Hallo!
Forschen kann man an Unis oder in der Industrie. In der Industrie ist es natürlich sehr anwendungsbezogen und gewinnorientiert, dafür hat man (irgendwann einmal) eine feste Stelle und in der Regel einen oder mehrere Chefs, die einem genau sagen, wieviel von was bis wann erledigt sein muss. An der Uni sieht es mit festen Stellen Mau aus. Hier schreibt man Anträge, wo man seine Forschungsziele vorstellt. Mit etwas Glück wird das Forschungsvorhaben dann gefördert. Solche Projekte werden meist für 2 bis 3 Jahre ausgeschrieben. Dann muss man wieder Anträge schreiben, in der Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht. Die Aussicht auf Förderung steigt natürlich mit dem Erfolg, den man in der vorigen Förderperiode nachzuweisen hat - das sind v.a. Publikationen eigener Ergebnisse in Fachzeitschriften. Forschen an Unis heißt als im Wesentlichen: Anträge schreiben und Publikationen schreiben. Dafür hat man weitgehend die Freiheit, sich mit den Themen und Ideen zu beschäftigen, die einen interessieren.
Viele „Forscherlaufbahnen“ verlaufen etwa so: Nach dem Studium macht man eine Doktorarbeit in zu einem Thema, was einen interessiert (ca. 4-5 Jahre), dann geht man 2-3 Jahre als „Post-Doc“ an ein Institut, wo man an diesem oder einem ähnlichen Thema weiterarbeiten kann. Dann versucht man, eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen und bewirbt sich um Anschubfinanzierungen. Anschließend kommen Bewerbungen auf Juniorprofessuren infrage. Die Stellen sind 5 Jahre befristet. Dann kann man sich auf W2-Professuren bewerben (wozu meist noch eine Habilitation verlangt wird). Alles immer vorausgesetzt, man hat gut publiziert und erfolg bei den Anträgen. Wenn nicht, muss man halt irgendwas anderes machen…
Wer stellt einen da an?
Eine Firma oder die Uni.
Kriegt man da spezielle Aufträge?
In der Firma schon. An der Uni mußt du weitgehend selbst entscheiden, was du machen willst.
Arbeitet man da in Gruppen oder alleine?
In Gruppen. Alleine forschen ist nicht mehr. Die Themen sind zu komplex, die Ansprüche zu hoch, als dass einer allein international konkurrenzfähig sein könnte (und in der Forschug hat man IMMER internationale Konkurrenz - da gibt es keine „Regionalliga“).
Wie funktioniert das?
Das ist wirklich sehr verschieden von Fach zu Fach.
Vielleicht findet sich jemand, der mir ein bisschen mehr
Klarheit über den Beruf eines Forschers verschaffen kann.
Forscher ist eben kein Beruf. Forschen ist etwas, was man macht, meist aus Interesse, und man freut sich, wenn man dafür eine Finanzierung bekommt. Forschung bietet keine Sicherheiten und nur in Ausnahmefällen kann man damit reich werden.
Das war jetzt nur ein Blickwinkel, es gibt noch viele andere, und ich denke, das wird hier auch noch ergänzt werden.
VG
Jochen