Servus!
ich bin mal gespannt, ob mir jemand helfen kann.
Du bist zwar im falschen Brett (wie schon von meinen Vprostern gesagt: Geographie oder Geschichte oder Architektur wären mögliche Bretter gewesen, aber egal), aber ich versuch´s mal.
Ich interpretiere Deine Frage mal historisch, denn moderne Bauernhöfe werden überall gleich gebaut, da gibt´s nicht so die grossen Unterschiede, nicht mal in Bezug auf USA - dort sind sie halt einfach grösser und selten in ein Dorf eingebunden, sondern oft einzelstehend. So was ist hier eher die Ausnahme und heisst dann Einödhof bzw. (moderner) Aussiedlerhof.
Ich suche Informationen zu der Bauweise von Bauernhoefen in
Deutschland.
Schwierig. Überall in Deutschland wurden Bauernhöfe anders gebaut. Es macht halt einen Unterschied, ob Du Dich in der norddeutschen Geest befindest, in der Magdeburger Börde oder im niederbayerischen Hügelland.
Eine gute Seite, allerdings bezogen auf österreichische Höfe (lässt sich aber genauso auf ganz Süddeutschland beziehen), ist http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.h/h728865.htm
Interessant zu beruecksichtigen waere geographische,
geschichtliche, traditionelle und meterologische Aspekte.
Du sagst es. So wurden in Norddeutschland sogenannte Gulfhäuser gebaut: Grosse Einzelgebäude, bei denen Stall, Scheune und Wohnhaus in einem Gebäude untergebracht wurden. Zentral gab´s eine grosse Tenne, die auch Durchfahrt durchs Haus war - der Bauer konnte mit dem Gespann vorn durch ein grosses Tor ins Haus rein, innen abladen und hinten wieder raus. In Süddeutschland war die Trennung der Funktionen in verschiedenen Gebäuden üblich - soweit es möglich war. Am ausgeprägtesten bei den grossen Vier- oder Dreiseithöfen - diese Bauern konnten es sich leisten, mehrere Gebäude zu errichten. Fehlte das Geld dafür, wurde halt nur ein Gebäude errichtet, in das hinter-/nebeneinander die Wohn-, Stall- und Scheunenfunktion untergebracht war.
Bei Realteilung, wenn also immer der ganze Hof unter alle Erben aufgeteilt wurde, wurde auch schon mal das Haus selber geteilt, so dass dann in einem Gebäude zwei Höfe untergebracht waren. Also immer zwei Wohnteile, Stallteile, Scheunenteile. Von solchen Höfen konnte dann allerdings meist keine der beiden Familien mehr existieren und brauchte dann einen handwerklichen Nebenerwerb. So geschehen und noch heute sichtbar in Schwaben.
Fragen:
- Wo auf dem Hof wuerde man typischerweise das Bauernhaus
bauen?
In der Nähe der Wirtschaftsgebäude. Da ist der Weg nicht so weit. Oft war sowieso der Stall direkt ans Wohnhaus angebaut, weil die Bauersleut da jeden Tag mehrmals hinmussten, ausserdem nutzte man die Wärme der Tiere als Quasi-Heizung.
Generell: Der Hof wurde möglichst nahe an die landwirtschaftliche Nutzfläche gebaut. Häufig begannen die Felder gleich hinter dem Hof, so dass ein Dorf oft von einem Kranz von feldern umgeben war, die direkt an den jeweiligen Hof angrenzten.
- Wo in Beziehung zum Bauernhaus waere die Scheune?
Irgendwo in der Nähe, möglichst so, dass wenig Gelände (=landwirtschaftlich nutzbare Fläche) verbraucht wird, deshalb nahe am Hof, wo der Boden sowieso landwirtschaftlich weniger genutzt wird, aber doch auch so, dass man vom Feld aus gut an die Scheune rankam - irgendwie musste das Geerntete ja in die Scheune. Also meist auf der „Feldseite“ des Hofs - die Himmelsrichtung war dann egal.
- Was findet man meist nicht auf der Suedseite der Scheune?
Wird das jetz ein Quiz?
- Wo befindet sich fuer gewohnlich im Bauernhaus die Kueche?
Unterm Abzug. Daher zentral. Wieder wegen der Wärme. Der Kamin beheizte gleichzeitig die umgebenden Räume. Zentrale Lage im Haus auch, weil die Küche meist der Ort war, in dem man auch die Mahlzeiten zu sich nahm. Machte also wenig Sinn, sie dort einzurichten, wo man - von draussen kommend - erst mal quer durchs Haus musste.
- In welche Richtung faellt fuer gewoehnlich der Garten ab?
Lässt sich so nicht sagen. Der Garten wurde dort angepflanzt, wo man vom Haus aus gut rankam, wo genügend Licht vorhanden war und wo noch Platz übrig war.
- Werden in Deutschland auch Bohnen angebaut oder eher
Weizen?
*grns* typisch amerikanische Frage. Deutsche Bauern hatten bis weit in die 50er Jahre keine solche Spezialisierung.
Sie bauten viel Weizen an - zum Verkauf und für den eigenen Bedarf.
Sie bauten Gemüse an - zum Verkauf auf dem Markt (wenn der Markt nah genug war - es gab ja keine Kühlung! Für den Eigenbedarf hatten sie meist den eigenen Garten).
Sie bauten Roggen an - hauptsächlich für´s Viehfutter und zum Strecken des Weizens beim Brotbacken.
Sie bauten Gerste an - zum Verkauf an die Brauereien udn für´s eigene Vieh.
Sie bauten Kartoffeln an - für den Verkauf v.a. an die städtische Bevölkerung, aber auch für den Eigenbedarf.
Mais war unüblich, der braucht viel Dünger, der wurde erst im 19.Jh. erfunden und war bis in die 1960er Jahre vielen zu teuer.
Dann gab´s noch regionale Sonderkulturen. In der oberbayerischen Hallertau, südlich von Nürnberg in der Region Spalt, am Bodensee und im Rheinland gab´s Hopfen, viele Regionen hatten sich auf Gemüse, Kartoffeln oder Rüben spezialisert (nachdem der Rübenzucker erfunden war). Im Allgäu wurde lange Flachs angebaut und damit die Augsburger Tuchindustrie versorgt.
Ganz wichtig war auch die Viehhaltung: Vor allem Kühe als Milchlieferanten und Zugtiere (weniger als Fleischlieferanten, dafür waren sie zu kostbar), Schweine als Fleischlieferanten (und Resteentsorger), Hühner als Eier- und Fleischlieferanten, Gänse als Fleischlieferanten.
Generell: In Freilichtmuseen findest du massenhaft Infos. Ich hab hier mal zwei Links zu Freilichtmuseen - eines in Süddeutschland, eines in norddeutschland.
http://www.bauernhausmuseum-amerang.de/Das_Museum/La…
http://www.bielefelder-bauernhausmuseum.de/runde/run…
VG
Christian