Berichtigungen von Deutsch-Klausuren /-Arbeiten

Liebe Deutschlehrer,
ich bin nun seit 13 Monaten im Referendariat und habe die Beobachtung gemacht, dass es sowohl für Schüler als auch für Lehrer äußerst demotivierend ist, sich mit den sogenannten Berichtigungen auseinander zu setzen.
Andererseits halte ich es für sinnvoll und auch notwenig, dass sich die Schüler nach der Rückgabe der Klassenarbeit oder der Klausur noch einmal mit ihrem Text und den vom Lehrer angesprochenen Schwächen (seien sie nun sprachlicher oder inhaltlicher Art) zu befassen.

Nun also meine Frage an die erfahrenen Kollegen:
Habt ihr Methoden, wie Berichtigungen motivierend gestaltet werden können?
Ich lasse meine Schüler meistens nach dominanten Fehlerfeldern suchen und diese von ihnen erkannten Schwerpunkte berichtigen (so wird eine gewisse Selbstbestimmung hergestellt, welche m.E. die Schreibmotivation erhöhen kann).

Ist es darüber hinaus bspw. sinnvoll, Fehlerteams zusammenzustellen (Schüler, die ähnliche Schwächen haben, berichtigen ihre Arbeiten in Arbeitsgruppen)? Sind eventuell Rezensionen der eigenen Arbeit/Klausur denkbar? So nach dem Motto: Dies ist mir in der Arbeit gut gelungen. Dies ist nicht so gut gelungen…

Ich bin auf eure Ideen gespannt…

Liebe Grüße
Martin

Hallo!

Also ich bin zwar kein Deutschlehrer aber vielleicht kann ich dazu etwas sagen…
Und zwar habe ich es auch äußerst langweilig empfunden, als wir auf der Realschule nach Rückgabe unserer Deutschklausuren Sätze mit Grammatik- und Rechtschreibfehlern noch ein Mal fehlerfrei aufschreiben mussten.

Dies hatte nämlich lediglich zu Folge, dass ich Sätze bei meinen darauf folgenden Klausuren so kurz wie möglich formuliert habe, um die nächste Korrektur kürzer zu gestalten :wink:
Viel mehr brachte das nicht - anderen wohl genauso.

Später auf dem Gymnasium mussten wir das dann nicht mehr machen. Unsere Lehrerin hat nach der Klausurrückgabe nämlich nur die Fehler angeschrieben, die von einem Großteil der Klasse oder immer wieder gemacht wurden.

Bsp.:
Ein wohl häufig falsch geschriebenes Wort ist „Wiederstand“ statt „Widerstand“.
Unsere Lehrerin hat es dann angeschrieben und die Schüler sollten Wörter aus der gleichen Wortfamilie nennen, wie z.B.:
Widerhandlung, zuwider, etc.

die nichts zu tun haben mit:
Wiederbelebung, Wiederholung, wieder, etc.

Das war dann oftmals sehr lustig und ich glaube so prägt man sich das dann eher ein. Genauso bei Grammatikfehlern, wie z.B., „bei denen wo“ das Dativ die Überhand gewinnt :wink:))

Ich denke es ist nie gut, wenn man immmer das Gleiche nach einer Klausur macht, weil die Leute dann denken: „Oh, heute gibts die Klausur und danach… wird das wieder langweilig.“
Vielleicht ist es besser verschiedene „Berichtigungsverfahren“ zu entwickeln und dann immer zu wechseln, denn das beste Berichtigungsschema wird es, denke ich, nicht geben und wenn doch, dann ist es auf jeden Fall dabei…
Außerdem sind diese immer gleichen Vorgänge in der Schule genau das, was das ganze unnatürlich macht.

Auf jeden Fall finde ich es super, dass sich ein Lehrer mal Gedanken drüber macht - weiter so!!!

Gruß
Lukas

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Du hast schon einen wichtigen Hinweis erhalten:
Es gibt individuelle Fehler, z.B. in der Rechtschreibung.
Für die Klasse sind nur typische Fehler wichtig, die von vielen gemacht werden. Noch wichtiger:

Führe niemals einen Schüler (mit einem Fehler) der Klasse vor!
Das ist einer der größten Motivationskiller
und menschlich mies.

Bei Rechtschreibfehlern merke ich am Ende an, wenn es Auffäligkeiten für eine bestimmte Fehler-Art gibt. Dazu gibt es Hinweise/Übungen, wie mit wenig Aufwand viel Verbesserung erreicht werden kann.

Nur dort lasse ich üben - also nicht automatisch berichtigen.

Viel komplexer zu vermitteln sind Schwächen oder Ziele in den anderen Bereichen.

Ich beurteile insgesamt 4 Lernbereiche:
Neben dem angesprochenen Elementarbereich
Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik)
und der Sprache
fassen manche die folgenden 2 zusammen:
Inhalt
Aufbau / Gedankenführung

Anmerkungen zum Aufbau sind getrennt für Schüler besser nachvollziehbar.

Dazu haben meine Schüler ein Übersichtsblatt, aus denen sie ersehen können, wie ich meine Punkte verteile. Willst Du das haben?

Bin auch kein Deutschlehrer, habe aber einen Vorschlag: Geb den Schülern die Arbeit mit nach Hause, bis zur nächsten Stnde sollen sie 5-10 Punkte aufschreiben, die sie hätten besser machen können, sowohl Grammatik als auch Inhaltlich. Diese Punkte kannst du verwenden und ihnen sagen ob sie recht haben, oder was sie übersehen haben. Genauso können sie Punkte aufschreiben, die sie ihrer Meinung nach gut gemacht haben.
Dadurch müssen sie sich wirklich mit ihren Fehlern auseinandersetzen. Das halte ich für sinnvoller als eine „Predigt“ o.ä.

1 Like

Hallo Ole,
erstmal möchte ich mich bei dir und den anderen für die schnellen Reaktionen bedanken.
An dem Übersichtsbogen hätte ich schon Interesse. Wär nett, wenn du mir den schicken könntest.
Ansonsten stelle ich fest, dass individuelle Verfahren durchaus umgesetzt werden, jedoch keine innovativen Verfahren der Berichtigung üblich sind.
Das muss ja auch nicht sein, die Hauptsache ist ja auch das Ausbessern von vorhandenen Schwächen und weniger der motivierende Rahmen. Wobei es schön wäre, beides verbinden zu können…

Liebe Grüße
Martin

Hallo Martin,

ich kann dir auch mal die Schülersicht zeigen:

Im Endeffekt gibt es ja zwei Arten von Fehlern, die man korrigieren kann: Inhaltliche und Sprachliche. Die sprachlichen sind langweiliger und schwieriger als die inhaltlichen.

Ich finde Deutsch mittlerweile total langweilig - besonders die Korrektur der Klausuren. Am blödesten waren die Sachen, wo man dann die sprachlichen Fehler berichtigen sollte, indem man den Satz abschreiben und das falsche, jetzt richtige Wort unterstreichen sollte, am besten noch die Fehler durchnummerieren und dazu schreiben, was es nu’ fürn Fehler war… Kein Witz. Sowas sollte man vermeiden, denn was bitte spielt es für eine Rolle, ob der 5. oder 13. Fehler ein Grammatikfehler war? Merken kann man sich das nicht (ich habe das in Spanisch und Französisch gesehn, wo nach demselben Schema korrigeirt wird). Die Methode eines meiner Vorredner mit „Widerstand“ finde ich gut - so haben wir das sehr erfolgreich in Geschichte gemacht.

Meine jetzige Deutschlehrerin hat uns außerdem die inhaltlichen Fehler korrigieren lassen. Da habe ich mich - ganz ehrlich - drüber hinweggesetzt. Warum soll ich die ganze Klausur nochmal schreiben?

Das mit dem Fehlerschwerpunkt kenne ich aus Spanisch, das habe ich als sinnvoll empfunden. Blöd nur, wenn der/die Lehrer/in dann keine Gegenmaßnahme parat hat, wenn man seine Schwächen herausgefunden hat. Je nach Alter der Schüler kannst du ihnen diese Schwerpunkte ja sagen oder du lässt sie selbst aufschreiben und gibst ihnen dann Aufgaben dazu. (Sodass jeder Schüler in einer Klasse eine andere Hausaufgabe macht; es ist sowieso immer sinnvoll, die verschiedenen Leistungslevels zu berücksichtigen…)

Lena

Holla.

z.B., „bei denen wo“ das Dativ die Überhand gewinnt :wink:))

Und denen, wo das Geschlecht - der Dativ ihres - keine Spiele mehr rollt und der Unter/Oberschied zwischen überhandnehmen und die Oberhand gewinnen nicht mehr auffallen tut …

*SCNR*

Hallo!

Und denen, wo das Geschlecht - der Dativ ihres - keine Spiele
mehr rollt und der Unter/Oberschied zwischen überhandnehmen
und die Oberhand gewinnen nicht mehr auffallen tut …

DTMSTY???
*LMFAOPIMP*

Schreibt man „überhandnehmen“ Neuerdings wieder zusammen oder hat man das noch nie auseinander und „Überhand“ groß geschrieben?

*confused*

TTFN!!!
Lukas

DTMSTY???
*LMFAOPIMP*
TTFN!!!

GT.
KDEAIEVSS? OHDDASISK?
MG.

Hallo,
aus eingener Erfahrung:
was nur demotivierend und nervig ist, ist der klassiker:
schreibe alle wörter, die im aufsatz falsch waren 20 mal richtig…
als legasthenikerin war das bei mir teilweise umfangreicher als der ursprüngliche aufsatz und lerneffekt war gleich null, weil das gehirn irgendwie ab der dritten oder vierten wiederholung in leerlauf schaltet.
gruss
linda

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Habe ich was verpasst??? Dies sind keine wohldefinierten Abkürzungen… :wink:
Falls dir meine unbekannt vorkommen, dann empfehle ich wikipedia.de

TGIF :smile:))
Lukas

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