Hallo Maggie,
Quatsch, ich bin kein Fachmann. Gut, ich habe mich schon intensiv mit deutschen Familiennamen beschäftigt, ja. Das war’s aber auch.
Wie ich schon mehrfach schrieb, gibt es bei der Familiennamensdeutung nahezu immer mehrere Möglichkeiten, woraus ein Name entstanden sein kann. Aufgrund verschiedener Kriterien (hier z.B. dem Kriterium „-er“) ist es halt unwahrscheinlichER, dass die Ursache in einer Herkunftsbezeichnung liegt.
Vergleiche bitte auch, was ich in meinem ausführlichen Beitrag zu diesem Namen geschrieben habe.
Nun zu Deiner Überlegung mit dem „von“. Ja, das könnte vielleicht ein Ausweg aus dem fehlenden „-er“-Dilemma sein. Aber auch hier stehen andere Aspekte dem entgegen:
Ich nehme jetzt zwei ziemlich bekannte bayerische „von“-Namen her:
- von Wittelsbach (= Herrscherhaus Bayerns)
- von Hundt (regionales Adelsgeschlecht im Bereich zwischen München und Augsburg.
Die ersteren werden fast überall als „die Wittelsbacher“ bezeichnet, offiziell - soweit ich weiß - nennt sich die Familie immer noch „von Wittelsbach“.
Die zweite Familie wurde über all die Jahrhunderte immer als „die Familie von Hundt“ bezeichnet, vermutlich auch deshalb, weil in dem Begriff „Hundt“ nicht (zumindest nicht eindeutig) erkennbar ist, ob es sich um eine Örtlichkeit handelt.
Wie ich schon mehrfach schrieb, dienen Namen (auch Familiennamen) stets der Unterscheidung und wurden durch andere in der Umgebung vergeben. Wenn es sich jetzt um eine Familie eines (so oft zitierten, aber selten bewiesenen) „verarmten Adelsgeschlechtes“ handelt, so ist durch die Verarmung die Familie auf ein Niveau der „Normalbürger“ abgesunken und diese haben wiederum in der besagten Region Herkunftsnamen stets mit dem „-er“ verlängert (siehe WittelsbachER als Bezeichnung der kleinen Leute).
Wenn es sich um keinen verarmten Adel handelt, so hätte es keinen Grund gegeben, weshalb das „von“ plötzlich unter den Tisch hätte fallen sollen.
Nun kannst Du einwenden: Es gibt den Maler Rembrandt van Rijn. Ja, er heißt so, auch wenn er landläufig nur als „Rembrandt“ bekannt ist. Aber hier trifft wieder das zu, was ich in meiner ersten Antwort an Dich schrieb: Dieser Name (van Rijn) stammt aus dem Gebiet, in dem eben NICHT mit diesem „-er“ die Familiennamen aus Herkunftsbezeichnungen verlängert wurden. Und speziell im Niederdeutschen Bereich (inklusive der Niederlande) - somit nördlich der sogenannten „Benrather Linie“ (welche den Wechsel von „machen“ zu „maken“, von „ich“ zu „ik“, von „Wasser“ zu „Water“ z.B. Waterkant etc. bezeichnet) kommt es häufig vor, dass sich vor der Herkunftsbezeichnung noch ein „von“ (bzw. „van“) erhalten hat, ohne dass es auf eine adelige Herkunft hinweisen würde.
Weiter kannst Du jetzt einwenden: Ja, alles schön und gut, aber es ist doch geschichtlich nachgewiesen, dass die Alemannen (wozu die Schweizer ja gehören) vor langer Zeit am Niederrhein und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Niederlanden beheimatet waren. Ja, das stimmt. Aber bedenke bitte, wann die Alemannen ihre angestammte nördliche Heimat verlassen haben (Völkerwanderungszeit) und vergleiche diesen Zeitpunkt mit dem Zeitraum, ab wann in Mitteleuropa Familiennamen entstanden sind (frühestens ab 1050). Dann siehst Du, dass dazwischen einige Jahrhunderte liegen und somit diese Möglichkeit (eines weggefallenen "von"s) ebenfalls sehr unwahrscheinlich wird.
Aber ich betone nochmals: All das, was ich hier bezüglich Familiennamen von mir gebe, sind Erfahrungswerte, wie es „normalerweise“ ist. Das heißt aber auch, dass es für den konkreten Fall durchaus anders sein kann, frei nach dem Motto „Keine Regel ohne Ausnahme“. Nur müsste man dazu dann recht aufwendige Forschungen für diese eine konkrete Familie anstellen. Und sowas kann dann eigentlich nur noch die Familie selbst machen (machen lassen kann man weitgehend vergessen, da das kein Mensch bezahlen könnte).
Mir fällt gerade noch was ein: die ungeschriebene 100-km-Regel, welche insbesondere im Gebirge fast nie durchbrochen wird: Dort, wo die Familie um 1900 (also vor den beiden Weltkriegen) gelebt hat, von dort aus gesehen liegt in aller Regel der Namensursprung maximal 100 km entfernt. Und ob es von der Westschweiz bis ins Emmental der Innerschweiz nur 100 km sind, wage ich fast zu bezweifeln. Zumal ja auch Mirea in ihrer Antwort bestätigt hat, dass in unmittelbarer Umgebung Weißwein aber kein Rotwein (Unterscheidungsmerkmal!) angebaut wird.
Dennoch bedanke ich mich erneut für Dein Mitdenken und Deine Einwände, denn durch diese wird eine Überprüfung meiner Aussage geradezu herausgefordert. Und wenn ich die neuen Argumente oder Gedanken nicht widerlegen könnte, müsste man sich halt überlegen, ob nicht doch eine andere Ursache zugrunde liegt. Aber in dem Fall denke ich, dass ich den Gedankengang mit Argumenten als eher unwahrscheinlich erklären konnte.
Scheue Dich nicht, mir nochmals mit weiteren Überlegungen zu antworten. Ich sehe so etwas mehr als Herausforderung denn als Kritik an.
einen schönen Abend wünscht
Alexander
Wäre es möglich, dass die Familie zu Beginn „von
Schwarzentrub“ hiess oder einfach diesen Beinamen hatte?
Im Zweifelsfalle hat jedenfalls immer der Fachmann recht.
Blödsinn! Kritisches Denken ist immer gut!