Berücksichtigt Navigation die Steigung bei Streckenlängenberechnung?

Berücksichtigen Navigationsprogramme die Steigung bei der Streckenlängenberechnung?

Guten Morgen!

Die Frage oben beinhaltet eigentlich schon alles, was ich gerne wissen möchte. Ich habe mich neulich gefragt, als mir mein Navigationsprogramm mehrere Alternativstrecken vorschlug, ob bei der Längenberechnung auch mitberücksichtigt wird, dass bestimmte Strecken vielleicht einen steilen Berg hochführen und somit länger sind als vergleichbare Strecken ohne Steigung, d.h. wenn man sie aus der Vogelperspektive betrachtet (als Satellitenbild). Wenn ich beispielsweise bei OpenStreetMaps selbst neue Strecken eingezeichnet habe, dann habe ich mich an der Satellitenkarte von Bing orientiert. Nirgends musste man Angaben dazu machen, ob die Strecke einen Berg hochführt oder nicht. Letztlich wüsste ich auch gar nicht, wie man diese Information verlässlich in eine Karte implementieren würde. Ich gehe also fast davon aus, dass Steigungen vernachlässigt werden? Hat jemand dazu gesicherte Informationen? Würde mich interessieren!

Vielen herzlichen Dank!

Hallo,

über welche Größenordnung unterhalten wir uns denn?

Mehr als 8% Steigung sind bei Fernstraßen wohl kaum anzutreffen.
Das sind dann 80 Höhenmeter bei 1000 m horizontaler Entfernung.
Die Fahrstrecke beträgt dann 1003 m, sagt Pythagoras.

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Kurz und knapp: ja.

Die Entfernungen zwischen zwei Punkten (Kreuzungen, Autobahnabfahrten usw. ) werden nicht (nur) anhand von Luftbildern ermittelt, sondern bei den 4 großen Kartendiensten zusätzlich noch mal mit Autos live auf der Straße vermessen.

Ja, OSM ist da eine der Ausnahmen. Zum einen wird OSM aber auch nur von sehr wenigen Navigationen als Datenmaterial benutzt, zum anderen ist der Fehler vergleichsweise klein, wie @X_Strom bereits darlegte. Zudem ist das sogenannte Map Matching, als das Vergleichen der Messdaten mit den Kartendaten und damit das Festlegen der eigenen Position ohnehin nur ein sehr professionelles Schätzverfahren. Ein Fehler von ein paar Metern in der Karte bringen kein Programm aus der Ruhe.

Grüße
Pierre

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Die OSM-Community hat sich bewußt dagegen entschieden, Höhendaten zu erfassen, abgesehen von Berggipfeln, Passhöhen und anderen markanten Geländepunkten. Es gibt aber Karten- und Navigationsdienste, die OSM-Daten mit frei verfügbaren digitalen Geländedaten verknüpfen, z.B. den SRTM-Daten. Das ermöglicht zum einen Karten mit Höhenlinien und/oder Geländeschummerung zu erstellen und zum anderen bei der Navigation die zu überwindenden Höhenmeter zu berücksichtigen. Letzteres ist zum Beispiel für Fahrradfahrer auf längeren Strecken interessant. Das Routingprogramm BRouter kann das. Es gibt auch Apps, welche die optional BRouter-Routing-Maschine verwenden können, OsmAnd und Locus Maps zum Beispiel.

Meines Wissens wird aber bei den OSM-basierten Routern bei der Berechnung der Streckenlänge weder das Geländeprofil noch die Erdkrümmung berücksichtigt. Das würde aber auch im Rauschen
der durch andere Fehlerquellen verursachten Ungenauigkeit von Streckenlängen untergehen.

Hast du einen Link zu einer Seite, wo man das nachlesen kann, oder sonst einen Beleg dafür?

Leider Nein. Ich habe allerdings so früh angefangen, professionell Navigationssysteme einzubauen (Anfang der Neunziger Jahre), dass ich noch Grundlagenkurse bei Bosch/Teleatlas und Philips/Navteq mitgemacht habe, die die Funktionsweise der ersten Navigationen und die Datenerfassung in vielen Details erklärten.

Später waren einige Fahrzeuge vom Berliner Sitz der Firma Navteq für Einbauten bei meinem Arbeitgeber. Auf diese Weise hatte ich regelmäßig Kontakt zu den Kartographen. Mehr als mein Wort kann ich Dir also leider nicht geben.

Übrigens setzte man in den Fahrzeugen zur Kartierung auf zwei 12-Kanal A-GPS-Empfänger zu Lokalisierung. Damit sind tatsächlich Genauigkeiten von wenigen Dutzend Zentimetern möglich - sowohl in 2D als auch in der dritten Dimension. Eine automatisierte Erfassung der jeweiligen Höhen sind also möglich.

Grüße
Pierre

Hallo,
weniger fuer die Streckenlaenge, aber fuer die Reichweite.
Moderne Elektroautos kommen bei der Reichweiten-Berechnung nicht ohne die Hoehendaten aus.
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Es nutzt wenig, auf der Passhoehe minus 10 Prozent im Akku zu haben, also vorher liegenbleiben, um dann hinter der Passhoehe bergab mit Rekuperation wieder auf plus 10 Prozent Akkustand aufzuladen.
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Moderne Elektroautos sagen auch beim Start schon, ob man vor der Hoehe noch laden muss, und wo, und ob dort die Ladesaeule frei ist. Sowas ist in der internen Navigation eingebaut. Eine Grundfunktion, die „nichtmoderne“ Elektroautos mit der Zeit auch noch bekommen (sollten) werden.
Gruss Helmut

Vielen Dank für die vielen Antworten! Sehr interessant!