Bedacht

Hallo, Germanophile,

Dank www sehe sehe ich jetzt die Chance, endlich mit einer Frage ins Reine zu kommen, die mich seit frühester Kindheit umtreibt. Es geht um ein Kinderlied :

Guten Abend, gute Nacht,
mit Röslein bedacht,
mit Nelklein besteckt,
schlupf unter die Deck’.

Ich hadere mit dem Wort „bedacht“. Was ist gemeint ?
Geht es darum, das Kind mit Rosen zu bedenken , oder
geht es darun, die Wiege mit Rosen zu bedachen?

mfg
Klaus

Hallo, Klaus.

bei diesem „bedacht“ könnte es sich um eine altertümliche Form des Verbs „bedecken“ handeln.

So reimte etwa Walther: Ih saz uf eime steine und dahte bein mit beine.

„h“ ist hier „ch“ zu sprechen.

Aber auch bedenken ist denkbar, da dies Verb auch die Bedeutung „jemandem etwas geben, vermachen“ haben kann.

Beispiel: Er wurde im Testament seines Chefs großzügig bedacht.

Ich neige zur ersten Version.

Gruß Fritz

Hallo, Fritz und Klaus,

bei diesem „bedacht“ könnte es sich um eine altertümliche Form
des Verbs „bedecken“ handeln.

So reimte etwa Walther: Ih saz uf eime steine und dahte bein
mit beine.

dazu siehe auch http://etext.virginia.edu/cgi-local/german/browse-di…

Aber auch bedenken ist denkbar, da dies Verb auch die
Bedeutung „jemandem etwas geben, vermachen“ haben kann.

Die englische Übersetzung ist übrigens „with roses bedight“ (ausgestattet, geschmückt). (Auf http://www.mudcat.org/thread.cfm?threadid=6920&messa… [englisch] gibt es weitere Spekulationen, was mit „bedacht“ gemeint sein könnte).

Und hier http://www.dike.de/pfr-tischner/22-sp/9sp-ecke/frage… wird vermutet „…Bei bedacht ist wohl an eine Pergola oder Laube zu denken, deren Blumen eine Art Dach bilden…“

Gruß
Kreszenz

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bei diesem „bedacht“ könnte es sich um eine altertümliche Form
des Verbs „bedecken“ handeln.

Auch meine felsenfeste Meinung. Besonders wenn man an das Wort Dach denkt, verwandt mit Decke. So ist bedackt (mit k) altertümliches Partizip Perfekt von bedecken (siehe Gebr. Grimm, Deutsches Wörterbuch). Bedacht ist also dichterisch freie reimzweckmäßige Assimilation zu bedackt. Hinweis (wenn ich schonmal dabei bin): Näglein bedeutet Nelken.
Gruß HR

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Beispiel: Er wurde im Testament seines Chefs großzügig
bedacht.

Hallo Fritz,

Vielen Dank für Deine Erklärung.

Nachfrage : Könnte es nicht auch sein, dass „bedacht“ in o.g. Beispiel ursprünglich gar nicht von „bedenken“ kommt, sondern auch von „bedecken/bedacken“ ?

mfg
Klaus

Hallo, Werner!

Nachfrage : Könnte es nicht auch sein, dass „bedacht“ in o.g.
Beispiel ursprünglich gar nicht von „bedenken“ kommt, sondern
auch von „bedecken/bedacken“ ?

Meinst du das hier:

Beispiel: Er wurde im Testament seines Chefs großzügig bedacht.

Da ist sicher das Verb „bedenken“ anzunehmen.

Oder immer noch Brahms’ Wiegenlied?

Das habe ich doch, so glaubte ich wenigstens, deutlich geagt:

_ bei diesem „bedacht“ könnte es sich um eine altertümliche Form des Verbs „bedecken“ handeln. _

Gruß Fritz

Hallo, Fritz und Klaus,

bei diesem „bedacht“ könnte es sich um eine altertümliche Form
des Verbs „bedecken“ handeln.

So reimte etwa Walther: Ih saz uf eime steine und dahte bein
mit beine.

dazu siehe auch
http://etext.virginia.edu/cgi-local/german/browse-di…

Aber auch bedenken ist denkbar, da dies Verb auch die
Bedeutung „jemandem etwas geben, vermachen“ haben kann.

Die englische Übersetzung ist übrigens „with roses bedight“
(ausgestattet, geschmückt). (Auf
http://www.mudcat.org/thread.cfm?threadid=6920&messa…
[englisch] gibt es weitere Spekulationen, was mit „bedacht“
gemeint sein könnte).

Und hier
http://www.dike.de/pfr-tischner/22-sp/9sp-ecke/frage…
wird vermutet „…Bei bedacht ist wohl an eine Pergola oder
Laube zu denken, deren Blumen eine Art Dach bilden…“

Gruß
Kreszenz

Ich stimme dir zu.
Meiner Ansicht nach kommt bedacht von „bedecken“; im Präteritum mittelhochdeutsch mit Rückumlaut „bedact“ > bedaht.
Aber kommt der Walther-Vers wirklich von decken???
Vgl das Ende der Strophe: Do dahte ich mir vil ange, /
wes man zer werlte sollte leben.
Er denkt über die (politischen) Zustände in Deutschland nach!
Viele Grüße
Reinhard

Sorry, Kreszenz, ich stand eben auf der Leitung. „dahte bein
mit beine“ heißt sicher „bedecken“ (schlug die Beine übereinander). In Anspielung auf diese Sitzhaltung ist Walther auch auf dem Frankonia-Brunnen in Würzburg dargestellt. Auch der Fortgang der STrophe („dar uf sazt‘ ich den ellenbogen …“) läßt keine andere Wahl.
Sorry nochmals, Reinhard

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo, Reinhard,

könntest du künftighin die Ganzkörperzitate weglöschen.
Der Text steht doch im Brett; und man muss weit nach unten drehen man, ehe man dann deinen kleinen Text lesen kann. Und bitte, nichts für ungut!

In Anspielung auf diese Sitzhaltung ist Walther auch auf dem Frankonia-Brunnen in Würzburg dargestellt.

Die Vorlage dazu ist das Bild in der Mannesseschen Handschrift.
http://images.google.de/images?q=Walther+von+der+Vog…

Es ist die Haltung des Melancholiker, der über das Elend der Welt nachdenkt.
Bekannt auch durch Dürers Melancolia.
Und noch der Denker von Rodin sitzt so da.
Geht zurück bis in die Antike.

Gruß Fritz

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