Bei Gewitter im Wintergarten?

Hallo an alle,
die sich mit „Gewitter“ und Blitzeinschlägen im Haus
auskennen:

Meine Eltern haben in ihrem Haus einen Wintergarten, von dem die Hälfte
des Daches aus Glas und Metallstreben besteht (der Wintergarten wurde
später an den Dachüberstand angebaut). In dem neu angebauten Teil
sitzt man also hinter Glas und Metall (Dachteil und Wände) und auf
Steinfussboden. Jetzt meine Frage: Könnte es für meine Eltern
gefährlich werden, wenn sie mit dem Rattansessel mit dem Rücken
an den Metallstreben sitzen. Das macht meine Mutter auch bei
Gewitter, das direkt über uns ist und guckt gemütlich
in den blitzdurchzuckten, abendlichen Himmel und fühlt sich
im Wintergarten dabei offensichtlich ganz sicher.
Also, mir wird dabei sehr mulmig. Kann es nicht passieren, dass
ein Blitz ins Metall einschlägt und meine Mutter einen Schlag
bekommt weil sie mit dem Sessel zu dicht (manchmal ganz dicht, manchmal bis 15 cm Abstand) an den Metallstreben sitzt?
Würden die Fensterscheiben bei einem stärkeren Einschlag bersten?
Noch allgemein bemerkt, unser Haus verfügt nicht über einen Blitzableiter.

Über eure Gedanken würde ich mich sehr freuen, da ich mir
wirklich oft Sorgen um meine Eltern machen, wenn sie bei Gewitter
fröhlich im Wintergarten sitzten.

Schöne Grüße,
Anna

Hallo Anna,

Wenn der Wintergarten nicht gerade auf dem Dach des Hauses installiert ist, dann sollte dieses Risiko relativ gering sein.
Ich gehe jetzt auch mal nicht davon aus, das Euer Haus auf dem Land
in erhöhter Lage steht. Nur die Metallstreben nicht berühren.

Eher könnte starker Hagelschlag für die Scheiben zum Risiko werden, aber
dann würden Deine Eltis ohnehin ins Haus gehen.

Ein " knackiges " Gewitter lasse ich mir auch nicht entgehen.

mfg

nutzlos

Entscheidend ist, wie die Metallstangen mit dem Haus verbunden sind. Wenn hausseitig eine elektrisch leitenden verbindung besteht, und diese auf der Hausseite bis zum Boden geführt wird, hast Du einen Faradey’schen Käfig. Dann kann absolut nichts passieren.
Besteht diese Verbindung nicht, würde ich die Metallstreben nicht berühren. Strom nimmt immer den Weg des gringsten Wiederstandes. Kann der Strom des Blitzes direkt über die Metallstange in den Boden abfließen, wird der sich nicht die Arbeit machen, einen Umweg über Deine Mutter zu nehmen. Schon gar nicht, wenn er dazu erst noch ein Stück Luft überbrücken muss. Bei direkter Berührung könnte es eventuell dazu kommen, sonst aber nicht.
Je nachdem wie die Metallstangen mit dem Boden verbunden sind, kann man über eine Erdung derselben nachdenken. Das würde das Risiko weiter minimieren.

Ein Blitz kann übrigens keine Fensterscheiben kaputtmachen. Der Grund ist: Auch wenn ein Blitz noch so gewaltig aussieht, genaugenommen besteht er nur aus heißer Luft. Und die bewegt sich noch nichtmal schnell. Das tun nur die Ladungen darin. Elektrischer Strom hat aber keine Mechanische Kraft.
Mechanisch wird die Scheibe also ungefähr so belastet, wie wenn Du Dich davor stellst, und die Scheibe anpustest. Ein Fenster das davon kaputtgeht, sollte sowieso nicht eingebaut werden. :smile:
Die Belastung durch Magnetfeld, und Elektrische Spannung, ist der Scheibe egal. Glas ist dagegen absolut immun. Also auch keine Gefahr.
Eventuell könnte die Temperatur im Blitz dem Glas schaden. Daß es zu thermischen Spannungen kommt. Aber das ist sehr unwahrscheinlich.

Falls Du mal nach München kommst, kannst Du im Deutschen Museum dort die „blitz-Show“ ansehen. Dabei werden mit künstlich erzeugten Blitzen, diverse Experimente vorgeführt. Unter anderem wird da auch eine Glasscheibe zwischen zwei Elektroden gehängt, so daß der Blitz da durchgehen müsste. Tut er aber nicht, sondern er geht bis zuer Glasscheibe, spaltet sich dort auf, um in einer Reihe von Kanälen die Scheibe zu umgehen, hinterher vereinigen sich die Kanäle wieder, und der Blitz setzt seinen Weg zur anderen Elektrode fort. Die Scheibe selbt, zeigt sich davon völlig unbeeindruckt.

Übrigens ist es nicht so, daß ein Blitz einfach vom Himmel zum Boden fährt. Im Vorfeld des Blitzes gibt es schwache Vorblitze. Das ist ein dünner Elektrischer Kanal, der von den Wolken nach unten wandert. Hat er sich der Erde entsprechend genähert, kommen vom Boden von bestimmten Punkten gegenläufige Vorblitze. diese beginnen immer an hochgelegenen Punkten (Bäumen, Türmen und ähnlichem). In dem Moment wo einer der Vorblitze vom Boden den Blitzkanal aus den Wolken trifft, kommt es zum Kurzschluss, und damit zum eigentlichen Blitz. Da sich die Vorblitze vom Boden aus immer von bestimmten Punkten ab bewegen, und diese Punkte elektrisch leitend sein müssen, kann sich so ein Vorblitz nie von einer Glasscheibe aus nach oben bewegen. Sondern er wird das immer von der leitenden Metallstrebe aus machen. Da der eigentliche Hauptblitz immer dem Kanals des Vorblitzes folgt, wird der Hauptblitz nie in die Glasscheibe sondern (wenn überhaupt) immer in die Metallstreben einschlagen.

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vielen herzlichen Dank für die Antworten!
Über die ganz ausführliche Erklärung habe ich mich sehr gefreut :smile:
Danke auch für den Tipp, mal nach München in das Blitzmuseum zu gehen.
In München war ich noch nie, bin ein Nordlicht. Nicht mal zum Oktoberfest. Sollte es zu einem Münchenbesuch kommen, werde ich das Museum ins Auge fassen. Hört sich interessant an!
Hier im Norden sind die Gewitter auch nicht so stark wie in Süddeutschland; da ‚unten‘ würde ich schreckliche Angst haben.
Oder man gewöhnt sich von klein auf daran.
Der Gedanke, die elekritzität könnte auf eine nahestehende Person übergehen, kam mir erst, als ich in einer Zeitung einen Bericht über eine Frau las, die an einem Zwinger (meist aus Metall) stand und ‚vom Blitz getroffen‘ wurde, weil sie so dicht dran stand.

Hallo Anna,

Mit dem Faradeyschen Käfig hatte der Kollege völlig recht…da kannst
( sollst wenn vorhanden ) Dich ins Auto setzen und nichts metallisches
der Karosse berühren.

Aber eines kann ich Dir sagen:

Selbst an der Mosel ( Mittelgebirge ) kamen kräftige Gewitter häufiger
vor als im östlichen Ruhrgebiet. An der Wasserscheide " kalteiche "
wurde es sogar mal Tagsüber nacht…da hat mein Vadda als Vielfahrer
auf der Autobahn auch den Seitenstreifen angesteuert.

Bei uns Flachländern eher selten.

Seit >30 Jahren hier gab es erst 1 Gewitter, wo Taubeneigroße Hagelkörner hier runterkamen.

Ich dachte zuerst auch an die Nachbarsdötzkes…DEM war aber nicht so.
( Kam echt von oben )

Unsere Stadt hat aber wenigstens ihr Abwassernetz seit mehreren Jahren im Griff…( überflutete Keller )

Da ist der einzige Schiss, der mir an die 3 KM entfernt wohnende Oma immer bleibt beim Sturzregen.

Vor 5 Jahren konnten wir gemeinsam das Schlimmste noch verhindern.

Keller hatte dennoch 5 cm Wasser. ( lebenslang wachsam …anerzogen )

mfg

nutzlos

Hallo,

entscheidend ist die Höhe des Wintergartens, da sich der Blitz MEIST den kürzesten Weg sucht. Dennoch aber kann er natürlich auch dort einschlagen. Den Rest entnimmst Du aus den Beiträgen der anderen (Letfähigkeit usw.).

LG
Michael

Guten Tag ebenso,

das sind ja tolle Erklärungen - „Blitzkanal ist nur heisse Luft“, „Glas ist völlig unbeeindruckt vom Blitz“ usw. Im Laborversuch im Deutschen Museum, wo mit vergleichsweise kleinen Blitzen gearbeitet wird, wo der Testant in einem engmaschigen Metallkäfig sitzt, stimmt das ja auch alles. Bei einem natürlichen Blitz, wo Ströme von 100.000 A und viel mehr fliessen, sieht das ein ganz klein wenig (:wink:) anders aus. Auch ist der Wintergarten kein Metallgitter, die Stützen und Streben haben üblicherweise mind. 60 cm Abstand seitlich, 2 m senkrecht. Wenn da direkt ein Blitz einschlägt, kann durch die dabei auftretenden Kräfte schon Einiges durch die Gegend fliegen - und zwar kräftig! Von der Taubheit durch den Knall und Blindheitheit durch das Licht reden wir mal nicht, hält ja vielleicht nur ein paar Minuten an.
Aber richtig ist, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Blitz in den Wintergarten einschlägt statt in das höhere Haus. Aber selbst, wenn letzteres der Fall ist, wird deine Mutter aufgrund der dabei gemachten Erfahrung bei Gewitter so schnell nicht wieder im Wintergarten sitzen schätze ich mal.
Auch ich schaue gerne einem Gewitter zu, je heftiger, desto schöner. Aber ich habe Respekt und ziehe mich doch in eine vergleichsweise sichere Umgebung, z.B. ins Haus hinter einem Fenster zurück.

Gruss
Laika

Und was sollte der Grund sein, daß da was kaputt geht?
Glas lässt sich von Blitzen nicht beeindrucken. Ist so. Welche Ursache sollte für den Bruch berantwortlich sein? Strom hat keine Masse, und damit keine Mechanische Wirkung auf Glas.
Holz kann Splittern oder brechen, weil Holz Wasser enthält, daß durch den Blitz schlagartig verdampft, und damit das Holz sprengt. Das ist aber bei Glas nicht der Fall.

Und übrigens spielt es beim Faradeyschen Käfig keine Rolle, wie groß die Abstände zwischen den Metallstange sind. Solange Elektrische Verbindungen dazwischen sind.

PS: Gefährlich könnte es nur sein, wenn sich ein Baum in der Nähe zum Wintergarten befindet. Wenn da der Blitz einschlägt, können die Holzstücke auch durch die Luft fliegen, und damit auch dei Scheiben des Wintergartens zerstören.

Und übrigens spielt es beim Faradeyschen Käfig keine Rolle,
wie groß die Abstände zwischen den Metallstange sind. Solange
Elektrische Verbindungen dazwischen sind.

Die Abstände der Stäbe ergeben die Eindringtiefe des Feldes und
sind somit keineswegs egal.

Gruß
Stefan

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Und übrigens spielt es beim Faradeyschen Käfig keine Rolle,
wie groß die Abstände zwischen den Metallstange sind. Solange
Elektrische Verbindungen dazwischen sind.

Hallo Brainstorm.

Würdest du das einmal genauer erklären, was meinst du mit den elektrischen Verbindungen, und wieso spielt der Abstand keine Rolle?
Bitte etwas genauer wenn es geht.

Gruß Franz