Hallo Julian,
Wie ist jemand auf die Idee gekommen, zwei Geraden im Raum,
die sich nicht schneiden und auch nicht parallel sind, als
„windschief“ zu bezeichen?
Du benötigst: eine Schlitzschraube, eine Metallsäge und einen Schraubenzieher.
Säge den Kopf der Schraube ab und leg ihn mit dem Schlitz nach oben auf den Tisch. Der Schlitz möge eine Gerade definieren (die, die durch ihn hindurch verläuft). Mit einem Schraubenzieher drehst Du nun den Kopf um irgendeinen Winkel, der Dir gefällt, z. B. 20°. Danach hast Du eine neue Gerade. Diese Gerade und die ursprüngliche vor der Drehung sind schief (= nicht-parallel), aber nicht windschief zueinander.
Und nun die große Frage: Was mußt Du am Schraubenkopf dranlassen, damit Du zwei windschiefe Geraden erhälst? Richtig: Das Gewinde. Dann bekommt die zweite Gerade nämlich bei der Drehung mit dem Schraubenzieher nicht nur „Schiefe“, sondern auch noch „Höhe“, und das ist genau das, was zwei zueinander windschiefe Geraden auszeichnet.
Das „wind“ in „windschief“ ist dasselbe, das auch in „Gewinde“ und „Windung“ steckt (Gewinde mathematisch = schiefe Ebene, die auf einen Zylinder aufgewickelt ist). Mit dem Wind, der eine Luftbewegung bezeichnet, hat es nichts zu tun (auch, wenn es eine kuriose Verknüpfung der beiden „wind“ gibt, nämlich die, daß Holzhütten in stürmischen Gegenden oft windschiefe Wände haben).
Mit freundlichem Gruß
Martin