Hallo,
mit einem Link kann ich ncht dienen, aber vielleicht mit dem, was ich weiß.
Bayern hatte - gemäß der Bündnisverpflichtung, wie auch die anderen Rheinbundstaaten - , (mit mehr als33000 Soldaten) 1812 am Russlandfeldzug Napoleons teilgenommen. An die 30000 gefallenen Bayern erinnert in München der Obelisk auf dem Karolinenplatz (Aufschrift: “Dem Bayerischen Heere”).
Den Feldzug selbst hatte man in Bayern schon seit 1810 befürchtet. Aber dieVerluste und das Ende von Napoleons Nimbus der Unbesiegbarkeit verstärkten die Stimmung in Bayern, die Seiten zu wechseln.
Aber warum geschah so lange nichts? Die Gründe:
- Napoleon hatte Bayern nicht - wie die norddeutschen Staaten - ausgeplündert, sondern als Verbündeten behandelt;
- nur Napoleon konnte (immer noch) garantieren, dass die durch Säkularisation und Mediatisierung 1803 gewonnenen “neubayerischen” Gebiete (= neben den geistlichen Territorien die heutigen Regierungsbezirke Schwaben, Mittel- und Unterfranken) bei Bayern blieben;
- Bayern erhoffte von Napoleon immer noch einen Kompromissfrieden zur Beendigung des Kriegs;
- Bayern musste fürchten, dass eine eventuelle Einigung Frankreichs mit Österreich auf Kosten Bayerns gehen könnte.
Erst als
- in Preußen ein antifranzösischer Aufstand drohte, dem sich die ehemals preußischen Gebiete Frankens anchließen könnten,
- russische Truppen am 11. April das bayerischen Hof besetzten (nachdem schon am 25. März Russland den deutschen Fürsten mit dem Verlust ihres Landes gedroht hatte, wenn sie sich nicht der entifranzösischen Koalition anschließen würden),
- der preußische König von Bayern ultimativ den Seitenwechsel verlangte (sonst würde Preußen Ansbach und Bayreuth zurückverlangen),
- in den von Bayern besetzten Gebieten Östereichs ein Aufstand begann,
- alle Großmächte um Bayern warben (es hatte ein neues Heer von 22000 Mann aufgestellt!),
entschloss sich die bayerischenRegierung (König Maximilian I. und sein Minister Montgelas, gedrängt von General Wrede) zum Seitenwechsel.
Den ganzen Sommer 1813 hindurch verhandelte Bayern mit dem Österreich. Nach dem Kriegseintritt Österreichs gegen Russland (12.8.1813) war Bayern von einer österreichischen Armee von 320000 Mann umschlossen, Napoleon konnte nicht mehr helfen (aus Frankreich kam nicht einmal mehr eine Antwort): Bayern musste sich entscheiden, solange es überhaupt noch einen Preis verlangen konnte.
Der Vertrag von Ried (8.10.1813; im letzten Moment: eine Woche vor der Völkerschlacht von Leipzig!) besiegelte den bayerischen Seitenwechsel: Bayern tritt aus dem Rheinbund aus, nimmt am Krieg teil und unterstellt dazu seine Armee dem österreichischen Kommando; es bleibt dafür völlig souverän, behält seine Territorien (für einvernehmliche Abtretungen an Österreich war Entschädigung vorgesehen).
Wie wichtig und richtig dies war, zeigte die Zukunft:
Sachen, das den Absprung nicht rechtzeitig geschafft hatte, wurde auf dem Wiener Kongress übel mitgespielt;
das gute Einvernehmen zwischen Bayern und Österreich, an Stelle der früheren Rivalität, dauerte nun bis 1867.
Bisschen viel, ja. Aber ich kann mich nicht entschuldigen dafür, die Geschichte ist (mindestens) so kompliziert.
Gruß
H.