Beißerei zwischen eigenen Hunden - was tun?

Hallo,

ich halte zwei Hunde: Nina, 4 Jahre alt, Pudel-Spitz-Terrier, seit drei Jahren bei uns und Sally, 3,5 Jahre alt, Whippet-Jack Russel-Mix, seit zwei Jahren bei uns. Gestern haben sich die zwei eine Beißerei geliefert, Jaulen, Quietschen, Knurren und offensichtlich böse - nicht diese Kabbelei, die im Spiel schon mal vorkommt. Zunächst hab ich die beiden gelassen, weil ich dachte, das müssen sie unter sich ausfechten. Als aber meine Söhne in Tränen aufgelöst mein Eingreifen forderten (klar, die Situation machte ihnen Angst), habe ich beide Hunde so laut als möglich angebrüllt. Den kurzen Moment ihrer Aufmerksamkeit hab ich genutzt, beide auf jeweils ihren Platz zu verweisen. Sie haben sofort gehorcht und sich den Rest des Abends nicht mehr angeguckt. Heute war alles Friede, Freude, Eierkuchen - sie liegen einträchtig nebeneinander, haben miteinander gespielt etc. War das Eingreifen richtig? Oder hätte ich sie lassen sollen, bis sie von allein Ruhe geben? Einen Anlaß für die Beißerei konnte ich so direkt nicht feststellen, obwohl ich mit ihnen in einem Raum war. Vor ca. einem Jahr hat es eine ähnliche Situation gegeben, da haben sie sich allerdings um einen Kauknochen gestritten und die Balgerei wurde böse. Da bin ich ähnlich verfahren und hab den Knochen schließlich weggenommen.

War mein Verhalten so in Ordnung und verfahre ich im Falle eines Falles wieder genauso?

Danke für Tipps und Hinweise -

Sams

Nach meiner Meinung war das Eingreifen richtig. Nicht nur, um Verletzungen zwischen den Tieren zu vermeiden, sondern auch, weil Du als sog. Alpha-Tier eingegriffen hast. Hunde brauchen eine Rangordnung, diese haben sie beiden miteinander ausgefochten. Wenn aber der Alpha, also der Mensch eingreift, muß Ruhe sein, sonst stimmt es im Rudel nicht mehr. Eine sog. antiautoritäre Erziehung ist bei Hunden absolut falsch!

Wir haben nur eine Hündin. Diese lassen wir manchmal im Spiel den Alpha spielen (darf mich anknurren, mit mir raufen). Sobald ich aber dieses Spiel beende, dann ordnet sie sich sofort wieder unter.

Probleme mit Leckerlis kann man nur vermeiden, wenn die Tiere gleichzeitig je einen Kauknochen bekommen.

Mehr kannst nachlesen in dem sehr guten Buch von Konrad Lorenz, „So kam der Mensch auf den Hund“ Mein Taschenbuch aus dem DTV-Verlag hat noch keine ISBN-Nummer.

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Hallo, Klaus!

Danke für deine Antwort. Ja, das mit dem Spielen kenne ich auch - bei der etwas dominanteren Hündin achte ich darauf, sie zum Ende der Spielzeit meistens auch noch zu legen (wenn sie denn zwischendurch gewinnen durfte), damit klar ist, daß ich trotzdem „das Sagen hab“. Mit den Kauknochen etc. ist das so eine Sache: Es bekommen immer beide Hunde gleichzeitig etwas, d.h., die ältere Hündin als erste, dann die zweite. Aber abgesehen von Dingen, die in fünf Minuten verknuspert sind, bleibt einer der Knochen meist nach kurzer Zeit unbeachtet in der Ecke liegen, während sich die Zwei um den anderen balgen (aber bisher eben erst einmal böse). Ist einer aufgefressen, geht das Gestreite um den zweiten Knochen weiter… *g*

Eigentlich dachte ich auch, daß das Eingreifen so okay war - bis ich mir überlegt hab, ob sich vielleicht die Rangordnung unter den beiden gerade umdreht und ich damit quasi verhindert habe, daß sie das einmal zu Ende gebracht haben. Darum meine Frage hier.

Danke auch für den Buchtipp - ist auf dem Weihnachtswunschzettel notiert. (c:

Schönen Gruß vom
Sams

Hallo Sams,

ich versuchs mal. Weißt Du denn so genau, wer der Dominantere von beiden ist?

In einem Rudel gibt es nicht nur das Alpha Tier, sondern auch immer ein Omega Tier. Dieses ist wichtig, da im Rudel aufgestaute Aggressionen an ihm abgelassen werden (Der Omega hat die sog A***Karte)
In einem gemischten Rudel Mensch/Hund ist bzw. muß ein Mensch der oder vielmehr die Alpha sein. Kinder haben in der Rangordnung selbstversterständlich noch vor den Hunden zu kommen, was aber nicht einfach ist, da Kinder für Hunde in der Regel unberechenbar sind, unter anderem durch ihr sprunghaftes Temperament…und evtl. falsche Spielanleitung mit den Hunden auch seitens Erwachsener.
Also kommen als letzte die Hunde. Unter ihnen gibt es auch nochmal eine Unterrangordnung, denn der letzte Hund ist der Omega.
Nun muß die Rudelstruktur keinesfalls statisch verlaufen. Ein niederranginges Tier, wird immer auf einen geeigneten Moment warten, seine Position im Rudel zu verbessern.
Mensch kann durch falsche Behandlung, eine solche Konfrontation sogar provozieren, indem er den rangniedrigeren Hund „bevorzugt“ (zB. Krankheit)behandelt.
Beim Begrüssen ist immer der Dominante zuerst zu begrüßen, er hat die besseren Plätze und wird auch zuerst gefüttert und frisst zuerst.
Ist das nicht der Fall, kann es sein, daß Omega eine Chance wittert und versucht seine Stellung zu verbessern. Es kommt zu einer Beisserei.
Wenn Du immer dazwischen gehst, unterbrichst Du nur den Konflikt, die Rangordnung ist aber damit nicht wiederhergestellt.
Unter Umständen werden die Kämpfe dann schlimmer und enden auch nicht mehr, wenn einer der Kontrahenten am Boden liegt.

Beobachte mal Deine Hunde, ob sie sich manchmal anstarren, solange bis einer wegsieht bzw Unterwürfigkeit zeigt (Lecken der Lefzen-der eigenen und der des zu besänftigenden Gegenübers-, Ohren zurückklappen Schwanz einziehen geduckte Haltung).Bleiben diese Gesten aus, und der Blick wird erwidert, kommt es zur handgreiflichen Auseinandersetzung. Kurz vor einem Kampf „erstarren“ sie für gewöhnlich auch für 1-2 Sekunden, bevor es richtig zur Sache geht.

Behandle also den Dominanteren wie es ihm gebührt. Egal was Du mit beiden Hunden machst, er hat ein Recht darauf, als dominanter Hund auch zuerst bedient zu werden.
Eine gleichzeitige Gabe von Knochen, ist nicht angebracht, obgleich solche Dinge doppelt vorhanden sein sollten, aber kriegen muß es der Dominantere zuerst.

Ich hoffe das hilft ein bissl
LG Maja

Hallo, Maja!

Vielen Dank für deine ausführliche und hilfreiche Antwort. Das mit dem Alpha-Tier ist mir (nicht nur) aus dem Hundetraining bekannt und wird weitgehend umgesetzt. „Weitgehend“ schreibe ich deshalb, weil ich eben z.B. bei den Kauknochen jedem Hund einen gebe, wenn auch der dominanteren Hündin zuerst. Die Rangordnung zwischen den beiden war eigentlich von Anfang an klar: Nina ist die Ältere und war schon länger bei uns, da gab es gar keine „Diskussion“. (c: Zudem ist Nina ein eher aggressiver Typ, während Sally eigentlich Artgenossen (und Menschen) gegenüber ängstlich und unterwürfig war. (Ihre Vorgeschichte ist recht trostlos, sie ist wegen Verwahrlosung und anderen Dingen ihren Vorbesitzern enteignet worden.) Sie ist aber körperlich und größenmäßig Nina inzwischen überlegen; kann allein das dazu führen, daß sie versucht, der anderen die Rangfolge streitig zu machen? In den zwei Jahren, die wir sie haben, hat sie deutlich an Selbstbewußtsein gewonnen und setzt ihre Wünsche z.T. recht drastisch durch. Beispiel: Ich schmuse mit Nina und Sally will auch gekrault werden. Also drängelt und schubst sie sehr hartnäckig, steigt mitunter sogar auf die andere Hündin drauf, nur damit sie nicht zu kurz kommt. Bis jetzt hilft es wenig, sie dann konsequent wegzuschubsen und deutlich zu sagen, daß die nicht dran ist - da ist sie dickköpfig wie ein waschechter Westfale. *g*

Mir geht es um vorrangig folgendes: Wenn die Hunde untereinander die Rangfolge wechseln bzw. dabei sind, diese neu festzulegen, unterstütze ich dieses oder beharre ich darauf, daß die bisher geltenden Rollen bleiben?

Beobachte mal Deine Hunde, ob sie sich manchmal anstarren,
solange bis einer wegsieht bzw Unterwürfigkeit zeigt (Lecken
der Lefzen-der eigenen und der des zu besänftigenden
Gegenübers-, Ohren zurückklappen Schwanz einziehen geduckte
Haltung).Bleiben diese Gesten aus, und der Blick wird
erwidert, kommt es zur handgreiflichen Auseinandersetzung.

Dieses Verhalten ist mir bis jetzt nicht aufgefallen, aber ich werde darauf achten.

Schönen Gruß vom

Sams

Hallo Sams,

die Größe an sich, könnte unter Umständen schon ausreichen um die Rangordnung in Frage zu stellen. Nicht umsonst bäumt sich ein dominanter Hund auf um größer zu erscheinen. Kopf hoch erhoben, Rute steil aufgestellt.

Mir scheint, die „Kleine“ wird wirklich selbstsicherer, das könnte Schwierigkeiten geben, wenn die Alte nicht einsieht, daß es Zeit wird abzudanken.
Wie lange das dauert und in welchen Fällen ein Einschreiten gut oder schlecht ist, ist von Situation zu Situation unterschiedlich, Das muß man gesehen haben. Hast Du denn den Eindruck, sie würden noch aufhören, wenn sich einer ergibt? dann würde ich sie ihren Konflikt beenden lassen. Kleinere Blessuren kann man dabei in Kauf nehmen.
Dieses Aufreiten ist auch eine Dominanzgeste…wird sie denn dann weggebissen, oder wird das Aufreiten geduldet?

Kannst Du mir mal Bilder von den beiden mailen, auf denen sie möglichst zusammen drauf sind? Ich würde mir wenn es geht, gerne mal ihre Körperhaltung anschauen.

Du gehst ins Hundetraining? Agility oder Begleithund, Obedience…oder, was trainiert ihr denn?

LG Maja

Hallo, Sams,
Alles was hier gesagt wurde ist gut und richtig.Ich möchte nur gern meine eigenen Erfahrungen beitragen.
Beißerei bei eigenen Hunden ist durchaus keine Seltenheit, auch bis zur echten Gefährdung.
Zwei Hündinnen zu halten ist immer riskant und nach meiner Erfahrung beißen sie sich - wenn sie es einmal getan haben - immer wieder. Die Abstände werden immer kürzer, die Kämpfe immer heftiger.
Ich glaube Frau Dr. Feddersen schrieb, daß der Hund sich in diesem Punkt anders verhält als der Wolf. Er sieht nach langer Domestikation mehr die menschliche Familie als sein Rudel an, nicht mehr die anderen Hunde mit denen er zusammen lebt.
Sei also vorsichtig, ich habe in dieser Beziehung viel erlebt, trotz aller Literaturhinweise.
Dennoch toi,toi,toi!
Lilo

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