Hallo!
Hier würde ich mich gerne kurz einmischen.
- Unkündbarkeit
Dafür können Sie idR auch gegen ihren Willen versetzt werden.
Das kann in der Privatwirtschaft genauso passieren, ohne dass
man im Gegenzug unkündbar ist. Wer ist also privilegiert?
Häufig ist der Arbeitsort eines Angestellten vertraglich
festgelegt. Dann ist eine Versetzung nur mit einer
Änderungskündigung möglich. In diesem Falle greift dann das
KSchG mit allen Konsequenzen (zB Klagemöglichkeit des
Arbeitnehmers).
Was ist die Folge? Der Arbeitnehmer wird entlassen und erhält eine Abfindung.
Der Beamte hingegen erhält Beihilfen für den Umzug, Übergangshilfen, Trennungsgeld und muss sich eben eine neue Wohnung suchen.
Das ist somit kein Argument, ein berufsbedingter Umzug ist heute nichts besonderes mehr. nur diesen derart verüsst zu bekommen, ist nicht so schlecht…
Angestellte haben seit Jahren gelernt, dass man eben für einen neuen Job ggf. auch umziehen muss.
Beamte müssen dies in seltenen Fällen auch, aber finanziell bestens abgesichert und ohne gefährliche Probezeit. Man zieht halt im 2-wöchigen Sonderurlaub um und kassiert die Beihilfen dafür. wo ist das Problem?
- Beamte erhalten, wenn sie denn heiraten, monatlich eine Art
Ehezuschlag,
und
- Beamte erhalten, wenn sie Kinder kriegen, neben dem
üblichen Kindergeld monatlich noch eine Art Extra-Kindergeld
ausbezahlt.
Die Punkte 2 und 3 stellen keine Priviliegien von Beamten
gegenüber Angestellten dar, sondern Priviliegien innerhalb der
Beamtenschaft für Verheiratete bzw. Mütter und Väter gegenüber
ledigen und kinderlosen Beamten.
Das zeigt eigentlich nur, dass Staat/Beamte und Volk vollkommen auseinandergedriftet sind.
Natürlich sind solche Sonderzahlungen Privilegien. Vor allem gegenüber Arbeitnehmern in der freien Wirtschaft, die sie nicht erlangen können.
Der rein beamteninterne Vergleich hat ja fast schon orwellsche Dimensionen: „some animals are more equal“, wie kann das Volk es wagen, sich mit uns zu vergleichen?..
Das finde ich ja fast schon lustig. Die ursprüngliche Frage
war nach Privilegien von Beamten gegenüber
privatwirtschaftlich Angestellten. In der Privatwirtschaft ist
es dem AG schlicht und ergreifend schnurz, ob jemand
verhairatet ist oder Kinder hat. Am Gehalt ändert sich nicht
das geringste. Trotzdem kein Privileg??
Das sind wohl eher historische Überbleibsel, die nicht mehr
lange Bestand haben werden.
Egal. Aktuell gibt es sie.
Es gilt der Grundsatz, dass der
Staat die ganze Familie des Beamten abzusichern hat. Deswegen
gibt es auch die Beihilfe für Familienangehörige. Insgesamt
macht das nicht viel aus, und ein lediger, kinderloser Beamter
darf sich freuen, wenn seine Kollegen für die gleiche Arbeit
mehr Lohn bekommen. Ein Privileg also nur für einen Teil der
Beamten.
Egal.
Es gibt das Privileg.
Und das „macht insgesamt nicht viel aus“ verfälscht das Bild. Die Summe an Zuschlägen macht´s.
Und das alles steuerfrei.
- Beamte haben den besseren Krankenversicherungsschutz, weil
sie Privat versichert sind.
Es gibt viele, die aufgrund von Vorerkrankungen einen sehr
hohen Versicherungsbeitrag zahlen müssen oder sogar
Schwierigkeiten haben, eine PKV zu finden. Die Alternative,
bei der gesetzlichen Versicherung ohne Gesundheitsprüfung zu
verbleiben, lohnt sich meist nicht.
Auch hier: Genau dasselbe gilt für die Privatwirtschaft. Mit
dem kleinen Zusatz, dass das nur für „Besserverdienende“ geht
wegen dem nötigen Minimaleinkommen.
Hier liegt ein ganz entscheidender Unterschied vor. Ein
Arbeitnehmer kann es sich ab einem bestimmten Verdienst
aussuchen, ob er in der GKV bleibt oder in die PKV wechselt.
Ja. Ab 45.000 Eur. Das Durchschnittsgehalt liegt irgendwo bei 30 TEur. Für die allermeisten AN ist eine PKV also unerreichbar.
Bei Vorerkrankungen kann er problemlos den bequemen Weg wählen
und in der GKV bleiben. Ein Beamter hat diese Wahlmöglichkeit
nur auf dem Papier. Weißt du wie angenehm es ist, einem
Versicherungsvertreter die Krankengeschichte erzählen zu
müssen und als Dankeschön einen (nicht unbedeutenden)
Aufschlag zu zahlen? Ich will nicht bestreiten, dass
Privatversicherte Privilegien genießen, aber manche haben
dafür einen hohen Preis zu zahlen.
Diesen Unterschied gibt es in der Praxis so gut wie nicht.
Relevante Vorerkrankungen sind selten.
Der Wechswel von PKV in GKV ist selten.
Interessanter dürfte da sein, wie das bei der Versorgung der Familien aussieht.
Ein Beamter in der PKV kann seine Familie recht günstig mit ins Boot holen, während der AN hier ein echtes Problem hat, denn er als Hauptverdiener muss dann die PKV für alle Familienmitglieder voll bezahlen oder in die dann für ihn extrem teure GKV zurückwechseln. Die weniger oder nichts verdienende Frau zusammen mit den Kindern in der GKV zu lassen, ist ja für den AN der freien Wirtschaft nicht mehr möglich.
- Beamte haben, wenn sie Überstunden machen, einen Anspruch
darauf, an einem anderen Tag in Höhe der geleisteten
Überstunden früher Nachhause zu gehen.
Ja, aber dafür haben Sie idR keinen Anspruch auf Auszahlung
von Überstunden. Das heißt, bei vielen Beamten verfallen am
Jahresende viele Überstunden.
Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Überstunden
abfeiern oder sich auszahlen lassen kann. Privileg??
Es gibt durchaus Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft, die
zwischen dem Abbau von Überstunden durch Freizeit oder durch
Auszahlung wählen können. Beamte haben wieder keine
Wahlmöglichkeit, sie müssen immer abbauen, wobei beim Abbau
von Überstunden dienstliche Belange immer vorgehen. Wie
gesagt, es verfallen deswegen auch viele Überstunden.
Naja, ich hatte in meinem Leben noch keine einzige Überstunde angerechnet bekommen oder gar abgefeiert.
Aber sei es drum, vergleicht man die Positionen, sehe ich hier auch einen Vorteil für Arbeitnehmer in „unteren“ Jobklassen.
Da wiegt aber die Unkündbarkeit des Beamten ungleich schwerer.
Gerade in niedrigen Gehaltsstufen können zwei Monate ohne Einkommen nach einer Kündigung schon das wirtschaftliche Aus bedeuten. Ein Beamter hat dieses Problem nicht.
Die Absenz von Leistungsdruck und Jobangst ist somit ein riesiger Vorteil, welcher hier in der Diskussion einfach als nicht allzu schwerwiegend abgetan wird.
Er wiegt, wie wir ja hier bereits lesen durften, für viele Menschen 20-30% des Gehaltes auf.
Ich verstehe zwar nicht, weshalb diese Leute sich dann nicht gleich beim Staat beworben haben, aber was soll´s, das wissen nur sie selbst.
Ich habe mich übrigens bewusst für eine privatwirtschaftliche Laufbahn entschieden, gehöre ich doch zu den Privilegierten mit guter Ausbildung und Lust zur Arbeit. Somit kann ich deutlich mehr verdienen, als in der höheren Laufbahn als Beamter.
Aber das Risiko trage ich eben auch alleine.
- Beamte haben, ohne jemals in die Rentenkasse eingezahlt zu
haben, eine höhere Rente als Arbeitnehmer aus der freien
Wirtschaft in vergleichbarer Position.
Wenn man alleine die Prozentzahl nimmt, dann ja. In der
Realität verdienen Beamte aber nicht immer so viel,
dementsprechend fällt auch die Pension nicht immer so hoch
aus.
Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass nicht wenige Beamte vor dem Ruhestand noch befördert werden und die Pension sich dann voll nach der Höhe des letzten Einkommens, das ja dann das höchste der Laufbahn ist, berechnet.
Diesen Vorteil hat der normale Arbeitnehmer nicht. Er hat evtl. sogar Einzahlungslücken wegen Arbeitslosigkeit, Kindererziehung.
Das manchmal möglicherweise niedrigere Grundgehalt von Beamten dagegen zu stellen, ist fast schon unverschämt, denn rechnet man die kompletten Bezüge inklusive aller Zusatzleistungen in brutto, steht der Beamte sowieso schon fast so gut da wie ein AN. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Sozialversicherungsbeiträge wegfallen, er netto also dann oftmals deutlich besser dasteht UND eben einen sicheren Job hat.
Die Vergünstigungen bei Versicherungen u.s.w. (Beamtentarif) kann man dann auch noch mit einbeziehen.
Für einen Menschen mit mittlerer Ausbildung oder Realschulabsolventen wäre es daher geradezu dumm, sich nicht auch beim Staat zu bewerben.
Das ist überhaupt kein Argument. Du kannst doch nicht Beamte
einer niedrigen Besoldungsstufe vergleichen mit
privatwirschaftlern mit einem hohen Einkommen. Immerhin war
ausdrücklich von einer vergleichbaren Position die Rede.
Das zu diskutieren wäre sehr kompliziert. Dann müsste man auch
vergleichen, welche Möglichkeiten ein Beamter im Gegensatz zu
einem Angestellten in vergleichbarer Position hat,
aufzusteigen und ein höheres Entgeltniveau zu erreichen.
Er wird häufig automatisch befördert, während ein AN mit vergleichbarer Ausbildung dann irgendwann an der Decke des möglichen anstösst.
Hier sehe ich Beamte sogar im Vorteil.
In der freien Wirtschaft in Deutschland steigt heute keiner mehr vom Drehbankbediener zum Produktionsdirektor auf.
Ein bischen Objektivität darf schon sein!
Grundsätzlich sind gewisse Privilegien für Beamte nicht zu
leugnen. Durch die Sicherheit, auch in wirtschaftlich
schwachen Zeiten einen Arbeitsplatz zu haben, kann ein Beamter
ruhiger schlafen als manch ein Angestellter oder
Selbständiger. Doch man hat im Gegenzug auch viele Nachteile
zu erdulden.
In der aktuellen wirtschaftl. Situation wiegen diese allein schon den sicheren Job keinesfalls auf.
Ferner werden hier einige Nachteile, wie z.B. das vermeintlich niedrigere Gehalt, dargestellt, ohne alle Aspekte wie Zusatzleistungen zu betrachten.
Vergleich mal das Gehalt eines Arbeiters ohne
Hochschulabschluss bei VW oder Daimler-Benz mit den Bezügen
eines Fachhochschulabsolventen im gehobenen Dienst. Da wirst
du sehen, wer der eigentliche „Beamte“ ist.
Wenn wir dann noch betrachten, wie diese Jobs sich aktuell entwickeln, wieviele davon abgebaut werden und was der spanische oder rumänische VW-Mitarbeiter verdient, sieht das ganz anders aus.
Diese Traumjobs mit 50.000 Eur p.a. für Fliessbandarbeiter bei Benz werden in 10 Jahren Geschichte sein. Alle überbezahlten, gewerkschaftlich gepamperten Leute mit solchen Jobs müssen sich aktuell ganz warm anziehen. Was bei Soiemens, BenQ, VW & Co. los ist, müsste auch die Beamtenwelt mittlerweile erreicht haben…
Dann werden wir aber nach wie vor ein Heer von Beamten und v.a. Pensionäre haben, die keiner mehr bezahlen kann. Hier leigt die wirklich große Aufgabe der Politik in den nächsten 30 Jahren. Jedem Arbeitnehmer seinen hochbezahlten Pensionär zum versorgen - das wird so nicht funktionieren.
Gruß,
M.