Bei wem macht der Saat Schulden?

Guten Abend,

immer wieder höre ich in den Nachrichten davon, dass es neue Rekordsummen in Sachen Staatsschulden gibt.

Früher hätte ich gesagt, dass sich unsere Regierung das Geld bei den Banken und Bürgern leiht (?). Aber heute in der Krise ist es umgekehrt…Gelder werden in die Banken mit Hochdruck gepumpt.

Außerdem: wer leiht in Form von Bundesanleihen dem Staat Geld, wenn er faktisch pleite ist?

Wie funktiniert diese „Unlogik“? Wo kommt das Geld her - wird es ohne Kontrolle gedruckt und somit die Inflation herbeigeschwört?

Danke für eure Antworten!

Hallo,

gib mal deine Frage oben in das Suchfeld fast genauso ein (statt Saat bitte Staat).

exakt genau dasselbe möchte ich auch gerne wissen. wo kommen unsägliche 48 milliarden jetzt an pumpe her? wer/was hat dieses unsägliche geld zu vergeben?

genau diese frage treibt mich auch um! mit bitte um antwort…falls es überhaupt eine gibt. WOOOO kommen die nächsten 48 milliarden verschuldung überhaupt an krediten her?

Es gibt Menschen, die nehmen mehr Geld ein als sie ausgeben (können). Das meiste davon sind Kapitaleinkünfte, also auch Zinseinkünfte.

Wenn nun die Anlagezeiträume ablaufen, muss das Geld und die Rendite neu angelegt werden. Wenn der Markt aber keine Rendite hergibt, die ausreichend Anreiz oberhalb des „Zinses“ auf Geldbasis (Bargeld und Guthaben bei Zentralbanken) bietet, bleiben die Anleger in der Liquidität. Das Bankensystem müsste nun neues Geld emittieren, damit gleich viel Geld im Umlauf bleibt, dafür braucht es aber Schuldner.

Diesen Schuldner macht nun der Staat. Im Endeffekt leiht er sich also Geld bei denjenigen, deren Guthaben er durch die Bankenstützung am meisten schützt. Der Steuerzahler (ob vermögend oder nicht - Hauptsache er hat Einkommen und zahlt Steuern) subventioniert also im Endeffekt die Vermögenden (ob sie Steuern zahlen oder nicht).

Die künstliche (staatliche) Neuverschuldung, ist natürlich eine Erhöhte Nachfragemenge, welche den Gesetzen der Marktwirtschaft den Preis, also den Zins erhöht. Das Zinsniveau wird so oberhalb der o.g. Untergrenze gehalten, die durch den Zins auf Bargeld (nicht verwechseln mit Zins FÜR Bargeld) von der Zentralbank gesetzt ist. Dies ist real gesehen die negative Inflationsrate - und damit bei 0% Inflation 0%. Meist ist der Realzins auf Geldbasis also negativ - derzeit nur wenig bis 0.

Das Verrückte an unserem Geldsystem ist, dass der Zins auf die kurzfristigsten aber sichersten „Anlagen“ (Geldbasis) genau dann am höchsten ist, wenn die Rendite der Realwirtschaft am geringsten ist. Und dieser (durch die dann deutlich positive Inflationsrate) am tiefsten ist, wenn die Realkapitalrendite am höchsten ist.

Weil aber kein abgeleitetes Kreditverhältnis zu niedrigerem Zins neu abgeschlossen wird, selbst wenn der Kreditmarkt mit dem höheren Preis nicht geräumt werden kann (Ungleichgewichtspreis), haben selbst Leute wie Prof. Gerhard Illing (Uni München), Prof. Gregory Mankiw (Harvard) und Willem H. Buiter (London School of Economics and Political Science) in den letzten Wochen und Monaten vorgeschlagen, dass der Zins auf Geldbasis negativ sein müsste. Auch gab es praktische Vorschläge, wie das realisierbar wäre.

Selbst wenn man aus dogmatischen Gründen gegen ein negatives Zinsniveau ist, der Markt tut dennoch genau das, was er immer tut, wenn das Preisniveau durch Regulierung verzerrt ist: Vermögen ungerecht umverteilen (in diesem Fall von reicht nach arbeitend) und Fehlallokationen (z.B. Umweltschädigung/Abwrackprämie etc.).

Das wichtigste: Selber mitdenken und nicht glauben, was einem andere erzählen. Weder was ich erzähle, noch was gleich an Contra-Stakkato auf diesen Beitrag kommen wird. Selber denken!

Grüße
… Michael

Kapitalmarktaktivitäten der Staaten als solche
Hallo,

Früher hätte ich gesagt, dass sich unsere Regierung das Geld
bei den Banken und Bürgern leiht (?). Aber heute in der Krise
ist es umgekehrt…Gelder werden in die Banken mit Hochdruck
gepumpt.

Außerdem: wer leiht in Form von Bundesanleihen dem Staat Geld,
wenn er faktisch pleite ist?

es sind einige wenige Kreditinstitute, die Staatshilfen bekommen haben, so viel schon mal vorab.

Genauso, wie eine Privatperson Kredite für die Finanzierung einer Immobilie und eines Autos aufgenommen und gleichzeitig noch ein Guthaben auf dem laufenden Konto haben kann, sind Kreditinstitute in der Regel gleichzeitig Kreditgeber und -nehmer.

Sie nehmen von Privatpersonen und Unternehmen Einlagen entgegen und verleihen diese in Form von Krediten und Wertpapieren wieder an Privatpersonen, Unternehmen und „den Staat“ (=Städte, Bundesländer und Bund).

Im übrigen betrieben und betreiben natürlich auch die Kreditinstitute diese Gescäfte, die Staatshilfen bekommen haben. Es ist also mit Sicherheit so, daß Gelder, die der Bund an die Kreditinstitute als Hilfen gezahlt hat, schon wieder bei ihm gelandet sind.

Hinzu kommt, daß derzeit mehr Geld für Staatsanleihen zur Verfügung steht, weil die Neigung der Kreditinstitute, sich untereinander Geld zu leihen, immer noch gering ist. Das bisher unter den KI verliehene Geld will natürlich auch - und das noch am besten sicher - angelegt werden. Da bieten sich natürlich Staatsanleihen an.

Gleichzeitig versorgen die Notenbanken die Kreditinstitute mit billigem Geld. Das wandert natürlich zu gewissen Teilen in das „normale“ Geschäft der Institute, aber zu einem nicht unerheblichen Teil auch wieder in Staatsanleihen und damit wären wir dann beim geldpolitischen Sündenfall nämlich der Staatsfinanzierung durch die Notenbank, so daß man diese Frage im Prinzip mit "ja beantwortet werden kann:

Wie funktiniert diese „Unlogik“? Wo kommt das Geld her - wird
es ohne Kontrolle gedruckt und somit die Inflation
herbeigeschwört?

Nur bitte: das Geld, um das es hier geht, wird nicht gedruckt. Es wird Buchgeld in Form von Guthaben der Kreditinstitute bei den Notenbanken geschaffen, über die die Kreditinstitute in bar verfügen können, was aber nur zu einem sehr geringen Teil passiert (nämlich in dem Umfang, in dem ihre Kunden Bargeld verlangen).

Tendenziell scheint aber die Nachfrage nach Bargeld hauchzart anzusteigen:
http://www.blick.ch/news/wirtschaft/finanzkrise/geld…

Außerdem: wer leiht in Form von Bundesanleihen dem Staat Geld,
wenn er faktisch pleite ist?

Dann noch eines: das Wort „pleite“ ist ohen weitere Klärung wenig hilfreich. „Pleite“ im Sinne eines Insolvenzverfahrens gibts für einen Staat aus verschiedenen Gründen nicht. Weiterhin hat ein Staat grundsätzlich immer die Möglichkeit, seine Verpflichtungen zu erfüllen, bspw. durch Steuererhöhungen (http://www.tagblatt.ch/aktuell/international/tb-au/I…) oder den Verkauf von Vermögen (Land, Beteiligungen, Gold, Devisen).

Häufig folgt aber auf sinkende Fähigkeit zur Schuldenbedienung eine noch stärkere Begeisterung dafür, d.h. ein Staat stellt Zahlungen schlicht und ergreifend ein.

Eine andere Variante, die derzeit für Dollar, Euro und Pfund relativ offen diskutiert wird (auch wenn das in den großen Medien eher selten zur Sprache kommt), ist eine Währungsreform. Man führt eine neue Währung ein, legt einen passenden Umrechungskurs zwischen neuer und alter Währung fest und fertig ist die Laube.

„Offiziell“ wird allerdings festgestellt, daß derartige Szenarien keine relevante Bedeutung haben:
http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE5…

Ob man nun den Genies der Ratingagenturen, die die aktuelle Krise mit ihren vollkommen unrealistischen Ratings für CDO und Konsorten mit verursacht haben, trauen sollte, muß jeder für sich selbst entscheiden. http://www.mmnews.de/index.php/200905283019/MM-News/…

Nachzulesen ist jedenfalls, daß in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr alle Anleihen wie gewohnt problemlos platziert werden konnten. Irland, Großbritannien und die USA taten sich da insbesondere in diesem Jahr mitunter etwas schwer. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis diese Kandidaten den Gläubigern höhere Renditen bieten müssen. Da man aber auf der anderen Seite insbesondere in den USA und Großbritannien durch die Notenbanken Anleihen kaufen läßt und damit über höhere Kurse die Renditen sinken läßt, kann es noch spannend werden. Man wird sich aller Voraussicht nach irgendwann entscheiden müssen, ob man Anleihen verkaufen oder kaufen will. Am Ende bleibt dann im Zweifel die direkte Kreditvergabe von Notenbank an Staat, aber so weit sind wir im Prinzip ja ohnehin schon (siehe oben).

Gruß
Christian

Von paranoiden Anlegern wie dir?

Nu so ist es zu erklären, dass sich Anleger gegen Ende letzten Jahres auf Schweizer Geldmarktbuchforderungen gestürtzt haben, deren Effektivzins dann sogar 0% war.

Ist ja nicht so dass es niemanden mehr gibt der Geld wiederanlegen muss…

Das meiste Geld kommt aus dem Bankensystem selber. Warum auch sonst werden die Banken gerettet? Sie sind die Kreditgeber des Staates! Die Banken geben bei der Finanzagentur Zinssatzangebote ab und der Staat bestellt dann die Milliardenkredite. Heute braucht Steinbrück 10 Mrd., Deutsche Bank bietet 4 %, Commerzbank will 4,5 % also kriegt die Deutsche Bank den Kreditvertrag. Das ist ja das kranke am System: Die Banken zahlen wie alle Kapitalgesellschaften nur 15 % Körperschaftsteuer und kassiern Dividendenerlöse aus dem Bankeigenvermögen zu 95 % steuerfrei. Der Staat füllt die Geldsäckel der Banken, weil er wiederrum die Kredite aus diesen Geldsäckeln kriegt.

Das schlimme daran ist: Wir sind die Bürger dieses Staates. Nicht die Einwohner - die Bürger. Im Zweifel haften wir mit dem Privatvermögen für die Staatsschulden, weil wir die Gesellschafter der Bundesrepublik Deutschland sind. Jetzt wirds noch besser: Wer Deutscher ist, der darf nicht ausgebürgert werden, weil sonst ein haftender Gesellschafter flöten geht. Ausbürgerung ist verboten. Rechnerisch hat jeder fast 20.000 Euro Anteil an den Staatsschulden. Kannst du die Schuldensonderumlage bezahlen??? Nein? Andere Lösung: Schmeissen wir die Geldpresse an. Der Staat druckt 150 Mrd. 10-Euro-Scheine zusätzlich und zahlt die Staatsgläubiger aus. Wir sind schuldenfrei! Bloß ist das Geld dann nichts mehr wert. Denn dann haben wir eine Supermegainflation und dann geht alles von vorne los wie nach dem Krieg. Umso wichtiger ist daher ein Schuldenverbot und nicht bloß eine Schuldenbremse sowie eine gesetzliche Pflichttilgung.

Das meiste Geld kommt aus dem Bankensystem selber.

Und das Geld des Bankensystems kommt woher? Richtig, von den Sparern. Und daraus ergibt sich dann ganz schnell die Antwort auf diese Frage:

Warum auch
sonst werden die Banken gerettet?

System: Die Banken zahlen wie alle Kapitalgesellschaften nur

15 % Körperschaftsteuer und kassiern Dividendenerlöse aus dem
Bankeigenvermögen zu 95 % steuerfrei.

Der Satz enthält mindestens ein Rätsel.

Das schlimme daran ist: Wir sind die Bürger dieses Staates.
Nicht die Einwohner - die Bürger. Im Zweifel haften wir mit
dem Privatvermögen für die Staatsschulden, weil wir die
Gesellschafter der Bundesrepublik Deutschland sind.

Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Gebietskörperschaft und hat dementsprechend keine Gesellschafter.

Jetzt
wirds noch besser: Wer Deutscher ist, der darf nicht
ausgebürgert werden, weil sonst ein haftender Gesellschafter
flöten geht. Ausbürgerung ist verboten.

Wenn das der Hintergrund wäre, könnte man die Staatsbürgerschaft auch nicht freiwillig aufgeben, aber da das geht… Ansonsten: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Staatsangeh%C3…

Gruß
C.

15 % Körperschaftsteuer steht im Körperschaftsteuergesetz. Dividendenerträge von Kapitalgesellschaften (AG GmbH) sind steuerfrei. Also wenn die Deutsche Bank AG Aktien von der Dresdner Bank AG im Gesellschaftsvermögen hat ist die Dividende der Dresdner Bank kein steuerpflichtiges Einkommen der Deutschen Bank. Dafür ist Finanzminister Eichel verantwortlich. Lediglich 5 % der Aufwendungen einer Kapitalgesellschaft werden pauschal zum Einkommen dazu gerechnet. Das ist etwas kompliziert. Steuergeschenke von SPD-Grüne. Das will heute von denen keiner mehr wahr haben.

15 % Körperschaftsteuer steht im Körperschaftsteuergesetz.
Dividendenerträge von Kapitalgesellschaften (AG GmbH) sind
steuerfrei. Also wenn die Deutsche Bank AG Aktien von der
Dresdner Bank AG im Gesellschaftsvermögen hat ist die
Dividende der Dresdner Bank kein steuerpflichtiges Einkommen
der Deutschen Bank. Dafür ist Finanzminister Eichel
verantwortlich. Lediglich 5 % der Aufwendungen einer
Kapitalgesellschaft werden pauschal zum Einkommen dazu
gerechnet. Das ist etwas kompliziert.

Die steuerrechtlichen Umstände sind mir schon von Berufs wegen bekannt.

C.