Beispiele für innere Konflikte

Hallo!

Ich hätte gerne Beispiele für Romanfiguren mit innerem Konflikt (Grundkonflikt, Selbstzweifel usw.), und wie dieser jeweils aufgelöst wird.

Danke.

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

ey Mann ey. Menschen sind vielschichtig, selbst du und ich. Also sind auch Kunstfiguren zwingend vielschichtig, ansonsten interessiert sich keine Sau für die.

Denk dir doch einfach was eigenes aus deinem Umfeld aus.

Kleine Anregung gefällig? Jeder Mensch, egal ob Mahatma Gandhi, Mutter Theresa oder Josef Goebbels hat letztendlich die Triebfeder seines Handelns begründet in dem Wunsch nach Anerkennung, Zuwendung, nenn es meinetwegen Liebe.

Und zeige mir nur einen Einzigen, der von sich zu sagen bereit wäre, es hätte ihm/ihr niemals an Anerkennung, Zuwendung, Wertschätzung, Liebe, Zugehörigkeit gemangelt.

Da hast du deinen inneren Konflikt. Kennst du (okee, keine Roman- sondern eine Filmfigur) den Commodus aus Ridlea Scotts „Gladiator“? Super Beispiel. Sein verzweifelter Hunger, die unstillbare Sucht danach, von allen geliebt zu werden (sein Vater, seine Schwester, der Senat, das römische Volk), treibt ihn für seine Begriffe und in seiner Position absolut stringent und folgerichtig zu den perfidesten Untaten.

Ist letztendlich immer und überall das Gleiche, bei den Engeln als wie bei den Schurken.

Hoffe, dir ein wenig weitergeholfen zu haben. Nu sollte dir aber echt mal selber das eine und auch das andere einfallen, finde ich mindestens.

Besten Gruß

Annie

Hallo Annie!

Ey Mann, ey, das war ja echt voll die gute Antwort, ey! Vielen Dank dafür, ey!

Grüße

Andreas

Hallo,
da passt genau der harry Haller aus dem Steppelwolf
von Herrmann Hesse

Gruss Michael

Hallo Miachel!

Danke dafür.

Grüße

Andreas

Hallo,

nahezu jedes Buch des Literaturkanons hat einen solchen Helden oder Antihelden und sogar die Nebenfiguren zeigen das.

Aber weil du so oft auf Harry Potter rumreitest:
Harry will ein guter Zauberer werden.
Harry vermisst seine Eltern, vermisst Zuwendung und Anerkennung.
Harry will geliebt werden.
Harry will von seinen Freunden bewundert und gemocht werden.
Harry will den Bösen bekämpfen.
Harry will von seinen Lehrern als kluges Kerlchen gesehen werden.
Harry will den Fiesen in seiner Schule eine reinwürgen.
Harry will Quidditsch-Meister werden.
Daneben ist er ein Teenager mit seiner ersten Verliebtheit.
Dann ist er neidisch auf Ron, den er um seine Familie beneidet.
Das sind nur ein paar Motivationen von Harry (nicht der komplexeste aller Romanhelden). Einige Motivationen ergänzen sich, andere widersprechen sich.
Die Handlung kommt von außen. Wie er darauf reagiert, liegt in seinem Charakter und seinen Konflikten begründet. Manchmal macht er deshalb dumme Sachen (man möchte ihn als Leser z.B. schütteln, weil er sich Dumbledore nicht früher anvertraut und so einige Verwicklungen verhindert würden, aber natürlich auch das Buch kürzer würde und der Genuss beim Lesen geringer).

Du suchst nach technischen Möglichkeiten, um zu verhindern, dass dein Opfer die Polizei erreicht. Äußerlichkeiten eben.

Gruß
Elke

Hallo Elke!

Wie viele Bücher über kreatives Schreiben habe ich gelesen, deren Autoren erklären wollten, und nicht konnten, was Tiefe und Vielschichtigkeit ist.

Ich glaube, die klügsten Menschen sind die, welche einem hochkomplizierte Dinge so unglaublich einfach erklären, dass man sich wundert, nicht selber drauf gekommen zu sein.

Es gibt viel zu tun für mich, und ich bin sicher, es wird sich lohnen.

Vielen herzlichen Dank!

Grüße

Andreas

Hallo,

noch ein Gedanke:
Ich lese gerade eine relativ gutgemachte (alles ist relativ!) Jugendfantasy-Reihe, „Everworld“. Relativ gutgemacht für Trivialliteratur, denn das ist es.
Dort sagt jemand: „You never know anybody. Not really. Not all the way.“ (Man kennt niemanden. Nicht richtig. Nicht ganz.)

Und genau das muss mit Charakteren in einem guten Buch geschehen.
Warum sonst könnte es immer noch neue Analysen von Shakespeare’s Charakteren geben, warum schreibt immer noch jemand ein neues Buch über Faust?
Weil diese Figuren eben nie ganz ausgelotet werden, weil sich immer neue Aspekte auftun (auch weil es immer neue Leser gibt, die durch die eigene Lebenssituation/eigene Erfahrungen anders an die Figuren rangehen). Ganz wie im richtigen Leben.

Gruß
Elke

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Hallo Elke!

Ja, das leuchtet ein. Vielen Dank.

Grüße

Andreas