Hallo am Abend,
schön, dass sogar am Samstagabend hier noch was los ist, aber das Thema hat was. Der Kunstmarkt als solcher ist ja auch eine Börse mit Ups und Downs und freilich auch - so schändlich das klingen mag - eine Domäne von Spekulanten, Händlern, Agenten und Geldanlegern.
Es hat schon schlechtere Zeiten gegeben da haben die Menschen
aber nicht so auf die Kunst reagiert. Daher denke ich dass es
ein zeitliches Phänomen ist, dass die Kunst so beliebt wird.
Erfreulich, dass Du trotz Baisse das Licht am Ende des Tunnels erblickst. Beliebtheit müsste sich eigentlich kommerziell rechnen, also ist die Talsohle durchschritten oder noch gar nicht erreicht?
Es wird sehr viel Wert auf Ästhetik gelegt (die Basis für
Erfolg)- ist auch schön - aber legt gleichzeitig auch viel
Schönheits-druck im Sinne der jeweiligen Schönheitsproduzenten
vor. Und ich habe halt meine eigenen Geschmack. Das meine ich
auch mit Trends, denen ich zwar auch unterliege aber die nicht
alles sind.
Freilich ist Schönheit wohl die Quadratur des Kreises, so eine Art goldener Schnitt der Kunst. Ästhetik muss aber nicht auf Schönheit im Sinne der Trendsetter basieren. Ich glaube nicht so recht an Modemacher in der Kunst, die einen Kurs vorgeben, hinter dem die Konsumenten wie die Lemminge hinterhermarschieren. Jeder Kunstschaffende hat wohl seinen eigenen Geschmack, was durchaus von seinem Angebot ans Publikum bzw. seine(n) Agenten abweicht. In der Musik erleben wir das ja immer wieder, dass Liedermacher von ihren jeweiligen Produzenten regelrecht vergewaltigt werden, das zu produzieren, was gerade „in“ ist, bis zum x-ten Remake.
Wenn Du Dir also den Luxus des eigenen Geschmacks leisten willst, dann - sofern er nicht zu viele Ecken und Kanten hat - ist das eine Frage der Vermarktung. Ansonsten musst Du wohl oder übel die Doppelschiene wie andere Künstler auch fahren: hier Kommerz und da Spaß. Ideal freilich, wenn es zusammenläuft.
Ich begrüsse es auch, dass ein Salzstreuer auch schön aussehen
kann. Was gefällt ist halt sehr unterschiedlich aber durch das
Uniformieren der Schönheit findet man vieleicht nicht mehr zur
eigenen Schönheit zurück?!Eine sozuagen Hausgalerie finde ich
ne gute Idee!
Die besten Beispiele liefert immer noch die Natur. Nehmen wir einen vom Meer oder einem Flussbett geformten Stein, den sicher jeder schon mal in Händen hatte. Ich verliebe mich förmlich in solche natürlichen Kunstobjekte und suche immer - wenn ich mal wieder am Meer bin - die noch „besseren“ Formen. Oder die Brandung am Meer, den feuerspeienden Vulkan, Naturschauspiele. Dazu gehören alle organischen Formen, auch lebendige. Da der Mensch in diese Natur eingebettet Kunst schafft, wird es einen harmonischen Anspruch geben: Deine Vika zeigt offenbar das Abbild eines Eingeboreren aus Afrika, dieser fragende Blick: Er wird Kunst anders sehen und kreieren wie wir Europäer. Eine Uniformierung kann es nur im Kommerz geben, aber auf Zeit: und das wäre dann wieder der Trend, mit dem die Kohle gemacht wird.
Kostengünstiger an Kunst zu kommen ist heute schon eher
möglich ja z.B. man kann sich Kunst im I-net ansehen, -
übringends die Holz-Penise sind von meinem Freund, der macht
gerne solche Skulpturen 
Merkwürdig: Er macht männliche Gemächte (Penis klingt so steril) und Du malst weibliche Akte. Angewandter Narzissmus?
Tja wie gesagt, den Effekt der Jedermann-Künstler kann ich
leider nicht nützen, da es sich nicht davon leben lässt ausser
man hat nen reichen Mann oder Pappi.
Nein, jeder muss zu sich selbst finden, keine Jedermannkunst. Häufig passt es nicht in die Zeit, die meisten Künstler sind ihrer Zeit voraus und kommen deshalb erst nach dem Tod zu Ehren, zur Freude der Erben. Es gibt freilich auch die Möglichkeit - dank Internet - sich quasi in die Charts zu kämpfen, nicht nur mit eigener Hompepage, sondern mit gezielter Werbung bzw Promotion. Mag vielleicht ekelerregend klingen, aber ohne Moos ist eben nix los, und irgendwas zu beißen braucht der Mensch, wenn er nicht reich geboren wurde.
Vielleicht tut sich
finanziell ja noch was, es fehlen auf alle Fälle Kunstschulen
im Ländlichen Bereich um die Kunst auch dort zu fördern aber
das ist sicher im Budget z.Zt. nicht drin.
Du meinst, Dich als Kunstlehrerin verdingen zu können? Die Sichtweise von Landespolitikern reicht immer nur für eine Legislaturperiode. Bevor sich Beamte selbst das Stuhlbein absägen, wird erst mal das öffentliche Leistungsangebot an die Bürger zusammengestrichen, zum Schaden unserer Zukunft und der unserer Kinder. Es vergehen rund 20 Jahre, bis die Investition in die Ausbildung eines Kindes sich rechnet: viel zu lang für einen Politker.
Auf kurz oder lang mss man/frau halt über Jobs in nem anderen
Bereich nachdenken.
Das klingt jetzt sehr pessimistisch. Dein Talent willst Du so einfach aufgeben? Du malst z.T. sehr farbenfroh, fast Glasmalerei…
Ansonsten kann man sich immerhin über Medien informieren wenn
man kreative Tipps braucht.
Ja man will kreativer arbeiten und leben das finde ich
hervorragend, denn nur so erkennen wir, was in uns steckt.
Und dennoch müssen wir wirtschaftlich über die Runden kommen. Oder aber auswandern auf die Insel der Seligen. Oder Förderer bzw. Sponsoren finden, Kunst am Bau, öffentliche Gebäude, Banken, Schuhsohlen von Politikern und Bossen küssen? Besser wäre eine adäquate Vermarktung. Welche Denkansätze hast Du in dieser Richtung gemacht? Oder wird dieser Sektor zu stiefmütterlich behandelt?
LG Richard