Benimmregeln - Tür aufmachen, in den Mantel helfen

Hallo zusammen!

Meine Freundin (25) hat letztens gesagt, daß sie es schön fände, wenn ich (28) ihr zunächst die Beifahrertür öffnen/aufschließen würde und dann erst zur Fahrertür gehen würde. Da wußte ich gar nicht so recht wie ich reagieren soll. Zunächst kenne ich in meinem Bekanntenkreis niemand der das macht, sie angeblich schon. Es heißt natürlich nicht, daß ich es alleine aus dem Grunde nicht tun würde. Nur heißt es manchmal >Emanzipation

Umgangsformen sind wieder im Kommen…
Hallo Bernd,

ist der Wunsch Deiner Freundin wirklich soooo entsetzlich??? :smile:

Mit meinen 30 Jahren bin ich ganz gewiss kein hilfsbedürftiges Mütterchen, trotzdem finde es schön, wenn mir mein Liebster in den Mantel hilft, die Tür aufhält oder Feuer gibt, obwohl ich durchaus in der Lage bin, das alles selbst zu bewältigen. Das tut er übrigens grundsätzlich und nicht nur bei mir. Gerade weil wir Frauen es im Berufsleben heutzutage nicht ganz einfach haben und häufig mit harten Bandagen kämpfen müssen, empfinden wir es als sehr angenehm, wenn uns wenigstens unsere Männer verwöhnen.

BTW: mir persönlich sind bisher keine Frauen begegnet, die sich partout geweigert hätten, sich z. B. von meinem Süßen in den Mantel helfen zu lassen. Außerdem habe ich gerade ein bißchen überlegt und stellte fest, daß eigentlich alle Männer aus meinem Umfeld diese uralten Traditionen nach wie vor pflegen. Natürlich kommen meine Jungs im Büro nicht jeden Morgen vereint angeschossen, um mir den Mantel abzunehmen. Das kriege ich gerade noch so hin (sofern ich überhaupt den Mantel mithabe).

Den Knigge und anderes zum Thema gibt es natürlich auch online. Hier ein paar Beispiele:

http://gutenberg.aol.de/knigge/umgang/umgang.htm (das ist übrigens der echte Knigge, also alles noch im O-Ton von Anno achtzehnhundertfeuerstein
http://userpage.fu-berlin.de/~kbartels/links/umgangt…
http://www.vanhasselt.de/presse/pr_umgang.htm

Wenn ich aus der letztgenannten Quelle mal kurz zitieren darf:

‚Auch im Jahr 2000 stehen Kavaliere hoch im Kurs. Das beweist eine von „Stil und Etikette“ beim Emnid-Institut, Bielefeld, in Auftrag gegebenen Repräsentativ-Umfrage. Die meisten traditionellen Kavaliersgesten werden von bis zu 95,8 Prozent (!!!) der Deutschen als zeitgemäß empfunden.‘

Die Zahl sagt doch eine ganze Menge aus, oder?

Und hier noch etwas zum Schmunzeln:

Seit ihrem in der Bibel dokumentierten Ursprung aus der Rippe Adams ging Eva einen langen Weg. Nach dem Zeitalter des Lockens und Verführens folgte das Zeitalter turbulenten Kampfes um die Gleichberechtigung. Heute sind die Frauen allerdings ganz neuen Härten ausgesetzt. Zu denen zählen auch die modernen Umgangsformen, die von einem einschlägigen Arbeitskreis formuliert worden sind.

Wenn Besuch ins Büro kommt, bleibt die Eva von heute nicht einfach huldvoll lächelnd in der Bluse sitzen. Sie springt stattdessen auf, rafft die Jacke über, knöpft sie zu und tritt dem Gast entgegen. Tapfer schwitzt sie ihre Jacke in Sitzungen und Verhandlungen durch, denn ausziehen soll sie das Teil nie und aufknöpfen nur, wenn sie Platz nimmt. Eva muss Adam modisch perfekt spiegeln: Kommt er im blauen Anzug, erscheint sie im blauen Kostüm. Seit Menschengedenken fordert sie die gleichen Rechte - jetzt trägt sie seine Stoffe und Schnitte. Parfümwolken, baumelnder Schmuck und freizügig dargebotene Haut und Körperkurven passen nicht gut in diese neue Welt. Im gesellschaftlichen Umgang soll die moderne Frau von Welt ihren Sex-Appeal eindampfen bis fast zum Quasi-Zwittertum. Selbstverständlich, dass sie dem Herrn durchaus auch aus dem Mantel helfen kann, ihm auf der Treppe vorangehen, bei Tisch für ihn bestellen und zahlen kann. Zimperlieschen bleiben lieber zu Hause: Werden nämlich Hände geschüttelt, soll die Frau von heute zupacken wie ein Kerl. Schraubstockgriffe anderer müssen ohne Handschuh und natürlich auch ohne Murren ertragen werden. Zart hingehauchte Handküsse kann die moderne Eva höchstens noch bei einer Gala erwarten. Und ebenfalls nur dort darf sie damenhaft sitzen bleiben, wer oder was auch komme. Für das richtige Leben aber gilt eisern die Regel: Beim Begrüßen steht jede vor jeder und jedem auf.

Vom stillen Örtchen abgesehen, finden die neuen Benimmregeln in alle Lebensbereiche Eingang. Aus diesem Grund werden diese modernen Umgangsformen von einer Trainerin in den Seminaren in ihre nimmermüden Gäste hineingestopft. Am Smalltalk wird ebenso gefeilt, wie an Ansprachen, am Begrüßen und Vorstellen und an den Tischsitten. Auch Anrede, Körpersprache und Outfit gehören dazu. Die Pressedame einer Bundesbehörde übt sich darin, hohen Besuch in einen Stehempfang einzuweisen, eine Marketing-Assistentin eines Fünf-Sterne-Hotels übt Gesprächstechnik. Eine Hausverwalterin, der bohrende Fragen nicht liegen, trainiert vor laufender Kamera. Aus dem Stand hält eine Industriellengattin die Tischrede, vor der sie stets Angst hatte.

Die Trainerin des Seminars hat den Trend längst erkannt: Neben den Führungskräften streben vor allem auch Leute aus dem zweiten und dritten Glied nach der „Kunst des gewandten Auftretens“ - darunter immer mehr Frauen. Das liegt wohl daran, dass auch Frauen heute immer häufiger ernüchternde Erfahrungen machen. Die Dame von der Maklerfirma drückt sie kurz und bündig so aus: „Erst kommt die Persönlichkeit, dann das Fachwissen.“
(nach: Rita Mohr, Androgyne Umgangsformen, in: Süddeutsche Zeitung vom 01.04.2000 Bildung und Beruf; verändert und gekürzt)

‚Beuge‘ Dich ruhig dem Wunsch Deiner Freundin, Du befindest Dich in bester Gesellschaft.

Viele Grüße

Tessa

Knigge komplett im Internet
Hallo Bernd,

als Diskussionsgrundlage für Dein Thema: Der Knigge komplett im Internet:

http://gutenberg.aol.de/knigge/umgang/umgang.htm

Diesen Link veröffentliche ich in diesem Brett hiermit übrigens schon zum dritten Mal (da gabs doch noch ein Archiv…)!

Herzliche Grüße

Alex

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

und ich habe`s mir ausgedruckt - schwarz auf weiss :wink:)

… wenn ein Mann einer Frau die Autotür auf hält - ist entweder die Frau neu oder das Auto ;o)

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das war der Trend (leider)…

Zauberm@us *diesichfreutwennihrdieAutotürderSchrottkisteaufgehaltenwird…*

Moin Bernd!

Natürlich sind das alte Traditionen, aber warum sollte man sie nicht pflegen?

Ich mache das öfter und ich habe noch keine Frau/Mädchen kennengelernt, die diese Gentleman-Handlungen nicht kannte.
Natürlich waren die meisten überrascht, wenn ich Ihnen die Tür aufhielt (und auch wieder schloss, wenn sie drin waren) oder Ihnen in den Mantel half. Aber eine abwehrende oder gar beleidigte Reaktion ist doch eher unrealistisch.
Das Problem ist nur, dass die meisten Männer es eben (leider) nicht mehr tun und die Frauen daher auch nicht damit rechnen. Viele würden es sich aber bestimmt wünschen (wie Deine Freundin zu beweisen scheint).

Ich muss auch nicht mit der Frau eine Beziehung haben, um das zu tun. Es ist einfach ein Zeichen von Benimm.
Übrigens hat’s mir bisher auch noch keine der sogeannten „emanzipierten“ Frauen übelgenommen.

Und nur weil es kein anderer aus Deinem Bekanntenkreis tut, heisst das ja auch nicht, dass Du es auch nicht tun solltest. Sei doch mal ein gutes Beispiel für die anderen Männer! :wink:

Gruss
Lanzelot

Hallo!
Ich als Frau (21) finde es auch angenehm, wenn mir ein Mann die Türe aufhält oder mir in den Mantel hilft. Irgendwie zeigt das, das man was besonderes ist und dass man es wert ist, dass sich ein Mann so um mich kümmert. Mit Emanzipation hat das meiner Meinung nach nicht viel zu tun. Manchmal hat man als Frau einfach „unpraktischere“ Kleidung an (hohe Absätze o. ä.) und hat es dann leichter, wenn einem geholfen wird.
Umgekehrt denke ich aber auch, wenn ich sehe, dass ein Mann etwa beide Hände voll hat und sich schwer tut, eine Türe zu öffnen, sollte eine Frau ihm dann die Türe aufhalten.