Beleidigung?

Hallo,
fällt mir schwer dafür einen Titel zu finden und in welches Forum das passt weiß ich auch nicht, bin aber gespannt was ihr dazu sagt:

Als die Bezeichnung „Nigger“ zustandekam, war dies eine herabwürdigende Bezeichnung für einen Schwarzen. Heute nennen sich aber viele Schwarze untereinander Nigger, ohne darin eine Beleidigung zu sehen.

Auch die Bezeichnung „Kanacke“ ist eine herbe Beleidigung, doch schon oft habe ich Ausländer (meist Türken) beobachtet die sich selbst oder sich untereinander als Kanacken bezeichnen.

Mich würde interessieren was der Psychologische Hintergrund dazu ist. Akzeptiert der Mensch irgendwann jede Beleididung und indentifiziert sich evtl. sogar damit?

Hallo Pascal

  1. Man nimmt dem Schimpfwort seine Kraft, wenn man sich mit ihm identifiziert.

  2. Die Weißen haben das Schimpfwort eingesetzt, um die Schwarzen oder Türken auszugrenzen. Diese nutzen es nun ihrerseits, um sich von den Weißen abzugrenzen.

Gruß, Tychi

Gruppenidentifizierung
Hi Pascal,

„Nur ein Nigger darf einen anderen Nigger nennen.“
„Wir sind Nigger.“

Damit werden andere aus der Gruppe ausgeschlossen.
Ich sehe das von dir beschriebene Phänomen als Form der Gruppenidentifizierung.

Du hast sicher auch beobachtet, dass manche Leute sich sprachlich lieber der Gruppe der Schwarzen anschließen oder der Gruppe der Türken. Die negative Belastung von Schimpfworten wird nicht aufgehoben, indem man sie selbst anwendet; ich schätze, sie wird allenfalls enttabuisiert, bzw die Ehrverletzung wird umgelenkt in Richtung des Gegenübers.

LG
Sprite

  1. Die Weißen haben das Schimpfwort eingesetzt, um die
    Schwarzen oder Türken auszugrenzen. Diese nutzen es nun
    ihrerseits, um sich von den Weißen abzugrenzen.

Ergänzend in diesem ZUsammenhang:
Die kulturelle Identität wurde durch die Weißen zerstört, das Schimpfwort steht als provokativer Lückenhalter.

LG
Sprite

Mit Einschränkungen
Hi Sprite

„Nur ein Nigger darf einen anderen Nigger nennen.“

It depends on, möchte man sprechen. Es gibt auch schon diese Bedeutungsveränderungen in der Wertigkeit. Vieles, was früher „shocking“ war, ist heute abso9lut normal.
In den 50, 60er Jahren durfte man z.B. einen Homosexuellen nicht „Schwulen“ nennen, das war ein Schimpfwort. Dann aben sich die Schwulen es sich selbst zueigen geacht und inzwischen ist es völlig in Ordnung, wenn auch ein Hetero von den Schwulen spricht oder einen Schwulen schwul nennt.
Bei den „Niggern“ sind wir noch nicht ganz so weit, kann aber auch noch kommen. Es ist ein merkwürdig komplexes Phänomen, welches wir als Einelne nicht in der Hand haben. Das „politisch Korrekte“ schält sich gleichsam selbst in der Zeit heraus. Die Geschichte -und schon gar nicht die etymologische- lässt sich nicht in ihrem Ablauf vorherbestimmen.
Gruß,
Branden

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Hi,

ich habe mit einem Schwarzen aus New Orleans zusammen gelebt. Auch andere Schwarze durften ihn nicht so nennen, und überhaupt habe ich keine kennen gelernt, die das machten. Das kommt wirklich drauf an. Die meisten finden das gar nicht lustig. Hängt m.E. eher mit einem falschen Image zusammen, das einem die Kulturindustrie vermittelt. Zumal der Bildungsstand dabei sehr entscheidend ist.

Cheers

Hilmar

Weitere Einschränkungen
Hi Branden,

It depends on, möchte man sprechen. Es gibt auch schon diese
Bedeutungsveränderungen in der Wertigkeit. Vieles, was früher
„shocking“ war, ist heute abso9lut normal.

Generell kann sich eine flexible Gesellschaft an vieles gewöhnen, nur gerade das von dir gewählte Beispiel passt nicht ganz in diesem Zusammenhang.

In den 50, 60er Jahren durfte man z.B. einen Homosexuellen
nicht „Schwulen“ nennen, das war ein Schimpfwort. Dann aben
sich die Schwulen es sich selbst zueigen geacht und inzwischen
ist es völlig in Ordnung,

Hier ist etwas anderes passiert, schwul/homosexuell zu sein galt in den 50er und 60er Jahren als krankhaft, assozial, pervers u.s.w. Die Schwulen- und Lesbenbewegung hat es inzwischen zumindest teilweise erreicht, dass Homosexualität als normal verstanden wird und nicht als Krankheit oder Irrtum. Somit fällt das beleidigende Element heraus, wenn jemand auf seine sexuelle Neigung hin ansgesprochen wird.

Der Unterschied zum ‚Nigger‘ ist, dass dieser nicht normal schwarz ist, sondern der unterprivilegierte Diener von Weißen ohne Anspruch auf Menschenrechte und Selbstbestimmung.

Ich kann deinen Einwand nachvollziehen, dass geschichtlicher Hintergrund und Sprachgebrauch nicht unbedingt kongruent zueinander sein müssen. Doch hast du schon einmal von einer Niggerbewegung gehört? Ich nicht. Von einer Schwarzenbewegung schon. Schwarz geboren zu sein ist anders als ohne Menschenrechte dazustehen. Der politische Hintergrund ist doch noch viel zu aktuell, als dass man diesen einfach wegretuschieren könnte.

Nun könnte man fragen, ob wir eine Nigger-/ und Kanackenbewegung brauchen. Vielleicht bemühen sich manche, eine solche Bewegung anzuleiern, um eine nicht-intellektuelle Identifikationswelle v.a. für Jugendliche zu ermöglichn. Ich habe jedoch eher den Eindruck, dass die Existenz einer Nigger-/ und Kanackenbewegung in Rap und sonstige Ghettoblastersounds hineininterpretiert wird. Damit meine ich nicht dich sondern die Medien.

LG
Sprite

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