Begriff Verschwörungstheorie

Liebe ExpertInnen,

wie mag es wohl zu diesem unglückseligen Begriff gekommen sein? Mir mit meiner gediegenen Halbbildung widerstrebt es einfach, das schöne Wort Theorien in den Schmutz zu ziehen. Wäre Verschwörungslügen nicht viel angebrachter? Dass irgendjemand in diesem Umfeld theoretisieren würde, ist mir jedenfalls noch nicht aufgefallen.

Zusatzfrage: Wie sagt man dazu eigentlich auf Englisch / Französisch / Russisch?

Gruß
Ralf

Naja, eine Theorie ist ja nun erstmal ein Vorschlag, eine bestimmte Situation so zu sehen, wie es sich der „Ausdenker“ vorstellt. Wenn sie vernünftig unterfüttert ist und vielleicht auch irgendwann praktisch bewiesen werden kann, dann ist alles gut.
Ich finde am Begriff Verschwörungstheorie nix Schlimmes. Es ist eine Theorie, wie eine bestimmte Situation gesehen werden kann. Wenn dann nur inhaltsloses Blabla kommt, gespickt mit Erfahrungen aus der Raumfahrt, garniert mit Geheimdokumenten des Opus Dei und abgeschmeckt mit ein bisschen energetisiertem Wasser, dann kann man von Blödsinn ausgehen.
Es halt sehr schwierig aber eigentlich sehr einfach geworden, an Informationen zu kommen. Objektiv ist das Wort der Stunde und es ist in dem Sinne gar nicht einfach, an Tatsachen und Beweise zu kommen. Einfach, weil man die richtigen Wörter, Quellen, Zitate finden muss. Wenn man schon in einer Filterblase lebt und die passenden Trigger sucht, findet man eben eine Bestätigung seiner Theorie.
Meine höchstpersönliche Verschwörungstheorie (nicht ganz ernst gemeint, okay ein bisschen schon)
Ein viertel Jahr vor 9/11 habe ich einen Actionkrimi gelesen von ? Robert Ludlum (jedenfalls diese Liga, was Schnelles zwischendurch). Die Bösen haben ein Flugzeug voll mit aufrechten Amerikanern abgeschossen. Die NRA und andere Interessenvereinigungen fordern einen gnadenlosen Gegenangriff. Der Präsident hat einen besten Freund, der natürlich ehemaliger mindestens Seal ist, total intelligent und bestens vernetzt. Dieser Freund wird mit der Aufklärung betraut. Der Oberböse kennt den Freund und setzt sich mit ihm in Verbindung und schwört hoch und heilig, dass er das Flugzeug nicht abgeschossen hat. Der Freund glaubt ihm und deckt im Laufe des Buches eine Verschwörung auf, die bis in die höchsten Kreise geht. Im Endeffekt wollte die Rüstungsindustrie eine Art sündteures Schutzschild installieren, wofür sie, noch, nicht die nötige Mehrheit hatten. Sie haben den Abschuss in Auftrag gegeben, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen und die Angreifbarkeit von Gottes eigenem Land zu demonstrieren.
Ich fand den Plot sehr interessant und als am 11.09. die Flugzeuge in die Türme gekracht sind, ist es mir eiskalt den Rücken heruntergelaufen. Ich bin kein 9/11 Spinner oder Verschwörungstheoretiker, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass nicht alles so abgelaufen ist, wie es offiziell dargestellt wird. Dafür hat man die Amis zu oft beim Lügen und Intregieren erwischt.
Schau dir einfach mal an, was sie in den 70er und 80er in Südamerika angerichtet haben, grandiose Scheiße. Irakkrieg und seine „Gründe“ usw.
Kurz gesagt, ich traue den Amerikanern 'ne Menge zu und würde mich nicht wundern, wenn sie auch bei 9/11 ihre Pfötchen im Spiel hatten.
Uff, jetzt nimmt mich keiner mehr ernst :wink:

Soon

Hi,
Genau wie Soon sehr ich den Begriff Theorie nicht beschmutzt durch den Begriff Verschwörungstheorie. Eine Theorie ist immer ein Versuch der Erklärung natürlicher, gesellschaftlicher, … Vorgänge. Sie werden nach Vergleich mit der Realität verbessert und angepasst, aber keine theorie bildet so etwas wie wahrheit ab. Selbst die besten Wissenschaftler erreichen nur eine hohe Annäherung. Und das gilt für alles von Evolution und Urknall über Schwarze Löcher bis zu 9/11, der Mondlandung und Bielefeld.
Die Schwarzen Löcher gab es zuerst nur als Theorie, und die Wissenschaft suchte Beweise. Albert Einstein glaubte, dass sie in der Realität nicht möglich sind. Heute haben wir Fotos von Schwarzen Löchern. Und am 11. September sind die Flugzeuge tatsächlich in die Türme geflogen und haben sie so zum Einsturz gebracht. Höchstwahrscheinlich waren die Terroristen (es waren ja mehr beteiligt als die, die in den Flugzeugen sassen) genauso überrascht wie der Rest der Welt inkl. der Konstrukteure, dass die Türme eingestürzt sind. Aber kerosin erzeugt beim verbrennen höhere Temperaturen, als man braucht, um Stahl zu schmelzen. Und das schmolz den stählernen Kern der Türme. Der Rest ist Schwerkraft.
Aber ich will diese Verschwörungstheorie nicht aufwärmen, ich wollte nur die Ehre des Begriffs Theorie retten. Und alle diese verschwörungstheorien werden ja von Leuten für wahr gehalten. Das wird nicht von bösen Menschen aus niederen Beweggründe unter die Leute gebracht - sehr wohl aber missbraucht.

Die Franzi

An eine ernst zu nehmende Theorie habe ich den Anspruch, dass ihr Hintergrund aus möglichst vollständiger Sammlung, Kenntnis und Verständnis sowie gedanklicher Weiterführung des aktuellen Wissens zum Thema besteht. Darum wir dann aufgebaut. Und eine eigene Theorie über das Thema entwickelt.
Alle mir bekannten „Verschwörungtheorien“ haben gemeinsam, dass vorhandene und überprüfbare Erkenntnisse eben nicht zur Kenntnis genommen werden. Oder als Beleg dafür, dass es sich um eine „Verschwörung“ handeln muss.

Beschmutzt fühle ich den Begriff „Theorie“ dadurch nicht. Sprache ist halt im Wandel. Die ursprüngliche Bedeutung vieler Wörter ändert sich. Eine Ansammlung von Trödel und second-hand-Kleidung ist nach meinem Verständnis auch kein „Vintage-Institut“.

Treffender wären nach meinem Verständnis eine Bezeichnung wie „Verschwörungsglauben“.
Halt so ein Versuch sich die Welt mit Hilfe guter Feen, böser Erdgeister oder ungenügendem Topinamburverzehr zu erklären.
LG
Amokoma1

Korrekter wäre vielleich Verschwörungshypothese für etwas nicht bewiesenes, aber Theorie hat sich nunmal so eingebürgert.

Wenn ich mir dir bisherigen Antworten so anschaue hast du völlig recht.

Der Otto-Normalbürger haut ziemlich unverdrossen die Begriffe Theorie und Hypothese durcheinander. Deswegen glauben auch so viele, dass man Dinge, wie die Evolutionstheorie oder die Gravitationstheorie nicht so ernst nehmen muss - sie sind ja „nur“ Theorien.

Allerdings ist man auch im Englischen nicht besser - conspiracy theory ist auch dort ein gebräuchlicher Begriff.

Eher nicht. Eine Hypothese ist m.E. eine vollkommen aus der Luft gegriffene Behauptung, die erst mal durch nichts unterfüttert wird. Eine Theorie hat zumindest gewisse Grundlagen wissenschaftlicher Natur.
Und natürlich hast du als Naturwissenschaftler einen anderen Zugang zu Theorie und Hypothese. Wenn von der Theorie von Heilsteinen die Rede ist, z.B. Saphiren oder meinetwegen Magnesit oder Kryptonit, dann steigst du als Wissenschaftler aus der Hose und gehst steil, zu recht. Denn das ist keine Theorie, sondern Quark.
Wenn ich (natürlich nicht ich) die Theorie aufstelle, dass das Tunguskaereignis nicht so stattfinden konnte, wie allgemein angenommen wird, sondern aufgrund der vorhandenen Gegebenheiten viele Kilometer oberhalb der Erdoberfläche verorte, dann stelle ich ja tatsächlich erst einmal eine Hypothese auf. Weil die vorhandene Theorie (die ja tatsächlich nicht mit den vorhhandenen Tatsachen funktioniert) ja erst mal aufgestellt wurde, um überhaupt eine Erklärung zu haben. Ist es jetzt eine Theorie oder eine Hypothese?
So einfach, wie du es darstellst, ist es nicht. Unterschätze bitte nicht den Otto.

Soon

Nein, das ist nicht richtig.
https://de.quora.com/Was-ist-der-Unterschied-zwischen-Vermutung-Hypothese-und-Theorie-Gibt-es-auch-mehrere-Schritte-zwischen-einer-Annahme-und-einer-Tatsache

Tatsächlich ist der Begriff der Hypothese und der Begriff der Theorie ziemlich klar definiert:

Eine Hypothese ist eine mögliche Erklärung für eine Beobachtung. Eine gute Hypothese erlaubt es, Vorhersagen zu machen. Das ist gut, denn solche Hypothesen kann man testen. Wurde eine Hypothese mehrfach erfolgreich getestet, spricht man von einer Theorie. So lange, bis es zu einer Beobachtung kommt, die mit der Theorie nicht mehr erklärt werden kann und man sie wieder verwirft. In den Naturwissenschaften kommt das alle Nase lange vor.

Im Kern bleibt aber: Eine Theorie ist eine Hypothese, die mehrfach erfolgreich getestet wurde.

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