Lieber Florian,
ich sehe hier viele Punkte berührt, auf die ich auf diesem Weg zumindest kurz eingehen will - auch wenn er gegenüber einem Face-to-Face-Coaching nicht ideal ist:
Liebe/-r Experte/-in,
ich mache mir gerade Gedanken über ein Studium und möchte
einen „neutralen“ Rat für meine Situation.
Mein bisheriger Werdegang:
- 3jährige Ausbildung zum Textilmechaniker
- 7jährige Tätigkeit in diesem Beruf im Bereich der
Entwicklung, weltweite Monteurstätigkeit, Produktionsleitung,
Produktionsüberwachung und Qualitätssicherung
Da ich noch mal etwas anderes sehen wollte, habe ich mich im
Jahre 2010 entschieden zu kündigen und bin gerade dabei meinen
staatlichen Techniker zu machen. Diesen werde ich im Juli 2012
abschließen.
Das sind ja schonmal eine Menge Qualifikationen.
Da es ja nun dem Ende zu geht, mache ich mir natürlich wieder
mehr Gedanken, wie es weitergeht. Es gibt die Möglichkeit
wieder in einen Betrieb zurückzugehen oder noch ein
ingenieurwissenschaftliches Studium zu beginnen. Zu diesem
tendiere ich schon, seitdem ich 22 bin.
Jetzt wird es schwierig. Was für dich richtig ist, kannst nur du allein entscheiden - und das solltest du auch, da eine eigenverantwortliche Entscheidung auch Energien freisetzt, die du zur Umsetzung benötigst.
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Stellt sich für mich die Frage, ob du mit dem Studium deine Qualifikation überhaupt noch erhöhst, ob sich deine Stellung am Arbeitsmarkt signifikant verbessert - das solltest du gründlich durchdenken.
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Frage ich mich, was die Motivation für das Studium ist. Lang gehegte Träume soll man sich nach Möglichkeit schon irgendwann erfüllen - vielleicht geht es aber gar nicht konkret um dieses Studium, sondern um die Orientierung an dir eigenen Werten wie Weiterentwicklung, Spaß am Lernen, Neugiermotivation etc.? Die bekämst du auch in anderen Kontexten befriedigt, bspw. solltest du bei der Auswahl zukünftiger Arbeitgeber darauf achten, ob hier Passung wahrscheinlich ist.
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Vielleicht geht es sogar um sehr grundsätzliche Fragen, wie „Was erwarte ich vom Leben?“, „Wo soll es eigentlich hingehen?“, „Bin ich auf dem richtigen Weg?“?
Würde ich dies in der Regelstudienzeit durchziehen, dann wäre
ich knapp 35 Jahre alt. Für mich wäre dies vom Alter her kein
Problem. Ich frage mich nur, ob ich dann noch einen Job finde
bzw. für Betriebe interessant bin, wenn sich gleichzeitig auch
noch genügend 25jährige auf den Markt „werfen“.
Nun, der vielzitierte soziodemografische Wandel und Fachkräftemangel sollte dir da in die Karten spielen, es müßte zukünftig einfacher werden Jobs zu finden, vor allem im technischen/ingenieurwissenschaftlichen Bereich. Flexibilität ist natürlich auch ein Faktor - frag dich, wie ortsgebunden du bist.
Wie siehst Du das? Bin ich zu alt zum Studieren aus Deiner
Sicht? Aus meiner Sicht bin ich es nicht. Trotzdem möchte ich
gerne mal eine zweite Meinung und evtl. Denkanstöße.
Nein, zu alt zum Studieren ist man meines Erachtens nie - ob es der beruflichen Entwicklung dient, ist eine andere Frage. Und wie es zu deinem Lebensentwurf paßt - unter Einbezug der Anforderungen des sozialen Umfelds, Partner/in, Eltern, Statusansprüche etc. pp. - sind weitere Fragen.
Coachings dienen dazu, solche Aspekte gründlich zu klären und einen stimmigen Lebensentwurf zu realisieren - überleg’ dir mal, ob du nicht eine solche Kurzzeitintervention in Anspruch nehmen willst, du hast ja noch etwas Zeit bis nächstes Jahr. Einen guten Coach kann man mittlerweile eigentlich fast überall in Deutschland finden, dabei helfen bspw. die Online-Datenbänke der Verbände.
Ich finde es sehr gut, dass du dich systematisch mit diesen Fragen auseinandersetzt,
hoffe das ich dir etwas helfen konnte und wünsche dir viel Erfolg für die Zukunft.
Herzliche Grüße!