Baumkronen

hallo biologisch interessierte werweißwas-Mitglieder,

seit etwa 2 Jahren beobachte ich wenn ich übers Land fahre, daß die Kronen der Bäume immer mehr gelichtet sind. Am schlimmsten scheinen mir die Blutbuchen dran zu sein, aber zu betreffen scheint es alle Baumarten. Auch Linden oder Roßkastanien, deren Kronen doch früher absolut blickdicht waren, sind inzwischen durchsichtig geworden.

Meine Frage richtet sich nicht auf die Eschen-Gesundheit - da weiß man ja, daß das Eschensterben grassiert, was auf die Infektion mit einem Schlauchpilz zurückgeht, gegen den nur wenige Prozent der Baumart resistent zu sein scheinen (aber immerhin …).

Weiß jemand genauer, was den Bäumen fehlt? Die einfache Antwort „Umweltverschmutzung“ würde mir nicht genügen.

Vielen Dank, S.I.

Hallo,

was haben Pestizide mit sauberen Windschutzscheiben zu tun? Durch den vermehrten Einsatz von Pestiziden zur Erhöhung der zu vernichtenden Biomasse (und zur Erhöhung der Subventionierung) sterben immer mehr Insekten.

Dieser Eingriff ins biologische Gleichgewicht könnte auch die Ursache für die lichten Baumkronen sein.

oder aber Ostfriesen haben die Bäume gepflanzt… „Das Grüne nach oben…!“

Gruß
Oliver

Hallo,

siehe z.B. unter:
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache…

mit Stichwort: ‚Kronenverlichtung‘.

Vielen Dank, S.I.

Bitte, watergolf

hallo watergolf,

einerseits - danke für den Link.
Andererseits - ich dachte, man wüßte inzwiswchen genauer, WAS es eigentlich ist, was die Bäume schädigt. „Immissionen“ ist mir, nachdem wir ja nun seit Jahrzehnten von der Waldschadensproblematik hören, etwas wenig auskunftsreich.
Außerdem. Der Amazonas-Regenwald hat umso dichtere Blattgrün-Masse, je mehr Sonne er bekommt. Das scheinen Satellitenaufnahmen herausgefunden zu haben. Da die Feinstaubbelastung überall wächst, könnte nicht auch die (nachgewiesene) Abnahme der Sonnenlicht-Einstrahlung an einer Verringerung der Blattmasse der Bäume hierzulande beteiligt sein.

Jedenfalls aber danke für den Link. MfG, S.I.

Hallo MPV,

letztlich hat alles mit allem zu tun.
Wenn Insekten vermehrt abgetötet werden, trifft es wohl solche, die die Bäume schädigen, auch?

MfG, S.I.

Hallo semperidem,

Andererseits - ich dachte, man wüßte inzwiswchen genauer, WAS
es eigentlich ist, was die Bäume schädigt. „Immissionen“ ist

Vor einer ähnlichen Frage stand ich ebenfalls vor vielen Jahren als die Waldschadensproblematik immer mehr ins allgemeine Interesse rückte.
Ich begann damals mit eigenen Forschungen auf privater Basis und habe auch veröffentlicht.
Dieses Vorgehen empfehle ich dir. Man lernt sehr viel über die Vorgänge in der Natur.

Konkret hast du ja einen Anhaltspunkt. Du schreibst im UP:
„ , … seit etwa 2 Jahren beobachte ich wenn ich übers Land fahre, daß die Kronen der Bäume immer mehr gelichtet sind. Am schlimmsten scheinen mir die Blutbuchen dran zu sein, aber …“

Suche dir einige konkrete Blutbuchen Beispiele und versuche die von dir momentan beobachtete Schadstufe der Kronenverlichtung nach dem Schema 0,1,2 und 3 einzuordnen.
Z.B. so wie für „Buche“ abgebildet:
http://www.wald-rlp.de/fileadmin/website/fawfseiten/…

Bei google kann man sich weiter schlau machen, etwa unter:
Schaden Blutbuche :
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache…

Eine Liste möglicher Schäden ist für Blutbuche aufgeführt.

Ich fand auch eine Diskussion über den Schaden an einer bestimmten Blutbuche:
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache…

Bei Wiki findet man eine mögliche Schadensursache, allerdings für Rotbuche:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rotbuche#Sonstiges

darin u.a.:
„Die Buche reagiert äußerst empfindlich auf Erdanschüttungen im Wurzelbereich. Schon eine Anhebung des Bodenniveaus um 10 cm um den Stamm kann die Buche mittelfristig zum Absterben bringen.“

Da die von dir beobachteten Blutbuchen: „In Parks und Gärten häufig sind“ (GU Naturführer Bäume, Gräfe und Unzer Verlag, Seite 168, ISBN 3-7742-1016-0 Buch anschauen), sollte es für dich nicht schwierig sein, einige Exemplare näher zu untersuchen um den Grund der von dir seit zwei Jahren beobachteten Kronenverlichtung zu ermitteln.

Wichtig ist dabei auch die Beobachtung und Beschreibung scheinbar ungeschädigter Blutbuchen.
Bei der ganzen Waldschadensproblematik ist die Bestimmung eines sog. „0“-Punktes oder eines „Grundrauschens“ sehr wichtig.
Auf alten Postkarten von etwa 1908 fand man ebenfalls starke Kronenverlichtung – so wie ich mich zu erinnern glaube – bei Fichten aus einem Urlaubsgebiet.

Viel Erfolg

watergolf

Hallo,

für detaillierte Informationen kannst Du dich evtl. per Mail an ein Forstamt Deiner Gegend wenden. Die Förster sitzen ja sozusagen an der Quelle des Übels und ich habe mehrfach gehört und auch selbst erlebt, dass Sie sehr auskunftsbereit sind, wenn man sich für ihre Arbeit interessiert.
Falls Dein Forstamt keine Antwort weiß kann man Dir bestimmt sagen, ob und von wem entsprechende Untersuchungen gemacht wurden.

Grüße
Pit

Hallo watergolf,

für Deine ausführlichen Antworten und die informativen Links: vielen Dank!

Nur, es bleibt diese mich zunehmend beunruhigende Frage: was ist mit den Bäumen genauer los? Die Schädlinge - Pilze, Bakterien, Flechten, Insekten - gab es ja wohl „schon immer“. Was ist neu. Und was genau ist es, was solche Rolle spielt, daß Bäume - weniger Resistenz aufweisen?

Ich stelle mir ein Europa (z.B.) ohne Bäume vor …

Betroffen sind ja wirklich nicht nur die Blutbuchen. In meinem weiteren Umfeld (ich sehe mehrfach wöchentlich ca. 50 km rundherum einer ländlichen Gegend mit Feldern, Wiesen, Büschen und Bäumen) ist JEDE Baumart gelichtet. Abgesehen auch von den Blutbuchen JEDE. Nicht nur die Eschen - von denen auch immer wieder mal völlig abgestorbene Exemplare sichtbar werden, v.a. mittlere Größen.

Für das Phänomen müßte es doch eine allgemeine Ursache geben. Jemand in meinem Bekanntenkreis meinte: die hohe Nitratbelastung der Luft, teils durch Abgase, teils durch die Landwirtschaft (Gülle). Aber eigentlich erwartet man doch, daß sich botanische Institute der Universitäten mit solchen Phänomenen wissenschaftlich beschäftigen und Zwischenergebnisse, Hypothesen usw. dazu liefern.

Das scheint entweder nicht der Fall, oder Zwischenergebnisse werden noch in Elfenbeintürmen gehütet - ? Oder erscheinen vorerst nur in Fachzeitschriften, fern allgemein verbreiteter Medien?

Besorgt, S.I.

Hallo S.I.,

gerade bin ich zufällig an dieser etwas ergrauten Frage vorbeigekommen.

Schade, ich hatte gehofft du würdest eigene, konkrete Beobachtungen diskutieren wollen.

Hat der Vorschlag von gargas, das Wissen der Förster deines Forstamtes anzuzapfen, keinen Erfolg gebracht?

werden noch in Elfenbeintürmen gehütet - ? Oder erscheinen

Bezüglich Elfenbeinturms solltest du dir die Forschungsergebnisse von den einschlägigen Ministerien geben lassen. Sie finanzieren ja diese spezielle Forschung und geben die Literaturstellen an. Die freuen sich sogar, wenn sich jemand dafür interessiert.

Du könntest dich auch an das:
GSF-FORSCHUNGSZENTRUM FÜR UMWELT UND GESUNDHEIT, GMBH
INGOLSTÄDTER LANDSTR. 1, Neuherberg
85764 OBERSCHLEIßHEIM , BAYERN

wenden. Von denen bekam ich zu Zeiten meiner Forschungen immer gute Hinweise und ich habe bei ihnen auch damals einen Vortrag gehalten.

Die Zusammenfassungen der Veröffentlichungen kann man als nicht ausgesprochener Fachmann gut lesen und durchschauen.

Du wirst sehen, daß die Ausgangsbedingungen mancher Forschungsaufträge so speziell sind, daß sie gerade das was du wissen möchtest, nicht bearbeitet haben. Und es menschelt überall: Manche Forscher schauen nicht links und nicht rechts, sie verfolgen lediglich ihr Vorurteil.

Landwirtschaft (Gülle). Aber eigentlich erwartet man doch, daß
sich botanische Institute der Universitäten mit solchen
Phänomenen wissenschaftlich beschäftigen und
Zwischenergebnisse, Hypothesen usw. dazu liefern.

Wie gesagt, das gibt es und du wirst diese Zwischenergebnisse auch aufspüren.

Ich kann nur wieder empfehlen, eigene Forschungen zu betreiben. Suche dir mindestens 10 Bäume aus und beobachte sie, fotografiere sie. Versuche z.B. vom Wasserwirtschaftsamt Grundwasserpegel-Messungen zu bekommen. Schau dir die Rinde der Bäume an. Finden sich Rindenplatzer? Ist sie vielleicht sogar stellenweise abgeschält? Jeder Baum ist ein Individuum.

An der Erlanger Uni bekam vor Jahren ein Doktorand ein Stipendium für Forschungen bezüglich der Kastanien-Miniermotte. Ich sprach mit ihm und er sagte, in der bayerischen Regierung sei man besorgt, da die Kastanien der Biergärten in München sehr befallen sind.

Du siehst, es geht immer etwas. Man muß suchen, auf einem silbernen Tablett bekommt man das was man genau wissen möchte nicht serviert.

Viel Erfolg

watergolf

Hallo watergolf,

ich danke Dir sehr für Deine Links. Sie werden mir sicher helfen, aus dem sich ergebenden Antwortspektrum für mich Informatives und Weiterführendes herauszufinden.
Es ist nur so - meine Hauptinteressen liegen auf einem völlig anderen Gebiet und ihnen widme ich mich mit Zeitaufwand, Intensität und Gründlichkeit. Nun mit ernsthafter Forschung in Richtung Biologie/ Natur zu beginnen würde mich in eine ganz andere Richtung ablenken, und das entspricht nicht meinen Zielen.
Das hindert mich keineswegs daran, mich aber auch für den Zustand der Natur um mich herum zu interessieren. Täten das viele, gäbe es auch entsprechend viele Anfragen bei Landwirtschaftsministerien, Forschungseinrichtungen usw., was deren Forschungsintensität sicher beflügeln würde.
Und wenn ich die große Schar älterer Menschen sehe, z.B. in meinem Umfeld, die sich, wenn zu Rentnern geworden, langweilen (oder unterhalten lassen müssen … ZeitVERTREIB brauchen … ), dann fände ich Anregungen wie Deine absolut genial; und da gäbe es noch manche weiteren. Ich würde nicht zuletzt damit beginnen, einige Bäume und einige Landschaften jedes Jahr zweimal aus der gleichen Perspektive zu fotografieren.
Manchmal wünschte man sich, mehrere Tage in einen stecken zu können.
Aber um diese Informationsquellen, die Du mir gabst, werde ich mich kümmern, und danke dafür!

M.f.G., S.I.