Beatmungstubus

Hallo!
Wieder mal Recherche bei einem Roman …
Eine Person liegt in künstlichem Koma oder Tiefschlaf(es wird nicht genau erklärt, salopp gesagt liegt sie wie Schneewittchen in einer Art Sarg), wird durch einen Tubus beatmet und ist an ein Lebenserhaltungssystem angeschlossen (die genauen Umstände sind etwas merkwürdig). Andere Person will diese „retten“, nimmt sie auf die Arme und trägt sie weg, zu einem langen Marsch unter schwierigsten Bedingungen. Er muss sie von der Beatmung und der IV abkoppeln. Belässt man den Tubus in der Luftröhre? Die Person ist ja immer noch bewusstlos. Ich weiß nicht recht, wie ich mir das Prozedere vorstellen soll.
Gruß,
Eva

Kann man auch nicht! Da hat sich jemand, bar jeglicher, medizinischer Kenntnisse ausgetobt.
Wie spinnt der Autor denn den Faden weiter denn ohne Beatmung stirbt der Mensch ja wahrscheinlich.
ramses90

Es wird nicht thematisiert. Es funktioniert eben.

Servus,

ja. Man steckt dann anstelle des Beatmungsgeräts einen Beatmungsbeutel („Ambu-Beutel“) auf den Tubus und muss dann auf dem Marsch darauf achten, dass man die Beatmung mit dem Beutel fortsetzt. D.h. auf den Armen geht das schon mal nicht, weil man eine Hand braucht, um den Ambu-Beutel zu bedienen. Der Retter muss also in einem Arm die Kraft haben, die Gerettete zu tragen, oder er muss sich was einfallen lassen, geknotetes Leintuch oder sowas, mit dem er diese Person an seinen Nacken gehängt vor sich tragen kann und dazu keine oder maximal eine Hand benötigt.

Andererseits: Bewußtlose Menschen können durchaus eigene Atmung haben, je nach Zustand - die setzt aber nicht spontan ein, wenn man den Tubus zieht.

Schöne Grüße

MM
(ex Rotkreuz Be-Ess Fünnef)

Ach ja, Patient wird „bebeutelt“ - habe ich mal in einer Krankenhaus-Doku gehört.
Hier nichts dergleichen. Ich muss einfach aufhören, in Romanen an sowas herumzumäkeln.
Aber - Deine Info werde ich speichern. Kann mal nützlich sein :slight_smile:
Gruß,
Eva

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Dazu noch der praktisch-technische Hinweis, dass man nicht so sehr viele „künstliche Atemzüge“ braucht. Vor ungefähr hundert Jahren wurde uns noch für Herz-Lungen-Wiederbelebung solo, ohne Partner, ein Wechsel 10mal drücken - 1mal beatmen gelehrt, heute geht es um 30mal / 1mal (könnte mit der Erfahrung zu tun haben, dass Ersthelfer im Eifer des Gefechts sehr schnell hintereinanderweg drücken).

Schcöne Grüße

MM

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Ich hatte Ende letzten Jahres eine Schulung, bei der man die Beatmung als nicht notwenig bezeichnete. Du die Herz-Druck-Magassage würde der Brustkorb genügend Kontraktion erfahren, das es zum Gasaustausch käme. In der Zeit, die man braucht, um die Kopf zu fassen, zu überstrecken, die Lungen mit Luft zu füllen und die Ausatmung abzuwarten, in der Zeit findet keine Massage statt. Diese Sekunden würden dem Gehirn potentiell mehr schaden, als die geringe Sauerstoffsättigung durch das Nichtbeatmen.

Aber um nochmal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen:

Die Bewusstlosigkeit per se bedeutet ja nicht, dass die Person beatmet werden muss. Gerade in der Corona-Zeit, wenn man das Glück hatte, entsprechende Gesprächpartner als neue Kollegen zu bekommen, konnte man sich über das Thema künstliche Beatmung sehr gut austauschen. Es ist durchaus im Klinikalltag üblich, dass man die künstliche Beatmung einstellt und die sogenannte Spontanatmung abwartet. Dabei beginnt der Körper wieder selbstständig mit den Muskelbewegungen, die für die Atmung nötig sind. Anschließend kann der Tubus erstmal drin bleiben. Problematisch dabei: der Patient kann nicht reden und keine Nahrung zu sich nehmen. Üblicherweise wartet man einige Zeit ab, wie sich die Spontanatmung verhält, ob sie genügend Sauerstoff ins Blut befördert.

Es ist also durchaus vorstellbar, dass der „Retter“ den Patienten abklemmt, dieser spontan atmet und lebend aus dem Krankenzimmer weggebracht werden kann.

Grüße
Pierre

P.S.: das Abstellen der künstlichen Beatmung ist aber auch oft genug die letzte Tätigkeit der Ärzte und Schwestern, bevor der Patient stirbt. (Wenn man übereingekommen ist, dass diese Person keine Überlebensfähigkeit mehr besitzt und die evtl. vorhandenen berechtigten Verwandtem dem zugestimmt haben. )

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Liebe Eva, langsam scheint es mir, dass du dir bei der Übersetzung mehr Gedanken machst als der Autor beim Schreiben… Vielleicht sollte man das Buch später - wenn überhaupt - nur in der deutschen Übersetzung lesen! :blush:

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Das ist … sehr weit gegangen. Die Beatmung ist für eine optimale Reanimation durchaus nötig, aber als nicht trainierter Einzelkämpfer ist es legitim auf die Beatmung zu verzichten und lediglich die „Herzdruckmassage“ durchzuführen.

Unter optimalen Bedingungen wird man sicher nicht auf die Beatmung verzichten.

Quelle: https://www.grc-org.de/downloads/BLS%20STEP-BY-STEP%20Algo%20GRC%2004.04.2022.pdf und https://www.grc-org.de/downloads/BLS%20STEP-BY-STEP%20Algo%20GRC%20Einzelseiten%2004.04.2022.pdf

HTH

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DU hast recht, @Sebastian, ich hätte das „Einzelkämpfer“ deutlicher hervorheben können und müssen.

Wenn man zu zweit oder mehr Personen ist, dürfte klar sein, dass eine massiert, während eine andere beatmet.

Und nicht vergessen: „Hey Siri (bzw. ok google bzw Alexa) rufe den Notruf an!“ Wenn man mehrere Personen ist, lässt man selbstverständlich anrufen.

Hallo, Karl -
das ist lieb :slight_smile: Ich hoffe, dass meine Übersetzung dem Original gerecht wird. Anders als der Autor, brauche ich mir kein Geschichte ausdenken, Figuren entwickeln, zwangsläufig gilt das Augenmerk dem Detail. Das sind oft Kleinigkeiten, die man einfach überliest, erst wenn man als übersetzende Person über Sätzen brütet, sie seziert und überlegt, wie man Sinn, Atmosphäre, Emotion möglichst verlustfrei ins Deutsche übertragen kann, fallen einem all die kleinen und großen Flüchtigkeitsfehler auf. Das ist wie im Film, wenn plötzlich am oberen Bildrand ein Mikro auftaucht oder die Leute was anderes anhaben etc. Das ist an sich ärgerlich, aber nicht wirklich schlimm, nur, wenn ich das alles übernehme, wird irgendjemandem, der die Übersetzung liest, das vielleicht auch auffallen und dann heißt es: „Da hätte der/die Übersetzende aber doch mal …“ Es gab vor einiger Zeit in einer Zeitschrift einen sehr ausführlichen Artikel darüber, in dem man einen Übersetzer regelrecht zerpflückt hat. Sein Schicksal möchte ich nach Möglichkeit nicht teilen
Gruß,
Eva

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Danke euch allen

Da in der Ausgangsfrage das Thema „künstliches Koma“ als Ursache genannt wird: Ich weiß nicht, wie das heute (im Buch in der Zukunft) mit modernen Geräten so ist. Aber werden hierbei nicht Medikamente (Muskelrelaxantien) gegeben, die die Spontanatmung unterdrücken? Meine mich da dunkel an so etwas an Kurse aus Zivizeiten zu erinnern.

Danach könnte ich mal fragen, wenn ich wieder in Deutschland bin.

Mal abgesehen von der Fiktion: Wenn es sich nicht um einen Tubus sondern um ein Tracheostoma, also einen Zugang durch Luftröhrenschnitt handelt, ist es möglich, dass ein Patient, der grundsätzlich dazu in der Lage ist, nach Einsetzen einer anderen Kanüle selbst zu atmen. Dann könnte man ihn auch wegtragen ohne Beutel. Nur mal so fiktiv.

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Hallo!
Das ist durchaus ein guter Hinweis - Danke! - und ehrlich gesagt, bin ich auf diese Möglichkeit gar nicht gekommen, vielleicht, weil es die Beschreibung der Umstände nicht hergibt. Ich gebe mich einfach damit zufrieden, dass es ein dystopischer Roman mit SF und Fantasy-Anklängen ist, in dem alles sein kann und nichts muss.
Frohe Ostern

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Da gibt es eine Menge gegen Spontanatmung. Und es gibt eine Menge Gründe für ein „Künstliches Koma“.

Wenn man jemanden länger beatmet, ist es eher nicht so gängig, ihn mit so wenig Medikamenten zu versorgen, dass er dann einfach ohne Beatmungsgerät weiter atmet.

Zumal Atmen durch den Tubus wegen des Wiederstandes ziemlich anstrengend ist.