das Wort „Fahrt“ wird meiner Einschätzung nach heute fast ausschließlich für die Fortbewegung mit einem Verkehrsmittel verwendet, insbesondere wenn es auf Rädern rollt. Die weitere Bedeutung im Sinne von Reise (auch zu Fuß!) wird heute kaum mehr verwendet.
Hallo hps
Das passiert durch gewollte oder ungewollte Sprachschluderei.
Ein Bespiel in zweifacher Hinsicht findest du weiter unten unter „Hingucker“.
Andere Bespiele ist z.B. der inflationäre Gebrauch von massiv oder extrem, die dadurch auch langsam ihre eigentliche Bedeutung verlieren bzw. sie verschwimmt.
Die weitere
Bedeutung im Sinne von Reise (auch zu Fuß!) wird heute kaum
mehr verwendet.
wir unternehmen immer noch eine Sommerfahrt, wenn auch meist mit einem motorisierten Fahrzeug.
Aber in dem Maß, wie die Tätigkeit des Gehens für lange Strecken zurückgeht, wird auch die Benennuung dieser Tätigkeit sich wandeln.
Pfadfinder die eine lange Wanderung hinlegen, gehen aber immer noch auf Fahrt, soviel zu Deiner Beruhigung.
Vermutlich durch den Bedarf nach Bedeutungsdifferenzierung. Als Wagen noch keine große Rolle für die Personenbeförderung spielten, genügte offenbar die Trennung in ›gehen/laufen‹ (immer zu Fuß) und ›fahren‹ (sich fortbewegen generell). Da sich Sprachen eher schwer damit tun, aus dem Nichts Wörter zu erfinden, liegt es nahe, dass eines der Wörter umfunktioniert bzw. semantisch eingeengt wurde, sobald es relevant wurde, zwischen den beiden Fortbewegungsarten zu unterscheiden. Auch erscheint mir einsichtig, dass umständlichere Konstruktionen à la ›zu Fuß fahren‹ sich gegen einfache Verben wie ›gehen/laufen‹ nicht durchsetzen konnten.
Ein bisschen Zufall ist in solchen Fällen allerdings immer im Spiel (oder Faktoren, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können). Das sieht man, wenn man sich parallel die Bedeutungsentwicklung etwa im Englischen bei ›go, leap, fare, ride‹ bzw. im Niederländischen bei ›gaan, lopen, varen, rijden‹ anschaut. Im Englischen und Niederländischen gibt es zusätzlich zu ›go‹ und ›gaan‹, die auch einfach ›sich fortbewegen‹ bedeuten können, Verben, die explizit Bewegung zu Fuß bezeichnen: ›lopen‹ im Niederländischen und, da ›leap‹ sehr früh in Richtung ›springen‹ abgedriftet ist, ›walk‹ im Englischen. ›Fare‹ ist im Englischen aus der Alltagssprache verschwunden, aber hat bis zuletzt die allgemeine Bedeutung ›sich fortbewegen, reisen‹ bewahrt, wohingegen ›varen‹ im Niederländischen praktisch ausschließlich ›auf einem Wasserfahrzeug fahren‹ bedeutet. Für Fahrten zu Land gibt es sowohl im Niederländischen als auch im Englischen ›rijden‹ bzw. ›ride‹, was in beiden Sprachen auch für die sitzende Fortbewegung auf einem Tier (reiten) verwendet wird. Warum sich die Bedeutungen genau so entwickelt haben, ist schwierig nachzuvollziehen – vielleicht abgesehen davon, dass es angesichts der großen Bedeutung, die das Wasser für die Niederländer hat, wohl ein eigenes Verb für die Fortbewegung auf selbigem geben muss :wink:
nicht nur eine beliebige Fortbewegung galt früher als „Fahrt“; schau Dir einfach mal an, in welchen Zusammenhängen der Begriff „fahren“ früher vorkam.
„Gen Himmel aufgefahren ist“ heißt es im Kirchenlied - nun git, das ist noch eine Bewegung
„Mit Freuden zart zu dieser Fahrt“ dichtet Georg Vetter 1566 in einem Osterlied, wobei nicht ganz klar wird, welche Fahrt er denn meint.
Der Steiger in der Zeche „befährt“ die Strecke - auch eine Bewegung
Aber man „erfährt“ etwas, macht eine „Erfahrung“, jemand gilt als „fahrig“.
Der Grimm bietet sicher noch weitaus mehr Material als das, was mir gerade einmfällt.