Belohnungsfutter für den Hund

Hallo,

Unsere jetztige bekommt für ihre Grundkommandos einschließlich „komm“ schon seit mindestens 2 Jahren gar nichts mehr und hört da trotzdem souverän. Ja, ihr genüg das „liebe Wort“ da ganz offensichtlich.

Auch ein Lob ist positive Verstärkung. Und um diese ging es letztendlich. Bliebe sie völlig aus, würde ich am dauerhaften weiteren Gehorsam des Hundes zweifeln.

Sehe ich entschieden anders. Wenn die grundsätzliche Rangordnung stabilisiert ist, gibt es für den Hund auch keinen Grund sich in der „Komm“-Verweigerung (und ähnlichem) auszutesten.

Damit bewertest du die hundlichen Rangbeziehungen falsch. Es gibt keine Rollenverteilung, die lebenslang festzementiert ist. Weder unter Hunden noch zwischen Hunden und Menschen. Ich halte es aber durchaus für wahrscheinlich, dass du als sicherer Hundeführer, die entsprechenden „Anfragen“ deines Hundes so beantwortest, dass er keine ernsthaften Diskussionen anstrebt. Das bedeutet aber nach meiner Überzeugung auch, dass der Hund gelernt haben muss, dass es ihm nicht bekommt, wenn er ein Kommando nicht befolgt.

. für manch einen mag die lebenslange Betüdelung für erfolgreich absolvierte Grundkommandos notwendig sein…

Positive Verstärkung hat nichts mit „Betüddeln“ zu tun. Sie ist die praktische Anwendung einer anerkannten Lerntheorie, nicht mehr und nicht weniger.

aber meiner Ansicht nach gibt es auch genug Tiere, für die das gelegentliche „Fein“ des Herrchens als Anerkennung völlig ausreicht.

Auch das ist doch nichts anderes, als praktizierte variable Verstärkung. Du verwendest halt kein Futter, sondern verbales Lob - am Prinzip ändert das nichts.

Zu generalisieren (auch wenn selten Ausnahmefälle zugestanden werden), dass ein Hund, der keine Leckerlies (oder andere höchte Motivatoren) mehr bekommt für schlichte grundsätzliche Sachen, diese irgendwann nicht mehr befolgen wird halte ich schlicht für falsch.

Was für dich „schlichte, grundsätzliche Sachen“ sind, liegt in deiner persönlichen Bewertung. Für den Hund macht es keinen Unterschied, ob er sich auf Kommando hinsetzt, hinlegt oder einen Purzelbaum macht. Für ihn bedeutet es Unterordnung unter deine Autorität.

Und hier kommt in aller Regel der Punkt, an dem sich zeigt, ob ein Hund rein über positive Verstärkung gearbeitet wurde oder auch gelernt hat, dass das Nichtbefolgen eines Kommandos negative Konsequenzen nach sich zieht.

Im ersten Fall wird er mit Sicherheit immer wieder mal Versuche unternehmen, nicht oder nur verzögert zu gehorchen, wenn die bestmögliche Motivation ausbleibt oder sich abnützt. Er düst z.B. nicht mehr aufs erste „Komm!“ heran, sondern schnüffelt erst noch mal ausgiebig und/oder hebt das Bein, bevor er tatsächlich kommt. Den meisten Hundebesitzern reicht das immer noch, und viele registrieren derartige Verzögerungen gar nicht als schleifenden Ungehorsam.

Hundebesitzer(innen), denen man beigebracht hat, dass sie ihren Hund immer in den höchsten Tönen heranjubeln müssen, erreichen den Punkt, an dem der Hund ihr Getue zu ignorieren beginnt, meist relativ früh, wenn die entsprechende Belohnung ausbleibt, weil der Vierbeiner auf Durchzug schaltet.

Ebenfalls schneller abgenutzt wird das Befolgen von Kommandos unter rein positiver Verstärkung, wenn der Hund einem Reiz ausgesetzt wird, der stärker ist als die zu erwartende Belohnung. Ein echter Jäger wird sich durch kein Leckerchen der Welt zuverlässig von einer Fährte abbringen lassen.

Anders ist das, wenn der Hund ebenfalls gelernt hat, dass Nichtbefolgen bestraft wird. Dann befolgt er das Kommando (das ursprünglich über positive Verstärkung gelernt wurde) dennoch zuverlässig, obwohl er nicht mit dem Jackpot rechnen kann. Die Motivation in diesem Fall ist aber nicht das Lob, sondern das Bestreben, die Strafe zu vermeiden.

Schöne Grüße,
Jule