etwas off-topic
Hallo peet!
Dazu ist es noch zu
erwähnen, daß der Mann offensichtlich erfolgreich ist. Er
dirigiert im Konzert z.B. die Fünfte von Bruckner, was nicht
jeder Teilnehmer dieses Forums von sich behaupten kann.
Stimmt, aber ist das ein Kriterium für Erfolg? Wird nicht von allen mittelmäßigen Dirigenten behauptet, sie seien große Bruckner-Dirigenten? Jochum, Karajan, …
[persönliche Einschätzung und nicht ganz ernst gemeint
]
Vielleicht sollte ich mal Bruckner dirigieren?
Die Frage: Gibts es Suizide unter Dirigenten überhaupt? Ein
Beispiel vielleicht?
Warum sollten sich Dirigenten-Beruf und suizidale Neigung gegenseitig ausschließen? Dagegen ist keine Bevölkerungsschicht wirklich gefeit.
Aber es stimmt, spontan fällt mir erstmal kein Fall von Suizid bei einem Dirigenten ein. Komponisten scheinen da schon eher mal zu tiefen Depressionen zu neigen (Tschaikowski, B.-A. Zimmermann, …).
Das hat aber sicher auch mit dem von dir schon erwähnten Kriterium des Berufserfolgs zu tun. Jemand der in seiner beruflichen Karriere erfolgreich ist erlebt sicher weniger Auslöser für eine suizidale Krise als ein „Looser“. Damit ergibt sich eine ähnliche Erklärung wie für die Tatsache, dass Dirigenten ein so hohes Durchschnittsalter erreichen. Das hat auch nichts damit zu tun, dass der Dirigentenberuf so gesund wäre, sondern damit, dass die Betrachtung von Dirigenten eine vorsortierte Stichprobe darstellt.
_"Das gleiche Auswahlprinzip ist vremutlich auch für die vermeintlich höhere Lebenserwartung von Musikern verantwortlich, die periodisch in den Medien für Gesprächsstoff sorgt. So hatte man etwa in den USA einmal eine Lebenserwartung für Orchesterdirigenten von 73,4 Jahren ermittelt, 4 Jahre mehr als für den Rest der männlichen Bevölkerung, mit dem impliziten Rat der New York Times (in der Ausgabe vom 5. Dezember 1978): Lebe länger! Werde Dirigent!
Pustekuchen, sogt wieder der Statistiker. Ein männlicher Säugling mit angeborener Begabung zum Dirigenten lebt im Mittel keine Minute länger als ein Baby ohne Musiktalent. Zumindest gibt es keinen Anlaß zur Annahme des Gegenteils. Beider werden z.B. mit gleicher Wahrscheinlichkeit mehr als 30 Jahre alt. Auch nach dem 30. Geburtstag ist die restliche Lebenserwartung mit derzeit etwa 47 Jahren für beide gleich. Die vermeintlich höhere Lebenserwartung der Musiktalente kommt nur dadurch zustande, daß alle diejenigen aus der Stichprobe herausfallen, die in jungen Jahren schon gestorben sind. Nur Gott im Himmel weiß, wieviele Karajans so der Welt entgangen sind. Würden auch die früh verstorbenen Musiktalente in die Rechnung mit eingebracht, wäre die Lebenserwartung von Musikern vermutlich keinen Tag größer als für andere Leute.
Auch hier hat man also das Pferd von hinten aufgezäumt, d.h. nur die erfolgreichen (in diesem Fall die Überlebenden) gezählt. Mit der gleichen Methode könnten wir ‚beweisen‘, daß Bankdirektoren, Universitätsprofessoren oder katholische Bischöfe länger leben als andere. Das ist zwar wahr, aber keine Folge des Berufs, sondern der Tatsache, daß man dergleichen Posten in der Regel erst in fortgeschrittenen Jahren übernimmt."_
aus: Walter Krämer, So lügt man mit Statistik. ISBN: 3492230385 Buch anschauen
Grüße
Wolfgang