Lutherbibel 1912
Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er’s habe, hinauszuführen?
Textbibel 1899
Denn wer von euch, wenn er einen Thurm bauen will, sitzt nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob er Mittel hat es hinauszuführen?
Vielleicht bedeutet „Überschlag“ die Kosten, die man im Voraus berechnet, bevor man das Haus baut. Man sollte vielleicht einen Posten für alle Eventualitäten offen lassen. Man sollte mehr berechnen als man zu berechnen vorhat. Meine Interpretation aber ohne Garantie
Adelung: 3)In der Baukunst ist der Überschlag ein gerades Glied, welches etwas größer ist als ein Riemen, und ein oben weiter hervor springendes Stück oben schließet.
Grimm: B. 3)in der architektur: a) supercilium, oberplatte … b) überhangender theil des kymation oder einer gothischen kehle ebenda. sodann überhaupt für vorsprung, überhang …
Der Hinweis auf die Bautechnik ist eher theoretischer Natur. In der Bedeutung ergibt der Spruch keinen Sinn. Hier ist erklärt, was ein Überschlag ist. Um lange Worte hier zu sparen und weil es eh mit Bild sinnvoller ist:
Das ist nichts, womit man spart, sondern eine simple Konstruktion im Fenster- oder Türbau.
Dagegen ergibt die Wortbedeutung als Kalkulation sehr wohl einen Sinn. Andere Bedeutungsvariante sind einer Bewegung geschuldet, die hier auch wegfallen
wird deutlich, dass „den Überschlag sparen“ mit dem verirrten Akkusativ zu verstehen ist als „bei der Abschätzung der Kosten des Vorhabens zu „sparsam“ = unvorsichtig vorgehen“. Der Bauherr, der das Verslein machte, hat den Fehler gemacht, vorab zu knapp zu kalkulieren, und am Ende kostete das Projekt mehr als das Doppelte von der vorab geschätzten Summe.
Wenn man „den Überschlag sparen“ verstünde als „überhaupt keinen Kostenvoranschlag machen“, gäbe das „mehr als noch so viel“ keinen Sinn: Zwei mal Null ist Null…
Ich denke schon, dass es Anhaltspunkte dafür gibt, an welchen Stellen welche Zuschläge sinnvoll sind - so würde ich z.B. beim Bau eines Einfamilienhauses das gesamte Gewerk „E- und Kommunikationsinstallation“ mal eben mit dem Doppelten dessen ansetzen, was der Architekt vorsieht, weil ich als Nicht-Fachmann erst gegen Ende des Bauvorhabens, wenn ein E-Meister im Rohbau sein wird, überhaupt erst richtig in Erfahrung bringen kann, was man für meinen Bedarf machen kann. Für Material hielte ich einen Zuschlag von zehn Prozent für ausreichend, für alles, was Arbeitserledigung betrifft, eher zwanzig.
Zum guten Glück werde ich in diesem Leben kein solches Projekt mehr angehen…
Mit 20 % auf Alles bin ich bisher immer gut gefahren - egal, was „Experten“ (10% genügt) mir erzählt haben. (Ich war einmal hinterher „auf Kante genäht“). Lieber zu hoch ansetzen, das scheint auch der Sinn des Spruches zu sein.
Genauso hab ich es auch gehalten - 20% Reserve bei Grundschuld und Kredit für Notar, Architekt und sonstige Eventualitäten - da ist dann noch ein tatsächlich plötzlich und unerwartet erforderliches Auto mit herausgesprungen, ohne mich direkt in den Ruin zu stürzen