Baupsychologie zum Zweiten

Erst einmal Danke für die netten Kommentare (Birgit, Tobi, annjabusch) und Anregungen für meinen Blödsinn.(War ein techn. Problem)

Zur Sache:

Ich suche Erfahrungsberichte (wahre), die die psychologischen Probleme während der gesamten Bauphase (d.h. familiäre, persönliche, Umwelt etc.) bis zur schlüsselfertigen Übergabe beschreiben.

Dazu gehören auch die leidigen „Grundriss (-satz)“-diskussionen mit Ehepartnern, Kindern, Architekten, Kollegen etc.

Alles weitere dann nach Sichtung.

Gruß Lothar

Hallo Lothar,

ich kann Dir mal erzählen, wie das so bei mir läuft. Ich habe mit einem Freund zusammen ein altes Zweifamilienhaus gekauft, das wir mit sehr viel Eigenleistung renovieren. Seit 01.05. verbringe ich fast jede freie Minute direkt oder indirekt auf der Baustelle. Dadurch, dass ich derzeit zur Miete wohne, kann die Renovierungszeit aus Kostengründen ja nicht ewig dauern. Viele Arbeiten dauern länger als geplant. Zugesagte Hilfen fallen aus, die Lieferung von Materialien verzögert sich, so dass Du planen kannst wie Du willst, es gerät immer wieder durcheinander. Das Einkaufen von Material ist eine extrem zeitraubende Tätigkeit mit einem sehr geringen Spaßfaktor. Dies alles hat bei meiner Frau und mir doch zu einer gewissen Gereiztheit geführt, die die Diskussionen über das wie machen wir das oder jenes erschweren. Meine Toleranzgrenze ist deutlich gesunken. Dinge über die ich sonst müde lächeln konnte bringen mich auf die Palme. Jeder mit dem Du Dich unterhälst, gibt Dir gutgemeinte Ratschläge, die ich aber auch schon nicht mehr hören kann. Zusammengefasst würde ich sagen, dass zumindest ich mich momentan in einer Art Ausnahmezustand befinde, der sich deutlich in einer gewissen Gereiztheit äußert. Was übrigens auch sehr schön ist, ist das miteinander der Handwerker. Ein paar habe ich dann doch gebraucht und was soll ich Dir sagen. Jeder meckert über die Arbeit des anderen und hätte es selber besser gemacht, auch wenn er einen anderen Fachbereich hat. Und wenn Du nicht immer neben denen stehst kannst Du Dir ziemlich sicher sein, dass nicht alle Arbeiten so ausgeführt werden wie Du es möchtest und wie es besprochen worden ist.
Alles in allem würde ich sagen ist so ein Bau schon eine ziemliche Belastung für alle Beteiligten, die sich aber, davon bin ich überzeugt lohnt. Am kommenden Samstag werde ich in mein neues Heim ziehen und dann wird auch die Anspannung vorbei sein.

Ich wünsche Dir ein ruhiges Gemüt, wenn Du dann mit Deinem Bauvorhaben beginnst.
Heiko

1 x im leben?

Erst einmal Danke für die netten Kommentare (Birgit, Tobi,
annjabusch) und Anregungen für meinen Blödsinn.(War ein techn.
Problem)

ok, so machts sinn. und sowas ähnliches wie eine begrüßungsformel hast du ja diesmal auch :smile:

zur sache:

hallo dipl.-ing lothar,

wie der titel meines postings schon verrät, habe ich die phase, in der mein elternhaus errichtet wurde, fast wie in der o.g. serie aus den 70ern erlebt - nur mit dem unterschied, daß mein vater als maurermeister fast alles selbst machte (und muttern und mich dienstverpflichtete. bis zum totalen absturz meiner schulischen leistungen.) da aber später mal alles „für mich“ sein sollte (ich = einzelkind), hatte ich auch nicht zu murren, wenn es keine neuen jeans, keine klassenfahrt, nur das billigste kleid zum abschlußball und eigentlich überhaupt keinen schnickschnack, geschweige denn urlaub gab.
mit 13 trug ich ein hellblaues wollröckchen, an das meine mutter alle paar wochen ein stück anstrickte. bis ich mich weigerte, weiterhin so zur schule zu gehen. noch mehr als den materiellen mangel hat mich der an freizeit gestört: wenn andere jugendliche meines alters sich unter der dorflinde und später vor der disco versammelten, habe ich speisfässer mit sand und zement vollgeschaufelt oder steinwolle zwischen dachgebälk gestopft.

wolltest du sowas lesen?
oder wie mein mann (auch handwerker), die kinder und ich während der renovierung eines 100 jahre alten hauses jahrelang von einem zimmer ins andere gezogen sind?

gruß
ann

Hallo,

mein bescheidener Beitrag: meine Eltern haben ihr Grundstück von den Eltern väterlicherseits abgekauft. Oder sollte ich sagen als ‚Almosengabe‘ bekommen, da meine Mutter nie gut angesehen wurde, und als Dorn im Auge meiner Grossmutter galt, die arg an ihren Erstgeborenen hang; zu damaligen DDR Zeiten war man auch froh, bauen zu können, und es war durchaus üblich, so mit Anfang 20.

Problem: Grundstück liegt direkt übern Platz, und der Garten meiner Grosseltern schliesst natürlich noch an das Haus an.

Im Grundbuch stehen meine Eltern erst seit ein paar Jahren.

Das eigentliche Problem war die ‚ewige Dankbarkeit‘, und als Vordergedanke, dass mein Vater ja nicht wegzieht aus dem Ort.
Wie gesagt, ihr (grosser) Garten schliesst an das Haus an, und früher war ein ‚öffentlicher‘ Durchgang durch unseren (kleinen) Hof, rüber zu ihren (Pracht)garten.
Meine Mutter hat das immer gestört, und es gab Gezetere, Hackordungen, Gluggendenken der Frau Grossmutter, die ihren Sohn an Schwiegertochter ‚verlor‘.
Es gab immens Probleme, noch heute sind sich meine Mutter und meine Oma nicht auf ‚Du‘.
Aber: die Bereiche, und Fronten sind geklärt, kein Durchgang mehr, kein überraschender Besuch, der plötzlich im Keller stand, kein Lauschen von Privatgesprächen (ja!).
Das hat jedoch Jahre gedauert, und viele graue Haare sind gewachsen.

Zum Bau des Hauses kann ich nichts sagen, ich war noch in den Kleinstkinderschuhen.
Zu Ostzeiten war es aber üblich, dass sich alle unter die Arme griffen, mit aushalfen (‚eine Hand wäscht die andere‘), und übliches Zahlungsmittel war Schnaps. (Gernot, falls Du hier mitliest, Du weisst schon!)
Da man sich oft mit Materialien aushelfen musste (Zement, oder dies und jenes) entstand auch eine Abhängigkeigkeit voneinander.
(Die Frauen halfen natürlich auch mit, mussten aber noch mit bewirten, putzen, den Hausfrieden grade halten)
Und wehe es kam ein böses Gerücht auf, da war Knatsch vorprogrammiert.

Gruss,
Nicole

@annjabusch: Du lieber Himmel! :frowning: Ich bin auch ein ‚Das Haus soll Deine Altersgrundlage sein‘-Einzelkind, aber als Nicht-Jugendlicher musste ich maximal Kohlen mit reinschütten, und das nur in begrenzten freiwilligen Maße.
*fassungslos*

Hallo Lothar,

keine direkte Hilfe zu deinem Problem, aber: schau doch mal bei Gelegenheit die alte TV-Serie von Dieter Wedel „Einmal im Leben“ unter Psycho-Gesichtspunkten an. Ich glaube, da kommt so ziemlich alles vor, was dir baulich „angetan“ wird und Reaktionsmöglichkeiten darauf. Was nicht so vorkommt sind Sachen wie Feng Shui und der Einfluß der Lage des Grundstücks auf Stimmungen, gesundes Bauen und gutes Gewissen. Aber schon: der Maurer das unbekannte Wesen, Kommunikationsformen auf dem Bau etc.
Viel Spaß bei dieser Tragikomödie.
Christian