Moin,
kann mal jemand in die Glaskigel schauen und mir sagen was Anschlußzinsen für eine Hypothek wohl in naher Zukunft kosten werden - fallen oder steigen?
D.
die will und nimmt niemand, sondern Grundschulden. Aber das nur nebenbei. Es ist schon unter normalen Umständen recht schwierig, derartige Prognosen mit einer gewissen Zielgenauigkeit abzugeben, aber im aktuellen Marktumfeld artet das schon sehr in Raterei aus. Insofern warne ich schon einmal prophylaktisch vor Menschen, die mit großer Eloquenz Ahnungslosigkeit überdecken wollen und können.
Im Augenblick gibt es keine klaren Trends, sondern nur große Unsicherheit.
Meine Vermutung ist aber, dass Zinsen eher fallen werden.
Warum? EZB ist nicht gänzlich uninteressiert an etwas Wirtschaftswachstum. Ferner nicht nur hierzulande Nachholbedarf an Investitionen und das Gespenst „Inflation“ dürfte EU-weit etwas in den Hintergrund treten…
Sicher? Ich sehe den Trend zur Aufrüstung durch Neuverschuldung sowie Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft und steigende Sozialausgaben - ebenso durch neue Schulden. Dazu eher wirtschaftlich maue Zeiten. Die Einnahmen des Staates dürften zurückgehen und die Schulden wachsen - da hat wohl kein Staat Interesse an steigenden Realzinsen.
Ein weiterer Trend ist die Abwertung des US-Dollars aufgrund der instabilen politischen Lage. Das könnte dazu führen, dass internationale Anleger eher in Euro umschichten und der Wert weiter steigen wird, was eher zu Deflation führt und damit der EZB keinen Anlass gibt die Zinsen zu erhöhen.
Dass die aktuelle wirtschaftliche Lage nicht gerade zu Leitzinserhöhungen anregt wurde ja bereits erwähnt.
Deflation ist gerade wirklich unser geringstes Problem - nicht zuletzt angesichts der Zolldiskussionen und der von Dir erwähnten fiskalischen geplanten und möglichen Maßnahmen.
Mehrere Trends bei der Zinsentwicklung? Meinst Du nicht eher Faktoren? Und dass die gegenläufig sind, hast Du wunderbar herausgearbeitet.
Daher:
Auch die Zinsstrukturkurve spricht übrigens dafür, dass die Marktteilnehmer mit allenfalls kurzfristig und vorübergehend leicht sinkenden Zinsen und insgesamt mit einer Seitwärtsbewegung rechnen.
Neuverschuldung führt nur zu steigenden Realzinsen auf Staatsschulden wenn das Kapital eine bessere Alternative hat. Angesichts eines unsicheren Aktienmarktes und der fragwürdigen US-Politik dürfte Deutschland weiterhin als sicher angesehen werden, was die Zinsen nicht enorm ansteigen lassen sollte. Ja, mir ist auch klar, dass die Zinsen auf Staatsanleihen bereits durch die Ankündigung der Neuverschuldung durch die schwarz-rote Koalition gestiegen sind - aber das dürfte eine einmalige Angelegenheit gewesen sein.
Wenn China aufgrund der US-Zölle den Rest der Welt mit günstigen Produkten überschwemmt, die Energiekosten durch evtl. aufgehobene Sanktionen gegen Rußland wieder günstiger werden und die Nachfrage aufgrund steigender Arbeitslosigkeit weltweit einbricht halte ich eine Deflation nicht für gänzlich abwegig, was zu noch größeren Konjunkturprogrammen und Zinssenkungen führen wird.
Von mehreren Trends bei der Zinsentwicklung habe ich nichts geschrieben, sondern:
Ach so. Werden Schuldenaufnahmen angekündigt, steigen die Zinsen, aber wenn dann weitere Kredite aufgenommen werden, passiert mit den Zinsen nichts. Interessant.
Beide Trends hast Du im Zusammenhang mit der Zinsentwicklung genannt.
Dir ist klar, dass das neue Schuldenpaket nicht innerhalb von einigen Wochen sondern in den nächsten 12 Jahren verwendet werden soll und es wahrscheinlich nicht ständig Neuschulden in dieser Größenordnung geben wird?
Wenn die Realzinsen von 2 auf 3 Prozentpunkte steigen wäre das ein Anstieg von 50 % - das würde ich als „enorm“ klassifizieren. Angesichts der Zinsschritte in den letzten 5 Jahren liegt das zwar durchaus im Bereich des möglichen aber ich würde dies trotzdem als eher unrealistisch bezeichnen.
Habe eigentlich keine große Motivation über Sprache zu debattieren und irgendwie glaube ich, dass Du durchaus verstanden hast, dass es eben nicht das gleiche ist ob man diverse Trends anführt die im Zusammenhang mit der Zinsentwicklung stehen oder von verschiedenen Trends bei der Zinsentwicklung spricht.
Zunächst einmal ist mir eine ganze Menge mehr klar als Dir und dazu gehört auch, dass Nachfrage nun einmal für Preissteigerungen (in dem Fall ist der Zins der Preis) sorgt.
Also lautet die Antwort auf meine Frage „niemand“.
Du meinst, Du willst nichts davon hören, dass Du wieder einmal unpräzise formuliert hast und auf das Ergebnis nicht festgenagelt werden möchtest.
Um das bisherige noch einmal zusammenzufassen: Du zählst Faktoren auf, die sowohl für sinkende als auch für steigende Zinsen sprechen und kommst zum Ergebnis, dass die Zinsen fallen werden. Ich sage, dass es vor allem Unsicherheiten gibt und derzeit Aussagen über die Zinsentwicklung mit noch größeren Unsicherheiten behaftet sind als sonst.