Abstandshaltern o. ä. hinein. Da murkst Du Dich schnell fest.
Du brauchst einen Betonverdichter (Rüttler), sonst hast Du
hinterher nur Lunker und Hohlräume statt sauberer
Sichtflächen. Meine Streifenfundamente und großflächigen
Sachen kann ich selbst machen, wenn jemand mit der Betonpumpe
anrückt. Für einen Ringanker in 3 m Höhe würde ich aber eine
Baufirma beauftragen.

Gruß
Wolfgang

Hi dan fx,

Und wir haben damals auch keinen Rüttler benutzt. Oder ich
habe es vergessen, jedenfalls habe ich noch nie was von so
einer Maschine gehört.

Da gibt es so elektrische rüttelflaschen. Ist schon korrekt, was wolfgang erzählt. Gerade wenn due den Beton armierst, verkeilen sich häufig größere steinchen und Kiesel, welche ein weiterfliesen des eher zähen Beton behindern. Dat iss nicht jut. Abhilfe schafft manuelles nachstöchern mit nem Stöckchen :smile:.

Bei der Schalung dachte ich daran, so eine Art wandernde
Schalung zu nehmen die im Laufe von vielleicht 10 Tagen die 90
Meter schafft. Wenn ich mich richtig erinnere, kann man die
Schalung nach 2 Tagen abnehmen, die könnte ich dann vorn
wieder anbringen.

Das solltest du nicht unbedingt tun. Ein Ringanker ist ein statisches Tragteil und sollte daher in einer echten Gleitschalung bzw. auf einmal gegossen werden. wenn er einmal abgebunden ist, ergeben sich Risse an den Nähten.
Versuche ihn mit einem mal einzuschalen und laß dir ne Birne mit Beton und ner Pumpe kommen. 90 Meter könnten locker 10 - 20 m³ werden, das ist an einem Tag nie und nimmer nicht per Hand zu mischen, es sei denn, du hast min. 2 Mischer.

Gruß
Frank

Hallo dan fx,

Andererseits räts Du mir vom Selbermachen des Ringankers ab.
Nun handelt es sich dabei um 90 laufende Meter, für die ich
4500 Euro hinblättern müsste.

Alles an einem Tag zu mischen ist hier eine gigantische Leistung. Selbst wenn du den Beton kaufst musst du alles auf einmal einschalen. Dafür benötigst du ziemlich viel Schalmaterial. Den Rüttler kannst du dir ausleihen, ca. 15 Euro pro Tag. Ich hab ein Haus komplett allein gebaut, bis auf wenige Ausnahmen. Eine davon war der Ringanker auf dem Erdgeschoß, nachdem ich den auf dem Keller selbst gemacht hatte (man ist ja lernfähig).

Als ich 15 war, haben meine Eltern gebaut, und ich habe
etliche Fensterstürze selbst geschalt und gegossen. Das steht
heute nach 35 Jahren noch wie eine Eins.

Gerade Fensterstürze sind heute aber ziemlich billig.

Und wir haben damals auch keinen Rüttler benutzt. Oder ich
habe es vergessen, jedenfalls habe ich noch nie was von so
einer Maschine gehört.

Einen Fenstersturz kannst du mit nem Stock verdichten (stochern), bei einem kompletten Ringanker hälst du das nicht durch, zumal du vom mischen schon ziemlich fertig sein dürftest.

Bei der Schalung dachte ich daran, so eine Art wandernde
Schalung zu nehmen die im Laufe von vielleicht 10 Tagen die 90
Meter schafft. Wenn ich mich richtig erinnere, kann man die
Schalung nach 2 Tagen abnehmen, die könnte ich dann vorn
wieder anbringen.

Damit erzielst du kein statisch zusammenhängendes Bauteil. An jeder Ansatzstelle hast du dann eine Sollbruchstelle. Feuchtigkeit könnte eindringen und die Bewehrung rostet dort durch.

Es würde mich echt interessieren, warum Du diese Bedenken
äußerst, denn einen Ringanker hab ich noch nicht gemacht,
vielleicht gibs ja da Besonderheiten.

Danke
Dan

kostenmäßig mit Selbstbau nicht an. Der Beton braucht gewiß
auch eine Stahlbewehrung. Dafür gibts viele fix und fertig
gebogene Teile, aber es geht auch noch ein Haufen Kleinkram an
Abstandshaltern o. ä. hinein. Da murkst Du Dich schnell fest.
Du brauchst einen Betonverdichter (Rüttler), sonst hast Du
hinterher nur Lunker und Hohlräume statt sauberer
Sichtflächen. Meine Streifenfundamente und großflächigen
Sachen kann ich selbst machen, wenn jemand mit der Betonpumpe
anrückt. Für einen Ringanker in 3 m Höhe würde ich aber eine
Baufirma beauftragen.

Das sehe ich ähnlich, nachdem ich bei meinem ersten selbstgemachten Ringanker erst eine Woche lang Bewehrungsstahl gebogen und verschweißt habe. Dann geht da eine halbe LKW-Ladung Schalbretter drauf. Abstandshalter kann man zwar aus Bewehrungsstahl selbst herstellen. Aber der Aufwand ist enorm. Ich würde lieber den Rohbau selbst mauern, als noch mal eine Ringanker in Handarbeit selbst zu machen.

Gruß
tilo

Hi,

wir haben auch ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus. Einen Anbau haben wir vor kurzem abgebaut/abgerissen. Selber.

Einen neuen Anbau lassen wir allerdings von einer Firma machen. Wir kümmern uns lieber um das Fachwerkhaus :smile:

Hol Dir mal noch andere Angebote fürs Betonieren ein, die Preisunterschiede sind enorm.

Grüße Netti

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Hallo Wolfgang,

eine Frage: „darf“ man die Bauleitung selber machen? Am WE war unsere Architektin da (die wir aber nicht weiterbeschäftigen) und die sagte, ein Architekt müsste Bauleiter sein (was ich allerdings nicht so recht glaube, weil früher hat man ja auch selber gebaut, ohne Architekt als Bauleiter).

Wär Dir echt dankbar für eine kurze Antwort :smile:

Grüße Lehmschmeiss-Netti

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Hallo Lehmschmeiss-Netti! :smile:

eine Frage: „darf“ man die Bauleitung selber machen?

Na klar! Wer will einem das verbieten? Du kannst dann natürlich nicht den Architekten für Baupfusch verantwortlich machen. Das heißt, man muß sich darum kümmern, wann welches Gewerk mit welchen Arbeiten dran ist, muß deren Arbeit beurteilen können sich nötigenfalls durchsetzen und im Zweifel klipp und klar sagen, wie es gemacht wird und wie nicht. Das ist kein leichtes Brot!

Ein Architekt, der sich jeden Tag auf der Baustelle blicken läßt und bei kritischen Arbeiten unmittelbar daneben steht, ist allemal sein Geld wert. Ungezählte Häuser, bei denen der Pfusch von Beton oder Erde zugedeckt ist und nur irgendwann durch Schimmel oder eindringendes Wasser bemerkt wird, zeugen davon, daß es mit der Bauleitung oft nicht weit her ist. Es bringt also nichts, dem Architekten das Honorar für die Bauleitung zu überweisen, damit er zum Richtfest erscheint und ansonsten zu Hause den Sessel wärmt. Der Architekt muß mit Sicherheitsschuhen und Helm auf der Baustelle herumturnen, sonst ist man mit Eigenregie besser dran.

Gruß
Wolfgang

Hi Wolfgang,

gut, da bin ich aber beruhigt. Unsere Architektin hat bis jetzt schon alles versaut, was man so versauen kann. Deswegen wollen wir sie auch nicht weiterbeschäftigen…

Wie heißt es so schön: willst Du, dass etwas richtig gemacht wird, machs selber…

Grüße Netti

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