Bauteile auslöten

Hey,
ich muss aus einer Platine von einem Wechselrichter ein paar Elemente auslöten (siehe angehängtes Foto). Alledings ist das Zeug ziemlich hartnäckig und zäh wie Kaugummi selbst bei höchster Temperatureinstellung. Habe eine Entlötpumpe und mit Litze hab ich auch schon rumprobiert, alles mit mäßigem Resultat, das Bauteil will sich einfach nicht von der Platine trennen. Ich benutze eine Lötstation mit 60 Watt Leistung, nicht von einem namenhaften Hersteller einfach so ein 0815 Teil aus Ebay. Hat da jemand vielleicht ein paar Tips für mich? Würde ein Profiwerkzeug wie eine Entlötpistole weiterhelfen (siehe Link)? Ist das überhaupt normales Lötzinn was da verwendet wird?

tbk-onlineshop.de/produkt/hakko-fr-301-20-entloetpistole/

Danke im Voraus für die Antworten

Bild sichtbar und Link klickbar gemacht
MOD Pierre

Erst muss der Schutzlack ab.

Die Temperatur zum Löten muss etwa 380…400°C sein.
Vor dem Einsatz der Entlötpumpe reichlich Lötzinn in die Lötstelle geben, dann flutscht es viel besser.

Aber du solltest erst einmal an ein paar Platinen reichlich üben. Sonst zerrammelst du noch die Durchkontaktierungen und ziehst die Leiterbahnen mit.

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Moin,

Den 60 Watt einer no-name Lötstation solltest du nicht über den Weg trauen. Egal, dein Problem liegt woanders. So wie die Platine aussieht, reden wir über 70µ Kupfer und Kupferflächen (Stichwort Wechselrichter, da hat es vergleichsweise hohe Ströme). Da bekommen wir selbst als Profis leichte Kopfschmerzen. Wir nutzen Weller Stationen und haben Baugruppen, die auch ihre 70 µ Cu haben nebst Flächen.
Manchmal müssen wir sogar mit 2 Kolben ran, Spitzentemperatur um 380 Grad, eine dem Pad angepasste Spitze und dann klappt das halbwegs.

Die Pistole sieht nicht schlecht aus (um 110 Watt Leistungsaufnahme. Heißt aber nicht, dass die am Kolben vorne ankommen) und in Kombination mit dem Kolben könnte es klappen. Ohne Scherz: ein wenig Vorwärmung mit Unterhitze auf 60 bis 80 Grad kann als zusätzliche Wärmequelle nützlich sein. Wir nutzen dafür eine kleine Heizplatte, auch aus der Bucht. Die reicht für die seltenen Fälle.

Danke für den Hinweis, den habe ich übersehen. Und ja, Übung hilft.

Angemessen Zinn bitte und keine Überschwemmung! :grin:

-Luno

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Hallo!

Wie schon gesagt,scheint es sich bei den golden aussehenen Lötstellen um einen Überzug handeln, was eigentlich untypisch ist weil nicht ganzflächig überall aufgetragen.
Kann sogar sein es ist ein Klebung die zusätzlich zur Lötung eine mechanische Befestigung bewirken soll.

Versuche mit einem Messer probeweise die goldene Schicht abzukratzen, wenn es darunter silbern(zinnfarbig) wird sollte es sich dann aufschmelzen und absaugen lassen.

Da heute industriell bleifreies Lot (Reinzinn, allenfalls Silberzusatz) verwendet wird, lässt es sich nicht mehr so gut verarbeiten.

Für Reparaturarbeiten ist aber klassisches Lötzinn 60/40 noch zu bekommen und auch zugelassen.

60 W kann bei den großen Masseflächen zu schwach sein,musst Du lange darauf herumbraten löst sich die Kupferschicht vom Trägermaterial.

Tipp: besorge dir Flussmittel (nicht korrosiv !), das wird in Tuben,Fläschchen oder einer Art Filzstift angeboten. Nach entfernen des Schutzlacks, Flussmittel auftragen, erhitzen, dann NEUES Zinn auftragen. Erst dann nochmals aufheizen und dann erst entlöten.
Das neue Zinn sorgt für besseres Entlöten. Das klingt widersinnig,ist aber bewährt ! Das „alte“ Zinn ist unwillig, es muss aktiviert werden.

MfG
duck313

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Moin,

Noch ein Tipp: wenn das Teil oben zugängliche Beine hat, dann kann es nützlich sein, sie dort mit dem Kolben von oben erwärmen. Die Spitze sollte dabei mit der flachen Seite möglichst so gehalten werden, dass sie den maximalen Wärmekontakt zum Bein hat.

Was wir auch gerne machen, wenn man aus der Bohrung das Zinn nicht mehr heraus bekommt: vorsichtig mit einem passenden Bohrer (wahrscheinlich um die 1 mm) und viel Handgefühl das Zinn ausbohren.

Kommt gelegentlich vor, wenn du nach dem Lackieren noch weitere Dinge z.B. anschrauben möchtest. Selektives Lackieren ist wirklich nicht so ungewöhnlich.

-Luno

Du wirst bleihaltiges Lot kennen (40% Blei). Das ist schön „saftig fließend“.
Das darf seit Jahren nicht mehr für Haushaltsanwendungen benutzt werden, da wird bleifreies Lot benutzt. Das ist „trocken, bröckelig“.

Abhilfe: Nimm eine ordentliche Menge bleihaltiges Lot mit Flussmittelseele und vermische es mit den Resten des bleifreien Lotes auf der Platine.

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Es gibt auch bleifreies Lot mit Flussmittel drin.

Am Ende hat man dafür getan, dass das Gerät roHs-konform bleibt.
Eine Reparatur sollte nach den Anerkannten Regeln der Technik stattfinden und dazu gehören auch solche Dinge.

Wenn es nur darum geht, die Bauteile zu gewinnne, ist das mehr oder weniger egal.

Das ist sowas von Quatsch wenn es um eine zeitwertgerechte Reparatur geht. Das Ding soll doch nicht verkauft werden.

Aber gut, in der Zeitung habe ich heute auch gelesen, dass Kohlekraftwerke im Notfall nicht einspringen können, weil sie die Umweltprüfung nicht bestanden haben. Sind aber erst vor einem Jahr vom Netz gegangen.
Passt schon.

Das mag man für Quatsch halten. Das ist dein gutes Recht und ich werde dir hier nicht widersprechen.

Inwiefern sich jetzt der Preisunterschied von einer Rolle Lötzinn mit oder einer ohne Blei auf die Reparaturkosten auswirkt, wenn man nicht Tonnen davon verbrutzelt, müsste man für 16 oder 89 Lötstellen mal umrechnen.
Es wird das Lot verwendet, was im Gerät vorhanden war.

Wer Reparaturen durchführt, hat ohnehin alle Sorten Lot da. Wer alles mit dem Zeug, was von 1963 noch da liegt,und mächtig Kolophonium macht, ist allenfalls ein Bastler.

Am Ende muss jeder selber wissen, was er tut.

Hallo!

Erstmal: Selbstverständlich ist da Schutzlack drauf, nur der hellere, rechteckige Bereich mit dem grauen Zinn ist ausgespart. Man sieht das auch in der Mitte oben, wo sich das Licht in der gebogenen Lackoberfläche spiegelt. Je nach verwendetem Lack brutzelt der aber gut weg, wenn man da mit frischem Lötzinn dran geht.

Wie die anderen geschrieben haben, die dicken Masseflächen ziehen dir die Wärme weg, und du hast Schwierigkeiten, die Lötstellen heiß genug zu bekommen. Was du dagegen tun kannst, haben die anderen auch geschrieben.

Aber du hast hier Bauteile mit mehreren Beinchen. Wenn du nicht alle Lötstellen gleichzeitig flüssig bekommst, dann hängt das Bauteil immer irgendwo noch fest. Man fängt dann an, die Lötstellen abwechselnd zu erhitzen, um das Bauteil abwechselnd an den Seiten stückweise raus zu hebeln, bis es irgendwann ganz draußen ist.
Dabei leiden die Leiterbahnen extrem, denn sie sind weder für die lange Hitzeeinwirkung noch die auftretenden mechanischen Kräfte, und erst recht nicht beides zusammen gemacht.
Falls irgendwie möglich, knipse das Bauteil auf der Bestückungsseite vorher ab (ggf. musst du es dabei zerstören). Dann kannst du relativ einfach ein Beinchen nach dem anderen auslöten, und hast zusätzlich den Vorteil, dass das Bauteil nicht auch noch Wärme abzieht.

Hallo Anton,

ein gute Tip wurde noch nicht genannt:
Du kannst den Bereich um die zu reparierende Stelle mit einem Heißluftfön erwärmen.
Als Temperatur würde ich dafür 150°C mit möglichst viel Luft empfehlen. Ganz Ideal von beiden Seiten (ggf. im Wechsel).
Wichtig ist das der Heißluftfön eine Regelung hat, so dass die Temperatur eingehalten wird.
Du kannst auch einen normalen Fön oder etwas anderes nehmen. Jede Vorerwärmung hilft.

Die Leiterplatte und die meisten Bauteile haben da für die Zeit der Reparatur kein Problem mit.
Das Bauteil unten, mit den vielen Pins, sieht nach Steckverbinder (Konkret Buchsenleiste) aus. Das könnte vielleicht etwas empfindlicher sein.
Wenn Du ein größeres Bild, auch von der anderen Seite schickst kann ich Dir nochmal sagen wo Du aufpassen musst.

Viele Grüße,
Thomas.

Moin,

Verlass dich nicht darauf, wir verwenden ein RoHS konformes Zinn, das bei einem Kunden eine Nachfrage hervorrief. Er hatte RoHS definiert und fragte uns, warum wir entgegen seiner Spezifikation bleihaltiges Lot genommen hätten. War aber nicht so.

-Luno

Bei mir auch!

Das bleihaltige Lot setze ich nur noch zum Entlöten ein, das bleifreie nutze ich mit gutem Gewissen und schlechter Laune.

Ich las mal, dass die Flussmittel beim bleifreien Lot „weitaus aggressiver und gesundheitsschädlicher“ als beim bleihaltigen seien. Stimmt das?
Ich löte sehr selten, ich bin ja „richtiger“ Elektriker und da hat das Löten eine völlig untergeordnete Rolle - zuletzt habe ich LED-Streifen gelötet und das war bislang in diesem Jahr auch das einzige Mal, dass ich den Kolben in der Hand hatte.
Eine Absaugung habe ich nicht, statt dessen zwei geöffnete Türen und ein offenes Fenster mit Durchzug in der Werkstatt.

Ich löte dann und wann im Job und auch privat, in beiden Fällen bleifrei.

Mit bleihaltigem Lot hat man selten Probleme, das gelingt immer, egal was für Lot man nimmt.

Beim bleifreien kommt es sehr auf die Qualität an, ein hoher Silberanteil ist gut und teuer. Aber damit lötet es sich nur unwesentlich schlechter, finde ich.

Könntest du mal Hersteller und Typ benennen?

Danke für eure Tipps, ich versuchs mal in die Tat umzusetzen. :grin:

Hier nochmal ein Bild von der Oberseite der Platine, also mit Bauteil von oben abknipsen wird es nix. Es geht übrigens darum die drei blauen Bausteine im Zentrum des Bilds rauszubekommen. Naja, dann probiere ich mal mein Glück.