Beißerei zwischen Hündinnen

Hallo, wir haben seit kurzem ein großes Problem in unserem kleinen Hunderudel. Kurz zur Situation: Seit 12 bzw. 11 Jahren habe wir zwei Dackeldamen, Dabsy und Trixi. Es gab nie Probleme zwischen den Beiden. Die Ältere, Dabsy, ist die „Anführerin“, Trixi ist eher vorsichtig und nicht so selbstsicher. Dafür ist sie wesentlich kräftiger. Machtgerangel o.ä. gab es aber zwischen den Beiden zu keinem Zeitpunkt. Vor zwei Jahren haben wir ein kleines Beaglemädchen, Meggy, dazugekauft. Mit dem neuen Welpe gingen (vorerst für kurze Zeit) die Probleme los. Es gab 4-5 böse Beißerein zwischen unseren beiden Dackeln, der junge Beagle hat sich da nicht eingemischt, klar, war ja noch ein Hundekind. Die unterlegene Hündin war immer Dabsy, einmal wurde sogar die Speicheldrüse am Hals verletzt, da haben wir lange um sie bangen müssen. Die Beißerein waren immer richtig böse, gingen immer an den Hals, nicht bloß Zänkerein. Nach einem halben Jahr hörte das Ganze aber auf, es kehrte wieder Ruhe ein in unserem kleinen Rudel. Keine Zwischenfälle mehr. Vorgestern nun, bei der Begrüßung, kam es wieder zu einer Beißerei. Dieses Mal war aber das nun 2-jährige Beagelmädchen Meggy der Auslöser. Es ging wieder auf unsere Dabsy. Trixi hat dabei kräftig mitgemischt. Der eine oben in den Arm, der andere unten in Bein und Bauch. Wir hatten Mühe das ganze zu trennen. Das „Opfer“ hatte keine Chance sich zu wehren, ich glaube ohne unsere Anwesenheit wäre Dabsy jetzt nicht mehr unter uns :frowning: Es ist nichts lebensgefährliches. Zwar ist vor allem das Vorderbein sehr verletzt, aber sie bekommt Antibiotika, Schmerzmittel usw., das wird schon wieder… Das viel größere Problem für uns: Wie soll es jetzt weiter gehen? Wenn wir nicht da sind, ist Dabsy ohnehin für sich allein, da kann nichts passieren. Das hatten wir vor zwei Jahren schon so eingerichtet, man weiß ja nie… Aber wenn wir zu Hause sind, wollen wir doch alle gemeinsam die Zeit verbringen… Da nun auch Meggy, die Beaglehündin mitmischt, die ja viel größer und kräftiger ist, haben wir wirklich Angst dass die nächste Attacke tödlich endet. Dabsy hat einfach keine Kraft mehr um sich zu wehren :frowning: Wir überlegen nun was wir tun können. Welche Möglichkeiten gibt es? Bringt Kastration des Beagles etwas? Sollten wir die Reißzähne ziehen lassen oder abschleifen. Geht so was überhaupt? Beißkorb scheidet aus, das ist kein Hundeleben. Welche Möglichkeiten gibt es sonst noch? Wir möchten aber auch keines der Tiere weggeben müssen, wir lieben sie alle sehr. Was sollen wir nur tun???

Hallo,

in eine Hundeschule gehen … und zwar in eine gute!!!
Das Problem liegt nicht an den Hunden, sie akzeptieren Euch als Rudelführer nicht. Das hier alles zu erklären ist aber fast unmöglich, such Euch gute Hilfe ! Die bilden grad das Rudel bzw. die Rangordnung neu und sowas geht bei Hündinnen leider bis aufs Blut. Sei froh, das die fast gleich groß sind, ich kenne das von Dackel gegen Neufi…

Guck mal , eine gute Seite ist auch das hier :
http://www.hovawart-info.de/rangordnung.htm

Grüße
Margit

Hallo,

das, was bei euch passiert, ist grundsätzlich erst einmal eine normale Entwicklung: Die Kräfteverhältnisse im Rudel haben sich verändert und nun wird die Rangordnung diskutiert. Da es sich um Hündinnen handelt, geht es dabei häufig leider nicht nur um Unterordnung der unterlegenen Hündin, sondern um Vertreibung oder - wenn diese nicht möglich ist - Tötung.

Insgesamt habt ihr eigentlich eine Menge Glück gehabt, dass das Ganze so lange gut funktioniert hat. Leider hat sich auch bei euch gezeigt, dass drei oft einer zuviel sind: Der Neuankömmling hat das Ranggefüge durcheinander gebracht. Hinzu kam, dass die Rudelchefin an Kraft verlor - und ich wage mit ziemlicher Sicherheit zu behaupten, dass ihr an den Machtkämpfen nichts mehr ändern konnt.

Würden die Hunde in einem nicht von Menschen kontrollierten Rudel leben, wäre Dabsy längst tot. Da inzwischen die Junghündin alt genug ist, um ebenfalls ihre Position behaupten zu wollen, wird es immer wieder zu Angriffen auf die Althündin kommen. Daran habt ihr als Menschen keine Schuld: Es ist eine Illusion zu glauben, dass der Mensch das Ranggefüge in einem Hunderudel nachhaltig beeinflussen kann. Das gelingt bestenfalls situativ.

Kastration würde in diesem Fall nichts Positives bewirken, sondern genau das Gegenteil: Im Gegensatz zu Rüden fällt bei Hündinnen durch die Kastration die dämpfende Hormonwirkung weg, was dazu führt, dass Hündinnen Artgenossinnen gegenüber eher aggressiver als friedlicher werden.

Was ihr tun könnt ist, Krisenmanagement zu betreiben. Zum Teil habt ihr damit ja schon begonnen, indem ihr die Hündinnen während eurer Abwesenhei trennt. Das müsst ihr auch in eurer Anwesenheit tun: Stellt Dabsy unter euren persönlichen Schutz und verbietet den beiden anderen Hündinnen jede Annäherung. Das bedeutet aber, dass ihr wirklich wachsam bleiben müsst, denn die beiden (vor allem vermutlich die Beaglehündin) werden jede Gelegenheit nützen, Dabsy anzugreifen.

Aufpassen müsst ihr vor allem beim Füttern und beim Streicheln. Wenn ihr Dabsy streichelt, schickt die anderen beiden auf ihren Platz und umgekehrt. Spielzeug solltet ihr wegräumen. Selbst wenn Dabsy nicht mehr spielt, kann es genügen, dass sie an einem Teil nur vorbeiläuft und damit einen Angriff provoziert.

Das Ganze ist eine wirklich kritische Situation, da aus Sicht der Hunde Dabsy verschwinden muss. Hunde sind da entschieden unsentimental. Für alle Hunde (aber für Dabsy besonders) bedeutet die jetzige Situation extremen Stress. Wenn ihr ein ruhiges Plätzchen für Dabsy finden könntet, wäre das für den Hund mit Sicherheit nicht die schlechteste Lösung.

Wenn ihr euch entschließt, sie zu behalten, müsst ihr sehr gut aufpassen. Sonst wird sie vermutlich einen der nächsten Angriffe nicht überleben.

Es würde nach meiner Einschätzung übrigens auch nichts bringen, die Beaglehündin (als Jüngste) wegzugeben. Ich würde nicht damit rechnen, dass die beiden Dackeldamen dann ohne weiteres zum früheren Frieden zurückfinden würden.

Schöne Grüße,
Jule

Hi Jule

@Es würde nach meiner Einschätzung übrigens auch nichts bringen, die Beaglehündin (als Jüngste) wegzugeben. Ich würde nicht damit rechnen, dass die beiden Dackeldamen dann ohne weiteres zum früheren Frieden zurückfinden würden.

Ich möchte Dir keinesfalls widersprechen. (Könnte ich auch nicht, da ich kein Hundeexperte bin). Ich würde es nur gerne verstehen.

Wieso würden diese beiden Hündinnen nicht mehr so sein wie vorher? Wäre die Ordnung in diesem Rudel unwiderruflich zerstört?

Gruß

Hallo Sin,

Wieso würden diese beiden Hündinnen nicht mehr so sein wie vorher? Wäre die Ordnung in diesem Rudel unwiderruflich zerstört?

Ich denke nicht, dass die Ordnung unwiderruflich zerstört wäre, ich vermute aber, dass sie nach einer erneuten Veränderung auch zwischen den beiden Dackelinen wieder neu definiert werden müsste.

Der Grund für diese Annahme liegt darin, dass sich die andere Dackelhündin ja bereits aktiv um eine Veränderung der Rangordnung gegenüber der Chefin bemüht hat. Wäre nun die Beaglehündin nicht mehr da, stünde da dennoch nach wie vor die Frage im Raum, ob sie nicht zukünftig mehr zu sagen haben könnte. Einige Siege über die ehemalige Chefin tragen ja inzwischen zusätzlich zu derartigen „Überlegungen“ bei.

Hinzu kommt möglicherweise erschwerend, dass die Althündin deutlich Schwäche zeigt. Man beobachtet bei besonders instinktsicheren Hunden, dass sie stärkere Tendenzen zeigen, alte und schwache Tiere im Rudel oder fremde Welpen zu attackieren.

Wie heftig diese Diskussionen sein würden, kann ich nicht sagen.

Ich hoffe, ein wenig zum Verständnis beigetragen zu haben.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Du vermittelst darin Kompetenz und sachliches Einfühlungsvermögen gleichermaßen und hast uns sehr geholfen, einerseits zu verstehen was gerade passiert und andererseits zu wissen, was wir künftig tun und lassen sollten. Für Dabsy ein ruhiges Plätzchen zu finden wäre sicher kein Problem, sie ist der Liebling der Familie. Das kommt trotzdem nicht für uns in Frage, denn sie ist auch unser größster Schatz. Wir werden Deinen Rat annehmen bzw. tun das seit dem Wochenende schon konsequent. Dabsy steht ab sofort unter unserem persönlichen Schutz und wir werden versuchen auszuschließen, dass es keine solchen „spannenden Kontakte“ in unserem kleinen Rudel mehr gibt. Hoffentlich gelingt uns das immer und zu jeder Zeit, aber vielleicht haben wir weiterhin Glück und Dabsy kann noch eine schöne und vor allem stressfreie Zeit bei uns verbringen. Vielen Dank noch einmal für Deine Hilfe.

Hi Jule!

Danke für die Erklärung.

Gruß