Bekreuzigen auch wenn konfessionslos?

Hallo,

auch wenn die Frage etwas merkwürdig klingt, vielleicht hat ja doch jemand eine Antwort darauf :smile:

Ich war vor kurzem mit meiner Freundin in Paris, wo wir u.a. Sacré-Coeur besucht haben, also eine katholische Kirche. Sie ist katholisch, ich konfessionslos. Als wir hineingingen, hat sie sich, wie viele andere auch, mit Weihwasser bekreuzigt.

Wie sollte man sich in so einer Situation verhalten, wenn man nicht getauft ist? Muss/sollte man sich ebenfalls bekreuzigen wenn man eine katholische Kirche besucht? Es ist ja immerhin ein geweihter Ort, den man da betritt. Oder sollte man gar nichts tun?

Viele Grüße, Robert

Hallo Robert,

ich denke, es gilt die Regel: Verhalte dich am heiligen Ort einer dir fremden Religion so, dass du die Gefühle der Gläubigen nicht verletzt. D.h. halte die Verhaltensvorschriften „passiv“ ein (Kleidung, leises Reden, ruhiges Bewegen), aber fühle dich nicht zu aktiven Glaubensäußerungen verpflichtet.

Das heißt nicht, dass Kreuzzeichen und Weihwasser für dich verboten wären - wenn dieser Ritus DIR etwas bedeutet. (Solche Segenszeichen sind nicht den Katholiken vorbehalten, im Unterschied zu den Sakramenten.)

Gruß,
Peter

Ich möchte mich meinem Vorgänger anschließen:

Keiner muss sich bekreuzigen. Es ist lediglich ein Ritual, was etwas verdeutlichen soll. Auch ein Katholik MUSS sich nicht bekreuzigen … die Meisten tuns halt. Es soll einem klar machen, dass man sich bewusst ist, das Jesus am Kreuz gestorben ist.

Bin vor Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten - aber das Kreuzzeichen bedeutet mir immer noch was. Ich mache es nicht mehr so oft - aber immer noch … wenn es mir wichtig ist.

CU Aggie

hallo Robert,

ich hatte es schon mal an anderer Stelle erzählt. Vor etlichen Jahrzehnten wurde ich offiziell zu einem Treffen von funkenden Mitarbeitern im kirchlichen Dienst eingeladen. Ich wußte, dass die Mehrzahl Katholiken waren und wir auch eine Messe besuchen würden. Da ich von Hause aus ganz streng antikatholisch erzogen wurde, stand ich vor dieser Einladung zur Messe total hilflos.
Wir hatten nun ein befreundetes Paar, die gemischt-religiös waren, sprich einer katholisch,einer evangelisch. Ich rief meine Freundin an, um sie in dieser für mich heiklen Angelegenheit um Rat zu fragen. Ich bekam folgende Antwort:

Das, was du mit deinem Herzen mitmachen kannst - tu es.
Das, was du nicht mit deinem Herzen machen kannst - lass es.

Damals war ich schwer enttäuscht, weil dieser Satz keine Hilfe schien. Jedoch – er hat sich immer wieder in meinem Leben bewahrheitet, ob bekreuzigen, knien oder andere Rituale… das Herz muss entscheiden. Denn lieber ehrlich etwas nicht mitmachen, als mit Falschheit dabei sein. Das merkst du und das merkt dann jeder.

Gruß kikut

P.S genauso habe ich es später gehalten, wenn ich bei anderen Gläubigen war und es ist immer akzeptiert worden.

Die Antwort ist Klasse !
Ich würde auch in keiner Synagoge ein solches Käppele aufsetzen und in einer Moschee die Schuhe nicht ausziehen ( weil das nicht gerade wirklicher Vorteil für die Ummenschen wäre *g ). Dazu würde ich mich auch nicht zwingen lassen, ansonsten würde ich auf das Betreten verzichten. Ich muss bei einer kirchlichen Feier ( Hochzeit, Kindtaufe, Beerdigung ) ja auch nicht mitbeten oder singen.

HM

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Hallo Herr Meyer,

Ich würde auch in keiner Synagoge ein solches Käppele
aufsetzen und in einer Moschee die Schuhe nicht ausziehen (
weil das nicht gerade wirklicher Vorteil für die Ummenschen
wäre *g ). Dazu würde ich mich auch nicht zwingen lassen,
ansonsten würde ich auf das Betreten verzichten. Ich muss bei
einer kirchlichen Feier ( Hochzeit, Kindtaufe, Beerdigung ) ja
auch nicht mitbeten oder singen.

Dir ist aber schon klar, dass du damit diesem Ort „Gotteshaus“ weniger Respekt bezeugst als jedem Moslem, eigentlich muss ich sagen, jedem in Arabien lebenden, den du besuchst. Es hat einfach was mit Sand (und wohl auch Dreck) und Teppichen zu tun und ist einfach gutes Benehmen. Und ich geh ja auch nicht barfuss in eine Kirche oder bauchfrei in eine griechische Kappelle (obwohl das viele Touristen tun, wie leider selbst gesehen habe). Und nochwas: eine Moschee ist vom Charakter her auch anders als eine Kirche. Sie wird nicht nur zum Gottesdienst betreten, sondern dient zwischen den Gebetszeiten als Ort zum Ausruhen. Man findet immer wieder Menschen darin, die sich dort hinlegen, um ein Nickerchen zu halten. Ich wollte deine Strassenschuhe auch nicht in meinem Bett haben.

Brauchst du da eine Gewissensentscheidung, um dich den Sitten von anderen Kulturen anzupassen, wenn du dort bist? Ich dachte, Hoeflichkeit und gute Erziehung wuerden reichen.

Gruesse, Elke

hallo Elke,

ich find es immer interessant, welcher Aufschrei durch die Reihen geht, wenn irgendwelche Glaubensinhalte - lehren, -praktiken usw. anderer, vornehmlich der mohammedanischen und gar der israelitischen Religionin Zweifel gestellt oder in Teilen abgelehnt werden, während Bestandteile der christlichen Glaubensrichtungen zerfleddert, gar lächerlich gemacht werden dürfen. Deshalb meine provokante Einfügung. Im Übrigen würde ich natürlich die Schuhe ausziehen, in fremden Wohnungen tue ich das auch. Doch als ich heuer eine Synagoge besuchte , hätte ich das Tragen des Käpples strikt abgelehnt. Sowieso eine Frechheit in meinen Augen, gesalzen Eintrittspreis* für den Besuch zu verlangen, das Besteigen der Kuppel hätte nochmal extra gekostet. In jede Kirche kann man kostenlos gehen beziehungsweise ist das Darreichen einer Spende eine vollkommen freiwillige Sache.

HM

* Mit Rücksicht auf Mitreisende dem Besuch zugestimmt. Ansonsten wäre ich auf dem Absatz umgekehrt. Hat nichts mit den 3,50 € p.P. zu tun, sondern mit Prinzipien.

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Hallo Herr Meyer,

ich find es immer interessant, welcher Aufschrei durch die
Reihen geht, wenn irgendwelche Glaubensinhalte - lehren,
-praktiken usw. anderer, vornehmlich der mohammedanischen und
gar der israelitischen Religionin Zweifel gestellt oder in
Teilen abgelehnt werden, während Bestandteile der christlichen
Glaubensrichtungen zerfleddert, gar lächerlich gemacht werden
dürfen. Deshalb meine provokante Einfügung.

Ich war mir keines Aufschreies bewusst.

Im Übrigen würde
ich natürlich die Schuhe ausziehen, in fremden Wohnungen tue
ich das auch. Doch als ich heuer eine Synagoge besuchte ,
hätte ich das Tragen des Käpples strikt abgelehnt. Sowieso
eine Frechheit in meinen Augen, gesalzen Eintrittspreis* für
den Besuch zu verlangen, das Besteigen der Kuppel hätte
nochmal extra gekostet. In jede Kirche kann man kostenlos
gehen beziehungsweise ist das Darreichen einer Spende eine
vollkommen freiwillige Sache.

Den Rest kann ich nicht beurteilen, mir fehlt die Erfahrung. Ich selbst bin konfessions- und religionslos, aber wenn ich in ein Gotteshaus gehe - egal ob christlich, juedisch, islamisch, hindu etc. - richte ich mich nach den dortigen Gepflogenheiten. Das hat nichts mit Glaubensinhalten zu tun auch nicht mit -praktiken, sondern mit Respekt vor dem Glauben anderer. Aus dem gleichen Grund wuerde ich mich in einer katholischen Kirche weder bekreuzigen noch hinknien, noch in einer Moschee mich auf den Boden knien und mit dem Kopf den Boden beruehren, um auf das Ausgangsposting zurueckzukommen.

Ich trage auch in Saudi Arabien eine Abaya, wenn ich in der Oeffentlichkeit bin (in unserer Provinz brauche ich als westliche Frau den Kopf nicht bedecken, in Riyadh wuerde ich wohl ein Kopftuch tragen). Damit erkenne ich andere Sitten an und vermeide, in einem Land, in dem ich Gast bin, Anstoss zu erregen. Damit vergebe ich mir nichts. Und es macht mich als Mensch nicht geringer. Es hindert mich auch nicht daran, in Gespraechen mit Saudis meine Ablehnung dieser Kleidungsvorschrift zum Ausdruck zu bringen. Waere ich Saudi Araberin und wuerde ueber diese Kleidung genauso denken, wie ich das jetzt tue, wuerde ich eventuell (wenn ich den Mut dazu haette) anders handeln. Aber das ist ein anderes Thema.

Gruesse, Elke

hallo Elke,

viel viel entsetzlicher finde ich das Fotografieren in Gotteshäusern, Moscheen, Synagogen. Ich habe hier jahrelang in unserer Kirchengemeinde dagegenangekämpft - und verloren. Und was Touristen `Gläubigen´generell zumuten finde ich eine Schande.

Als ich das erste Mal vor 30 Jahren in Israel war, haben wir uns mit 4 Leuten für unsere Landsleute in Grund und Boden geschämt. Achtung vor dem Andersgläubigen – das gab es nicht. Und unter dem Schild in der Paternosterkirche von Jerusalem wurde laut (!!!) gestritten, ob das Vater unser nun evangelisch oder katholisch sei.

Seitdem mache ich solche Reisen nur noch allein - oder gar nicht.
kikut

hallo Herr Meyer,

in jede Kirche kostenlos??? Da lache ich ganz laut. In Israel, in der Grabeskirche da wurde überall Eintritt verlangt, dann wurden Kerzen angezündet … wenn die „Touris“ rausgehen, ausgepustet - und der nächsten Gruppe wieder verkauft.

Das habe ich nur die 1. Reise wirklich mitgemacht (machen müssen, wie du auch erzählst) aber später … nicht mehr.

Also die christlichen Kirchen wissen leider zu allererst wo Geld zu holen ist…
kikut

hallo Elke noch einmal,
die Schuhe ziehe ich da aus, wo es üblich ist. In meinem Geschäftsbereich gibt es viele türkische Moslems. Und wenn ich da privat eingeladen bin, ziehe ich selbstverständlich auch die Schuhe aus. Ich habe übrigens deshalb immer ein paar schicke Schlappen im Geschäftskoffer… da strumpfsock ich mich absolut unwohl fühlr…
Gruß kikut

deren großer großer Traum ist, in ein paar Jahren die Mittel zu haben, in die Vereinigten Emirate zu reisen.

hallo Herr Meyer,

in jede Kirche kostenlos??? Da lache ich ganz laut. In Israel,
in der Grabeskirche

naja, das iss vielleicht die Ausnahme. Selbst der Petersdom ist, sieht man vom Obolus für Kuppel und Lift ( berechtigt - atemraubende Aussicht auf Rom ) ab, kostenfrei zu betreten, ebenso alle Gottehäuser in Assisi.

da wurde überall Eintritt verlangt, dann
wurden Kerzen angezündet … wenn die „Touris“ rausgehen,
ausgepustet - und der nächsten Gruppe wieder verkauft.

Das habe ich nur die 1. Reise wirklich mitgemacht (machen
müssen, wie du auch erzählst) aber später … nicht mehr.

Also die christlichen Kirchen wissen leider zu allererst wo
Geld zu holen ist…

Schon, aber nicht so dreist wie die besagte Gemeinde in Berlin, Oranienburger Straße. Um ein paar fotokopierte Dokumente anschauen zu dürfen war mir das Geld wirklich zu fett.

HM
Dass wir uns richtig verstehen: ich habe nichts gegen andere Religionen und schon gar nicht gegen das Judentum, aber auch die können die sprichwörtliche Kirche mal im Dorf lassen.

kikut

:smile:

hallo Elke noch einmal,
die Schuhe ziehe ich da aus, wo es üblich ist. In meinem
Geschäftsbereich gibt es viele türkische Moslems. Und wenn ich
da privat eingeladen bin, ziehe ich selbstverständlich auch
die Schuhe aus. Ich habe übrigens deshalb immer ein paar
schicke Schlappen im Geschäftskoffer

Aha, AVON - Beraterin ?

… da strumpfsock ich
mich absolut unwohl fühlr…
Gruß kikut

deren großer großer Traum ist, in ein paar Jahren die Mittel
zu haben, in die Vereinigten Emirate zu reisen.