Hi Grilla,
in einem geschützten Rahmen erzählt der Aufsteller welches Thema er sich anschauen möchte. Das Problem kann auch ein psychosomatisches sein.
Der Aufsteller bittet unter den Anwesenden Stellvertretungen für seine Familienmitglieder einzunehmen. Dieser Bitte wird zumeist nachgekommen. Es ist allerdings auch zu akzeptieren, wenn jemand nicht möchte. Einmal erlebte ich, daß eine Frau als sie das zweite Mal das tote Kind in Folge sein sollte, nicht mehr wollte. Teils werden statt Personen auch Kissen verwandt, wobei ich es mit Personen wesentlich besser finde, es mit nur Kissen auch noch nicht erlebt habe. Der Aufsteller stellt seine Herkunftsfamilie (manche Therapeuten stellen auch die aktuelle Familie) so wie er sie vor seinem geistigen Auge sieht. Das kann auch bedeuten, jemand sitzt, liegt, kauert, steht schräg, mit geballter Faust in der Hüfte oder wie auch immer. Da teils auch besonders tote Menschen ihre Wirkung haben, werden diese auch ins Bild integriert.
Teils werden auch nur die wichtigsten Familienmitglieder gestellt, mangels Anwesender. Angenommen in einem Wochenend-Seminar sind 8 - 12 Leute und jemand hat 8 Geschwister, so wird auf Kissen zurück gegriffen oder nur die für den Konflikt wichtigen Personen gestellt.
Wenn der Aufsteller seine Familie so gestellt hat wie er seine Familie vor seinem geistigen Auge sieht, wird alles nochmal überprüft und etwaige Korrekturen vorgenommen.
Wenn das Bild für den Aufsteller stimmt, werden die Stellvertreter begonnen der Reihe nach zu befragen. Interessanterweise und beeindruckenderweise sagen manche der Stellvertreter teils dieselben Sätze und Worte wie sie die Aufsteller zu Hause gehört haben. Wie kann das sein, wenn an der Methode nichts dran ist? Das erstaunt mich immer wieder. Auch haben Stellvertreter mitunter die selben körperlichen Symptome wie sie in der Herkunftsfamilie tatsächlich waren.
Wenn jeder gesagt hat wie er sich an dem Platz fühlt, was natürlich nicht nur gut sein kann, sonst gäbe es ja keinen Konflikt, wird begonnen die Stellvertreter so umzustellen, bis es für die Familie paßt.
Es kann nicht immer harmonisch enden, wenn ich es auch am Ende einer Aufstellung als zumindest wesentlich harmonischer meistens erlebt habe. Teils haben noch verständlicherweise andere Familienmitglieder im System ungelöste Konflikte miteinander, die man seperat anschauen könnte.
Wenn nun sich der Stellvertreter des Aufstellers, er wählt auch natürlich einen Stellvertreter für sich selbst, sich an seinem Platz wohl fühlt, und das ist die das Ziel, geht der Aufsteller selbst ins Bild und entläßt den Stellvertreter aus seiner Rolle, so wie er am Ende der Aufstellung alle Stellvertreter wieder aus seiner Rolle entläßt.
So wäre beispielsweise eine Familienkonstellation wie sie sich der Aufsteller wünscht oder gewünscht hätte. Auch wenn er dies nicht mehr rückwirkend ändern kann, doch dieses neue Bild in sich ist wie eine Art Samen. In der Psychotherapie wird ja auch von Nachbeelterung gesprochen. In einem gewissen Rahmen findet das hier meiner Meinung nach auch statt. Man sucht sich das was einem gemäßer gewesen wäre aus und versucht die gewünschten Verhaltensweisen künftig mehr in das eigene Leben zu integrieren.
Familienstellen ist ein sehr gutes Diagnoseinstrument und kann schnell Problemherde aufzeigen. Es ersetzt jedoch nicht zwingend eine Therapie. Wenn beispielsweise hinter der Migräne der Frau ein sexuell mißbrauchender Vater steckt, so ist natürlich mit dem Aufstellen allein der Mißbrauch nicht „geheilt“.
Am Ende entläßt der Aufsteller alle Stellvertreter wieder.
Meines Erachtens ist es schwer so eine Situation zu beschreiben, man sollte sie wirklich erleben. Einer fragte mal, ob er schauspielern müsse. Davor hatte er richtige Angst. Woher soll er wissen, was er sagen soll, wenn er gefragt wird, meinte er? Als ihm gesagt wurde, er solle einfach nur sagen, was er denkt oder fühlt in dem jeweiligen Moment, und das sei okay so, war er etwas beruhigter.
Selbst war ich auch einige Male StellvertreterIn. Wie gesagt, es ist schwer nachzuvollziehen, wenn man es nie erlebt hat. Einmal beispielsweise stand ich total unter Zwang, fühlte mich gezwungen „meine Tochter“ immer anzusehen. Ich als Romana wollte gerne wegsehen. Mir war das schon peinlich. Ich fühlte mich so unangenehm, doch etwas in mir zwang mich sie ständig anzusehen. Ein andermal vertrat ich einen Vater und ich hatte auf d"meinen Bruder" der vor mir stand solche Haßgefühle, wie ich sie selbst als Romana noch nie zuvor in meinem Leben erlebt hatte. Ich wußte gar nicht, daß man so intensiv hassen kann. Ich wollte dem Typen (der mir meine Tochter weggenommen hatte, weil ich nicht fähig war sie zu erziehen mit einem Messer erstechen. Dieses Bild sah ich ständig vor mir, wie ich auf ihn wutentbrannt einsteche. Das war so heftig. Im realen Leben bin ich Einzelkind. Also, wo sollte hier die Parallele sein, wenn ich mir da nur was einbilde?
Und nun aus dem Nähkästchen geplaudert. Auch wenn Familienstellen sehr umstritten ist, ich bin von deren Möglichkeiten und Nutzen überzeugt, habe ihn ja selbst mehrfach bei mir und bei anderen erleben dürfen.
Ein Teil meiner eigenen Familienaufstellung war, daß meine stellvertretende Oma auf einmal zu heulen begann und nicht mehr aufhörte zu heulen. Mir war das so schrecklich peinlich. Mir war das so sehr unangenehm. Ich dachte sinngemäß so etwas wie: „Es bin doch nur ich. Jetzt höre doch bitte wieder auf zu heulen.“ Und das Ganze fand auch noch auf einer Veranstaltung mit ein paar hundert Leuten statt. Ich wäre da wirklich gerne verschwunden.
Weshalb heulte die stellvertretende Oma? Ich weiß nicht mehr, ob das geklärt worden ist. Ich weiß nur im realen Leben sprach meine Oma immer von ihrem seit dem Krieg vermißten Mann. Das tat sie auch noch in ihrer letzten Beziehung, die nach 19 Jahren mit dem Tod des Partners endete. Dies waren auch die letzten Jahre ihres eigenen Lebens uns sie hat fast bis zum Schluß immer wieder mal vom seit dem Krieg vermißten Mann gesprochen, so als wäre nicht sicher, daß er tot ist. Sie tat teils auch immer so, als könne er ja wieder kommen. Vielleicht war er in Gefangenschaft geraten, vielleicht habe er das Gedächtnis verloren, wäre irgendwo noch eingesperrt, vielleicht… Sie wollte nie akzeptieren, daß er tatsächlich tot sein konnte oder tot ist.
Mag sein, daß manche hier meinen, ich bilde mir das ein, doch mir erscheint nachfolgendes sehr logisch. Meine Interpretation davon ist, daß dadurch daß meine Oma nie um ihren Mann getrauert hat, er immer wenn auch nicht konkret da war, konnte auch meine Mutter nicht um ihren Vater trauern. Denn er hätte ja wieder kommen können. Solange man ihn nicht für sich selbst als tot erklärt, lebt er noch, auch wenn er nicht für einen da ist. Ich weiß nicht, was in meiner Mutter vorgegangen ist. Angeblich hat meine Oma ihr mal vorgeworfen, ihr Vater sei wegen ihr nicht mehr aus dem Krieg zurück gekommen. Ja, das ist sehr hart.
Wollte möglicherweise meine Mutter deshalb ins Kloster gehen? Kurz bevor sie das Gelübte ablegte, trat sie aus um doch zu heiraten. Ist das nicht eine ähnliche Situation? Wer mit Gott verheiratet ist, hat einen Mann, der jedoch auch nicht greifbar ist? Meine Mutter erlebte ich mein Leben lang als sehr wütend und zornig. Nach diesem Familienstellen hatte ich die Phantasie, daß meine Mutter einfach u.a. wütend auf ihren Vater war, weil sie sich von ihm verlassen fühlte bzw. möglicherweise bedingt durch ihre Mutter, meiner Oma, Schuldgefühle hatte, angeblich Schuld am Fernbleiben des Vaters zu sein. Diese Phantasie schien sich dadurch zu bestätigen, daß mal ein Kriegskamerad meines Opas bei uns war, meine Mutter hatte ihn ausfindig gemacht, und dieser sagte, ich war ein kleines Kind, mein Großvater habe seinerzeit auf der Insel Grimm Wassersucht bekommen (hat meine Mutter auch). Den Rest weiß ich nicht mehr genau, hat er nun gesagt, er wisse nicht, ob mein Opa dort verstorben sei oder er wisse es nicht? Jedenfalls hat meine Mutter später behauptet, mein Großvater sei damals abgehauen, weil er es mit meiner Oma nicht ausgehalten habe, sei nun in Österreich verheiratet und habe dort auch eine Tochter. Sie wollte immer hinfahren und ihn suchen, doch getan hat sie es letztendlich nicht. Sicherlich mag es auch andere Interpretationen geben, doch für mich fühlt es sich richtig an. Ich glaube sehr wohl, daß weil meine Oma nicht getrauert hat, meine Mutter auch nicht trauern konnte und über den nicht vorhandenen Vater bzw. Schuld an seinem Fernbleiben zu sein sehr wütend und zornig geworden ist. Weshalb vesucht eine Frau in den 50ern ihren „gefallenen“ Vater zu finden?
Mir brachte das Familienstellen damals sehr viel. Ich zeigte hier nur einen kleinen Ausschnitt auf. Beispielsweise wurde viel bei mir herumprobiert. Egal was gestellt wurde, keiner war zufrieden und das bei einer Familie mit nur einem Kind. Erst als der tote Großvater reinkam, wurde allen auf einmal angenehm warm und die Situation entspannte sich ebenso wie die körperlichen Anspannungen. Es hatte sich für mich einiges geklärt und einiges an belastenden Gefühlen von mir genommen. Ich ging nach Hause uns schrieb, schrieb, schrieb ca. 15 A4-Seiten.
Sicherlich gibt es immer Gegenargumente. Nur wieso fing die Stellvertreterin zu heulen an, und zwar so erbärmlich? Sie wußte doch gar nicht, daß meine Oma nicht getrauert hatte? Wieso bekommen manche Stellvertreter beispielsweise Rückenschmerzen, einen roten Kopf, Kreuzschmerzen, was sie in ihrem Leben sonst zumeist nicht haben? Wie kann das sein? Es ist ja vorab nicht abgesprochen worden.
Beispielsweise war auf dieser Massenveranstaltung auch ein stellvertretender Vater neben seiner Frau gekniet und richtete den Blick zu ihr nach oben. Es sah so aus, als würde er sie anhimmeln. Als die Therapeuten fragte, wie er sich fühle, meinte er gut. Sie fragte noch drei- bis viermal auf verschiedene Weise, wirklich neutral, doch er meinte sich gut zu fühlen. Auch als sie fragte ob er sich gleich mit seiner Frau, also gleichberechtigt bzw. gleichwertig fühlen würde, bejahte er das. Obwohl die Zuschauer zumeist (angehende) Psychotherapeuten waren, ging hier ein Lachen durch den Raum. Wenig professionell, doch der Mann hat seine Situation dermaßen massiv verleugnet… Der Aufsteller meinte auch, daß sein Vater im Leben so war.
Familienstellen kenne ich auch mit Skulpturen. Hier werden den Stellvertretern vom Aufsteller Sätze vorgegeben, die sie ständig wiederholen müssen. Das finde ich nicht so sehr effizient, da wir ja genug im Kopf sind. Außerdem meine ich, da fällt das was man selbst verdrängt oder nicht weiß, leider raus. Ich finde die Stellvertreter selbst reden und fühlen zu lassen, sehr viel effizienter.
Die Qualität einer Aufstellung hängt sicherlich von der Professionalität eines Therapeuten ab und der Chemie zwischen den Aufstellern und dem Therapeuten. Bedauerlicherweise machen manche Menschen ein Wochenend-Seminar und mbieten dann selbst Familienaufstellungen. Da kann ich die Kritik die dann wohl auch berechtigt sein mag, durchaus verstehen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. 
Ich habe in Bezug auf Hellinger etwas gemacht, was ich nicht gutheißen kann. Ich habe gemessen an dem was ich von ihm gehört habe, über ihn geurteilt. Selbst habe ich von ihm noch nichts gehört, nur sein Foto gesehen. Als ich ihn nun im Fernsehen sah, schienen mir nun manche seiner Aussagen anders gemeint als ich sie interpretiert gehört hatte. Das hätte ihn mir sympathischer machen können. Dennoch… der Mann hat was ansich, was für mich nicht authentisch ist. Ich kann es nicht erklären, es ist nur ein Gefühl, daß er nur seine Wahrheit sieht.
Er hat ein paar Behauptungen aufgestellt, beispielsweise, daß wenn ein Mann in die Familie der Frau einheiratet, er das Geschäft ruinieren würde. Leider kenne ich es sorum auch. Doch es muß doch auch anders gehen,daß ein Mann das Vermögen aus der Familie der Frau vermehrt?! Schließlich, worin liegt denn der Unterschied zwischen Mann und Frau? Zwei Gameten und Erziehung.
Ein Therapeut den ich kenne, hat bei dem Hellinger eine Ausbildung gemacht und ihn auch als Patriarchen bezeichnet. Das was der Fliege also hier stellvertretend für viele Meinungen fragte, ob man an der Familienseele nicht etwas ändern könne, daß es kein Glück brächte, wenn im 21. Jahrhundert die Frau dem Manne noch folgen müsse, auch wenn es bereits so in den alten Schriften stand, kommentierte er ja so, daß es kein Folgen im Sinne von Gehorchen sei, sondern ein in die Familie folgen, ein in die Religion folgen. Das könnte ich so akzeptieren. Doch mir scheint einfach, und ich mag mich täuschen, daß er dennoch auch folgen in dem Sinne meint bzw. praktiziert wie er sooft angeblich mißverstanden wird. Weshalb kommt jemand der bei ihm eine längere Zeit eine Ausbildung macht, auf die Aussage, er sei ein Patriarchat? Die Frau gehöre an den Herd.
Also, hat hier jemand in die Familie der Frau eingeheiratet und das Vermögen vermehrt? Das wäre schon mal ein Beleg dafür, daß der Hellinger mit seiner Wahrheit nicht immer recht hat.
Überdies, er wird halt auch kritisiert dafür, daß er sich angeblich als Guru auf Massenveranstaltungen feiern läßt. Er macht Aufstellungen von ein paar Minuten. Aufstellungen wie ich sie kenne dauern fast alle 1 - 1/2 Stunden, teils länger. Die kürzeste Aufstellung dauerte eine halbe Stunde. Auch wählen die Aufsteller ihre Stellvertreter selbst aus. Er mag intuitiv möglicherweise öfters richtig liegen, doch das ist nicht der rechte Weg. Er manipuliert meines Erachtens auch Wahrheiten und Menschen.
Vielleicht sollte ich auch nochmal eine Aufstellung machen mit dem Thema „Wie lerne ich mich kurz zu fassen?“. Sorry, ich würde anders, wenn ich könnte.
Ciao,
Romana
Hallo Romana,
die Sendung habe ich auch zufällig angesehen.
Was ich an Hellinger´s Aussage einleuchtend fand, war dass
Eltern und Verwandte einen prägen, egal ob man das möchte oder
nicht, egal ob man sich dessen bewußt ist oder nicht. Es macht
keinen Sinn seine Herkunft nicht anerkennen zu wollen, weil
man seine Eltern ablehnt. Das käme einer Ablehnung gegen sich
selbst gleich. Wer aber sich seiner Familie und seiner
Herkunft bewußt ist, und dies mit allem Wohl und Wehe
akzeptiert, der schafft sich den nötigen Realitätssinn um den
Lebensweg zu gehen, den er auch bewältigen kann. So habe ich
das jedenfalls verstanden.
Wobei ich mir noch als Zusatz gedacht habe, dass bei allem
Bewußtsein für seine Herkunft man auch unabhängige Visionen
braucht, als zusätzlichen Antrieb für sich selbst.
Was ich nicht nachvollziehen kann, war das vorgespielte
Beispiel der 5-köpfigen Familie, deren mittleres Kind
Schwierigkeiten mit der Mutter hat (oder umgekehrt). Da soll
der als Kind verstorbene Großonkel dafür verantwortlich sein?
Das kam mir schon ein wenig wie ein Fetisch vor: den Onkel
(von einem aus dem Publikum dargestellt) anschauen, und die
unausgesprochene Trauer um ihn verantwortlich für
Zwistigkeiten zwischen Mutter und Tochter zu machen? - sehr
eigenartig.
Ich unterscheide schon zwischen Herkunft und dem Tun der Ahnen
und Verwandten.
Hellinger scheint den Taten von Ahnen keine Bedeutung
beizumessen. Wer sie vorbehaltlos akzeptiert, der ist
glücklich. Das begreife ich nicht.
Was mich erstaunt, ist dass Bert Hellinger´s Thesen unter
Fachleuten - wie hier zum Beispiel - sehr viel Ablehnung
hervorruft, um nicht zu sagen Abneigung und viele Emotionen.
Wat denn nu? Ist denn was dran oder nicht an seiner
Familienaufstellungs-These? Und wenn nur teilweise was dran
ist, dann würde doch eigentlich ein „ja - aber…“ reichen,
oder?
viele Grüße
Claudia